Die Funktion von Hyperlinks bei der Textsimulation I
von Kusanowsky
Ein charakteristisches Merkmal der Simulation von Textdokumenten sind Hyperlinks. Aus der Zeichenperspektive fungiert ein Hyperlink ähnlich wie ein Index. Indizes zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Wirkung nicht auf einer arbiträren und konventionalisierten Beziehung zu einem Gegenstand beruht, auch nicht auf einer formalen Ähnlichkeit, wie bei ikonischen Zeichen, wo das Materielle in der Semiose nicht völlig verschwindet, sondern auf einer direkten Beziehung zwischen einem Anzeichen und einem Gegenstand. Ist man erst einmal mit Hypertext vertraut, sind Hyperlinks auf jeden Fall Anzeichen für die Verbindung zu einem anderen Text. Sie reflektieren jedoch einerseits Merkmale von Textualität, indem sie bedeutsame Verbindungen zwischen Textknoten herstellen und sie sind andererseits, im engen Sinn von Hypertext, an Textstücken befestigt. Damit gehören sie zwar zum Text und sind doch, als zusätzliche operative Schicht, nicht direkt Teil der textuellen Instruktion. Der Indexbegriff würde in diesem Zusammenhang nicht vollständig ausreichen.
Theoretisch gesehen kann man außerdem auch Textknoten und Links unterschieden, aber solche Unterscheidungen zeigen nur, wie schwierig es mit Hilfe eines konventionellen Beobachtungsschemas ist, die daraus resultierenden Komplikationen angemessen zu erklären. Sind Links Teil des Textes oder nicht? Und wenn nicht, wo müssten sie zugeordnet werden? Solche Fragen entstehen deshalb, da sowohl Texte als auch die Links als irgendwelche konkreten Gegebenheiten, nämlich entweder linguistische oder technische Kategorien angesehen werden. Nimmt man davon Abstand, so zeigt sich, dass Hyperlinks sowohl Teil des Textes sind, durch ihre Sichtbarkeit, ihr materielles Vorhandensein und ihre Funktionalität, aber auch teilhaben an der Entstehung von Text. Sie unterstützen den Fortgang der Simulation, indem sie zum einen, bevor sie ausgelöst werden, den Leser bewusst an die Schnittstelle zwischen Paradigma, in diesem Fall aller möglichen Texte, die dem gegebenen im Leseverlauf folgen können, und Syntagma setzen, indem sie weiterhin beim Auslösen das Syntagma, in diesem Fall die konkrete Sequenzierung und Substitution der Textknoten leisten und letztlich, indem sie nach dem Auslösen eine kognitive Relation der verbundenen Textknoten anregen bzw. auslösen und damit zugleich alle zurückliegenden Kombinationen löschen.
Die neue Form der Bindung, in traditionellen Textdokumenten prototypisch durch Faden und Leim realisiert und repräsentiert, ist nicht am Trägerobjekt befestigt, sondern an Zeichen im instrumentellen Text und reflektiert implizite Verhältnisse im Text. Sie ist damit dem Sinn näher als im Buch, wo sie nur die lineare Sequenzialisierung des Textes gewährleistet. Hierdurch erhält man die Möglichkeit, sich seinen eigenen Lesepfad zu entwickeln. Diese Art der Bindung ermöglicht auch das Schreiben von minder komplexem, nicht-axiomatisiertem oder narrativem Wissen. Sicher ist jedenfalls, dass dies eine flexiblere, deutlich anpassungsfähigere Methode von großem Wert ist, um Problemen, die die schnelle Veränderung von Systemen mit sich bringt, angemessen zu begegnen. Die Raumunabhängigkeit ist nur eine Erweiterung der typischen Bindung. Texte können überall simuliert werden, wenn nur gewährleistet ist, dass sie über die Hyperlinks gebunden sind.
[…] gedruckter Texte allein im Bewußtsein des Lesers vollziehen, werden unter Hypertextbedingungen als Lektürespuren sichtbar, die den Text beim navigierenden Lesen auf der Software-Ebene mitkonstitutieren. Das hypertextuelle […]
[…] Organisation bildhaft arrangierter Schriftzeichen nicht zu trennen. Ein Hypertext setzt sich aus fragmenntarisierten Texten zusammen, die durch Verschiebung auf andere Kontexte eine in sich sinnvolle Szene darstellen und […]
[…] über die Hypertextstruktur des Webs erreicht werden können. Diese Struktur ermöglicht es, dass Dokumente durch Hyperlinks Anweisungen enthalten, mittels derer sich zu anderen Dokumenten wechseln lässt, die ebenfalls solche […]