Das Grundeinkommen und der Abschied vom geistigen Eigentum
von Kusanowsky
Grob über den Daumen gepeilt sind es gegenwärtig zwei Problemlösungen, deren sinnmäßige Bewältigung gegen die härtesten ideologischen Blockierungen standhalten muss. Gemeint ist damit die Diskussion um ein Grundeinkommen für alle Bürger und das Schicksal einer Fiktion, nämlich der Glaube an Urheberschaft und geistiges Eigentum; Fiktion deshalb, weil die Realität der sozialen Produktion von Ideen zwar nicht erst seit der Verbreitung des Internets, aber spätestens mit seiner irreversiblen Strukturgewinnung hartnäckig auf Zerrüttung solcher Unhaltbarkeiten dringt, ablesbar am Widerstand gegen diese Haifischattacken, bzw. die Steigerung der Abwehr- und Repressionsmaßnahmen. Es sei hier prognostiziert, dass sie Abwehrmaßnahmen zu einer fast vollständigen Kriminalisierung aller Internetnutzer führen werden, bevor sie ihre Untauglichkeit erweisen können. Vorher ist nicht erkennbar, dass die Abwehrmaßnahmen scheitern können, weil sie, solange ihre Grenze nicht empirisch sind, noch nicht vollständig gescheitert sind. Solange die Rüstung noch verstärkt werden kann, solange ist sie auch haltbar. Kontingenz als Erfahrungsresultat, welches besagt, dass alles auch anders gehen könnte, kann erst gewinnbringend genutzt werden, wenn es nicht mehr anders geht.
Eine ähnliche Einsicht dürfte für die Akzeptanz eines Grundeinkommens gelten. Und wenn zwei Immunisierungstendenzen ähnliche Strukturmerkmale aufweisen, so könnte man annehmen, dass der Verzicht auf diese Immunisierungen erst dann gelingen kann, wenn sie sich gegenseitig bedingen, sich gegenseitig zur Voraussetzung machen müssen, damit schließlich erkennbar wird, was auch vorher schon hätte verstehbar sein können, was allerdings aufgrund der ideologischen Blockaden ständig scheiterte. So sind es die Immunisierungen, die dafür sorgen, dass noch nicht verstehbar wird, was schon verstehbar ist, weil die Immunisierungskräfte jeden sozialen Kontigenzspielraum verringern, und damit schließlich auch ihren eigenen.
Die erfolgreiche Verfolgung von Abwehrmaßnahmen wird sich bald gegen die Möglichkeit dieser Abwehrmaßnahmen richten, sobald sich die Bedingungen geändert haben, durch welche es sich nicht mehr lohnt, ideologische Vorbehalte zu pflegen. Erst dann wird zur Verhandlung frei gegeben, was vorher durch Verhandlung vermieden, beargwöhnt, verboten wurde.
Speziell in Hinsicht auf geistiges Eigentum und Grundeinkommen ergibt sich, sobald man ideologische Fixierungen beiseite legt, ganz leicht ein Zusammenhang der Produktion von Lösungsstrukturen, was man an den Vorbehalten, wie sie noch immer gepflegt werden, ablesen kann:
Gegen das Grundeinkommen wird die Behauptung geäußert, es würde keiner arbeiten gehen, wenn keiner dazu gezwungen wäre – empirischer Blödsinn deshalb, weil es nur sehr, sehr wenige gibt, die freiwillig verhungern möchten; und gegen die Aufgabe der Urheberschaftsfiktion wird eingewendet, es würde keiner Ideen verbreiten – was auf den gleichen empirischen Blödsinn verweist: man kann Ideen nur dann verbreiten, wenn andere das ebenfalls tun, und keiner kann einfach damit aufhören, weil niemand es bemerken würde, wenn keine Ideen in Umlauf kämen. Oder hat schon mal jemand erfolgreich eine Idee verschwiegen? Genauso wenig kann man Ideen verbieten oder abschaffen. Es geht nicht.
Dass dieser Blödsinn allerdings unentdeckt bleibt und gegebenenfalls stur und zuverlässig wiederholt wird, liegt daran, dass nicht verstehbar gemacht werden kann, dass sowohl ein Grundeinkommen empirisch genauso notwendig ist wie Urheberschaft empirisch verzichtbar. Denn wer ein Grundeinkommen bezieht, braucht sich keine Sorgen mehr darüber zu machen, dass andere mit den eigenen Ideen erfolgreicher hausieren gehen könnten als man selbst, weil nämlich andere ebenfalls ein Grundeinkommen beziehen und mit ihren eigenen Ideen auch nichts mehr anfangen können. Denn: was interessieren mich „meine“ Ideen, wenn ich sie nicht äußern könnte? Wenn ich sie aber äußern würde, wem gehören sie dann, wenn alle anderen meine Ideen nur dazu benutzen, um ihre eigenen zu entwickeln? Und was sollen wiederum die anderen mit ihren Ideen anfangen, wenn sonst keiner welche äußert? Welcher ideenlose Mensch würde sich ausgerechnet für meine Ideen interessieren und über die Zauberkraft verfügen, meine Ideen als seine Ideen populär zu machen, wenn er selbst keine Ideen hat? Er muss wenigstens eine Idee haben, wie man eine Idee popularisiert, und diese Idee wiederum kann nur von solchen Leuten popularisiert werden, die ebenfalls irgendwelche Ideen haben.
Ergo: verteilen wir ein Grundeinkommen an alle und verzichten auf die Urheberfiktion. In dem Augenblick wird erkennbar wie sehr das eine mit dem anderen verbunden sein muss, damit es funktioniert. Wer sollte sich für meine Ideen interessieren, wenn ich sie nicht verbreite? Aber wie könnte ich Ideen verbreiten, wenn nicht schon ein Interesse an meinen Ideen verbreitet wäre? Woher weiß ich vom Interesse anderer, wenn andere nichts von meinen Interessen wissen? Ihre Interessen müssten schon verbreitet sein, aber wie könnte ich davon wissen, wenn sie nicht verbreitet sind? Wie könnten andere ihre Ideen verbreiten, wenn sie die gleichen Schwierigkeiten haben wie ich: nämlich herauszufinden, was schon verbreitet ist um wissen zu können, was noch verbreitet werden sollte.
Die Urheberfiktion konnte sich einspielen, um diesen Problemzusammenhang zu umgehen, indem man die sozialen Resultate dieses Prozesses als Ausgangspunkt für das Funktionieren eines solchen Prozesses nahm und meinte, es müsse einen Urheber geben, damit das funktioniert. Dabei lautet die Einsicht: erst wenn ein Ideenfindungsprozess funktioniert, kann auch Urheberschaft as Idee ermittelt werden. Kann aber ein Urheber ermittelt werden, so nur deshalb, weil er keiner ist. Denn auch die Idee der Kausalität und der Individualität muss durch Ideenfindung bestätigt sein, damit man sagen könnte, dass ein bestimmter Mensch habe damit angefangen.
Denn noch einmal: wer könnte eine Idee äußern, die noch nicht gehört wurde? Wer könnte eine Idee hören, die noch nicht geäußert wurde? Das geht nicht, aber die Ideologie will etwas anderes, nämlich die Einsichtnahme blockieren. Die Gründe für diese Blockade sind übrigens ernst zu nehmen: es handelt sich um eine erfolgreiche Systemstrategie der Rechtfertigung des Scheiterns einer Gleichheitsfiktion: zwar sind alle Menschen gleich, was aber nicht heißt sollte, dass die klügeren keine Vorrechte hätten, woraus sich ableiten lässt, dass diese Vorrechte sich ursächlich aus der besonderen Klugheit einzelner ergeben. Dass die Klugheit aber nur das soziales Ergebnis eines Ideenfindungsprozesses ist, wird durch den Erfolg der gegenteiligen Behauptung blockiert. Und solange dieser Erfolg anhält, oder noch nicht vollständig zerfallen ist, solange hält die Blockade an.
Da kann man argumentieren soviel man will. Erst die Trümmer dieser Ideologie liefern das Baumaterial für etwas Weitergehendes.
Siehe dazu auch:
@Kusanowsky – durch meinen Klick habe ich einbekannt, dass ich mit beiden Teilthesen einverstanden bin: (1) Der Wiener Schule, die alle Möglichkeiten eines Allgemeinen Grundeinkommens bereits durchgerechnet hat, habe ich in meinen Texten schon immer das Wort geredet; (2) dass all mein Wissen nur lesend und zuhörend erworbenes und dann stammelnd zurückgegebenes Wissen ist, ist auch leicht und unbekümmert einzuräumen. Jetzt muss ich mir selber nur noch klar machen und vor Augen halten, wie Deine Brückenthese vom unauflösbaren Zusammenhang beider Thesen verstanden werden kann.
