Kommunikation zwischen Unbekannten Update 124
Kommunikation zwischen Unbekannten. Ein Archiv für alle und keinen
Letzte Aktualisierung: 10.9.16
Vorbemerkung zu dieser Sammlung; zur Information beim Erstbesuch, 20.11.13
Nachstehend findet man eine Aufteilung des Archivs in Rubriken. Die Zahl in Klammern ist die Anzahl der in der Rubrik enthaltenen Links, das Datum ist das Datum der letzten Aktualisierung.
Schimpf & Schande – Wie man Spielregeln eines unbekannten Spiels heraus findet. (39), 10.9.16
Sherlock Holmes & Dr. Watson – Vergebliche Versuche, die Wahrheit über Trolle festzustellen und bekannt zu geben. (24), 9.9.16
Feedback & Shitback – Erfahrungsberichte über Shitstorms und andere Wunder der #kzu (7), 18.7.16
Rat & Tat – Kostengünstige Empfehlungen für die Austreibung von Dämonen, die allesamt nicht helfen. (38), 17.7.16
Überwachen & Manipulieren – Öffentliche Geheimdiensttätigkeiten (11), 8.7.5.16
Richtig & Wichtig – Wie Wikipedia dafür sorgt, dass gewusst wird, was sonst niemand wissen will. (8), 28.6.16
Hass & Hetze – Empörung über Empörung: Shitstorms, Pöbeleien usw. (27), 2.7.15
Sherlock Holmes & Dr. Watson – Vergebliche Versuche, die Wahrheit über Trolle festzustellen und bekannt zu geben. (23), 14.6.15
Daniel & Düsentrieb – Erfindungen zur Förderung der Kommunikation zwischen Unbekannten (11), 14.6.15
Versuch & Irrtum – Kostengünstige Empfehlungen, um die unter „Rat & Tat“ gesammelten Empfehlungen zu durchkreuzen und die auch nicht weiter helfen. (6), 15.4.15
Ich & Du, Müllers Kuh – Über Selfies und unerreichbare Identität (7) 16.3.15
Problem & Lösung – Versuche für eine Theorie der Kommunikation zwischen Unbekannten (4), 11.1.15
Dr. Jekyll & Mr. Hide – Streiche mit versteckter Identität (11), 11.11.14
Spiel & Spaß – Die schönen Seiten der Trollerei (6), 7.10.14
Unklar & Uneindeutig – Links, die als unsortiert sortiert werden. (4), 27.4.14
Es ist nicht die Regel, dass Menschen auf Social Media vorgeben, jemand anderes zu sein und mit elaborierten Plänen andere Menschen missbrauchen oder nötigen. Es passiert wahrscheinlich ungefähr so häufig, wie Autofahrende bei Zebrastreifen auf ihr Handy schauen und ohne zu bremsen weiterfahren. Mit anderen Worten: Es ist eine Gefahr, auf die man Kinder und Jugendliche aufmerksam machen muss. Nicht die Regel, sondern die Ausnahme – aber eine, die man kennen sollte. Und mit Menschen auf Social Media interagieren, auch mit Unbekannten – aber anderen davon erzählen, sich nicht abschotten, ihnen nicht Informationen oder Bilder zukommen lassen, die man nicht auch mit Unbekannten auf der Strasse teilen würde.
http://schulesocialmedia.com/2013/06/28/menschen-in-social-media-misstrauen/
Man kann an dieser Betrachtungsweise in dem Blogartikel gleichsam eine halbseite Lähmung bemerken, die typisch für Pädagogik ist. Als ob die glücklichen und angenehmen Ereignisse normalerweise erwartbar wären, die hässlichen und vielleicht kriminellen Ereignisse, wenn auch seltener, so doch von größerer Bedeutung sind und darum berichtet und kommentiert zu werden verdienten. Man erkennt den Imperativ der modernen Wertschätzung von Humanvermögen: „Sei vorsichtig! – Dann schaffst du es!“ Wenn dieser Imperativ eine Relevanz hat, dann auch für den Fall, dass nicht Gefahren lauern und sich zeigen, sondern auch Annehmlichkeiten. Hab Acht! Denn es kann sein, dass solche naiven Differenzen nur in der Traumwelt von Pädagogen ihre letzte Ruhestätte finden. Es mag eine Überlegung wert sein, dass nicht nur nicht alles was glänzt Gold ist, sondern, dass auch nicht alles was stinkt Scheiße ist.
Ich bin völlig einverstanden. Pädagogik schafft einen Erwartungshorizont und schränkt die Bandbreite ein – in beide Richtungen. — Danke für die Sammlung.
[…] (Zusatz: Kusanowsky hat hier weitere Beispiele gesammelt.) […]
Das Schöne an Twitter ist, dass alle sich gegenseitig ein Recht auf sog. „Vorurteile“ geben. Das geschieht dadurch, dass sich alle auf gleiche Weise für einanander ansprechbar machen („Adresse ist Adresse“); und keine Selbstbeschreibung ist durch eine Fremdbeschreibung kontrollierbar. Ich bin eine Feministin, ein Soziologe, ein Papst, ein Journalist, ein Träumer – oder was auch immer – egal! Adresse ist Adresse. Weil jede Fremdbeschreibung immer nur imaginativ möglich ist, ist jede Selbstbeschreibung, weil sie allen anderen ein Recht auf ein „Vorurteil“ einräumt, gegenstandslos.
Die Kontaktaufnahme darf rein affektiv geschehen und ist aufgrund der Bildschirmfesselung rein faszinativ und relativ risikolos. Weil ich Feministinnen mag oder auch gerade deshalb, weil ich sie nicht mag. Die Kontaktaufnahme geschieht durch replys, aber viel sanfter durch fav und rt. Die Kontaktaufnahme darf maskiert geschehen, sie darf langsam oder auch schnell gehen, erruptiv, obszön, zärtlich oder beiläufig.
Twitter ist das beste Mittel um eine angstfreie Paranoia zu kultivieren.
Twitter ist das Mittel, mit dem paranoische Trolle lernen können, sich nicht zu fürchten, ohne die andere Seite wählen zu können – nämlich Hoffnung.
Twitter macht die paranoischen Trolle skeptisch.
