Die Utopie der Ware und der Datensatz als Problem
von Kusanowsky
Bei Facebook fällt mir Siggi Becker manchmal auf den Wecker mit seinem Geschreibe über Utopien und auch Rolf Todesco hat jetzt zwischen den Jahren angekündigt, sich mit Utopien zu beschäftigen. Beides wäre noch kein Grund, sich diesem Thema zuzuwenden, zumal sich meine persönliche Sichtweise ohnehin auf so etwas wie eine „Real-Utopie“ beschränkt, das heißt, dass Utopien eigentlich völlig hirnrissig sind, es sei denn, sie könnten sich immer auch sofort, in jedem Augenblick und von Moment zu Moment ereignen; dass damit alle reale Gegenwart nichts anderes wäre als eine dauerhafte Auflösung einer Differenz von Utopie und Dystopie, durch welche eine jede Utopie auftaucht und sofort wieder zerfällt. Aber das ist esoterischer Hühnermist und irgendwie nicht wichtig, denn entweder man begreift, was damit gemeint ist. Dann schmunzelt man und schweigt. Oder man begreift es nicht, dann schweigt man nur, ohne zu schmunzeln, was durchaus angebracht erscheint. Es wäre dann ja auch egal.
So einfach kann man es sich natürlich machen, muss man aber nicht.
Noch ist es nicht soweit, dass die angstauslösenden Wahngebilde, die sich durch die Vergiftungen des ideologischen Marxismus eingeschliffen hatten, ein Rätselspiel für Archivare sind, weil die Affektstimulierungen immer noch funktionieren, insofern Interpretationen der Marxschen Analysen nach wie vor ein deprimierendes Wechselspiel der Rechthaberei auslösen können. Erst wenn es Archivaren erhebliche Schwierigkeiten bereiten könnte, die Marxschen Texte einzuordnen, weil Affekte der Wert- oder Geringschätzung in den Rillen der Unterscheidungsroutinen abgeschliffen sind, werden die Texte wieder interessant. Man denke dabei zum Vergleich an die Texte des mittelalterlichen Gelehrten Nikolaus von Kues, die auch für säkulare Atheisten höchst interessant sind, weil die Texte modernen Lesern fremd geworden sind – und aus diesem Grund wieder Neugier wecken können. Mit den Marxschen Analysen über das Geheimnis der Warenform ist es leider noch lange nicht soweit, obgleich man in ihnen, verfolgt man den täglichen Ausstoß an Irritationen über das Internet, die atemberaubende Kontingenz herauslesen kann, wenn man bemerkt, dass das Internet etwas leistet, das dem Kapitalismus in die Quere kommt und eigentlich als dämonische Störung eingespielter Routinen verboten werden müsste, könnte man nur sagen, wie das gehen soll. Das Internet leistet die Auflösung der Warenform, was nicht heißt, das Waren und ihre Produktion verschwinden, sondern dass an die Stelle der Ware als Symbol einer Wohlfahrt der Datensatz tritt, weil man den Datensatz nicht hergeben, sondern nur kopieren und damit seine kontextabhängige Weiterwendung nicht mehr durch bekannte Inkulsions- und Exklusionsverfahren kontrollieren kann. Bevor die Datenleitung als schwereloser Verbindungsweg genutzt werden konnte, war die Übergabe eines Datensatzes immer an die Übergabe einer schweren Ware gebunden. Mit einer Ware wechselte zugleich immer auch ein Datensatz die Stelle, aber, anders als die Ware, wurde der Datensatz am Ausgangsort nicht gelöscht. Das betraf nicht nur Bücher, von welchen schon immer bekannt war, dass sie nicht nur eine Ware seien, sondern auch irgendein geheimnisvolles „geistiges Eigentum“, das wie eine Art Ware behandelt werden sollte, obwohl das gar nicht geht. Aber schon ein normaler Warenkatalog, eine Werbebroschüre, ein Verpackung oder ein Etikett waren nichts als ein Datensatz der „als Ware“, besser: mit einer Ware übergeben wurde. Dass man die daraus resultierenden kommunikationstheoretischen Implikationen innerhalb eines „Übertragungsmodells“ verstehen lernen konnte, hing immer damit zusammen, dass man Waren vernichten, verdauen, zerstören konnte. Dadurch entstand ein Beobachtungsschema, das die Frage nach der Übergabe oder Übertragung von Bedeutung höchst rätselhaft und erforderlich machte, dass Bedeutung, Information, Wissen selbst wiederum als Waren behandelt werden mussten, als besitzbare, übergebbare und löschbare Einheiten, die man wie eine handelbare Ware verwenden könne.