Wenn man das Hineinreden der Einzelnen Denker und Ideensucher in den nun medial grenzenlos geöffneten allgemeinen Hallraum aller Äusserungen, in die Öffentlichkeit der Gesellschaft also, als gegeben annimmt und akzeptiert, dann sieht man ja und räumt ein: Die gesprochene und die geschriebene Sprache, sie müssen ungebremst sprudeln und umlaufen, wie es ohne falsche Gesetze auch das Geld täte. Denn nur Bewegung schafft Bewegtheit, so wie nur Geben ein Nehmen ermöglicht und umgekehrt.
Wo käme man hin, wollte man bei einem jeden Wort und Satz prüfen, ob einem dies nun ursprünglich selber eingefallen ist oder ob ob es einem ansozialisiert wurde durch die unvermeidliche Teilhabe, die man ja will, am Leben und Weben der Anderen. Sage ich es einmal ganz hochtrabend: ohne mich bei Plato, Aristoteles, Augustinus, Occkham, Luther, Lessing,Goethe, Schiller, die Gebrüder Schlegel, Schleiermacher, Hegel, Marx, Kierkegaard und all die anderen Junghegelianer und die zahlreichen Nachfolger und Nachahmer anzulehnen, könnte ich doch zunächst kein Wort herausbringen. Und wo käme ich redend und schreibend hin, wollte ich zunächst immer erst prüfen, wer nun ein Erstgeburtsrecht haben könnte auf das von mir geäusserte und damit auch veräusserte? Und ist es mit dem Geld denn nicht genau so? Wie kämen denn die Milliardäre anders zu ihrem vielen Geld, wenn sie nicht mit all ihrem Tun und mit all ihren Ideen und Tricks ihre fruchtbringenden Pflanzen pflanzen könnten in einem fruchtbaren Boden, den man Infrastruktur nennt, und an dessen Gegebenheit alle beteiligt sind und so oder so ihr Schärflein beigetragen haben. Wo die Gesetze falsch sind, dort sei notwendigerweise auch alles Handeln falsch, heisst es schon seit viertausend Jahren. Die Maxime „bereichert Euch“ macht ja nur Sinn, wenn alle dabei reich und sorgenfrei werden. Die Gesellschaft sagt: was ihr dem geringsten Bürger getan habt, das habt ihr euch selber getan. Wo das Dach über dem Kopf, wo das tägliche Wasser und Brot sorgenfrei gegeben sind, da sind alle Kräfte frei, um fröhlich und sorglos zu tun, was zu tun ist, und weil dann auch ein jeder das Wissen der Gesellschaft anzapfen kann und für sein Streben und Bestreben verwenden, wie eine öffentliche Quelle. So würde Freiheit blühen und Wohlstand wachsen, denn abstrakte Zinsen kann man nicht essen, nur Brot kann man essen. Und wenn die Reichen nicht wollen, dass ihre eigenen Kinder in der sich anbahnenden allgemeinen Misere mit untergehen, dann müssen sie zunächst einmal dafür sorgen, dass die Kinder des Prekariats selber zumindest das Gesicherte Leben haben, damit man auch von denen einen Beitrag zum Reden und Handeln erwarten kann.
Urps. So sehr ich mit den beiden Ideen konform gehe, so sehr klingt das hier nach Argumentation durch Verwirrung/Verschwurbelung.
Allein schon, wie aus der Tatsache, daß Menschen nicht freiwilig verhungern (die übrigens empirisch selbst falsch ist), folgert, daß sie trotz Grundeinkommen einer Tätigkeit nachgehen würden, erschließt sich bestenfalls aus Sympathie mit der Idee, aber in keiner zwingenden Weise.
Vielleicht könnte man die Überlegungen noch ergänzen, wenn man darauf achtet, dass die virlulenten Haifischangriffe nicht nur von Internet-Piraten ausgehen, sondern auch von Kredithaien der Finanzmärkte. Beides wird versucht mit entsprechend unbrauchbaren Mitteln einzudämmen: globale Finanzmärkte, die keine Loyalität kennen, sollen durch regionale Regierungen, die auf loyale Banken angewiesen sind, kontrolliert werden; und digitale Piraterie soll durch ebensolche digital gestützten Verfolgungsmaßnahmen bekämpft werden, denn auch die Verteidigung von Ansprüchen an Urheberschaft bedienen sich des Internets. Daraus folgt, dass beides sich verstärken muss, bevor ihr Scheitern festgestellt werden kann. Und erst dann kann emprisch argumentiert werden:
1. Nur wer ein ständiges Einkommen hat, kann arbeiten, kann Ideen verbreiten (andersherum geht es empirisch nicht, denn dann hätte kein Säugling eine Überlebensschance)
2. Nur wer Glaubwürdigkeit zugerechnet bekommt, kann auch Glaubwürdigkeit beweisen, was sich auf die Transparenz von Kreditmärkten auswirkt: wenn man jedem Menschen, jedem Unternehmen, jedem Zusammenschluss von juristsichen oder natürlichen Personen das Recht zugestehen würde, Kredite zu vergeben, stellt sich sofort die Frage nach Transparenz: Wem kann man noch vertrauen, wenn alle von Methoden der Verschleierung Gebrauch machen dürften? Wohl denjenigen, die sich „zuvorkommend“ einem Transparenzgebot unterwerfen, wer also die Bereitschaft zeigt, auf Betrug zu verzichten. Weil eben dies verboten wird, verbleibt die Möglichkeit zu betrügen nur den Banken vorbehalten. Ihr Kreditmonopol ist damit zugleich das Monopol auf Intransparenz und damit der Grund für ihre Hafischangriffe, die dazu führen, dass sie sich die Banken gegenseitig nicht vertrauen können, weil sie sich gegenseitig in Intransparenz verwickeln.
Auch für das, was man „geistiges Eigentum“ nennt, gelten erst dann emprische Grundlagen der Urteilsbildung, wenn die Piraterie sich selbst zerstört: wer interessiert sich noch für meine Idee, wenn jeder meine Ideen stehlen dürfte? Keiner? Nein, andersherum: erst wenn Ideen gefunden wurden, können Ideen verbreitet und dann auch zugeschrieben werden.
Die Vorbehalte der Ideologie bestehen darin, solche Betrachtungen zu ignorieren und mit dem weiter zu machen, was sich erst noch als unhaltbar erweisen muss. Der Kampf dagegen diese Ideologie ist genauso aussichtlos wie die Ideologie selbst.
Dass man darauf auch verzichten könnte, ist eben empirisch nicht zu vermitteln.
Wer geht denn keiner Tätigkeit nach? Friedhofseinlieger vielleicht? Selbst Komapatienten betätigen sich immer noch: sie atmen. Man merkt: ein Verfahren der Ideologie besteht in der Vermehrung von Verwirrung und Verschwurbelung. Daher der Vorwurf der Verwirrung und Verschwurbelung.
Wenn man es so dreht, daß alles eine Tätigkeit ist, stimmt das Argument zwar, zielt aber nicht mehr auf das Problem: Das Geld für das Grundeinkommen fällt nicht vom Himmel, weswegen es genug Leute braucht, die einer bezahlten (oder genauer: besteuerten) Tätigkeit nachgehen. Die Frage, ob es *die* gibt, bleibt im Artikel unbeantwortet.
Aber auch die gewerbliche Tätgkeit fällt nicht vom Himmel. Gewerblich tätig sein heißt, ein ökonomisches Arbeitsverbot zu überwinden, welches kooperativ von Banken und Staaten durchgesetzt wird. Das Arbeitsverbot von Banken lautet: keiner darf arbeiten, investieren, produzieren, es sei denn, man bekommt von der Bank einen Kredit, durch welchen die Bank zuerst verdient, ohne selbst zu arbeiten, zu investieren, zu produzieren. Gelingt die Überwindung des Arbeitsverbot der Banken, bekommt man einen Kredit, sonst nicht und verbleibt gewerblich untätig. Übrigens steigern Banken dieses Verbot: ist es gelungen, das Verbot überwinden, steigert die Banke die Renditeforderung. Und es gilt die Regel: die Renditeforderung wird immer zuerst erfüllt, nicht die Lohnforderung. Wer die Lohnforderung steigert, ohne dass die Rendite zuerst steigt, wird in die Arbeitslosigkeit getrieben.