Besonders interessant ist dieser Fall eigentlich nicht. Zwar findet sich hier die Kombination aus wahrscheinlicher Uneindeutigkeit des Mittgeteilten und massenmedialer Empörung und Hass. Aber solche Fälle sind uralt. Schon im 17. Jahrhundert passierten solche Dinge. Bekanntestes Beispiel ist ein Brief Galileis an – wenn ich mich richtig erinnere – die Ehefrau des Großherzogs von Florenz, in dem Galilei im Zusammenhang mit der Frage, ob es zutreffend sei, dass aus dem Alten Testament hervorgehe, dass die Sonne sich um die Erde drehe, womit doch eindeutig klar sei, was die Wahrheit wäre, entgegnete, dass zweifellos die Auskunft der Bibel als das Wort Gottes die eindeutige Wahrheit sei und Gott sich selbstverständlich nicht irren könne, aber es könnten sich die Interpreten des Wort Gottes irren, gemeint waren die Theologen.
Galilei hatte weder geschrieben, dass die Bibel sich irrt, noch, dass sich in diesem Fall die Theologen irren. Er hatte hatte nur geschrieben was keiner bezweifelt hätte, dass nämlich die Theologen sich irren können, weil sie Menschen waren wie alle anderen. Und selbstverständlich hätte Galilei jederzeit zugestanden, dass er sich mit seinen Experimenten und seiner Wissenschaft auch irren kann.
Wie wie auch immer. Diese Passage in dem Brief hatte bereits die Zeitgenossen aufgebracht und wurde in der Geschichtsschreibung immer wieder herangezogen, obgleich es sich um eine Banalität handelte. Denn tatsächlich hätte damals an der Aussage, dass Theologen sich irren können, niemand Zweifel gehabt, nicht einmal der Papst.
Dass diese Passage in dem Brief von Galilei dennoch skandalisiert werden konnte, hängt mit den sich herausbildenden Mechanismen der Kontingenzerweiterung infolge des Buchdrucks zusammen.
Interessant wird der Fall der Irrtumskommunikation, verknüpft mit einem Schwall von Empörungskommunikation dann wieder, wenn es sich um Kommunikation zwischen Unbekannten handelt, um so mehr, wenn diese Kommunikation sich dadurch auszeichnet, dass Interaktion zwischen Anwesenden die Interkation zwischen Abwesenden gar nicht mehr blockiert. Deshalb ist dieser Fall
http://schwerdtblog.absatzwirtschaft.de/2013/03/26/ein-tweet-und-seine-fatalen-folgen/
so unglaublich interessant.
„Interessant wird der Fall der Irrtumskommunikation, verknüpft mit einem Schwall von Empörungskommunikation dann wieder, wenn es sich um Kommunikation zwischen Unbekannten handelt, um so mehr, wenn diese Kommunikation sich dadurch auszeichnet, dass Interaktion zwischen Anwesenden die Interkation zwischen Abwesenden gar nicht mehr blockiert.“
Inwiefern ist dies hier nicht gegeben?
Die Geschichte des Spiegelberichts erzählt, dass durch Kommunikation zwischen Professor und Studentin ein skandalöser Fall von Wissenschaftsbetrug entstanden sei. Die Beziehung zwischen den beiden entsteht durch Universität, also durch Organisation, die es notwendig macht, dass die Beteiligten schon von einander etwas wissen, auch ohne sich zu kennen. Das geschieht in der Regel über die Kennzeichnung von Rollen, die für den Aufbau von gegenseitigen Erwartungen ganz entscheidend sind. Organisation macht, dass Menschen, die sich begegnen, schon immer etwas voneinander etwas wissen, auch ohne sich zu kennen. (Nebenbei: das betrifft die populäre Problembehandlung von sog. Vorurteilen, die man nicht habe dürfe, aber haben muss, damit man sich kennen lernen kann.)
Man sieht an diesem Bericht auch, wie Vermeidungsstrukturen innerhalb von verschiedenen Systemtypen behandelt wird. Das Organsiationssystem Universität verlangt Nichtanonymität und eindeutige Adressen. Damit wird die Folgenlosigkeit von Entscheiden weitgehend vermieden. Da in Organisationen Exklusion durch Konkurrenz geschieht, müssen Entscheidungen adressabel und durchsetzbar sein. Eine Folgewirkung ist z.B. Rufschädigung, weil jeder von jedem weiß, bzw. jederzeit wissen könnte, wer womit in Verbindung gebracht werden kann.
Im Funktonssystem Massenmedien findet sich eine andere Differenzierung von Vermeidungsstrukturen. Dies betrifft die Kennzeichnung der jeweiligen Rolle der Personen, aber die Nichtkennzeichnung, die Anonymisierung ihrer Namen im Zeitungsbericht: die massenmediale Vermeidungsstruktur muss auf authentisches Geschehen zwischen Menschen verweisen, muss ihnen aber gleichsam eine Art Persönlichkeitsschutz einräumen. Das geschieht, weil massenmediale Berichterstattung unvermeidlicherweise Eingang findet in die Kommunikationen der Organsationsmitglieder, aber so, dass der journalistische Bericht nicht als Dokument erscheint, dass für Organisationsentscheidungen eine relevante Rolle spielt. Dieses Problem führt für Journalisten zum Problem der Wahrheit. Einerseits müssen sie sie glaubhaft behaupten, um über authentisches Geschehen berichten zu können, aber andererseits können sie sie nicht beweisen, wodurch sie jederzeit dazu verführt werden, es mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen, weil sie im Chaos der Rezeptionszusammenhänge ohnehin nur eine Orchidee ist. Und erst die massenmediale Verbreitung eines solchen Vorfalls machte vor Internetzeiten möglich, dass Unbekannte miteinander vewickelt werden können. Aber auch in dem Fall gilt, dass alle Beteiligten immer schon etwas voneinander wissen, weil jeder Beteiligte und die Selbstbeschreibung seiner Rolle nur durch ein Differenz zur Fremdbeschreibung für jeden anderen beobachtbar wird. Der Ausdruck ist Referenz.
Die Vermeidungsstruktur von Organisationen ermöglicht, dass Menschen sich gleichsam „gefahrlos“ begegnen können, weil alle irgendwie mit irgendwelchen, rollenspezifischen Rechten ausgestattet sind, die von der Organisation garantiert werden. Und die massenmediale Vermeidungsstruktur erzeugt gleichsam eine kommunikative Wildnis, durch die Erfolglosigkeit von Massenmedien auch dann vermieden wird, wenn Massenmedien eigentlich fast nichts anderes als Skandal, Empörung, Verwirrung und Chaos produzieren.