Wenn nun aber die Ware und der Datensatz operativ auseinanderfallen, wenn also die Information über eine Ware nicht mehr mit einer Ware von Bedeutung wird, wird der Datensatz zum wirtschaftlichen Problem und die Ware nur eine Mitgift.
Fortsetzung folgt.
So einfach kann man es sich natürlich machen, muss man aber nicht.
Noch ist es nicht soweit, dass die angstauslösenden Wahngebilde, die sich durch die Vergiftungen des ideologischen Marxismus eingeschliffen hatten, ein Rätselspiel für Archivare sind, weil die Affektstimulierungen immer noch funktionieren, insofern Interpretationen der Marxschen Analysen nach wie vor ein deprimierendes Wechselspiel der Rechthaberei auslösen können. Erst wenn es Archivaren erhebliche Schwierigkeiten bereiten könnte, die Marxschen Texte einzuordnen, weil Affekte der Wert- oder Geringschätzung in den Rillen der Unterscheidungsroutinen abgeschliffen sind, werden die Texte wieder interessant. Man denke dabei zum Vergleich an die Texte des mittelalterlichen Gelehrten Nikolaus von Kues, die auch für säkulare Atheisten höchst interessant sind, weil die Texte modernen Lesern fremd geworden sind – und aus diesem Grund wieder Neugier wecken können. Mit den Marxschen Analysen über das Geheimnis der Warenform ist es leider noch lange nicht soweit, obgleich man in ihnen, verfolgt man den täglichen Ausstoß an Irritationen über das Internet, die atemberaubende Kontingenz herauslesen kann, wenn man bemerkt, dass das Internet etwas leistet, das dem Kapitalismus in die Quere kommt und eigentlich als dämonische Störung eingespielter Routinen verboten werden müsste, könnte man nur sagen, wie das gehen soll. Das Internet leistet die Auflösung der Warenform, was nicht heißt, das Waren und ihre Produktion verschwinden, sondern dass an die Stelle der Ware als Symbol einer Wohlfahrt der Datensatz tritt, weil man den Datensatz nicht hergeben, sondern nur kopieren und damit seine kontextabhängige Weiterwendung nicht mehr durch bekannte Inkulsions- und Exklusionsverfahren kontrollieren kann. Bevor die Datenleitung als schwereloser Verbindungsweg genutzt werden konnte, war die Übergabe eines Datensatzes immer an die Übergabe einer schweren Ware gebunden. Mit einer Ware wechselte zugleich immer auch ein Datensatz die Stelle, aber, anders als die Ware, wurde der Datensatz am Ausgangsort nicht gelöscht. Das betraf nicht nur Bücher, von welchen schon immer bekannt war, dass sie nicht nur eine Ware seien, sondern auch irgendein geheimnisvolles „geistiges Eigentum“, das wie eine Art Ware behandelt werden sollte, obwohl das gar nicht geht. Aber schon ein normaler Warenkatalog, eine Werbebroschüre, ein Verpackung oder ein Etikett waren nichts als ein Datensatz der „als Ware“, besser: mit einer Ware übergeben wurde. Dass man die daraus resultierenden kommunikationstheoretischen Implikationen innerhalb eines „Übertragungsmodells“ verstehen lernen konnte, hing immer damit zusammen, dass man Waren vernichten, verdauen, zerstören konnte. Dadurch entstand ein Beobachtungsschema, das die Frage nach der Übergabe oder Übertragung von Bedeutung höchst rätselhaft und erforderlich machte, dass Bedeutung, Information, Wissen selbst wiederum als Waren behandelt werden mussten, als besitzbare, übergebbare und löschbare Einheiten, die man wie eine handelbare Ware verwenden könne.
Wenn nun aber die Ware und der Datensatz operativ auseinanderfallen, wenn also die Information über eine Ware nicht mehr mit einer Ware von Bedeutung wird, wird der Datensatz zum wirtschaftlichen Problem und die Ware nur eine Mitgift.
Fortsetzung folgt.
Das erleben die Zeitungen, die Musikindustrie gerade mit Todesqualen. Die Verknappung „ideeller“ Güter durch Bindung an einen physischen Rohstoff, der bestimmten Produktionsauwänden unterliegt, ermöglichte Verlagsindustrien als Zwischenhändler – denen nun schlicht und einfach das Geschäftsmodell wegbricht, weil plötzlich die „ideellen“ Güter nicht mehr knapp sind, zugleich die Distributionswege sich anders als in proprietären Vertriebsstrukturen organisieren lassen.
