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dispositif (Foucault) und ANT (Latour) #soziologie

Ein wichtiger Artikel in dem neu eröffneten Foucault-Blog über den Zusammenhang von dispositif-Begriff von Michel Foucault und der Akteur-Netzwerk-Theorie von Bruno Latour.

Das network ist in aller Munde, aber nur ein paar Unbeugsame sprechen noch vom dispositif. [1] Zu gestrig, zu strukturalistisch klingt das Wort in einer Zeit, wo die Institutionen in der Krise sind, sei es das Gefängnis oder die Fabrik, das Spital oder die Ehe. Der Begriff, der aus dem Paris der 1970er Jahre stammt, wurde im Deutschen mit Anlage, Vorrichtung und Dispositiv, im Englischen mit apparatus, mechanism und deployment übersetzt. Michel Foucault führte das dispositif zwar nicht ein [2], prägte seine Bedeutung jedoch nachhaltig. Als 1977 in einer Diskussion die Frage aufkam, was der Ausdruck bezeichnen solle, sagte Foucault, es handle sich um ein »ensemble résolument hétérogène«, bestehend aus Gesagtem wie Ungesagtem. Das dispositif sei das »réseau« zwischen diesen Bestandteilen. [3] Ein Netz also, das diskursive und materielle Elemente verknüpft? Mit anderen Worten: Nimmt das Konzept des dispositif die Idee vom Akteur-Netzwerk vorweg? (weiter)

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„Betreibt man Technologie, findet man sich als Soziologe wieder. Betreibt man Soziologie, wird man zwangsläufig zum Technologen. […] Mit den Mittlern fangen nämlich immer die Ketten von Mittlern an, auch Netzwerke genannt. Man kommt nie an ein Ende mit ihnen. Soziologen und Technologen, diese verfeindeten Brüder, glauben jedoch, an ein Ende zu kommen, die einen beim Gesellschaftlichen, die anderen bei den Gegenständen. Das einzige, was sie nicht beenden können, ist ihr Bruderkrieg, ein Krieg, der uns daran hindert, die Welt zu verstehen, in der wir leben.“ (S. 50/51)

Bruno Latour: Der Berliner Schlüssel. Erkundungen eines Liebhabers der Wissenschaften. Berlin 1996.

Siehe dazu auch: Bruno Latours „Der Berliner Schlüssel“ als Theorie der Dinge