Was ändert sich durch das Internet? Das Internet ermöglicht die Kommunikation zwischen Unbekannten, nicht weil sie jederzeit „Vorurteile“ über einander haben, sondern weil die Vorurteile keine Rolle mehr spielen. Denn es gibt keine Organisation, die durch Entscheidung irgendwelche Klarheiten darüber schaffen könnte, wer sich an welcher Stelle irrt, wer sich zurückhalten sollte, wer einen Fehler gemacht hat, wer bevorzugt wird oder auch nicht und wann die Kommunikation beendet ist. Das ist ein Grund für diese Trollrei. Sie kommt durch reine Selbstorganisation zustande. Das Internet dehnt gleichsam die kommunikative Wildnis auf die Organisation aus, unterwandert sie, weil nämlich die Begegnung in Organisation und damit gegenseitige Wahrnehmung von Anwesenheit nicht mehr die Kommunikation massendial vermittelter Interaktion zwischen Abwesenden vermeidet.
Meine Vermutung ist, dass das zu sozialen Formen führt, die sich an der fast vollständigen Unmöglichkeit erhärten, immer noch Irrtum zu kommunizieren, und zwar deshalb, weil in bezug auf Irrtum fast keine Unterscheidungssicherheit mehr möglich ist.
Das kann man an dieser kleine Liste erkennen, die zeigt, wie man Irrtum unterscheiden könnte:
Irrtum/Wahrheit – Irrtum/Lüge – Irrtum/Absicht – Irrtum/Versehen – Irrtum/Vernunft – Irrtum/Beweis – Irrtum/Täuschung – Irrtum/Information – Irrtum/Klarheit usw.
Diese Liste kann man noch verlängern. Solange durch Organisation sichergestellt wurde, dass organisationsfremde Adressen immer auch abwesende Adressen waren, solange konnte die Codierung der Kommunikation noch einigermaßen anschlussfähig gelingen. Was wäre aber, wenn es bald normal wird, dass organisationsfremde Adressen bald auch anwesende Adressen sind, über die trotzdem nur wenig bekannt ist?
Ich verstehe den Unterschied dieser Fälle immer noch nicht.
– In beiden Fällen gibt es einen (verbalen/schriftlichen) Vermerk, dessen Urheber kein augenscheinliches Interesse daran haben, diesen zu teilen, außer mit einem ausgezeichneten Ansprechpartner.
– In beiden Fällen gelangt der Vermerk durch Unachtsamkeit trotzdem an Dritte.
– In beiden Fällen geschieht dies in einem Kontext, in dem etwas über die Urheber bekannt ist (Konferenz/Journal).
– In beiden Fällen wird der Vermerk trotz vielfacher Deutungsmöglichkeiten den Urhebern von Dritten negativ ausgelegt.
– In beiden Fällen wird diese negative Deutung Dritter im Internet publiziert.
– In beiden Fällen wird diese Deutung aufgegriffen, verbreitet und korreliert mit Hasskommentaren in Blogs.
– In beiden Fällen lassen sich zumindest die Urheber des Vermerks adressieren.
– In beiden Fällen zieht dies die Aufmerksamkeit einer Organisation auf sich, der die Urheber angehören und die aufgrund der Ereignisse Sanktionen gegen die Urheber einleitet.
– In beiden Fällen beschweren sich Vierte über den Umgang mit den Urhebern (Hasskommentare + Sanktionen).
Im Falle des Professors und seiner Studentin sind die Urheber des Vermerkes sich zwar durch eine Organisation bekannt, aber davon kann auch im Falle der witzelnden Teilnehmer der Konferenz ausgegangen werden. Zudem lässt sich der Klarname dieser Urheber in beiden Fällen leicht ermitteln. Wichtig ist doch, dass die Kommunikation der Deutung dieser Vermerke durch Unbekannte und vollkommen unkontrollierbar geschieht, oder nicht? Wird im zweiten Falle die Interaktion von Abwesenden blockiert? Doch auch nicht, oder?
„Wichtig ist doch, dass die Kommunikation der Deutung dieser Vermerke durch Unbekannte und vollkommen unkontrollierbar geschieht, oder nicht?“
Der Fall dieses Spiegelartikels ist eigentlich ein ganz konventioneller, in dem normalerweise genau das passiert, was du analysiert hast. Das geschieht normalerweise so wie du es beschreibst. Man denke dabei an den Ausbruch des 1. Weltkriegs. So ungefähr passierte es: in Organisationen werden Dokumentvermerke hergestellt, die anschließend massenmedial verbreitet werden.
Unterschied zum berichteten Fall bei „Absatzwirtschaft“ ist die Keimzelle des Irrtums: Kommunikation zwischen Anwesenden, die für einander nicht gut bekannt sind und die sofort Kommunikation zwischen Abwesenden nach sich zieht, bei deren Folgewirkungen sich gleichsam kaskadenartig immer weiter gehende Irrtümer auftürmen, ohne, dass irgendeiner an irgendeiner Stelle damit aufhören könnte. Dies nicht, weil jeder über alles was geschieht schlecht informiert ist, sondern, weil überhaupt niemand mehr informiert ist. Alle werden von den Folgewirkungen wie durch den Zorn der Götter überrascht. Und man kann annehmen, dass der Bericht, da wir ihn nicht mehr auf Wahrheit hin beurteilen können, nur einen kleinen Ausschnitt aller sonst noch stattfindenden Folgewirkungen berücksichtigt, was sich durch die Annahme stützt, dass es gar nicht so einfach ist, diese Kaskade zu rekonstruieren.
Eigentlich spricht dieser Bericht von den Folgewirkungen parasozialer Kommunikation.
„Adria Richards, Ihres Zeichens IT-Evangelist, Sprecherin und Bloggerin nahm kürzlich an der Pycon Technologie-Konferenz teil. Dort hörte sie, wie in der Reihe hinter ihr, zwei männliche Teilnehmer über “Big Dongles” und “Forking Someone’s Repo” witzelten. Nun handelt es sich hierbei zwar um technische Begriffe, sie können aber auch in einem sexuellen Kontext verstanden werden. Jedenfalls interepretierte Adria Richards die Äußerung als sexistisch, fühlte sich gekränkt und beschloss, Alarm zu läuten. Sie drehte sich um, lächelte, machte kurzerhand ein Foto und tweetete es dann gemeinsam mit dem Kommentar: “Not cool: Jokes about forking repo’s in a sexual way and “big” dongles. Right behind me.”