Das wird natürlich noch wilder, wenn auch die Konstruktionspläne anderer Waren nur noch Datensätze sind, die sich an beliebigen Endgeräten „materialisieren“ lassen. Das muss nicht mal bis zum „Rapid Prototyping“ bei mir zuhause gehen – Produktionsstrassen werden vielmehr selbst immer mehr zu einer firmenunabhängigen „Realisierungs“-Einrichtung, die simplen Druckern oder Medienwiedergabegeräten vergleichbar sind. Die Rohstoffe sind (weitestgehend) nicht mehr knapp. Und die „Ideen“ können auch kaum mehr durch Geheimhaltung knapp gehalten werden – nicht einmal vertrauliche Regierungsdokumente.
Happy New Year!
Naja, aber der ganze Schlamassel dreht sich doch seit dingens nur darum: das Digitalisierung und Warenform sich beissen oder auseinanderfallen bzw von Heerscharen von Rechtsanwälten gewaltsam zusammengeklammert werden soll. So what? Kommt da noch was? Oder hab ich nen Witz auf meine Kosten nicht kapiert? 😉
Und was die Utopie betrifft: Den Schlamassel was die Folgen der toooootalen Digitalisierung abbetrifft hat so ein Utopiker wie Drexler alles schon 1986 in Engines skizziert. Rapid Prototyping sind ja nur frühe Formen des Assemblers.
hmmm … mit verlaub, das kann ich alles doch ziemlich anders sehen. Und dann muss ich mich natürlich fragen, mit wem zusammen ich welche Sichtweise pflegen will (was dann eben Ausdruck der Utopie ist: wie und mit wem hät ichs denn gerne).
Ich ess gerne ein Stück Fleisch und fahr gerne Motorrad. Kann mir jemand erklären, was das mit Datensätzen, die ohne Aufwand kopierbar sind, zu tun hat?
„Immer mehr Bands produzieren wieder in Analogstudios“
Ach, das sind nur vorübergehende ästhetische Distinktionsgewinnler. Vor Bekenstein werden die alle in die Knie gehen.
vorderhand sind aber Analogstudios ganz genau so wie „Digital“studios vollgestopft mit Maschinen, die ich mit den Händen begreifen kann und die wohl in absehbarer Zeit von niemandem „digitalisiert“ werden. Btw Musik habe ich schon illegal kopiert, als ich das Wort digital sowenig kannte wie das Wort analog
@siggi „Kommt da noch was? Oder hab ich nen Witz auf meine Kosten nicht kapiert?“ – du erwartest nicht, dass ich darauf antworte?
@rolf „Kann mir jemand erklären, was das mit Datensätzen, die ohne Aufwand kopierbar sind, zu tun hat?“
Das ist gar nicht schwer. Es geht um Information. Ist ein Apfel ein Nahrungsmittel, weil genießbar, ein Kunstobjekt, weil monumentierbar oder eine Waffe, weil vergiftet? Der Datensatz, der über einen Apfel Auskunft gibt, ist keine Ware. Jedenfalls lassen übersättigte Märkte schon lange nicht mehr erkennen, wozu die produzierten Dinge eigentlich gut sind. Und die Behauptung mit der Produktion bestimmter Waren wären bestimmte Zwecke erreicht, kannst du nur noch kleine Kinder und Volkswirtschaftsprofessoren beeindrucken.
Klar doch. Ich bin vor nix fies.
Na hier ist ja ne lustige Party im Gange. Zurück zum Thema Ware und Informatione – vielleicht könnte man, zurückkomend auf Marx, auch behaupten, dass die im Marx’schen System zentrale Arbeit (d.h. die Generierung von Mehrwert durch die im veredelten Gegenstand realisierte und gespeicherte Arbeit) ersetzt wird durch Information. Nicht länger ist es der Arbeiter, der sich irgendwelcher Instrumente und Maschinen bedient, um eine Ware herzustellen. Vielmehr ist es eine Information oder ein Datensatz, der die Maschine steuert.
Um zu dem hier sehr beliebten Musikbeispiel zurück zu kommen: Früher hat ein Musik-Arbeiter mithulfe seines Instruments Musik gemacht. Und das Ergebnis war extrem davon abhängig, wie virtuos, fingerfertig, erfahren, geübt, interpretatsionsstark usw. er war. Das Produkt (als Konzert) war unkopierbar. Die ersten Tonträger gaben sich als Aufzeichnungen dieses Ereignisses.
Die Wandlung findet da statt, wo zum eigentlichen Musikereignis die Plattenwiedergabe wird. Das heißt: Die Platte ersetzt die Band oder das Orchester gegenüber dem Zuhörer. Und diese Platte besteht eben nur noch aus vernachlässigbarer Materie und kopier- und vervielfältigbarer Information.
