Google Street View – Zur Unterscheidung von Dokumentation und Simulation des Raumes 8
von Kusanowsky
Die Dokumentform ist die Empirieform einer funktional-differenzierten Gesellschaft. Wenn gelten soll, dass alles, was über die Welt gewusst werden kann, durch Massenmedien zustande kommt, dann heißt das auch, dass alles, was man über sich selbst weiß, nicht ohne Massenmedien zustande kommt. Das heißt nicht, dass man alles, was man über sich selbst wissen kann, nur durch Massenmedien wissen kann.
Massenmedien produzieren und verbreiten Dokumente. Zur genaueren Erläuterung ist es angebracht, zwischen den Merkmalen der Dokumentform und der Form ihres Unterscheidungsschemas zu unterscheiden. Das ist deshalb erforderlich, da bei Verwendung des dokumentarischen Unterscheidungsschemas nicht immer alle Merkmale der Dokumentform aktualisiert werden. Man kann an der Dokumentform ihre Identifikationsmerkmale nur insofern wiederfinden als sie durch ihr Unterscheidungsschema die Berücksichtigung bestimmter Merkmale erforderlich macht. Das heißt einfach ausgedrückt: Wenn man wissen will, was ein Dokument ganz allgemein ist, muss man auf bestimmte Dokumente verweisen – und: man kann dabei nur auf bestimmte Dokumente verweisen. Etwas anderes wird durch die Form selbst ausgeschlossen, oder erscheint im Vollzug der Kommunikation als empirisch nicht überprüfbar, nicht vorhanden, nicht gegeben – als: nicht real. Es sei betont: das gilt für die Verwendung des Dokumentschemas. Dass man das, was man als real auffassen kann oder nicht, auch mit einem ganz anderen Schema beobachten kann, wird hier anheim gestellt und darum vernachlässigt. Entscheidend geht es darum, verstehbar zu machen, dass eine funktional-differenzierte Gesellschaft eine für sie typische Form der Empirie hervorbringt, die zunächst für alle Funktionssysteme zur Verfügung stehen muss, damit durch ihre Ausdifferenzierung genau diese spezifische Form der Empirie entstehen kann. Es handelt sich also um die zirkuläre, systemübergreifende Selbstentfaltung eines Beobachtungsschemas, das zur Erklärung seiner Unwahrscheinlichkeit und Kontingenz selbst nichts beitragen kann, weil alle so gewonnenen Beobachtungsresultate die Wahrscheinlichkeit seiner Tauglichkeit erhöhen. Kann also etwas über die Unwahrscheinlichkeit und Kontingenz der Entfaltung eines solchen Beobachtungsschemas gewusst werden, wird davon ausgegangen, dass dies weder durch dieses Schema selbst noch durch seine empirisch gemachten Wissenskondensate möglich wird. Es muss also etwas anderes, aber ebenso Reales im Spiel sein, das durch das Dokumentschema ausgeschlossen wird, weil es sich dadurch als Nichtreal erweist.
Massenmedien produzieren und verbreiten Dokumente. Zur genaueren Erläuterung ist es angebracht, zwischen den Merkmalen der Dokumentform und der Form ihres Unterscheidungsschemas zu unterscheiden. Das ist deshalb erforderlich, da bei Verwendung des dokumentarischen Unterscheidungsschemas nicht immer alle Merkmale der Dokumentform aktualisiert werden. Man kann an der Dokumentform ihre Identifikationsmerkmale nur insofern wiederfinden als sie durch ihr Unterscheidungsschema die Berücksichtigung bestimmter Merkmale erforderlich macht. Das heißt einfach ausgedrückt: Wenn man wissen will, was ein Dokument ganz allgemein ist, muss man auf bestimmte Dokumente verweisen – und: man kann dabei nur auf bestimmte Dokumente verweisen. Etwas anderes wird durch die Form selbst ausgeschlossen, oder erscheint im Vollzug der Kommunikation als empirisch nicht überprüfbar, nicht vorhanden, nicht gegeben – als: nicht real. Es sei betont: das gilt für die Verwendung des Dokumentschemas. Dass man das, was man als real auffassen kann oder nicht, auch mit einem ganz anderen Schema beobachten kann, wird hier anheim gestellt und darum vernachlässigt. Entscheidend geht es darum, verstehbar zu machen, dass eine funktional-differenzierte Gesellschaft eine für sie typische Form der Empirie hervorbringt, die zunächst für alle Funktionssysteme zur Verfügung stehen muss, damit durch ihre Ausdifferenzierung genau diese spezifische Form der Empirie entstehen kann. Es handelt sich also um die zirkuläre, systemübergreifende Selbstentfaltung eines Beobachtungsschemas, das zur Erklärung seiner Unwahrscheinlichkeit und Kontingenz selbst nichts beitragen kann, weil alle so gewonnenen Beobachtungsresultate die Wahrscheinlichkeit seiner Tauglichkeit erhöhen. Kann also etwas über die Unwahrscheinlichkeit und Kontingenz der Entfaltung eines solchen Beobachtungsschemas gewusst werden, wird davon ausgegangen, dass dies weder durch dieses Schema selbst noch durch seine empirisch gemachten Wissenskondensate möglich wird. Es muss also etwas anderes, aber ebenso Reales im Spiel sein, das durch das Dokumentschema ausgeschlossen wird, weil es sich dadurch als Nichtreal erweist.