Also: Im Publikum findet Kommunikation zwischen Anwesenden statt. Sie lächelt die Jungs an, fotografiert sie und setzt einen Tweet ab, der nach einiger Zeit überraschend bei den Organisatoren der Konferenz, die auch anwesend sind, durch retweets anderer ankommt. Die Entscheidung lautet, die denunzierten Teilnehmer heraus zu werfen. Die Verbannten werden anschließend damit überrascht, dass sie ihren Job los sind und einer beginnt nun selbst, das Problem durch Internetkommunikation zur Sprache zu bringen: „Dann explodierte das Internet.“ – „Knapp zehn Tag nach dem denkwürdigen Tweet stehen wir alle vor einem Scherbenhaufen.“
Wie gesagt, wir können nicht herausfinden, ob es wahr ist. Es reicht allein den Bericht zu beurteilen. Eingeleitet wird der Bericht so: „Social Media im Allgemeinen und Twitter im Besonderen werden häufig als Tools beschrieben, die ob ihrer rasanten Verbreitungskraft und ihrem schier flächendeckenden Durchsatz, der Gerechtigkeit zum Durchbruch verhelfen. “
Wie kommt der Berichterstatter angesichts dessen, was berichtet wird, auf diese Formulierungen? Antwort: Diese Formulierung soll vielleicht dabei helfen, eine wichtige Entscheidungsfrage zu klären, die lauten könnte: „Sei vorsichtig!“ Aber: hinsichtlich dessen, was berichtet wird, gibt es überhaupt keine Möglichkeit, eine Vermeidungsstratgie durchzuhalten, weil keiner verhindern kann, dass jeder mit jedem, ob ab- oder answesend, gleichzeitig oder später, in Kontakt kommen kann. Eigentlich ist alles egal, wenn auch die Folgewirkungen für die Beteiligten unangenehm sein mögen, so kann man nichts daraus lernen.
Sollte man Fachgespräche auf einer Konferenz vermeiden? Sollte man twittern vermeiden? Sollte man erst mal alles klar stellen? Wie denn?
Es geht bei parasozialer Kommunikation darum, dass Einheit der Kommunikation nicht funktioniert. Diese Einheit beschreibt man als Differenz von drei Selektionen: Mitteilung, Information und Verstehen, die sich zirkulär gegenseitig bedingen. Eine Mitteilung versteht man aufgrund ihrer Information, die Information aufgrund ihrer Mitteilung und das Verstehen versteht man, wenn die Differenz von Information und Mitteilung anschlussfähig ist, also verstanden wird. Diese Formulierung besagt, dass es keine Missverständniss gibt, sondern nur Anschlussfindung. Damit wird Kommunikation hoch unwahrscheinlich, weil zuviel Wahrnehmungsmöglichkeiten auf einmal jederzeit jede Anschussfähigkeit zerstören: wenn alle reden, kann keiner mehr reden. Deshalb müssen Sequenzen eingerichtet werden, Sachen und Themen festgestellt, Beiträge sortiert, Adressen gefunden, Räume abgegrenzt und Beziehungen geknüpft werden. Aber all dies geschieht wiederum nur durch Kommunikation.
Die moderne Gesellschaft hat dieses Geschehen funktional differenziert. Parasoziale Kommunikation, die hoch unbestimmt ist, war für die moderne Gesellschaft immer nur eine Ausnahme und war wenig relevant. Wenn etwa Fussballfans vor dem Fernseher ihre Mannschaft anfeuern. Diese Kontaktaufnahme kann nicht gelingen, die Mannschaft im Stadion kann nicht hören, was Fußballfans 200km entfernt vor dem Fernsehr brüllen. Und trotzdem könnten die Fussballfans sich einbilden, dass die Mannschaft nach dem Anfeuerungsversuch besser spielt. In einem solchen Fall gibt es keine Einheit der Kommunikation.
Das Internet macht nun, dass diese Unbestimmtheit des Gelingens selbst hoch unbestimmt wird. Weil Fußballfans und Fußballmanschaft vielleicht doch kommuniktiv für einander erreichbar sind. Aber wer weiß es denn noch?
Irrtum/Plagiat: Solange ein anonymer Plagiatssucher sich vertraulich an eine Uni wendet, kann die Organisation damit nach ihren eigenen Vorstellungen verfahren (z.B. als Irrtum ignorieren, wenn’s um Kumpels geht). Wenn aber ein anonymer „Robert Schmidt“ das Internet als Massenmedium nutzt (und dazu noch ein paar Zeitungsredaktionen informiert), muss sich die Organisation plötzlich an öffentlich formulierbare Prinzipien halten, deren Bekanntgabe das Verhältnis zwischen Uni und Öffentlichkeit nicht beschädigen darf.
Dieses von Kant sogenannte Publicitätsprinzip ist aber nicht gerade Wildnis, oder?
So würde ich das nennen: der Einzug einer zweiten operativen Ebene, die sehr deutlich erkennbar wird, wenn google-glass ins Spiel kommt. Kommunikation zwischen Anwesenden kann immer auch gleichzeitig von Kommunkation zwischen Abwesenden begleitet sein.
Das soziale Problem, das aus Google-Glass resultiert ist nicht das Beobachtetwerden, die Aufzeichnung, ohne, dass man damit einverstanden wäre oder ohne, dass man darüber informiert wäre. Das Problem ist die Verfügung über eine Sicherungskopie, bzw. der beschränkte Zugang zum Archiv.
Solange jeder eine individuelle Möglichkeit hat, ein backup herzustellen und darüber so zu verfügen wie man es selbst für richtig hält, dann ist alles kein so großes Problem mehr. Weil jede Veröffentlichung nichts anderes ist als eine Selektion von Information, die anderen durch Verbreitung zur weiteren Selektion überlassen wird, so kommt es nur darauf an deutlich zu machen, dass jede Selektion immer auch anders möglich ist.
Die digitale Aufzeichnungstechnik lässt das ja zu. Es gilt, dass jeder digitale Datensatz jederzeit und ganz leicht manipulierbar ist und die Erzeugung eines solche Datensatzes ist bereits – sobald verbreitet – schon eine Manipulation aufgrund von unvermeidlicher Selektion.