Noch nicht ganz rund gedacht vermutlich. Aber vielleicht machts Sinn, eher die Arbeit durch Information abgelöst zu betrachten, denn die Ware.
@postdramatiker: „eher die Arbeit durch Information abgelöst zu betrachten, denn die Ware.“ Ja. Das würde ich so sehen. Worüber man mit Marxisten nicht reden kann ist, dass der Arbeiter nicht ausgebeutet, sondern irre geführt wurde. Die Irreführung war die Vorenthaltung einer Information darüber, wie der Warenumsatz beim Verkauf gelaufen ist. Der Gegenstand wird nicht dadurch mehr Wert, dass man an ihm herumarbeitet, sondern dadurch, dass er sich auf dem Markt als begehrtes Produkt erweist. Es ist der Tausch, nicht die Arbeit, durch die der Wert entsteht. Und über diese Tauschbeziehung darf der Eigentümer Irreführung betreiben, darf also sein Geschäft gegenüber den Gewerkschaften schlecht rechnen, um den Lohnanteil gering zu halten, und gegenüber Shareholdern rechnet er sich reich, um bessere Aussichten für Kaptialanleger zu geben. Das, was Marxisten als „Ausbeutung“ bezeichnen ist der Informationsvorsprung des Eigentümers. Er weiß zuerst, wie das Geschäft gelaufen ist, deshalb kann er Tarifverhandlungen unter entsprechende Bedingungen stellen. Interessant an der steigenden Kompelxität ist nun, dass dieser Informationsvorsprung vom Kapitaleigentümer auf die Manager übergeht. Und auch in dieser Hinsicht haben es Manager nicht gerde leicht.
Hm, ich würde sagen, die Irreführung besteht eher in der Behauptung der gespeicherten geronnenen Arbeitskraft, mit dem dem Arbeiter gezeigt werden sollte, dass er sich oder etwas von sich im Produkt verwirklicht. Abgesehen davon, dass das zu den bekannten Konsequenzen führt, in der taylorisierten arbeitsteiligen Welt kein Werk mehr zu vollbringen, sondern nur kleine Schräubchen, und entsprechend unterstellt, dass daraus die Entfremdung des Arbeiters vom Gegenstand der Arbeit folgt, macht es die Arbeit zudem zu einer existenziellen Bedingung der Menschwerdung. Ich glaube, darin liegt die Irreführung. Aus Arbeit entspringt keine Würde (wie auf Wahlplakten zu lesen), noch führt sie zur Selbstverwirklichung. Sie muss halt getan werden und man bestrfeitet daraus den Lebensunterhalt. Dass der Tauschwert erheblich größeren Einfluss auf den Preis hat, ist dann eine logische Konsequenz.
@postdramatiker „ich würde sagen, die Irreführung besteht eher in der Behauptung der gespeicherten geronnenen Arbeitskraft“ – dass auch Marxisten und Sozialisten an der Herstellung der Irreführung beteiligt sind, würde ich jederzeit zugeben, aber: „Dass der Tauschwert erheblich größeren Einfluss auf den Preis hat, ist dann eine logische Konsequenz“ – das leuchtet mir noch nicht ein.
@Klaus „Ist ein Apfel ein Nahrungsmittel, weil genießbar, ein Kunstobjekt, weil monumentierbar oder eine Waffe, weil vergiftet?“
ja, eben, alles Sichtweisen
„Der Datensatz, der über einen Apfel Auskunft gibt, ist keine Ware.“
Ob ein solcher „Datensatzt“ eine Ware ist oder nicht, hängt ausschliesslich von der Perspektive ab. Für mich ist ein Datensatz eine Ware, wenn er auf einem Markt gehandelt wird. Aber auch das ist eine Sichtweise.
Mit meiner bescheidenen Sicht kann ich aber immer noch nicht sehen, wie sich Aepfel und Motorräder ohne Aufwand kopieren und vervielfältigen lassen.
Jedenfalls lassen übersättigte Märkte schon lange nicht mehr erkennen, wozu die produzierten Dinge eigentlich gut sind. Und die Behauptung mit der Produktion bestimmter Waren wären bestimmte Zwecke erreicht, kannst du nur noch kleine Kinder und Volkswirtschaftsprofessoren beeindrucken.
@rolf „Mit meiner bescheidenen Sicht kann ich aber immer noch nicht sehen, wie sich Aepfel und Motorräder ohne Aufwand kopieren und vervielfältigen lassen“ – Davon ist überhaupt nicht die Rede, nirgendwo. Wie kommt man an eine Ware? Bei Interesse bitte ich um Kenntnissenahme dieses kleinen Erfahrungsberichts; nicht spektakulär, aber höchst interessant.
http://blog.medienecken.de/wie-schwierig-es-sein-kann-etwas-im-internet-zu-bestellen/
Wichtigster Satz in diesem Artikel: „Bestellung geht nur online“.