Das Arbeitsverbot vom Staat lautet: gelingt es nicht, die Schikane der Banken zu überwinden, wird man vom Staat schikaniert, durch Steuern, Sozialabgaben, oder durch ein Arbeitslosenamt, das die Bedingungen zur Forsetzung des Lebens unter die Vorraussetzung stellt, für die Lösung des Problems der Arbeitslosigkeit zu sorgen, ohne dass dies dem Einzelnen gelingen kann. Protest dagegen ist zulässig aber wirkungslos. So ist der Umstand des Gelingens einer gewerblichen Tätigkeit nur eine Frage der sozial verteilten Wahrscheinlichkeit, nicht das Vermögen einzelner Menschen. Die Ideologie ist dazu da, das zu ignorieren und das Gegenteil zu rechtfertigen und, wenn die Rechtfertigung scheitert, das alles trotzdem durchzusetzen: das Arbeitsverbot und die Ideologie in Form der Verbrämung eines Arbeitszwangs: wer nicht arbeitet, sollte angeblich auch nicht erfolgreich leben dürfen.
[…] das ihre Unabhängigkeit bewahrt – wie, das bleibt zu diskutieren. Ob es – wie Kusanowsky heute hier meint – auf dem Wege des Grundeinkommens möglich ist, würde ich mir wünschen, bezweifele […]
Faszinierend.
Was ist das denn:
@Andreas Krey / 2. Februar 2012 15:00:
„… folgert, daß sie trotz Grundeinkommen einer Tätigkeit nachgehen würden, erschließt sich bestenfalls aus Sympathie mit der Idee, aber in keiner zwingenden Weise.“ –
ja und ??
@Kusanowsky / 2. Februar 2012 15:25:
„Wer geht denn keiner Tätigkeit nach? Friedhofseinlieger vielleicht? Selbst Komapatienten betätigen sich immer noch: sie atmen. Man merkt: ein Verfahren der Ideologie besteht in der Vermehrung von Verwirrung und Verschwurbelung. Daher der Vorwurf der Verwirrung und Verschwurbelung.“ –
dem hast Du dich hier mit dieser Frage ausgesetzt, lieber Andreas Krey
@Andreas Krey / 2. Februar 2012 17:03:
„Wenn man es so dreht, daß alles eine Tätigkeit ist, stimmt das Argument zwar, zielt aber nicht mehr auf das Problem: Das Geld für das Grundeinkommen fällt nicht vom Himmel, weswegen es genug Leute braucht, die einer bezahlten (oder genauer: besteuerten) Tätigkeit nachgehen.“ –
Und du meinst, DAS sei DAS Problem?
Möchtest du darüber nicht lieber noch einmal in Ruhe sinnieren?
Hallo lieber Andreas Krey,
kann es sein, daß erst Mensch war, dann Tätigkeit, dann Spezialisierung und folgedessen Austausch von Tätigkeit und Spezialisierung, DAMIT Mensch weiter Mensch sein kann, sich erhalten, entwickeln und vermehren kann?
Und DAZU, nur DAZU, Bezahlung und MARKT vereinbart wurde, lediglich eine VERABREDUNG eben dieser Menschen zur zweckmäßigen Organisation IHRES Austausches?
Nur in diesem Sinne wurde seinerzeit zum zweckmäßigeren gegenseitigen Austausch von Tätigkeiten, zur Vereinfachung des Austausches, „bezahlte Tätigkeit“ eingeführt, und nicht als Selbstzweck um dem Menschen „bezahlbare Tätigkeit“ abzuverlangen.
Es ging und geht also NIE darum, daß Alle „bezahlten Tätigkeiten“ nachgehen, um etwas bezahlen zu können (das tun die Unbedürftigen, die Nutznießer vergangener „bezahlten Tätigkeiten anderer“ eh nicht und keiner zwingt sie dazu, das zu ändern …).
Es ging aber immer darum, daß Mensch selber menschliches Dasein und Werden (nicht nur eigenes) sichern und entwickeln kann.
Und wenn dazu heute oder morgen andere Formen dieser Sicherung erforderlich und möglich wären, was kümmert es da, ob es Menschen gibt, die keiner bezahlten Tätigkeit nachgehen? Kümmert es doch bei den Unbedürftigen schon lange niemandem.
Wen interessiert das?
Wesentlich ist, daß die Sicherung erfolgt und Menschen tätig sind, und damit Beitrag leisten.
Der (und wohl auch dein) Irrtum besteht darin, daß „die Milch im Supermarkt entsteht“ – sprich: „Lebensexistenz aus dem Bezahlen kommt, dort entstünde“ – was es nun mal nicht tut, denn da wird keinerlei Wert dafür erzeugt, auch wenn das manche gern behaupten (Bestenfalls erzeugte Werte vernichtet, wie Bankenwahn und fortschreitender Misanthropismus in dieser Szene nur noch zeigen).
Es geht eben nicht um das EINKOMMEN, es geht um das AUSKOMMEN, die Existenzbasis, die alle allen bereitzustellen haben.
„Bezahlte Tätigkeit“ als Basis für Lebensexistenz war und ist nie das Anliegen und die Aufgabe von Mensch, warum findet es dann so statt und wird vergöttert als ob in Stein gemeißelt?
DAS ist die Frage, die zu stellen ist. – Wer ist HIER untätig? Warum?
Wer hat hier die Austauschsyssteme profitierend pervertiert?
Auch heute geht es immer noch um das gleiche Ziel.
Mensch ist für dieses Ziel seiner Existenz immer zur „Tätigkeit“ verurteilt, sonst geht er zugrunde.
Nur ob das mit dem gegenwärtigen Verständnis von „bezahlter Tätigkeit“, angeboten auf einem „Markt der bezahlbaren Tätigkeiten“ durchgängig und dauerhaft erreichbar ist, wird nun allgemein erkennbar längst mit nein beantwortet.
Mensch und „bezahlte Tätigkeit“ sind nicht Instrumente des Marktes, sondern MARKT ist (wie gedacht) ein INSTRUMENT des MENSCHEN zur SICHERUNG seiner AUSTAUSCHBEDÜRFNISSE respektive seines AUSKOMMENS, und zwar nur dieser, und nicht zur alleinigen profitablen Vereinnahmung durch UNTÄTIGE Minderheiten.
Das Grundeinkommen ist das GrundEIGENTUM eines jeden und aller.
Es ist unantastbar, wie jedes Eigentum.
Urheber ist der Mensch, er hat die Rechte.
Dat is zu rejeln, nit die Sorje, dat eener nit „tätich“ is … (würde heute vielleicht Zille sagen).
Ich halte den Zusammenhang zwischen der Einführung eines Grundeinkommens und den sozialen Verlust der Urheberfiktion nicht einfach nur für eine hübsche Idee, denn beides ist höchst unwahrscheinlich und die Bedingungen zur Akzeptanz von beidem können nur sehr schwer verstehbar gemacht werden. Die Schwierigkeiten ergeben sich wesentlich daraus, dass Rechtfertigungen noch enorm gut funktionieren, wodurch sich die Strukturen reproduzieren, dieses Funktionieren garantieren. Und da Funktion und Struktur nicht ohne einander möglich sind, können sie auch nur miteinander verschwinden. Und in dieser Hinsicht ist noch lange kein Land in Sicht.
[…] Das Grundeinkommen und der Abschied vom geistigen Eigentum « Differentia […]
„Und DAZU, nur DAZU, Bezahlung und MARKT vereinbart wurde, lediglich eine VERABREDUNG eben dieser Menschen zur zweckmäßigen Organisation IHRES Austausches?“
Richtig. Der Markt ist eine Erfindung, um das Tauschen zu vereinfachen. Daß ein paar Leute dadurch (und durch das Universaltauschmittel) auf die Idee gebracht wurden, davon möglichst viel haben zu wollen, ist Teil des Problems.
Aber Märkte sind wie der Tauschhandel darauf ausgelegt, daß man nicht nur etwas haben will, was andere gemacht haben, sondern auch etwas geben kann, das man selbst gemacht hat, und – der wichtige Punkt – jemand anderes auch dringend genug haben will.
Eine Grundsicherung zu haben, ist eine schöne Idee, aber gerade nicht Ausfluß des Marktes: Der Markt gibt nur für Dinge, die Du tust und loswerden kannst. Und die Befürchtung beim bedingungslosen Grundeinkommen ist ja genau die der „profitablen Vereinnahmung durch UNTÄTIGE“ (ich weiß, etwas verfälschend zitiert).
Das garantierte Grundeinkomen funktioniert nichts, wenn es nicht genug Leute gibt, die dafür auch aufkommen – und ggf. dazu gezwungen werden. Daß es genug solcher Leute gibt (ob nun via Steuer, direkter Abgabeverpflichtung oder freiwillig in jedweder Form), wäre wenigstens plausibel zu machen.
Argumentieren, daß etwas wünschenswert (und etwas anderes – unsere Marktauswüchse – nicht) reicht nicht – es sollte auch funktionieren können.