Deshalb braucht jeder eigentlich ein zugangsbeschränktes, also privates Archiv.
Nehmen wir den Vergleich aus der Physik, nämlich die Beobachtung der verschränkten Teilchen:
Würden wir ein Gespräch miteinander führen, dann kannst du die Aufzeichnung veröffentlichen und ich auch. Nimmst du eine Änderung an deiner Aufzeichnung vor, egal welche wie du das machst, dann wird sofort immer auch eine andere Änderung an meiner Aufzeichnung vorgenommen. Mindestbedingung ist die Verfügung über eine Kopie und eine Verbreitungsmöglichkeit.
(Der Augenblick der Veröffentlichung entsprich in der Physik dem Zeitpunkt der Messung, also: Beoachtung.)
Jetzt gibt es zwei verschiedene Versionen ohne Original. Eine Änderung (die Beoachtung einer Änderung) zieht immer zugleich eine andere Änderung der Beobachtung nach sich, weil keine vorausgehende Einheit möglich ist, sondern immer nur eine Differenz durch Selektion.
Eine Wahrheit des Wirklichen mag zwar den Beteiligten psychisch präsent sein, hat aber keine andere Auswirkung als die, die wir schon kennen: ich kann wissen, dass du lügst, es ahnen, es glauben oder auch nicht. Auch beweisen könnte man sie immer noch, dies allerdings nicht durch Dokumentvergleich, sondern aufgrund von Zeitbeschränkung, die eine Fortsetzung des Konflikts verhindert oder aufgrund von Enmutigungen irgendwelcher Art.
Im Prinzip galt das schon für den Dokumentvergleich. Nur war bei der Dokumentanfertigung der Aufwand der Nachbearbeitung viel größer und musste kostenintensiver und voraussetzungsreicher betrieben werden.
Dieser Aufwand fällt durch digitale Dokumente weg.
Das Interessante sind dann die Verwicklungen, die durch die Berücksichtigungvon zwei operativen Ebenen entsteht, weil diese Ebenen aufgrund ihrer Gleichzeitigkeit vollständig voneinander getrennt sind. Merke: was sich gleichzeitig ereignet, kann man nicht manipulieren. Und es gilt: alles was geschieht, geschieht gleichzeitig.
Das wird knifflig.
[…] Kommunikation zwischen Unbekannten […]
https://freundeskreis.einslive.de/web/freundeskreis/blogger_detail?p_p_id=FK_CONTENTPUBLISHER_PORTLET&p_p_lifecycle=0&p_p_col_id=column-4&p_p_col_count=3&doAsGroupId=10404&p_r_p_564233524_articleid=111457068 Kurzer Beitrag zu den Änderungen bei den Youtube-Kommentaren. Von Dennis Horn
Welche Fülle an passenden und sich entfaltenden Gedanken. Anschlussmöglichkeiten bieten sich allen Denkparteien auf breiter Front: Das Problem ist erkannt und eingekreist: SO lässt sich jetzt für heute und für künftige Zeiten spielend drüber reden.
„spielend drüber reden“ damit meinst du die Schwierigkeiten des Unerschlossenen, indem man spielend versucht, etwas, das nicht notwendig ist, mit Mitteln zu erforschen, die selbst erst ermittelt werden müssen, nämlich durch: spielen?
Ach ja. Parasoziale Freundlichkeit und parasoziale Kommunikation. Parasoziale Interaktion. Its been a way to Tipararaii and a long way from home: The great society, (John Dewey) Die Grundlage dieses Phänomens bildet die technische Infrastruktur der Massenmedien. Gut. Doch damit ist die Angelegenheit des Parasozialen, der Fremden unter Fremden Gespräche und dem Schweigen noch lange nicht klarer. Die Infrastruktur entstand aus einem Abenteuer und sie führt in neue. Parsozialität und parasoziales Vertrauen sind gleich Massenmedien und Echtzeitmassenmedienkommunikation – darauf weist Harald Wenzel seit 2001 in seinem Buch Die Abenteuer der Kommunikation in einem 550 Seiten starken und skandalösen Buch seit 2001 hin hin- parasozial ist nun mal in der Moderne fast alles in der Kommunikation. Mit Keynes , Parsons, und Garfinkel zeigt er anschaulich dass das parasoziale Vertrauen ein starkes Band ist. Es reisst nicht einfach so ab.
Die Gesellschaft und die neuen Manager der sozialen Medien jaulen auf, denn sie wollen ja optimieren, mehr kontakte und das Kunden den Unternhmen vertrauen. Doch die sind nun mal keine Rockstars, auch Wissenschaftler nicht. Darum regiert das Internet der Mi9dcult oder der Pöbel, der Star, der seine Katze postet. Na und?
Was Luhmann und Habermas und Foucauld, Adorno und Günther Anders über die Manipulation durch die Massenmedien beschreiben ist aus der Sicht von Wenzel eben mit Virilios Univeralmonitor gesprochen und durch ihn ergänzt eben nur der eine Teil des splitscreens der Parasozialität von Massenmedien. Das gibt es eben noch was anderes. . Man kann das Buch von Wenzel und seine eigenen Erfahrung im Netz mit Unbekannten lesen, so wie eine Seereise auf dem Meer der Ignoranz der Massenmedien durch die Gesellschaft machen. Es fängt mit dem Drama und dem Roman an und endet eben noch lange nicht bei Radio Fernsehen und Internet, sondern die Pointe hier ist für mich als Verkehrssoziologe schlicht und begeisternd: : Automobile, Verkehr und die Eisenbahn, das alles sind Abenteuer der parasozialen Kommunikation. Translokale über Distanzen hinweg führende Reisen auf dem Zauberteppich der Parasozialen – der Weg führt auch im Internet in ein Abenteuer, wo erst die Fiktion, die Simulation einer Kommunikation durch ihre Annahme Geltung bekommt, auch wenn es hier- anders als im Fernsehen sogar einen Rückkanal gibt, liebe Freunde der Luhmann Literatur.