Vielleicht sollten wir nicht darüber sprechen, wie es wirklich ist, sondern darüber was wir mit welchen Unterscheidungen wahrnehmen.
Vielleicht sollten wir nicht über die Marxisten sprechen, sondern darüber mit welchen Unterscheidungen was zu sehen ist.
Ich unterscheide beispielseweise Artefakte als intendiert geformte materielle Gegenstände. Eine Schallplatte oder ein Musikinstrument ist in diesem Sinn ein Artefakt, aber die Musik, die ich damit erzeuge nicht.
In dieser Perspektive kann ich darüber sprechen, ob Schallplatten
„eben nur noch aus vernachlässigbarer Materie und kopier- und vervielfältigbarer Information“ sind oder eben gerade nicht.
Und meine Antwort wäre (perspektivische gebunden): Schallplatten sind überhaupt nicht leicht und schon gar nicht ohne Materie herstellbar – und zwar ganz unabhängig von den sogenannten „Informationen“, die sie scheinbar enthalten. Um Schallplatten herzustellen, braucht es riesige Frabrikationsanlagen und viel Arbeit, die nicht durch irgendeine magisch-animalisch gemeinte „Information“ ersetzt werden kann.
Und nochmals anders: „Information“ heisst in verschiedenen Kontexten sehr verschiedenes. Ohne explizites Konzept ist Information ein Worthülse für alles und nix.
Vielleicht sollten wir uns bewusst machen, wie wir das Wort Information verwenden?
@rolf – du kaufst eine schallplatte nicht, weil du an der platte interessiert bist, sondern weil du an der darauf gespeicherten musikinformation interessiert bist, die du mithilfe eines wiedergabegerätes akustisch hörbar machen kannst. eine schallplatte herzustellen war aufwändig, den darauf vorhandenen analogen datensatz zu kopieren war – wenn es auf eine andere schallplatte gehen sollte – schwierig, später im zeitalter von tonband und musicassette vergleichsweise leicht. völlig trivial aber wird es, wenn der datensatz völlig unabhängig von physikalischen trägermaterialien verbreitbar ist – wenn es nur noch mp3 files sind, die ich hierherm, dahin, dorthin „kopieren“ kann. das ist zwar nett, dass du im analogstudio aufnimmst – es reicht aber eine einzige datenkopie davon, und die gesamte netzpopulation hat umgehend zugriff auf die „musik“. information.
„Es ist der Tausch, nicht die Arbeit, durch die der Wert entsteht.“
Das hängt davon ab, was ich als „Wert“ bezeichne. Wenn ich vom Warenwert spreche und damit die Differenz zwischen Gebrauchswert und Tauschwert meine, entsteht der Wert ausschliesslich durch verausgabte Arbeitskraft. Aber wenn ich Wert ganz anders meine, etwa als das, was den Preis ausmacht, dann … ja dann habe ich eben eine ganz andere Perspektive.
Was Wert IST und wie er ENTSTEHT weiss ich nicht, aber ich weiss, wie ich diese Wörter verwende und ich habe eine Theorie dazu, die ich explizit machen kann (etwa durch den Text von Marxens Kapital), auch wenn ich weiss, dass jede Explikation nach weitere Explikationen ruft.
Spätestens angesichts der Marx’schen Schwierigkeit mit den gesamten Dienstleistungssektor, für den ich hier (http://wp.me/sL6lj-964) mal ein paar Zitate zusammengeklaubt habe, zeigt sich, dass das Arbeitsinvest mit dem Preis letztlich nichts zu tun hat. Es wechselt keine Ware den Besitzer. Wenn man so weit geht zu sagen, dass auch die Arbeitskraft des Arbeiters ein Tauschwert ist, den der Arbeitgeber sich mit Geld eintauscht, von dem sich der Arbeiter wieder Waren kauft (also eintauscht) – ist letztlich kein Punkt zu sehen, der dem Tauschzirkel entwischt.
Doie Entkopplung von Ware und Datensatz übrigens geht. m.E. einher mit dem Übergang vom Eigentum zum Nutzungsrecht bzw. zur Miete. Der Datensatz ist kein warenförmiges, knappes Gut es macht keinen Sinn, ihn zu „besitzen“. Erwerben kann ich lediglich das „Nutzungsrecht“ von Datensätzen (sei es Software, Musik- oder Filmdateien, Konstruktionsdaten usw.)