Genaugenommen ist das ursprüngliche Argument ’niemand verhungert freiwillig‘ ein Argument *gegen* ein bedingungsloses Grundeinkommen; es besagt nämlich, daß sie Menschen durch den drohenden Tod zur Futtersuche motiviert werden, und nicht mehr tun als erforderlich, und mit einem bedingungslosen Grundeinkommen tendiert ‚erforderlich‘ gegen null.
Und es gibt Tätigkeiten, die zum Leben benötigte Dinge produzieren, und solche, die das nicht tun. Letztere per Grundeinkommen zu subventionieren funktioniert nur so lange, wie es genug Leute gibt, die ersteres tun und nichts dagegen haben, sich einen Teil ihres Ertrags für die andere Gruppe wegnehmen zu lassen (oder freiwillig zu geben). Da mit “wünschenswert“ zu argumentieren, ist wie zu sagen, „es wäre wünschenswert, wenn es nicht regnet“.
„Das garantierte Grundeinkomen funktioniert nichts, wenn es nicht genug Leute gibt, die dafür auch aufkommen – und ggf. dazu gezwungen werden.“
Man sieht, was Ideologie macht: es wird einfach wiederholt, gegen jede empirische Evidenz, weil es für Ideologie keine empirische Evidenz gibt, sondern nur die Evidenz, die sich aus dem ergibt, was sich aus der Wahrheit der Ideologie ergibt. Es ist alles wie es ist, und wenn sich zeigt, dass es auch anders gehen könnte, dann ist dies ein Irrtum, falsch, ggf. Vermeidungsnotwendig und verbotsbedürftig und bestenfalls wird es nur ignoriert. Ideologie ist der Ersatz für Erklärung durch Verplausibilisierung dessen, was durch Ideologie als Wahrheit genommen wird. Der Trick ist sture und primitve Wiederholung, da sich durch die Wiederholung erweist, dass es auch anders gehen kann. Denn darum die Wiederholung, die Beharrung, die Engstirnigkeit: durch Wiederholung soll alles andere ausgeschlossen werden. Aber es ist die Beobachtung der Wiederholung, die darauf aufmerksam macht, dass durch Ausschließung etwas darin Eingeschlossenes beobachtbar wird. Darum muss die ideologische Beharrlichkeit solange wiederholt werden, bis sie durch Übertreibung ihr Scheitern beweist. Ein schönes Beispiel dafür hat dieser Ansgar Heveling geliefert. Der Schwachsinn muss gesteigert werden, vorher zerbricht er nicht.
Daher gilt die Parole „too big to fail“ eben nicht. Gerade das macht auf Übertreibung aufmerksam, welche zeigt: noch nicht groß genug um zu scheitern.
Es ist noch lange kein Land in Sicht, sagte Kolumbus, weil er Indien meinte, als er kurz vor Amerika war. Das bedingungslose Grundeinkommen ist noch lange nicht in Sicht, aber das macht eigentlich nichts, wenn wir anderes Land finden.
„so könnte man annehmen, dass der Verzicht auf diese Immunisierungen erst dann gelingen kann“
Kann ein Verzicht auf Immunisierungen, egal in welchem Kontext, überhaupt wünschbar sein? Angefangen von mechanischen und physiologischen Barrierefunktionen des Körpers bis hin zu den aussteuernden Unterschiedungs-Barrieren des gesellschaftlichen Operieriens ist Immunität gar nichts anderes als ein Synonym von Differenzierung. Verzicht auf Immunisierung=bedingungslose Auslieferung ans Andere=Kollaps der Distinktion.
„weil die Immunisierungskräfte jeden sozialen Kontigenzspielraum verringern, und damit schließlich auch ihren eigenen.“
Eben. Systeme sind Eröffnungen von Kontingenzspielräumen, die durch Verringerung derselben entstehen, auch ihres eigenen. Das als sture Blockaden abzutun und als Ideologie zu verdammen halte ich für ein Zeichen soziologischer Unaufgeklärtheit.
Es ist immer schwer, das Erfahrungsmögliche zu argumentieren: die moderne Gesellschaft ist eine hoch arbeitsteilige Gesellschaft, die es gleichsam erzwingt, dass keiner ohne die Mithilfe abertausend anderer eine Überlebenschance hätte. Einfach ausgedrückt: niemand kann einen Eimer umtreten, es sei denn, man hat einen Eimer und Wasser. Aber wie kommt daran? Niemand kann den ganzen Voraussetzungsreichtum allein oder als erster sicher stellen. Das gilt für alle Produktion, auch für die Produktion von Ideen. Ideen sind soziale Konstrukte, keine voraussetzungslosen Selbstfindungen.
@Andreas Krey / 3. Februar 2012 10:35:
„mit “wünschenswert“ zu argumentieren“ –
nun, in meiner Argumentenbüchse stand das nicht, denn ich halte das bedingungslose Grundeinkommen nicht für „wünschenswert“, wie du die „bezahlte Tätigkeit für alle“ für wünschenswert hältst (mehr als das ist es auch nicht)., sondern für höchst erforderlich.
Lange Zeit sah ich „bezahlte Tätigkeit für alle“ für „wünschenswert“ an, seit dem jedoch jedoch alle wichtigen Fachleute, die sich mit dieser Frage intensiv beschäftigen, bereits seit Jahren selbst die Chance einer positive Entwicklung in diese Richtung ausschließen, macht das ja keinen Sinn mehr.
Weil: Dank technischem und Wissenschaftlichem Fortschritt (??) produzieren immer weniger Menschen den Bedarf für immer mehr Menschen – mit stark ansteigender Tendenz.
Damit wird deine aus den vorigen Jahrhunderten stammende Sichtposition „alle müssen bezahlt tätig werden“ eine Karrikatur, und zwar eine fiese, weil nun eine solche „bezahlte Tätigkeit für alle“ zwangserfunden, zwangsdurchgesetzt, zwangskontrolliert werden müßte, ohne daß DADURCH die Chance besteht, daß Betroffene das eigentliche Anliegen „Grundsicherung“ (als SICHERUNG, nicht als Ver-VerSicherung der „Tätigen“ vor ihrem schlechten Gewissen) selbst erfüllen könnten.
Das beste Beispiel sind die intonierten Sinfonien von „gesunkenen Arbeitslosenzahlen“ bei extrem gestiegenen prekären Arbeitsverhältnissen, die versteckt und heruntergespielt werden aber nichts taugen, in ungerechtfertigten Leiharbeitsbezahlungen, Minijobs, Ich-AG, Scheinselbständigkeit und ähnlichem Kaspertheater samt ScheinRiesterei usw.(Die alle zusammen gerechnet ergibt mehr prekäre Lebensverhältnisse, als es je Arbeitslose in Deutschland gab), was völlig aus der auch von dir befürworteten zu kurz greifenden Denke entspringt und eine gefährliche Sackgasse ist.
Kann es sein, daß dir das bisher entgangen ist?
Kusanowsky kritisiert das so:
„Es ist alles wie es ist, und wenn sich zeigt, dass es auch anders gehen könnte, dann ist dies ein Irrtum …“ – Muß das so sein?
Du hast dir Mühe gegeben, im Detail zu reagieren, ich versuch das mal auch:
„Der Markt gibt nur für Dinge, die Du tust und loswerden kannst“ – Irrtum „Der Markt“ gibt NICHTS! Nur Menschen „geben“, oder hast du schon einmal erlebt, daß eine Verabredung dir etwas „gibt“, eventuel wenigstens nur mal eine Hand? – Kaputtes Denken.
Frage: Wer, besser WAS ist „der MARKT“ – hast du ihn schon mal gesehen?
Du sagst:
„Und die Befürchtung beim bedingungslosen Grundeinkommen ist ja genau die der „profitablen Vereinnahmung durch UNTÄTIGE“ (ich weiß, etwas verfälschend zitiert)“ –
nein, ist nicht verfälschend, aber unvollständig: Du schaust bei der Ausnutzung, der „profitablen Vereinnahmung durch UNTÄTIGE“ – passend zu der von Kusanowsky angeprangerten IDEOLOGIE – jedoch NUR NACH UNTEN und vergißt die VEREINNAHMUNGEN im Oberen Sektor, dazu noch mit dem Problem, daß es die „profitablen Vereinnahmungen durch UNTÄTIGE“ im oberen Bereich bereits JETZT im Übermaß gibt, ohne daß wir dieses Grundeinkommen haben, und du sagst dazu – NICHTS -?
Was passiert denn da: Etliche (!) haben sich das Recht GENOMMEN, für sich das „bedingungslose Grundeinkommen auf Lebzeiten“ zu holen und zu sichern, und zwar völlig unabhängig davon, ob sie einer „bezahlten Tätigkeit“ nachgehen, ob diese relevant für die erhaltene „Sicherung“ ist oder ob überhaupt Tätigkeit in diesem Sinne geleistet wird.