Doch damit nicht genug mit dieser Möglichkeitsform: Wenn Autofahrer mit ihrem Auto reden ist das auch parasozial. Sie wissen sehr genau, dass ein Auto keine Ohren hat, aber sie reden mit ihm. Und wer von den Herren und Damen hier im Differentia Reich der der Kommentare von Unbekannten hat nicht schon einemal mit dem PC einen Dialog begonnen, wenn er mal wieder nur langsam hochfährt. Ich bekenne mich dazu. Und ich genieße die Abenteuer auch wenn ich nicht sehe, dass sich hier was grundsätzlich an der menschlichen Kommunikation und ihrer Möglichkeiten ändert. Am Ende, das wissen wir ja nicht nur seit Keynes, sind wir alle tot.
„Und ich genieße die Abenteuer auch wenn ich nicht sehe, dass sich hier was grundsätzlich an der menschlichen Kommunikation und ihrer Möglichkeiten ändert.“
Lassen wir mal die Frage beiseite, ob es irgendeine Kommunikation gibt, die man als menschlich (oder als typisch menschlich) bezeichnen könnte oder sollte. Interessant an der Bemerkung ist ja, ob Änderung oder Veränderung beobachtbar ist oder nicht. In beiden Fällen stellt sich die Frage nach Relationierung und Referierung. In bezug auf was und in welchem Verhältnis lässt sich Änderung/Veränderung feststellen. Immerhin weist auch die Möglichkeit der Negation auf das eingeschlossene Dritte hin: „keine Änderung festellbar“ – heißt doch auch: nach einer Änderung gesucht, aber keine gefunden. Daraus folgt dann aber nicht die Frage, ob die Feststellung richtig oder zutreffend ist, sondern: warum wird so gefragt? Was macht die Frage möglich und wodurch wird sie – wenn ihre Relevanz denn vorausgesetzt sein darf – antwortbedürftig?
Das, worüber ich seit ein paar Jahren nachdenke ist, dass mit dem Internet und den durch das Internet immer normaler werdenden Möglichkeiten der parasozialen Interaktion (Kommunikation zwischen Unbekannten und Interaktion zwischen Abwesenden) sich die Bedingungen aufdecken, die durch den Erfolg moderner Kommunikationsweisen verdeckt werden. Das versuche ich mit dem gleichwohl schrulligen Begriff der Apokalyptik zu beschreiben: Aufdeckung, Entschleierung, Offenbarung, Veröffentlichung von Unverborgenem, von Bekanntem, von Vertrautem, von hinlänglich eingeübten und normal erscheindenen Routinen, was allerdings nicht etwa Aufklärung nach sich zieht, sondern eine heteroclitische Welterfahrung. Die moderne Welt wird durch ihre Fortschritte nicht aufgeklärter, sondern immer seltsamer, fremdartiger, absurder. Das mag nichts Neues sein, der Unterschied ist nur, dass diese Heteroclitizität nicht mehr in eine Vermeidungssemantik eingelagert werden kann. Mir scheint daher das Normalwerden parasozialer Interaktion davon zu sprechen, dass viele bekannte, aber unzureichend beantwortbare Fragen fallen gelassen werden und gegen den Nutzen einer sozialen Mystifizierung eingetauscht werden. Der Nutzen ist das Schweigen zu genießen, wenn rechtzeitig verstanden wird, dass nichts mehr so normal ist wie absonderlichsten Dinge mit Unbekannten und Abwesenden zu besprechen.
Hallo Klaus Kusanowsky, Ich versuche dem Gedankengang der Energie, die hier am Werke ist mals zu verstehen und den Worten zu folgen:
„Das, worüber ich seit ein paar Jahren nachdenke ist, dass mit dem Internet und den durch das Internet immer normaler werdenden Möglichkeiten der parasozialen Interaktion (Kommunikation zwischen Unbekannten und Interaktion zwischen Abwesenden) sich die Bedingungen aufdecken, die durch den Erfolg moderner Kommunikationsweisen verdeckt werden“.
Das mache ich ja auch, seit 1998 mit Internetanschluß beruflich experimentierend, ab 2001 dann googlend und dabei aber immer auch Buch und Zeitung lesend und seit 2009 mit einem Menschen an meiner Seite, der diese ganze Digitalisierung von Informationen bom Buch zur digitalen Information in den USA mit gemacht und erfahren hat. Was sich bei den Bibliotheken zu digitalen Datenbanken wandelte und weiter wandelt, ist revolutionär. Informationen, die früher in einem Haus und meist nur da zu finden waren, wurden nun translokal und dait überall lesbar. Ich habe noch in Bibliotheken recherchiert – in der Stille des Raumes, und weil eben nun mehr Menschen Zugriff haben, deswegen interssieren sich noch lange nicht mehr Menschen für Kommunikation oder wie das Internet die Welt verändert. So wie beim Auto. Manche fahren halt damit und gut ist… Auch wenn über Medien wie Fernsehen, Radio, Zeitungen, oder Mitgliedschaften in Automobil oder Markenclubs es theoretisch und praktisch möglich ist sich selbst über die Automobilität als Zivilreligion also als eine Möglichkeit für das Denken, Handeln verantwortlich zu werden um im Sinne einer besseren Zukunftsgestaltung sich über sich selbst – also sozusagen selbstbeweglich aufzuklären, ist es zwar so dass alle mitreden können aber es trotzdem nur wenige tun. So sehe ich auch inzwischen die Echtzeitmassenmedien und das was in völliger Verkennung und falscher Übersetzung im deutschen die sozialen Medien sind. Es stimmt wirklich, der Erfolg macht es unmöglich einfach mal erfolglos darüber zu sinnieren, was den Erfolg der Massenmedien oder eben jetzt auch das zeitweilige Schrumpfen von Buch und Zeitungsnutzung verursacht oder was das alles mit dem von mir so gern zitierten Abenteuer der Kommunikation, genauer der Geschichte dieser Abenteuer zu tun hat. So what. Dadurch, dass wir mehr Leute werden, die Zugriff haben erleben wir jeder für sich und nurmehr virtuell oder mit theoretischer und praktischer Unendlichkeit von Anschlußfähigkeit – also wirklich im Sinne We are all in this together. sowohl den Spass und die zeitweilige Verzweiflung aktiv oder paasiv mit. Und zwar auf den Kanälen und auf dem Meer des Internets, wo ich eben bin, aber das ich auch jederzeit verlassen kann. Und es ist deutlich ruhiger und stiller online als wenn ich vor die Haustür gehen muss. Doch ob das wirklich normaler wird, wie Sie schreiben?