@Klaus: „Wie kommt man an eine Ware?“
Hängt davon ab, was man als Ware bezeichnet. So wie ich das Wort verwende, werden Waren auf dem Markt getauscht. Wie ich sie bestelle, ist dafür belanglos.
Aber wieder gilt: In einer anderen Perspektive bezeichnet das Wort etwas ganz anderes – und da kann es durchaus sein, das online-bestellen relevant ist. Nur ich kenne eine solche Perspektive noch nicht.
@rolf lassen wir es. Der Prozess des Informierens, dabei handelt es sich um eine Kette des fortlaufenden Erzeugens und Verschwindens von Ergeignissen, die sinnhaft strukturiert sind – also: Information – dieser Prozess ist keine Ware, kein Warentransfer. Information wird nicht gespeichert, übergeben, transportiert. Alle Warenproduktion ist Verfügbarmachung von Umweltkomplexität durch strukturierte Systemprozesse. Diese entsprechende Umweltkomplexität hat vor allem das Merkmal „schwer“ zu sein, also etwas, das wir gewohnt sind, Materie zu nennen. Der Datensatz als Ensemble von reaktualisierbaren Systemereignissen ist ein „schwereloses“ Kondensat von Unterscheidungsroutinen, das an Knotenpunkten von sinnmäßig strukturierten Verzweigungen entsteht. Wenn du nun sagst, all das würde ausgerechnet für dich nicht gelten, du könntest – anders als alle anderen – auch dann Waren finden, kaufen, herstellen und weitergeben, wenn du nicht wüsstest wie es geht, dann mach es einfach. Wenn du’s aber weißt, dann gibt ein Apfel noch keine Auskunft darüber, was du mit ihm anfangen kannst. Stattdessen fragt man sich: Wo kommt er her? Wer gibt ihn mir? Warum? Wie finde ich ihn? Und nur weil du diese Frage schon beantwortet hast, hältst du einen Apfel in der Hand. Und selbst wenn er dir als Halluzination erscheint, kannst du darüber noch etwas wissen.
@postdramatiker: „Spätestens angesichts der Marx’schen Schwierigkeit mit den gesamten Dienstleistungssektor, für den ich hier (http://wp.me/sL6lj-964) mal ein paar Zitate zusammengeklaubt habe, zeigt sich, dass das Arbeitsinvest mit dem Preis letztlich nichts zu tun hat. Es wechselt keine Ware den Besitzer.“
Ich weiss nicht, ob Marx Schwierigkeiten mit Diestleistungen hatte. Ich glaube, wir sprechen hier aber eher über Schwierigkeiten, die WIR mit UNSEREN Interpretation der Texte von Marx haben. Und da wir offensichtlich verschieden interpretieren, haben wir auch verschiedene Schwierigkeiten.
Ich bezeichne das, was am Markt getauscht wird als Ware. Und wenn es am Markt getauscht wird, hat es einen Gebrauchs- und einen Tauschwert. Und natürlich hat die Ware auch einen Preis. Der Preis hat aber eine eigene Logik.
Und in meiner Anschauung (Theorie) steht tauschen für zwei komplementäre Handlungen, die nicht gleichzeitig erfolgen müssen, sondern durch Schuld auseinanderfallen können. Aber am Markt werden ausschliesslich Waren getauscht, die dann immer den Besitzer wechseln.
Ja, nochmals, das alles IST nicht so, sondern ich sehe es so, weil ich so (durch diese Theorie) hinschaue.
Zum Kopieren von Äpfel und Motorrädern: Selbstverständlich sind die kopierbar – deswegen gibts Patente, die die Kopie unter Strafe stellen. Dein Motorrad ist selbst eine „Kopie“, von der es noch zahlose weitere gibt. Es besteht aus bestimmten – aber letztlich vernachlässigbaren – materiellen Bestandteilen und der Information, die es zu dem formen, was es ist. Ziemlich viel Information. Weder der Rohmaterialpreis, noch die investierte Bau-Arbeit machen den Preis der Maschine aus. Sondern die Information, die im Motorrad steckt und der Tauschwert.
Thema Äpfel – es gibt auch Patnete auf Apfelsorten. Das heißt: Es besteht die Gefahr der Kopier- und Fälschbarkeit. Das ist in Zeiten, wo Apfelsorten gezüchtet wurden, wiederum eine relativ aufwändige Maßnahme. In gentechnischen Zeiten nicht mehr. Denn ich brauche auch hier nur die (manipulierte Erb-)Information, um eine identische Kopie deines Apfels herzustellen.