Die einzelnen Merkmal der Dokumentform sind:
- Linearität
- Kausalität
- Sequenzialität
- Identität
Die Form des Dokumentschemas ist eine Ein-Seitenform, die immer zweiseitig verwendet werden muss.
Technorati-Tags: Dokument, Dokumentform, Beobachtungsschema
[…] Streetview – Zur Unterscheidung von Dokumentation und Simulation des Raumes 8″ (hier) listet Klaus Kusanowsy vier Kriterien der Dokumentform auf. Diese […]
[…] Siehe zur Erläuterung: Zur Unterscheidung von Dokumentation und Simulation […]
[…] zurück zu Teil 8 Die Gründe für das Aufkommen von Einwänden gegen das Vorhaben von Google Street View sind wohl das vorläufige Ergebnis eines sozialen Lernprozesses. Dieser Lernprozess bewältigt die Umstellung von Erfahrungsbildung durch massenmedial verbreitete Dokumente auf Erfahrungsbildung durch Performate. Vielleicht könnte man sagen, dass das Internet inzwischen schon als deviante Struktur der Massenmedien betrachtet wird. Diese Überlegung deckt sich ungefähr mit den virulenten Schundkampagnen, die sich gegen die Erscheinungsformen des Internets richten: die geringschätzenden Äußerungen über die Herrschaft der Amateure und inkompetente Blogger machen deutlich, dass die Zerrüttung der bekannten Garantiestrukturen in vollem Gange sind. Es kommt ferner ein Risikobewusstsein zum Ausdruck, das sich speist aus einer Kette von Datenskandalen, Internetabzockern und raffinierten Betrügern, welche die schwierige Dokumentationssituation des Internets als Kostenfallen ausnutzen, indem sie sehr geschickt die Last der juristischen Beweisbarkeit zu ihrem Nutzen umkehren. Es scheint außerdem klar zu werden, dass die Menge, der bald möglichen Betrugsmaschen in einem erheblichen Ausmaß steigen wird. Man bemerkt ferner wie einfach es inzwischen geworden ist, die Arbeit eines Privatdetektivs, die bis vor ein paar Jahren nur kostenintensiv erledigt werden konnte, heute von jedem Internetzugang der Welt in einem Bruchtteil der Zeit selbst erledigen zu können. Kombiniert man diese Möglichkeit mit dem Wissen um die Zudringlichkeit von Unternehmen, die jede Möglichkeit, auch wenn sie außerhalb der Grenzen des Wettbewerbrechts liegen, nutzen, um ihren Kunden mit Werbung und Verkaufsangeboten nachzustellen, dann braucht man keine weitschweifende Fanatsie, um sich vorzustellen, was Verkaufsexperten sich noch alles einfallen lassen werden. Es kommen außerdem die Erfahrungen von Raubkopierern und Internetstalkern hinzu. Vergessen sollte man auch nicht, dass die Finanzkrise gezeigt hat, wie hilflos ein Staat gegenüber Konzernen ist, die, wenn sie nur groß genug sind, praktisch machen können, was sie wollen. Wer wollte so naiv sein zu glauben, dass solche Verhältnisse nicht auch Google oder seinen Nachfolgern zugute konnen könnten. Es fällt nicht schwer, sich daraus ein Gesamtbild zu entwickeln, dass von einer Dämonie des Geschehens zeugt, das von keiner bekannten legitimen Gewalt geregelt werden könnte. Das Ausmaß der Veränderungen dürfte dabei kaum zu überschätzen sein, zumal solche sozialen Lernprozesse von keiner zentralen Stelle aus dirigiert werden können, weshalb auch kein einzelnes Argument, sollte es sich auch mit größter Dringlichkeit im Dschungel der Aufmerksamkeit bemerkbar machen wollen, wichtiger genommen werden kann als jedes andere. […]