Ich glaube, dass diese Form eines Austausches und der Weltsicht eher von einer Randgruppe betrieben wird, denen oft auch nicht klar ist was sie da in diesen Echtzeitmassenmedien der Hochmoderne verloren haben oder gar nicht erst suchen. Das beginnt damit, dass sozial ja nicht social ist, dass in den Medien die Kommunikation zwar sichtbar, die Gedeanken und das was den Menschen ja auch noch ausmacht, seine Phantasien, der Überschuß, der in keiner Datenspur enthalten ist aber unsichtbar zwischen Zeilen “ west“, wie sie hier ja auch mal richtig analyisert haben warum diese ganze Datensammelei und das Profilisieren von Vergangenheit so wenig wesentliches über einen Menschen verrät. Ob sich hier im Blog andere Bedingungen aufdecken lassen als in der Zeitung, wo ich eben auch manchmal einen Leserbrief oder eine Pressemitteilung schreibe.
Man kann das sicher so wie sie beschreiben ohne großen Widerspruch zu ernten:
„Das versuche ich mit dem gleichwohl schrulligen Begriff der Apokalyptik zu beschreiben: Aufdeckung, Entschleierung, Offenbarung, Veröffentlichung von Unverborgenem, von Bekanntem, von Vertrautem, von hinlänglich eingeübten und normal erscheindenen Routinen, was allerdings nicht etwa Aufklärung nach sich zieht, sondern eine heteroclitische Welterfahrung. Die moderne Welt wird durch ihre Fortschritte nicht aufgeklärter, sondern immer seltsamer, fremdartiger, absurder.“
Was wäre, wenn Kommunikation, wie es ein befreundeter Pressesprecher ausgedrückt hat, Glückssache war. Ist Glück absurd, fremdartig, . Seltsam ja das schon. aber ob es sich hier wirklich um eine Metaphysik oder Apokalypse handelt, da habe ich Teilzeitzweifel. Es gibt glaube ich mehr Möglichkeiten. Der Villem Flusser hat mir da mal in den kopf gesetzt, dass man aufpassen muss was manliest, zu viel von einer bestimmten Weltsicht kann in den Suizid führen, obwohl es einem gut geht und man nicht einsam ist. Daher bin ich so dankbar für die Möglichkeit , die zusätzliche möglichkeit via Internet und parasoziale Zauberteppiche in den Straßen und Gassen, den Ecken und Winkeln des Netzes unerschrocken rumfuhrwerken zu können. Die Welt braucht nicht in Ordnung gebracht zu werden, das hat mein Freund Henry Miller mir einst vorJahren während einer Suchbewegung nach der verlorenen Zeit in meinem Single und Angestellten Dasein geschrieben, und natürlich habe ich mit Herz und Hirn dagegen aufbegehrt. Ich halte inzwischen die Welt für die Welt, und freue mich, dass ein anderer Mensch für mich die Welt sein kann. Das ist wohl alles was mir zur Kommunikation von Abwesenden und zur Kommunikation mit Anwesenden wirklich einfällt, weil es passiert und ich nicht darüber nachdenken kann. Ich freue mich, dass ihre Art zu denken und zu schreiben im Netz einfach da ist. Und Da sein. Das reicht meistens als Leistungsnachweis für das Leben, gelle?
Also was den Punkt der „Teilzeitzweifel“ angeht, so hat das alles seine Richtigkeit. Niemand kann sich so einfach dazu entscheiden, das Normale und Gewöhnliche, Alltägliche und Vertraute, Eingeübte und Selbstverständliche als seltsam und fremdartig zu beobachten und zu erfahren. Rein sachlich ist es ja auch gar nicht möglich, alles auf den Prüfstand der Naivität zu setzen. Vor allen Dingen ist das auch gar nicht nötig. Und zwar deshalb nicht, weil ein Lernprozess, die Entnaivisierung des eigenen Lebens, ohnehin kommt, sich ohnehin aufdrängen wird. Das wichtige beim Lernen heißt ja – Lernen nenne ich Forschen und unterscheide es von Auswendiglernen – dass alles gelernt werden muss, auch die Voraussetzungen für das Lernen: 1. Dass gelernt werden muss 2. Wann und wie gelernt werden muss 3. Was gelernt werden muss und selbstverständlich 4. Mit welchem Ergebnis kann etwas Gelerntes überhaupt als solches beschrieben werden? Damit ist gesagt, dass das Lernen selbst eigentlich keine Notwendigkeit hat, dass es sehr leicht fällt, sich dem Lernen zu entziehen und dass man überhaupt entsprechende Erwartungen entweder gar nicht erst aufkommen lässt oder es dabei belässt, sie herunter zu spielen, sie zu dämpfen, zu warnen und alles irgendwie abzuwimmeln. Das ist sehr leicht, solange man es dabei belässt, das bekannte „Übungssystem“ (Peter Solterdijk) weiter zu durchlaufen.
Aber was ist schwer?
Schwer ist es zu lernen, noch bevor man durch die Umstände dazu gezwungen wird. Weil nämlich der Lernende keine überzeugenden und empirisch überprüfbaren Argumente dafür hat. Mehr noch: der Lernende, weil er keine Lehrer hat, muss mit etwas anfangen, das er eigentich ablegen will, nämlich mit Naivität und er kann kaum hoffen, irgendwen zu finden, den das interessiert.
Alles in allem gibt es also keinen Grund, sich den bekannten Notwendigkeiten zu entziehen. Es könnte sein, dass der, der noch immer glaubt, etwas gewinnen zu können, es genauso gut dabei belassen kann, die eigenen Verluste zu begrenzen. Mir scheint, dass eben dies gegenwärtig zu beobachten ist. Was wir beobachten können ist der Rückbau von Vermeidungsstrukturen, besser gesagt: die Entwicklung einer Vermeidungsalternative. Durch Vermeidungsstrukturen hat die moderene Gesellschaft ihre diversen Funktionalitäten ausbilden können. Einige Erfolge würde ich in dieser Übersicht gliedern:
Wissenschaft ist Wahrheit ohne Gewissheit
Politik ist Macht ohne Moral
Relgion ist Bekenntnis ohne Furcht
Recht ist Recht ohne Gerechtigkeit
Kunst ist Akzeptanz ohne Regeln
Wirtschaft ist Indifferenz von Mittel und Zweck
Gesellschaft ist Evolution ohne telos
All dies ist mit viel Aufwand, mit viel Mühe, Energie und Misserfolgen durchgesetzt worden. Damit aber stur weiter zu machen hieße, die Bedingungen weiterhin zu ignorieren, durch die diese Erfolge möglich wurden, nämlich: dass Wissenschaft keine Wissenschaft hat, wenn sie nicht auf Wahrheit besteht, dass Politik keine Macht bekommt, wenn sie nicht auf Moral verzichtet usw. Wenn nun aber die Garantien außer Kraft gesetzt oder wenigstens eingegrenzt werden und diese Vermeidungsstrukturen eine Alternative zulassen, dann scheint sich doch etwas zu ändern, worüber allerdings zu reden, es zu beschreiben so einfach nicht ist. Denn etwas, das noch nicht beschrieben wurde, kann man eigentlich gar nicht beschreiben.