Du sagst dazu nur das:
„Das garantierte Grundeinkomen funktioniert nichts, wenn es nicht genug Leute gibt, die dafür auch aufkommen – und ggf. dazu gezwungen werden.“ Hast du dabei auch nach „oben“ geschaut, was sagst du diesen Leuten, willst du sie zwingen, einen „bezahlten und dafür relevanten Beitrag“ zu leisten?
Weiter du:
„Daß es genug solcher Leute gibt (ob nun via Steuer, direkter Abgabeverpflichtung oder freiwillig in jedweder Form), wäre wenigstens plausibel zu machen.“ –
ja, dann fang mal an, mit DIESEN Leuten, DIE SIND JETZT SCHON DA, meinetwegen auch mit dem Beweis, daß es anders ist.
Denn – deine Worte -:
„Argumentieren, daß etwas wünschenswert (und etwas anderes – unsere Marktauswüchse – nicht) reicht nicht – es sollte auch funktionieren können.“ –
Ja, eben deshalb Kusanowskys Tips noch mal anschauen, wie man evtl. dahin kommt, bzw. warum eben (noch) nicht.
Und das hier, meinst du das so ernst (bist du der Soziologe / Psychologe dafür oder kennst du einen, der das so sieht?):
„es besagt nämlich, daß sie Menschen durch den drohenden Tod zur Futtersuche motiviert werden, und nicht mehr tun als erforderlich, und mit einem bedingungslosen Grundeinkommen tendiert ‘erforderlich’ gegen null“ –
Woher kommt den das? Welche Ideologie? In meiner Schulzeit lernte ich schon vor langer Zeit, daß das ausgewachsener Misanthropismus ist und allen Erkenntnissen der Biologie, der Psychologie und der Sozialwissenschaften widerspricht, als blanke Zweckideologie für – ja, für wen denn? – ist.
Ob damit jemand seine gegenwärtige eigene Grundsicherung sichern möchte? Es sei ihm gesagt, auch er ist dabei auch weiterhin auf alle anderen Menschen, auf die Sozialgemeinschaft samt Markt (!) angewiesen, und wehe dem, wenn die merken, daß er sie hintergeht damit.
„Und es gibt Tätigkeiten, die zum Leben benötigte Dinge produzieren, und solche, die das nicht tun. Letztere per Grundeinkommen zu subventionieren funktioniert nur so lange, wie es genug Leute gibt, die ersteres tun und nichts dagegen haben, sich einen Teil ihres Ertrags für die andere Gruppe wegnehmen zu lassen (oder freiwillig zu geben)“-
Kann das sein, daß bereits JETZT GENÜGEND „WEGGENOMMEN“ WIRD, nur nicht von der Seite die du meinst?
Kann das sein, daß das, was bereits heute willkürlich „weggenommen“ und „vorenthalten“ wird, dazu führt, daß andere Menschen mit ihrem Prekäreinkommen für bezahlte Tätigleit davon nicht existieren können und dadurch bedürftig werden?
Ich stimme dir zu unter der Prämisse, daß ALLE von der Allgemeinheit subventionierten Ackermänner und Ackerfrauen nicht mehr subventioniert werden sondern Leistung für Leistung gilt, Tätigkeit – ob bezahlt oder unbezahlt – in Relevanz zur gesellschaftlichen Alimentierung stehen muß, oben wie unten.
Die wenigen Penner , die es auch (in allen Gesellschaftsschichten) gibt, hast du ja sicher hier nicht zum Maßstab machen wollen.
So viele Möglichkeiten, uns am eigenen Schopf aus dieser Misere zu ziehen, gibt es da nicht, jedenfalls sind andere nicht bekannt:
Bedingungsloses (relevantes) GrundAUSKOMMEN, nicht nur für Reiche, Tätigkeit für alle, auch für andere,
Manche sagen dazu: KOOPERATION im Sinne von Mutualismus – die Wechselbeziehung zum gegenseitigen Nutzen, die nicht auf Altruismus sondern auf gegenseitige Unterstützung basiert, in der Biologie auch als Symbiose bekannt:
Keiner muß verzichten, keiner muß sich opfern, aber jeder stützt tätig den anderen in seiner Existenz, in dessen Tätigkeit.
Nur zwischen solchen „Einheiten“ ist prinzipiell fruchtbarer Wettbewerb ohne würdelosen menschlichen „Kolateralabfall“ möglich.
Auch eine Lösung der Urheberfiktion? Ja, als Regelung. Anderes Denken.
„Das bedingungslose Grundeinkommen ist noch lange nicht in Sicht, aber das macht eigentlich nichts, wenn wir anderes Land finden.“
Ja!
Und wann finden wir?
Es kam schon manche Idee zum Brautkleid erst nach der Scheidung an.
Columbus hatte Glück, er war noch nicht verhungert, als er „anderes Land fand“.
Denke mal, damit ist das eigentliche Problem beschrieben, es ist nicht dieses oder das „Land finden“, es ist das rechtzeitige „Ankommen“ …
„Systeme sind Eröffnungen von Kontingenzspielräumen, die durch Verringerung derselben entstehen, auch ihres eigenen. Das als sture Blockaden abzutun und als Ideologie zu verdammen halte ich für ein Zeichen soziologischer Unaufgeklärtheit.“
Sei doch bitte so nett und formuliere das (alles) mal anders, mit eigener Wortwahl. Eventuell kommen wir dann weiter. Maschinenlesbare Sinnstiftungen täuschen zu sehr über die gegebenen Zusammenhänge, auch eine Form von Blockade ?
„Maschinenlesbare Sinnstiftungen“ – das ist eine überraschend interessante Formulierung.
[…] Anschluss an den letzten Artikel ist in der Diskussion bei G+ der Einwand von Sascha Lobo aufgetaucht, dass der Fortbestand des […]
Das Funktionieren der ‚ideologischen Blockaden‘ im Sinne einer nach Herrschaft trachtenden Ideologie basiert darauf, jegliche Kritik aufmerksam zu prüfen und exakt jene Argumentationen als unmöglich zu markieren, die als unzulässig angesehen werden und aus dem Diskurs ausgeschlossen bleiben sollen. Diese ‚Abwehrmaßnahmen‘ sind dabei genau in jenen Formulierungen zu finden, in denen die willkürliche Rückwendung auf die geltenden, konforme Darstellungsweisen stattfinden und nur allzu oft nur auf Kraft ihres gesellschaftlichen Imperatives. Dieser Prozess ist hier an den ‚gesamtgesellschaftlichen Themen‘ Grundeinkommen und Urheberschaft gut darstellbar. Man kann nachvollziehen, wie sich die typischen Argumentationsmuster zwangsläufig begegnen und nur scheinbar zwanglos frei von ‚ideologischer Zurichtung‘ gegeneinander antreten. Interessant ist dabei der Blick auf die Konsistenz der Argumentationen in Bezug auf die Wahrung der jeweils zugrundeliegenden Vorstellung von gesellschaftlichen Zusammenhängen. Geht es um Urheberschaft ist man einerseits schnell bei den Fragen, was einer Idee als Merkmal anhaften würde und ob Ideen nicht doch nur in ihrer eigenen Ideengeschichte frei zirkulieren, da undefinierbar bleiben muss, wer zuerst welche ‚Idee‘ hatte, was aber Voraussetzung für das Urheberrecht an einer ‚geistigen Vorstellung‘ wäre. Der ‚freie Markt‘ aber handelt indess mit Produkten, die keineswegs nur die ‚Idee‘ vermarkten, indem sie sie kaufen oder verkaufen, sondern stets ist es ein ‚Konzept‘, konform oder eben auch nicht, dass bestenfalls auf einer Idee beruht. Die Widersprüchlichkeiten, zu denen wir noch immer verdammt sind, sie auszuhalten, lauten beim Thema Urheberschaft in etwa: Einerseits ist davon auszugehen, das geistige Vorstellungen kein vermarktbares Produkt sind und ebenso wie Gedanken weiterhin frei sein sollten, andererseits fallen bestimmte Konzepte der Vermarktung nicht von alleine als haltlos in ihren Grundlagen als alte Kartenhäuser um. Es scheint das gute Recht von ProduzentInnen zu sein, ihre Urheberschaft vergütet zu bekommen und das gute Recht eines jeden, sich Wissen, Kunst und Kultur frei anzueignen.
