Google Street View – Zur Unterscheidung von Dokumentation und Simulation des Raumes 7
Macht man sich auf die Suche nach Erklärungen für solche Phänome wird man meist nur subjektheoretische Einschätzungen finden, die auf mehr oder weniger psychologisierende Spiegelungstheorien von Selbstwahrnehmungsweisen abzielen; irgendwie scheinen solche Verhaltensweisen durch psycho-defizitäre Konditionierungen bestimmt zu sein, die auf Annahmen über den allgemeinen narzistischen Selbstverdächtigungscharakter des modernen Subjekts angepasst sind. Dass solches Verhalten aber keineswegs einem individuellem Begehren geschuldet ist, sondern dass es sich um eine soziale Praxis handelt, die von den Menschen nicht einfach nach eigenem Gusto „gewählt“ oder „abgewählt“ werden kann, eine Praxis, die den Menschen nicht einfach durch „freien Willen“ zugänglich wird, kann unter diesen Umständen nur schwer erklärbar werden, weil immer nur das handelnde Subjekt, das aus eigenem Antrieb nach Selbstidentifizierung sucht, in jeder Hinsicht als Verursacher ausgemacht werden kann. Offensichtlich gibt es keine objektiv-notwendigen Bedingungen, die eine Verursachung außerhalb des Subjekts bereit stellen. Und die Frage lautet: warum ist das so? Die Frage lautet nicht, wie es um das genaue Wesen des Subjekts bestellt ist, sondern warum das Wesen des Subjekts – und nur dieses selbst – als Urgrund dieser sozialen Praxis betrachtet werden kann.
Um noch einmal die Plausibilität dieser Annahme zu betrachten, sei betont, dass es keine bekannte Gewalt gibt, die über das Subjekt in der Weise verfügen könnte, dass es gleichsam selbstillusionierend glaubt, aus eigenem Antrieb zu handeln, während es doch von irgendwoher dazu getrieben sein müsste. Es gibt – so könnte man sagen – keine erkennbaren sozialen Zwänge, die einem eine massenmediale Image-Beobachtung aufdrücken. Man könnte dies für Unternehmen und Parteien gelten lassen, für Politiker, Prominente, aber wie kommen Kinder und Heranwachsende dazu, „juhu – ich bin im Fernsehen“ zu jublen, wenn man nicht einfach unterstellen wollte, sie unterlägen einer vollständigen Dauermanipulation der Massenmedien, die ihnen so etwas undurchschaubar, gleichsam durch irgendwelche psychologsiche Zaubertricks beibringen könnten. Es muss also im Subjekt selbst begründet liegen. Empirisch gibt es offenbar keine alternative Betrachtungsweise.
Wie immer, wenn man Fragen dieser Art stellt, läuft man, sobald man anfängt, darüber etwas aufzuschreiben, Gefahr, auf die Unvollständigkeit einer Komplexitätsreduktion aufmerksam gemacht zu werden, weil man ja – wie man weiß – alles auch ganz anders reduzieren könnte. Man merkt, wie irrelevant solche Einwände sind, weil sie ihre eigene Plausbilität selbstparadoxierend ignorieren. Darum sei hier, durchaus an nicht zu verhindernder Beobachtung der Selbstparadoxierung interessiert, mit der Behauptung angefangen, dass man die Antwort auf diese Frage angehen kann, wenn man bemerkt, was die Emipirie über das handelnde und verursachende Subjekt steuert. Dabei handelt es sich um die Dokumentform.