Darum sind alle Zweifel so leicht zu formulieren, sie haben einen satten Erfahrungsüberschuss auf ihrer Seite. Sich durch Zweifel kontrollieren zu lassen ist seit dem 16./17. Jahrundert anfänglich schwer und mit steigendem Erfolg immer leichter geworden. Gegenwärtig ist nichts mehr so leicht wie sich durch Zweifel kontrollieren zu lassen und durch Kritik Freiheit zu erfahren. Aber was ist schwer? Mein Anfangsüberlegung lautet: Lass dich durch Verwirrung kontrollieren! Und wer Zweifel daran hat, dass das etwas bringen könnte, sollte sich besser mit weniger fraglichen Dingen befassen.
Wir können nicht so einfach aus dem Fiaker der Moderne aussteigen (Max Weber) , ja da hat er Recht. Und in Erweiterung davon, bloß weil er manchmal zu schnell fährt oder wir die Richtung der Fahrt nicht sofort erkennen können, ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass wir deswegen mit hoher Wahrscheinlichkeit in einen Abgrund fahren,mein lieber Apokalyptiker.
Solange der Kutscher oben, nicht ein Selbstmörder ist.
Es gibt also empirische Gründe, dafür anzunehmen, dass wir als Menschen und damit als Idee dass es viele Menschen gibt, die sich irgendwie gegenseitig brauchen oder die miteinander Spiele spielen, oder Lust an Unterhaltungen haben noch nicht ganz verloren sind, gelle?
Vielleicht liegt es an einer unterschiedlichen Verschaltung der Gehirne? Ich weiss es nicht. Der Gedanke daran, dass hier eine Art Schisma oder Eschatologie mit der Vernetzung und einem Medium verbunden ist, er ist manchmal auch bei mir da. Ich frage mich seit geraumer Zeit aber vor allem, ob mit dem Internet und der Globalisierung der Wirtschaft, eine nicht oder noch nicht zu lösende Frage gestellt wird:
Wovon sollen wir leben? Von der Vernetzung und der Kommunikation ?
Wem gehören die neuen Medien?
Wie kommt das Neue in die Welt, wenn es bei Licht betrachtet nur evolviert und lediglich die Wirkung gesteigert wird, nicht aber die Grundfunktion. So wie wir letzen endes mit dem Cursor nur die Papyrus rolle nach unten abrollen?
Was mich als Fragestellung abseits der Wertung interessiert und worüber ich täglich mehr erfahren möchte: Ich merke, oder ich bin überzeugt, überzeugt, dass z.B. die englische Sprache, die Wörter und Sätze in meinem in meinem Kopf anders verschaltet sind, als meine deutsche Muttersprache oder der hessche oder irgendeine sprache, die ich benutze….Obwohl es eine Erweiterung meiner Möglichkeiten ist verzichte ich immer mal wieder darauf. Warum Welche Richtung nimmt da die Geschichte?
Ich mag jedenfalls nicht mehr hinter die kommunikative Wende in der Soziologie zurückfallen und hier von einer Subjekt Ich Philosophie ausgehen. Dafür ist die Arbeit die hier von Menschen, wie Habermas und den englischen Sprachphilosophen geleistet und z.B. in der Theorie des kommunikativen Handelns in einer Archäologie oder Goldsuche beschrieben wurde, für mich zu plausibel. Daran habe ich keine Zweifel, dass der Weg über die Kommunion zur Kommunikatio0n führt und dass es einen rationalen Kern in der Sprache oder in Verfahren gibt, z.B. der Justiz oder dem Recht. Schließlich habe ich mit Habermas in einer Gruppe von Studenten darüber Ende der achtziger Jahre gesprochen und er eben genau das gesagt: Das ist keine Utopie sondern ein Ergebnis von Empirie. Es ist also wahrscheinlicher, dass die Richtung stimmt.
„Gesellschaft ist Evolution ohne telos“
Daran habe ich deshalb Zweifel. Berufsbedingt gehe ich von einer Gesellschaft als Wirkung auf mich und andere aus. An einem volontee genrale zweifle ich aber. auch. Gesellschaft ist wahrscheinlich ein Riesenrätsel, das zu lösen nicht alle wirklich interessiert. Mich und einige andere Menschen schon.
Daher meine Überzeugung, dass diese Gesellschaft selbstbeweglich ist in ihrem Denken und Handeln zur Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten zur Zukunftsgestaltung.
„Lass dich durch Verwirrung kontrollieren!“
Der Ansatz :Gefällt mir.
Das verstörende wahr nehmen und benennen und via Sprache und Medien verbreiten.
Eine Fähigkeit., die als Resource in anderen Subsystem als der Kunst oder der Wissenschaft subversiv aber auch längst angesagt ist, gelle?
„Daher meine Überzeugung“ – vielleicht hilft es weiter, wenn man auf die Kommunikation von Überzeugung verzichtet?
[…] Zeit und hält dabei ein Gelingen von Onlinekommunikation für mehr als unwahrscheinlich. Ich verweise hier gerne auf sein wachsendes Archiv von Gedanken, Posts und Artikeln. Gleichzeitig weichen meine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse innerhalb der Social Media deutlich […]
[…] die Folgen zu explorieren, die eine Kommunikation mit Unbekannten nach sich zieht. @kusanowsky hat eine große Reihe von Dokumenten dazu zusammengetragen, die aufzeigen, warum unter den Bedingungenen der sozialen Medien im […]