Das ‚Ende der Ideologien‘ wurde schon vor einiger Zeit eingeläutet, die Dialektik musste der grundsätzlichen Unvereinbarkeit von widersprüchlichen aber nichts desto weniger gegenseitig nicht widerlegbaren Argumenten Raum geben. Trotzdem wird weiterhin gerne kolportiert, Kritik sei nicht möglich, nicht nur in institutionellem Rahmen. Dies mag seine Richtigkeit haben, solange der Widerspruch nicht aus einem blassen Scheinproblem einsteht, das durch ideologische Blockaden nach wie vor wirksam ist, auch wenn die dazugehörige Ideologie längst ihr Ende gefunden zu haben scheint oder zumindest gefunden haben sollte.
In der Diskussion um das Grundeinkommen steht der Begriff der Arbeit meist im Zentrum der Argumentationen, aus denen sich die Kriterien einer Haltung der Gesellschaft gegenüber dem Individuum ablesen lassen, ob in nationalstaatlichem Zusammenhang oder global definiert. Die ‚Empirie‘ wird dabei gerne als zuverlässige Quelle für die Stärkung eines Arguments herangezogen auch wenn klar ist, dass empirische Aussagen nicht zuletzt durch ihren modellhaften Charakter von den zu Grunde liegenden Annahmen abhängen. Legt man naturwissenschaftlich strenge Kriterien an, bleibt stets ein meist nicht allzu kleiner Bereich der Unsicherheit in jeder Hypothese. Wir wissen das Argument zu widerlegen, empirisch eindeutig sei es, niemand verhungere gerne freiwillig. Es genügt einen einzigen Fall zu nennen, in der jemand höchst freiwillig verhungert. Die Kritik ist demnach gerechtfertigt.
Daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, das Modell Grundeinkommen sei nun hinüber und jegliche weitere Argumentation hier zu Ende, geht dabei fehl in eben jener Annahme, Kritik sei nicht möglich. Im Gegenteil, die Kritik verhilft der Aussage mit Hilfe der Empirie zu einer präziseren Formulierung, hier in etwa: ‚Die überwiegende Mehrzahl der menschlichen Individuen verhungert nicht gerne freiwillig‘. Damit bleibt einer der ‚zynischen‘ Fallstricke der Mathematik im Zusammenhang mit Menschenleben und Opfern vermieden: Dem freiwillig Hungernden, dem Hunger-Streikenden, bleibt die Freiheit zu wählen, diese symbolische Kraft, die aus dem Verzicht entsteht, ist stets ein Zeichen des Widerstandes gewesen. Dem nicht freiwillig Hungernden bleibt wohl kaum eine menschlich Freiheit, außer der, zu sterben an Ort und Stelle, ohne großes Aufsehen zu erregen, wenn möglich. Empirisch erhoben ist eine Milliarde hungernder Menschen weltweit. Der interessantere Ansatz hier die Mathematik ins Spiel zu bringen, ohne dem Zynismus ständig das Wort reden zu müssen, der in jeder Rationalisierung von unmenschlichem Leid auf der Lauer liegt, wäre es zu formulieren, ‚die Mehrzahl der Hungernden wird mit einem garantierten Grundeinkommen nicht mehr hungern, während vermutlich eine nur sehr, sehr kleine Minderheit freiwillig weiter hungern würde, aus welchen Motiven auch immer‘.
Interessehalber lassen sich hier die Fragen formulieren, kann es ‚geistiges Eigentum‘ im Sinne der ‚globalen‘ Definitionen von Eigentum geben? Kann es sich die globale Menschheit leisten, die ’nicht vitalen KonsumentInnen zum zivilisatorischen Abfall zu degradieren und als Erdenbürgern und Erdenbürgerinnen maßlos und grenzenlos zu entwürdigen? Kann die globale Menschheit ihren Individuen ein menschenwürdiges Leben ohne die ewige Schande der eigenen Schuld an der persönlichen Verdammnis schon zu Lebzeiten ermöglichen? Die Gegenargumentation, dass niemand mehr arbeiten würde, scheint mittlerweile wenig haltbar und trägt den Geruch einer jener Mottenkisten, in der die Arbeit nach wie vor imperativ definiert wird, meist von einer zentralen organisatorischen Einheit, oder einem geschickt zugerichteten Zahnrad im Getriebe der Wahrnehmung. Zeitgemäßer ist die Vorstellung von einem computierter Raum voller Überraschungen.
Man kann selbstverständlich die Atmung als Grundlage für die Anerkennung einer menschenwürdigen Existenz durch die Gesellschaft darstellen, oder aber sich an den zur Zeit eher maßgeblichen Definitionen für gesellschaftlich relevante Arbeit orientieren, in der der Konsumwille, die Aneignungseuphorien und die überproportionale Maximierung von Eigentum im Mittelpunkt stehen. ´Letzteres hat mit den basalen menschlichen Notwendigkeiten, wie etwa einer ausreichenden Versorgung mit Nährstoffen und der Sicherstellung einer grundsätzlichen gesellschaftlichen Teilhabe kaum noch etwas zu tun. Dem Argument ’niemand würde mehr arbeiten‘, kann man ohne Zweifel entgegenhalten, ‚wer würde sich freiwillig ausschließlich mit einem Grundeinkommen zufrieden geben?‘ Sicher, es wird viele geben, die sich damit bescheiden würden, was jedoch nicht gleichbedeutend mit ‚Nicht-Arbeit‘ wäre, das ließe sich empirisch im Vorfeld bestens erheben. Ebenso die Zahl derjenigen, die das nicht tun würden und weiterhin ihren persönlichen Mehrwert in einer Erwerbstätigkeit suchen. Üblicherweise würde hier die eher seltsame Frage auftauchen, wer das alles bezahlen soll. Die Antwort ist weder absurd noch allzu neu in ihre Behauptung eines Konsens zum minimalen Äquivalenz in einer Gemeinschaft: die Handelnden, deren Grundlage ihrer aktuellen Existenz aus der gegenseitigen Abhängigkeit entsteht, in Zahlen, der von Milliarden von Menschen.
Hier schwingt weder eine soziale Utopie mit, noch eine Herabwürdigung der protokapitalistischen Persönlichkeit im 21.Jahrhundert. Es ist eine Frage der Machbarkeit und nicht nur eine der grundsätzlichen Wertediskussion. Die Legende der Gewinnmaximierung als Ursache für das individuelle Glück zeigt ihre abscheulichsten Fratze in der Realität ihrer Produktionsweisen. Der vitale Konsument hat die Lust an der Qual zur Wahl auferlegt bekommt, während der marktferne Ausschuss, die Überproduktion von potentiellen KonsumentInnen als in Kauf zu nehmender gesellschaftlicher Abfall entsorgt wird, in einer protofaschistoiden Spirale der Ausgrenzung aus den basalen Nutzungszusammenhängen, unter kontinuierlicher Schuldzuweisung und Degradierung zum zivilisatorischen menschlichem Müll. Die kontinuierliche Affirmation des Schicksalhaften, des Unabänderlichen im täglichen Leben tritt immer öfter als klamme Lüge oder beredte Vergesslichkeit hervor. Sie karikiert sich zunehmend selbst in ihrer prototypischen Darstellung der Zusammenhänge und markiert damit eine Übergang. Ja, wir wissen, der Mensch frisst immer, auch den Menschen ab und an. Nur unter Zwang frisst er nix. Meistens, aber nicht immer.
@mic mikina / 3. Februar 2012 19:04:
Mit Interesse und Bedarf las auch ich deine faszinierende Sicht.
Dennoch – ohne Zweifel am Tenor – gibt es Gedanken, dir dir evtl. zu denken geben könnten:
„Der ‘freie Markt’ aber handelt indess mit Produkten, die keineswegs nur die ‘Idee’ vermarkten, indem sie sie kaufen oder verkaufen, sondern stets ist es ein ‘Konzept’ “ –
Bitte welcher „freie“ Markt? Es gibt keinen.
Jeder „Markt“ ist eine soziale Vereinbarung, nichts anderes, und damit ist er von nichts „frei“, sondern fest an die „Konstitutionen“ und „Konzeptionen“ der Vereinbarer und deren Werdegang und Wechselbeziehungen und lokalen Gegebenheiten gebunden.
Auch „handelt“ der Markt nicht, Vereinbarungen können das beim besten Willen nicht.
Es sind stets nur Menschen, konkrete. Was dem Markt zugeschrieben wird, ist also tatsächlich stets konkreten Menschen zu zu schreiben.
Weil:
Eine abzulehnendes Konzept mit dessen ureigensten Sprachgewohnheiten / verirrten Sinngebungen zu traktieren führt zum Gegenteil des Erhofften: Der Kontrahent meint, du hättest einfach noch nicht zu SEINER (Meinung nach „gültigen“) Sprachregelung gefunden, würdest sie nicht verstehen und DAS sei das ganze Problem – es führt weg von deinem Anliegen.
