Die Kontingenz des Selbst #selbstreferenz @sms2sms @jenscmoeller
Zwar kann ich an keine Form von Selbst glauben, das nicht im Lauf der Zeit aus Sprache hervorgegangen wäre, aber das überzeugt mich noch lange nicht davon, von mir selbst in der zwangsläufig gesetzten Sprache eines soziologisierten Subjekts zu reden. Dieses ‚Ich‘, mit dem ich mich selbst beschreibe, ruft eine Unruhe hervor, die durch keine Theorie seines konstruierten Charakters gemildert werden kann … Was ‚Ich‘ zu sein behauptet, antwortet mir, und ich kann nicht ganz glauben, was ich es sagen höre.
Denise Riley, The World of Selves. Gefunden in: Judith Butler: Kritik der ethischen Gewalt. Adorno Vorlesungen 2002. Frankfurt/Main 2007, 2. Kapitel S. 58.
Anmerkung: Die nicht zu mildernde Unruhe, von der da die Rede ist, ist ebenfalls selbst konstruiert und wäre ohne Soziologie (oder Theorie) gar nicht als etwas relevant, das der Behandlung bedürfte. Natürlich kann die Unruhe trotzdem weiter gehen. Aber das heißt nur, dass die Theorie weiter geht, um so besser, je mehr ich Grund habe zu fragen, ob ich glauben kann, was das ‚Ich‘ über den sagt, der etwas glauben will oder auch nicht.