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Tag: Selbstorganisation

Warum #bzv? Selbstorganisation beobachten! #kzu 2 @miez1980 @valonquatech

zurück / Fortsetzung: Man könnte es in dieser Hinsicht also dabei belassen, sich auf die schöpferischen Kräfte des Marktes zu verlassen, indem man einfach nur darauf wartet, bis die Nutzung von eBooks zum Standard geworden und die Nutzung von schweren Büchern die Ausnahme ist. Denn in dem Fall gäbe es für diese kostenintensiven Organisationen keinen Bedarf mehr. Und diese öffentlichen Bücherschränke wären dann nur eine geschmackvolle Entsorgungsmöglichkeit von Bücherspermüll.

Warum also Twitter und Blogs nutzen, um Bücher zu verschenken?

Nun, was für Bibliotheken gilt, gilt auch für Verlage und Buchhandlungen. Und übrigens auch für Autoren. Niemand ist gerne bereit, sich den schöpferischen Kräften des Marktes anzuvertrauen, weshalb die Verteidiger ihre eigenen schöpferischen Möglichkeiten systematisch schwächen (“Leistungsschutzrecht”) und darum irgendwann von denen zerstört werden, die sich durch keinen Zwang davon abhalten lassen, nach Auswegen und Alternativen auch dann zu forschen, wenn die Aussichten welche zu finden sehr gering sind.

Bis heute kennt kein Ökonom eine praktikable Antwort auf die Frage, wie die Kapitalakkumulation gelingt, weil ihnen das praktische Problem als immer schon gelöst erscheint. Kapitalakkumulation gelingt nur durch leistungsfähige Organisationen, die sich im Wettbewerb durchsetzen. Diesen Ökonomen scheint das Kapital einer Organisation das Resultat ihrer besonderen Marktkompetenz zu sein. Als Beweis dafür wird eine Tautologie angeboten, aber geleugnet, dass es sich um eine solche Tautologie handelt: Der bessere setzt sich durch. Beweis: Wer sich durchsetzt ist der bessere. (Nebenbei: es ist keineswegs eine raffinierte Ausweichstrategie zu leugnen, dass es sich so verhält, ohne die Prämissen zu ändern, durch die dieses Für und Wider als normale Möglichkeit erscheint. Angeblich lässt sich alles auf Ursachen zurück führen. Das gilt auch für den beobachtbaren Fall, dass nicht immer der bessere gewinnt.)

Diese Ökonomen müssen nun sehr viel Aufwand leisten, um dieser Tautologie aus dem Wege zu gehen, was ihnen um so besser gelingt, je stabiler jene Organisationen operieren, welche diese Ökonomen mit einer entsprechenden Forschung beauftragen.

Ohne nun allzuweit auszuholen, möchte ich das verkürzte Argument anbringen, dass es diese gesellschaftliche Struktur ist, die sich über die Leistungsfähigkeit von Organisationen irritiert, welche es im Erfolgsfall höchst schwierig macht, beobachten zu können, dass die Selbstorganisation der ganzen Gesellschaft die entscheidenden Voraussetzungen produziert, damit Organisationen erfolgreich operieren können. Es sind weder Unternehmen, die die Märkte machen, noch sind es die Märkte, die die Unternehmen machen. Es ist vielmehr die ganze Gesellschaft, die beides zustande bringt. Die Gesellschaft produziert Angebot und Nachfrage, die Gesellschaft macht es möglich, dass Märkte entstehen können, und nur die Gesellschaft schafft die Voraussetzungen dafür, dass Organisationen zustande kommen, dir sich gegen die Bedingungen ihrer Möglichkeit indifferent verhalten und nur darum von beidem profitieren können. Und mit dem Erfolg einer solchen Struktur wird dann auch ein Wissen erfolgreich, das die Fähigkeiten von Organisationen an den Anfang setzt, das damit auch seine Gewinne und Machtoptionen rechtfertigt und damit die Beobachtung unterdrückt, behindert oder sabotiert, dass das alles auch ganz anders sein kann.

So weit, so gut. Was hat das alles zu tun mit #bzv und #kzu?

Fortsetzung folgt.

 

 

Warum #bzv? Selbstorganisation beobachten! #kzu 1

zurück / Fortsetzung: Warum Twitter und Blogs nutzen um Bücher zu verschenken? Warum nicht einfach öffentliche Bücherschranke aufsuchen, um dort Bücher, für die man keine Verwendung mehr hat, an andere Nutzer weiter zugeben? Zumal die Einrichtung von Bücherschränken bald auch jedes Dorf erreicht hat und man inzwischen überall welche findet.

Ja, das kann man machen. Dagegen spricht gar nichts. Übrigens ist es auch nicht sehr schwer, selber einen öffentlichen Bücherschrank einzurichten. Wer eine geeignete Lokalität kennt und beim Sperrmüll irgendwann ein passendes Bücherregal findet, kann so etwas schnell und kostengünstig aufstellen.

Der Nachteil dieser Bücherschränke ist, dass es sich nicht um Bibliotheken handelt, weshalb Bücherfunde rein zufällig möglich sind. Die Aufstellung solcher Bücherschränke erfordert nur einen geringen Organisationsaufwand, das Führen eines Katalogs ist dabei nicht möglich. So etwas geht bislang nur mit einer kapitalaufwändigen und zugangsbeschränkten Organisation, also eine städtische Bücherei, eine Universitätsbibliothek und andere öffentliche Institutionen. Da nun dieser Kapitalaufwand erwirtschaftet werden muss, ohne dass diese Institutionen selbst etwas dazu beitragen können, entstehen komplizierte Organisationszwänge, die die Eröffnung solcher Bibliotheken streng limitieren. In jedem Dorf geht es nicht. Und in jeder Stadt nur eine. Wenn man außerdem den Kostendruck auf die öffentlichen Haushalte mitberücksichtigt, kommt man sehr schnell zu der Einsicht, dass öffentlich zugängliche Bibliotheken in der Auswahl ihres Bestandes durch Rechtfertigungszwänge darauf festgelegt sind, in erster Linie den Erfolg der Organisation zu gewährleisten, weshalb sich, aufgrund der selben Organisationszwänge, diese Bibliotheken wie alle anderen Organisationen auch, gegen ihren Untergang wehren solange es nur geht, was auch daran liegt, dass Alternativen so einfach nicht gefunden werden können. Denn dass öffentliche Bibliotheken gebraucht werden, bestreitet niemand. Aber wie sollte es sonst gehen, wenn nicht durch Organisation?

Fortsetzung