Oder:
„Es scheint das gute Recht von ProduzentInnen zu sein, ihre Urheberschaft vergütet zu bekommen und das gute Recht eines jeden, sich Wissen, Kunst und Kultur frei anzueignen.“ – nein, es „scheint“ nicht nur, es ist!
Aber:
Dreh doch dieses Argument auch mal um:
Die ProduzentInnen, die das „Recht gebrauchten“, „sich Wissen, Kunst und Kultur frei anzueignen“ und in ihrer Urheberschaft zu verwenden, sollten sich DIESEN „frei“ angeeigneten Teil nicht auch noch zusätzlich bezahlen lassen wollen – wie wäre es parallel auch mit solch einer Abwägung?
Wer hatte denn bitte diesen „frei angeeigneten Teil“ zuvor „bezahlen“ MÜSSEN?
Falls Unklarheit besteht, was denn dazu zu zählen wäre, könnte man von der Schul- und Ausbildung bis zur Benutzung der Sprach- und Begriffsgebäude und deren fachspezifischen Anwendungsmöglichkeiten und darin „geronnenen“ Konzepte der Vorgänger samt der sozialen Ertüchtigungsinstrumente dafür allerhand anführen …
Und:
„… naturwissenschaftlich strenge Kriterien an, bleibt stets ein meist nicht allzu kleiner Bereich der Unsicherheit in jeder Hypothese.“
Das (Unsicherheit) sowieso, aber was ist das: „naturwissenschaftlich strenge Kriterien“ ? – Gibt es denn auch „naturwissenschaftlich unstrenge Kriterien“?
Und weiter:
Wieso sollen das ausgerechnet „naturwissentschaftliche Kriterien“ sein? Sind denn „wissenschaftliche Kriterien“ (aus anderen Bereichen) nicht tauglich dafür? Oder leistest du hier nur unbeabsichtigt der Vorstellung Vorschub, es gäbe eine Aufteilung nach „echten“ weil Natur-wissenschaftlichen und „weichen“ (untauglichen) weil „vom Geiste“ geprägten Wissenschaften?
Es gibt NUR WISSENSCHAFTEN – oder keine, dazu gehören AUCH die Naturwissenschaften, aber eben NICHT NUR diese, die diese Bezeichnung und Unterteilung nur der damaligen Unwissenheit zu verdanken haben.
Es ist halt immer wieder eine Versuchung, sich unaufmerksam die eigenen (verbalen) Beine mit denen der anderen weg zu treten.
Diese Bemerkungen nur deshalb, damit die angesprochenen Dinge nicht unbeabsichtigt von dem ablenken, wie du hier das Thema angehst: brilliant.
Schaut mal, was da scharfsinnig Packendes zum Thema im Gewebe zu finden ist – „Perlen der Argumente“:
„Dem nicht freiwillig Hungernden bleibt wohl kaum eine menschlich Freiheit, außer der, zu sterben an Ort und Stelle, ohne großes Aufsehen zu erregen, wenn möglich. Empirisch erhoben ist eine Milliarde hungernder Menschen weltweit.“
“ … die Mehrzahl der Hungernden wird mit einem garantierten Grundeinkommen nicht mehr hungern, während vermutlich eine nur sehr, sehr kleine Minderheit freiwillig weiter hungern würde, aus welchen Motiven auch immer’.“
„Kann es sich die globale Menschheit leisten, die ‘nicht vitalen KonsumentInnen zum zivilisatorischen Abfall zu degradieren und als Erdenbürgern und Erdenbürgerinnen maßlos und grenzenlos zu entwürdigen?
Kann die globale Menschheit ihren Individuen ein menschenwürdiges Leben ohne die ewige Schande der eigenen Schuld an der persönlichen Verdammnis schon zu Lebzeiten ermöglichen?“
„Dem Argument ‘niemand würde mehr arbeiten’, kann man ohne Zweifel entgegenhalten, ‘wer würde sich freiwillig ausschließlich mit einem Grundeinkommen zufrieden geben?’“
„Sicher, es wird viele geben, die sich damit bescheiden würden, was jedoch nicht gleichbedeutend mit ‘Nicht-Arbeit’ wäre.“
„Die Legende der Gewinnmaximierung als Ursache für das individuelle Glück zeigt ihre abscheulichsten Fratze in der Realität ihrer Produktionsweisen.“
„Ja, wir wissen, der Mensch frisst immer, auch den Menschen ab und an. Nur unter Zwang frisst er nix. Meistens, aber nicht immer.“
Mein Fazit:
URHEBER sind (auch) nur Menschen …! – Mit und ohne Grundeinkommen, aber mit Grundeinkommen sicher produktivere URHEBER.
(Wenn Ihr wissen wollt, wo gefunden, dann schaut hier weiter oben mal bei „mic mikina“ / 3. Februar 2012 19:04 rein)
Ich wünsche, wenn es möglich ist, etwas weniger Blabla in den Kommentaren. Wenn unmöglich, dann ist es auch möglich, dass vom Blabla niemand etwas mitbekommt, weil ich die Kommentare nicht frei geben werde.
Diese Mitteilung ist als Drohung zu verstehen, nicht als Argument. Oder, wie der Pate sagte: „Ich werde dir ein Angebot machen, das du nicht ablehnen kannst.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Pate
Bravo, @Kusanowsky – wer eine sorgfältig gestaltete Gedankenrabatte angelegt hat, der hat auch das Recht, all jene vom Platz zu verweisen, die darauf unkonzentriert und gehässig zerstörerisch herumtrampeln.
Es ist eben bei allen Themen und Gelegenheiten das alte Wittgenstein’sche Lied: Die geliebte Sprache hat eben zwei Gesichter: sie kann erklärend aufklären, sie kann aber auch mühelos verwirren. Die Konsenstheoretiker sind naiv und gutgläubig: Konsens ist Arbeit und ergibt sich durch Vielreden nicht von selbst. Mit gutem Willen allein ist es da nicht getan, man muss weglassen, muss sich und den möglichen Sinngehalt konzentrieren. Aber wann gelingt dies schon bei einem vorurteilsbehafteten Thema. Die Dissenstheoretiker haben da schon schneller und eher und tiefgreifender recht: Verstehen wollen macht noch mehr Arbeit: zu suchen, was könnte dran sein am vom Vorredner Gesagten, wo führt es hin, wenn er recht haben sollte. Welchen gedanklichen oder gar realen Preis muss ich zahlen, wenn ich ihm zustimme? Sich das alles im konkreten Fall zu fragen, schliesst Schnellschüsse eigentlich grundsätzlich aus. Und wenn dann einer auch noch nie Gehörtes oder sonstwie schwer Verdauliches äussert, dann ist erst recht Vorsicht geboten.
Die komplexeste Maschine der Welt, das menschliche Gehirn, im Zaume zu halten, vor allem dann, wenn sie sich tastend und diskutierend mit dem noch komplexeren Thema Gesellschaft als Erzeugungsmaschine von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Gerechtigkeit zu befassen versucht, und das auch noch, ohne den Vordenker in die Augen sehen zu können, seinen Tonfall nicht im Ohr zu haben und seinen Gesten nicht beobachtend folgen zu können, das ist schon eine Zumutung, die ohne (Nächsten)Liebe nicht zu bewältigen ist.
Plagiat:
„Don Vito Corleone’s line „I’m gonna make him an offer he can’t refuse“ was voted as the second most memorable line in cinema history in AFI’s 100 Years… 100 Movie Quotes by the American Film Institute.[50] The line actually originates in the French novel Le Père Goriot, by Honoré de Balzac, where Vautrin tells Eugène that he is „making him an offer that he cannot refuse“.“
Balzacs Roman Vater Goriot thematisiert an einem praktisch alle Sozialschichten umfassenden Personenensemble sowohl den gesellschaftlichen Aufstieg als auch dessen Niederungen und Abgründe im Kontext der Restauration des beginnenden 19. Jahrhunderts. Balzac gewährt am Beispiel des früheren Nudelfabrikanten Goriot – der nur im Leben seiner Töchter lebt, im Gegenzug ausgenutzt wird und schließlich „wie ein Hund“ stirbt – einen Blick auf die ideelle Ausrichtung der Gesellschaft auf Ruhm, Macht, Schein des Dekors und den aufkommenden Kapitalismus, ein immer stärkeres Eindringen des Geldes in alle Lebensbereiche. Der emblematisch für Fortschrittsoptimismus und Rationalismus stehende ‚Streitwagen der Zivilisation’ überrollt und zerbricht das sich ihm in den Weg stellende „cœur“ (Herz) kurzer Hand und deutet für den Leser unübersehbar schon zu Beginn des Romans Balzacs exemplarische Schreibweise und literarisches Selbstverständnis an.
http://de.wikipedia.org/wiki/Le_P%C3%A8re_Goriot
Womöglich sind die sizilanischen Mafiaorganisationen genauso wie etwa die katholische Kirche residuale Reststrukturen der stratifizierten Gesellschaft, also gleichsam Ruinen des römisches Reiches, Strukturen, die sich nicht den modernen Vefahren der Organisationsbildung unterwarfen, sondern sich ihnen erfolgreich widersetzten, die sich vom „Streitwagen der Zivilisation“ nicht überrollen ließen.
ich würde vorschlagen, in dieser diskussion den begriff der #urheberschaft von dem der #verwertungsrechte oder dem des #urheberrechtes abzukoppeln, aus theoretischen, historischen, und empirischen gründen.