Physikalisch wird man aus der Trennung aller Gegensände in Materie und Information theoretisch irgendwann in der Lage sein, die Information, die ein Gegenstand enthält, grundsätzlich getrennt von seiner materiellen Grundlage zu übertragen und zur Formung anderer Materie zu benutzen. Star Trek Fans ist das als „Beamen“ bekannt. Und Stanislaw Lem hat schon darauf hingewiesen, dass das Beamen selbst technisch keine Unmöglcihkeit ist – wohl aber der Umgang mit dem Original. Denn durch Beamen stellst du eine entfernte Kopie her, und machst dann was genau mit dem Original? Oder hast halt 2 Captain Kirks…
„lassen wir es!“ Was sollen wir lassen? Soll ich es lassen mir bewusst zu machen in welcher Theorie ich befangen bin? Oder soll ich mir sagen LASSEN wie es wirklich ist?
@Klaus: „Der Prozess des Informierens, dabei handelt es sich um eine Kette des fortlaufenden Erzeugungs und Verschwindens von Ergeignissen, die sinnhaft strukturierbar sind – also: Information – dieser Prozess ist keine Ware, kein Warentransfer. Information wird nicht gespeichert, übergeben, transportiert.“
Wenn ich es NICHT lasse, kann ich realisieren, dass ich das Wort „Information“ ganz anders verwende. Dann kann ich erkennen, dass meine Interpretation keinen Sinn ergeben kann.
Und ich kann auch erkennen, dass ich den Postdramatiker nicht verstehen könnte, wo er schreibt:
„sondern weil du an der darauf gespeicherten musikinformation interessiert bist“ wenn ich das Wort „Information“ für etwas nicht speicherbares, für ein verschwindendes Ereignis verwenden würde.
Ich meine, das sinnvollste ist für mich, mir meiner Konzepte und Theorien gewahr zu werden. Und dazu hilft mir der Dialog, wenn es mir gelingt darin Differenzen auszumachen,verschiedenen Unterscheidungen die auf beruhen. Aber natürlich kann man auch das einfach LASSEN.
@postdramatiker: „rolf – du kaufst eine schallplatte nicht, weil du an der platte interessiert bist, sondern weil du an der darauf gespeicherten musikinformation interessiert bist,..“
Wenn es mir um den Gebrauchswert geht, kaufe ich Platten, weil ich Musikhören oder beispielsweise sammeln will.
Auf dem Markt unter dem Gesichtspunkt der Ware spielt das aber keine Rolle. Ich kaufe, der andere verkauft, wir tauschen zu einem bestimmten Preis und die Ware hat einen bestimmten Tauschwert (der etwas anderes ist als der Preis).
Ich kann Platten kaufen, um sie teurer zu verkaufen, gerade weil der Preis nicht dem Tauschwert entspricht.
@postdramatiker: „rolf – du kaufst eine schallplatte nicht, weil du an der platte interessiert bist, sondern weil du an der darauf gespeicherten musikinformation interessiert bist, die du mithilfe eines wiedergabegerätes akustisch hörbar machen kannst.“
Ich kaufe Platten, weil ich Musik hören will, NICHT weil auf der Platte Musik-Information gespeichert ist.
Das ist aber wiederum meine Redeweise. Ich vewrwende den Ausdruck „Information“ offensichtlich einfach anders. Ich kann darüber Auskunft geben, wie ich ihn verwende. Ich habe ein ganzes Buch darüber geschrieben. Und im Internet gibt es von mir prägnant verkürzte Varianten davon
http://www.hyperkommunikation.ch/lexikon/information.htm
Es könnte „wert“voll sein, wenn wir die verschiedenen Varianten der Musikspeicherung genauer betrachten würden.
@postdramatiker : „Zum Kopieren von Äpfel und Motorrädern: Selbstverständlich sind die kopierbar …“
ja, mein Motorrad ist ein Exemplar. Aber es ist nicht ohne Aufwand vervielfätigbar, weil es „digitalisiert“ ist. Es wurde in einer Fabrik hergestellt und nicht gebeamt – nehme ich an, ich war nicht dabei.
Mein Motorrad ist kein „Datensatz“, aber eine Ware, die ich gekauft habe. Und das IST alles nur der Fall, weil ich es SO sehe. Wer mein Motorrad für einen Datensatz halten will, der aus gebeamten Informationen jenseits von Materialien sehen kann und will, der sieht es einfach SO.
Und im Dialog können wir uns erzählen, was wir sehen – und allenfalls darüber staunen, wie andere sehen können. Jesus ist in den Himmel aufgefahren und Toyota sagt nichts ist unmöglich. Aber in meiner bescheidenen Kompetenz gehen beide Sachen (noch) nicht.
nichts ist ohne aufwand vervielfätigbar
@filterraum: „nichts ist ohne aufwand vervielfätigbar“ aber der Aufwand für das Kopieren einer mp3file ist höchst gering, fast nicht mehr zu vergleichen mit der Kopie einer CD, schon gar nicht mit einer Schallplatte. Der Weg über die Datenleitung ist „schwerelos“. Da Kabel und die ganz Apparatur natürlich nicht, aber die Effizienz ist gewaltig.