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#urheberschaft ist nicht nur ein begriff des rechts oder begründet finanztransaktionen. das historisch älteste beispiel (weit vor der verrechtlichung des geistigen eigentums in unserem sinne), welches mir gerade einfällt, findet sich bei platon, bei dem sokrates zu hippias sagt: „So wollen wir dann den Homer jetzt lassen, da es ohnedies unmöglich ist ihn zu befragen, was er sich wohl dachte, als er diese Verse dichtete.“ (hippias minor, übers. schleichermacher) – auch der immer mal wieder in der diskussion aufploppende shakespeare („Would the Bard Have Survived the Web?“, http://www.nytimes.com/2011/02/15/opinion/15turow.html) – ein schönes beispiel, „mit den Ideen anderer erfolgreicher hausieren gehen zu können“ (stücke, novellen, reiseberichte) – verzichtete nicht auf die eigene #urheberschaft : making of a author: die verwertungslogik allerdings (stücke nicht drucken lassen, um zu verhindern, dass andere sie nachspielen/ „kopieren“) durchbrach shakespeare, wahrscheinlich um als autor anerkannt zu werden, um als lyriker gesellschaftliche anerkennung zu gewinnen, etc. (etwas, was man auch als marketingmassnahme verstehen kann – aber nur, wenn man vorher urheberschaft als wert/unterscheidung akzeptiert) –
es ist wahrscheinlich nicht notwendig über die „mutmassliche produktionsinstanz“ des urhebers „den ideenumlauf zu erklären“ (bunia: faltungen. erzählen, fiktion, medien), aber #urheberschaft dient ja zb auch als rechtfertigung der entscheidung, den blog von +kusanowsky zu abbonnieren, und nicht bloss suchanfragen nach bestimmten begriffen regelmässig laufen zu lassen. es scheint da einen unterschied zu wikipedia zu geben. – „betrachter sind an kommunikation gebunden. sie rechnen das kunstwerk einem künstler [urheber!] zu.“ dieser urheber kann durchaus auch kollektiv sein („das unsichtbare komittee“, „die surrealisten“, oder ein pseudonym tragen: „fritz kater“, „nicolas bourbaki“). die „persistenz, mit der werk und autor weiterhin jeder diskussion beiwohnen“, zeigt, „dass nicht auf die ordnung der dinge verzichtet werden kann, die sie bereitstellen“ (bunia: faltungen. erzählen, fiktion, medien). eine reihe von (emphatischen) urhebern hat sich in einem dauherhaften grund-NICHT-einkommen eingerichtet (zb. lyriker, ähnliches gilt für teile der experimentelleren musikszene etc.). die aufregung um helene hegemann wurde entsprechend anhand literarischer kategorien von #urheberschaft und autorenschaft geführt, und allenfalls tertiär um geld.
empirisch: ich arbeite in einem bereich (dem theater), in dem die zuschreibung von #urheberschaft komplex ist („theater als kollektiv-leistung“), und ganz unterschiedliche zwecke zugleich erfüllt (mit der #urheberschaft einer inszenierung – d.h. der zuschreibung einer inszenierung einem regisseur – wird u.u. werbung gemacht, obwohl diese vom urheberrecht grundsätzlich nicht geschützt ist – rechtlich ist der theaterregisseur anders als der filmregisseur kein urheber) – einige dieser zuschreibungen haben keine rechtliche und keine finanzielle dimension, sondern fungieren als anerkennung (zb. bei der frage, welche unbezahlten hospitanten im programmheft genannt werden sollen) oder als unterscheidungmöglichkeit für den betrachter (der beleuchter/beleuchtungsmeister, der im programmheft mit im künstlerischen stab unter licht aufgeführt wird, ist ebenso fest angestellt, und erhält den gleichen lohn, wie der beleuchtungsmeister, der dort nicht aufgeführt wird).
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mit einer änderung des verwertungsrechtes, oder auch der einführung des grundeinkommens, würde sich in der frage der #urheberschaft wenig ändern – und das müsste das argument sein: das der ideenumlauf durch die aktuelle regelung des urheberrechtes in diesem punkt eher behindert wird (während andere, wie das recht, unter pseudonym zu publizieren, denideenumlauf eher fördern), und mitnichten die produktionsinstanzen (zb #urheber) ermöglicht, schützt oder fördert.
„mit einer änderung des verwertungsrechtes, oder auch der einführung des grundeinkommens, würde sich in der frage der #urheberschaft wenig ändern – und das müsste das argument sein: das der ideenumlauf durch die aktuelle regelung des urheberrechtes in diesem punkt eher behindert wird“
Danke für die Richtigstellungen, hätte auch mir unbedingt auffallen müssen (seinerzeit FF-Recht Abschluß mit Note 1).
Manchmal ist man so im „Stoff“, daß man über eigene eigentlich (be)griffliche Sprachzeuge stolpert. Selbstverständlich kann im gesamten Artikel, wie er angelegt ist und Fragen aufmacht, NICHT das URHEBERRECHT gemeint sein, denn das ist autark, unveränderlich, nicht verkäuflich und vererbbar und erst recht nicht per Admin regelbar – URHEBER ist und bleibt URHEBER.
Denke mal, wir meinen gemeinsam die für heute falsch „verlöteten“ Verwertungsbremsen, die als Verwertungsrechte völlig unzeitgemäß in alle Richtungen ausgestattet sind, die auslegbar und untauglich sind zur Förderung von Werk, Urheber, Distribution oder Nutzung durch Öffentlichkeit / Allgemeinheit.
Jedenfalls bitte ich, zumindest meinen Text entsprechend im Korrektiv zu verstehen, für andere kann ich nicht sprechen, da ich da „eben nicht der Urheber bin“.
Für richtig und wichtig halte ich, daß du hier das Wort „Ideenumlauf“ einführst – das trifft wohl exakt das Ziel dieser Texte, der ungestörte und unstörbare freie Ideenumlauf, oder, um mich deiner Sicht intensiver anzuschließen: ideenumlauf.
@olegeorggraf – obgleich es zur Argumentationskondensation hier nichts weiter beitragen wird, (übrigens: aus meiner eingeschränkten Sicht ist dieser Thread hier mit das Beste, was ich an aufrichtigem Bemühen im offenem Netz bislang erlebt habe. Ich bin dabei aber sicher, das @Kusanowskys Rabattenpflege das Seine dazu beigetragen haben wird), es drängt mich, auszusprechen, wie sehr es mich freut, meinen Freund Remigius Bunia und sein einmaliges Buch „Faltungen“, Fiktion, Erzählen, Medien, hier so freundlich und mit solchem Nachdruck erwähnt und ihn als dessen Urheber erwähnt zu sehen. Ich habe dies Buch seinerzeit bei seinem Erscheinen, (Bunia hatte mich als Beobachter in der Luhmannliste beobachtet), bei AMAZON rezensiert, (entgegen der allgemeinen Unsitte, zu meinen, Dissertationen seien nicht rezensionswürdig). Damals noch unter meinem bürgerlichen Namen „Rudi Sander“, weil ich eben auf diese Weise >Autor< sein wollte. Heute ist mir das vollkommen Wurscht, was die Leute mit meinen Texten, Gedanken und Ideen machen und anstellen. Aber als Uraltpensionär und ehemaliger Ministerialbeamter habe ich selbstverständlich gut reden, denn ich habe mein Grundeinkommen. Aber auch mich schmerzt es, obgleich ich immer tapfer behaupte, mich damit abgefunden zu haben, dass meine kopflastigen Gedichte niemand abdrucken will. Mir geht es eben wie wohl den meisten Urhebern, denen es gelungen ist, halbwegs zu leben, man will gar kein Geld, man möchte gesehen werden und anerkannt, weiter nichts, "dass eine Spur von unseren Erdentagen …" im vergänglichen Schnee von gestern wenigstens eine kleine Weile sichtbar bleibt.
[…] aufbringen und standardisiert formalisieren muss, um etwas wenig erhellendes über Piratenpartei, Grundeinkommen und Urheberrecht zu argumentieren. Beeindruckend ist das deshalb, weil dadurch nicht einmal etwas erhellendes über […]