@Klaus: „aber der Aufwand für das Kopieren einer mp3file ist höchst gering, fast nicht mehr zu vergleichen mit der Kopie einer CD, schon gar nicht mit einer Schallplatte. Der Weg über die Datenleitung ist „schwerelos“. Da Kabel und die ganz Apparatur natürlich nicht, aber die Effizienz ist gewaltig.“
Diese Aussage übersetze/interpretiere ich so: Jemand steckt gewaltig viel Aufwand/Arbeit in eine verkabelte Apparatur und wenn ich diese Apparatur benutze brauche ich sehr wenig zu tun (Aufwand/Arbeit) um eine mp3-Datei zu kopieren.
Wenn ich also davon abstrahiere, dass die Apparatur, die ich verwende, einen gewaltigen Aufwand darstellt, kann ich sagen, dass das Kopieren einen kleinen Aufwand darstellt.
Das ist eine Frage der Perspektive. Und etwas tautologisch ist die Sache insofern als jede Maschine dazu dient, den Aufwand des Benutzers zu verkleinern. Wenn ich mit dem Auto nach Berlin fahre ist mein Aufwand auch kleiner als wenn ich zu Fuss gehe – wobei hier noch nicht besprochen ist, welche Aufwände ich rechne und welche ich vergesse.
[…] betrieben wird hängt mit einer zweiten Schwachstelle zusammen, die man so benennen könnte: Daten sind keine Ware, aber für eine Datenwirtschaft gibt es gegenwärtig kein alternatives volkswirtschaftliches […]
[…] Gange sind. Es kommt ferner ein Risikobewusstsein zum Ausdruck, das sich speist aus einer Kette von Datenskandalen, Internetabzockern und raffinierten Betrügern, welche die schwierige Dokumentationssituation des […]
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@Kusanowsky
„Wenn nun aber die Ware und der Datensatz operativ auseinanderfallen, wenn also die Information über eine Ware nicht mehr mit einer Ware von Bedeutung wird, wird der Datensatz zum wirtschaftlichen Problem und die Ware nur eine Mitgift.“
Nicht nur der Datensatz einer Ware ist „Information“ – auch die Ware selbst! Ware birgt in sich die „geronnene“ Technik / Technologie und Energie samt Masse in konkreten Strukturen, die das „Erkennungsmerkmal“ DIESER Ware (im Verständnis von „verinnerlichtes Selbstverständnis zur Markierung der unverwechselbaren Identität“ nach innen und außen) sind, und was sind allein schon „Strukturen“? NUR INFORMATIONEN, nichts anderes.
Insofern ist das hier Diskutierte schon eine Menge Gift (bitte engl.!), eine ziemlich vergiftete Mitgift, denn:
Der „Datensatz“ von dem Ihr hier alle sprecht, ist doch nur das äußere Etikett, der Name mit den „Geburtsdaten“.
Zu sprechen wäre beim „Datensatz einer Ware jedoch von deren „Bauplan“, samt den Charakteristika der Materialien und ihrer Verbindung, kurz: der inneren Systemstruktur.
Diese ist die „Mitgift“ – allerdings der Ware, für die dann all das gilt, was auch hier zu „Datensätzen“ gesagt wurde.
Manchmal, aber nur manchmal, wird auch ein flyernder Datensatz zu INFORMATION, oft genug jedoch nur zu Redundanz.
Was besagt, daß „Datensatz“ und „Information“ nicht gleich zu setzen gehen, sonst wäre ein harmloses Häufchen von übriggebliebenen oder zur Lückenfüllung benutzten Datensätzen schon eine Information.
Umgekehrt:
Wird Information digitalisiert, entstehen zwangsläufig systemisch codierte strukturierte Signale als Datensätze, die wieder als Information decodiert werden KÖNNEN.
Bekanntlich gelingt das nicht mit jeder „Mitgift“, mit jedem Datensatz.
Ob wir einfach auch eine Ware mal als ein System begreifen?
Dann könnte sich das alles fast von selber klären. Systeme bestehen vorrangig aus – INFORMATIONEN (nicht aus Datensätzen …).
[…] betrieben wird, hängt mit einer zweiten Schwachstelle zusammen, die man so benennen könnte: Daten sind keine Ware, aber für eine Datenwirtschaft gibt es gegenwärtig kein alternatives volkswirtschaftliches […]