Differentia

Tag: Troll

Die Twitterpunks der Volksfront von Judäa

Informationen über die schlimmste Hasscommunity im Netz findet man unter diesem Link

Anständige Bürger zu erschrecken ist schwer geworden. Anständige Bürger findet man überall da, wo sich ein Bürgerstolz von seiner Moral selbst beeindruckt zeigt und darum sehr leicht beleidigungsfähig ist. Der anständige Bürger sieht sich dort einer feindseeligen Umwelt ausgesetzt, wo diese Selbstbeeindruckung gar nicht nachvollziehbar ist und welche, mit adäquaten Mitteln der Provokation, die Beleidigungsfähigkeit testet. So primitiv wie der Bürgerstolz sich zeigt, so primitiv ist er zu beleidigen.
Damit wäre der Schwierigkeitsgrad definiert. Er ist um so höher, je weniger Feindseeligkeit ein anständiges Bürgertum bemerken kann, was jedoch nichts über seinen Bürgerstolz und eine moralische Besserstellung besagt, welche umso empfindlicher gestört und gepeinigt werden kann, je plumper und zugleich raffinierter nicht nur seine eigene Masken sind, sondern auch die derjenigen, die die diese Art der moralischen Erhabenheit nicht übermäßig beeindruckt. Die Emppfindlichkeit der wunden Stellen ist so groß wie ehnun je. Auch die Primitivität ist dieselbe, die Winkel und Ecken aber, hinter denen sie sich versteckt, sind komplizierter und verschachtelter, was folglich auch für den Provokateur gelten muss.
Jäger und Gejagte trainieren gegenseitig ihre Waffen und Rüstungen, sie beschenken sich gegenseitig mit Optimierungen, sie verkomplizieren durch beständige Anpassungen ihre Maskeraden und Winkelzüge.

Das kaiserliche Bürgertum, das aus Untertanen bestand, war noch durch das Reformkleid in seiner Sittlichkeit zu beeinträchtigen, in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts musste es schon die Negermusik sein. Damit war der Prozess der Übertreibung unwiderruflich eingeleitet. Später weigerten sich junge Männer die soldatische Dizsiplin des Kurzhaarschnitts zu akzeptieren und schließlich lungerten Punks auf der Straße herum. „Ich bin scheiße, du bist schuld.“ Ein faires Angebot, das später gerne angenommen wurde. Es müssen heute schon Terroristen sein, die grundlos und unterschiedslos morden, um noch die Dämonie des öffentlichen Raumes bemerkbar machen zu können.

Inzwischen ist also weitesgehend Ruhe im öffentlichen Raum eingekehrt, was daran liegt, das nichts so normal ist wie Störung, Aufruhr, Lärm und andere Wahrnehmungsbelastungen. Der Unruhe allenthalben wird mit weiterer Unruhe begegnet. Die permante Störung stört nicht weiter, weil die Evolution für alle relevanten Vorkommnisse geeignete Anpassungsstrategien erfunden und erprobt hat.
Die billigste Strategie ist die adressenlose Verbreitung von Empörung durch Massenmedien, verbunden mit dem Anspruch der Aufklärung über Missstände, für die ein kritisches Bewusstsein einer Mehrheit vonnöten sei, das den moralisch Bessergestellten in der Minderheit durch irgendeine Himmelsmacht kostenlos in den Schoß gefallen scheint und welche sich darum ganz selbstlos anschicken, als Befreier über’s Land zu ziehen, um den uniformierten Teil der Bevölkerung die wahren Sachverhalte, also das, was wirklich, wirklich dahinter steckt, näher zu bringen.
Das hilfts nichts, aber der moralisch bessergestellte Bürger ist durch nichts zu erschüttern. Schon gar nicht durch eine Horde wilder Jungs, die kostenlos und unverbindlich ihre Latrinensprüche verbreiten.

Kein Wunder also, dass dort, wo die Konventionen massenmedialer Sinnproduktion nicht mehr nach bekanntem Schema verlaufen, der Zähler wieder auf Null gestellt werden muss. Das gilt für social media. Es steht unentschieden. Die Beobachtungsverhältnisse sind andere. Wer sich grundlos für alle ansprechbar macht und dann genauso grundlos angesprochen wird, gibt jede Möglichkeit aus der Hand, die Regeln der Kommunikation einseitig durchzusetzen. Dies zu ignorieren und trotzdem glauben zu wollen, die eigene moralische Besserstellung sei selbstverständlich von übergeordneter Relevanz, zieht notwendig die Aufmerksamkeit von Twitterpunks auf sich, die jederzeit, genauso selbstlos, auf die verschwundenen Selbstverständlichkeiten hinweisen und welche kein bißchen die Bereitschaft haben, sich von irgendetwas abhalten zu lassen.

Die Twitterpunks der Volksfront von Judäa haben allerdings den selben Mangel zu fürchten. Denn es gibt da ja auch noch die judäische Volksfront, die auch vorgibt, ganz genau zu wissen, was dahinter steckt.

Die Unternehmensführung von Twitter sollte Aktien von Popcorn-Produzenten kaufen. Wenn mit Twitter kein Gewinn zu machen ist, mit Popcorn bestimmt.

„Niemand kannte mich persönlich“ – ein Fundstück

Ein schönes Fundstück über diese Internetrollerei:

Einer der Hauptgründe, aus denen ich gegangen bin, ist letztlich dieser oben beschriebene tägliche Hass – beinahe egal, was man schreibt. Kommentator gegen Autor, Kommentator gegen Kommentator, manchmal auch – wenn es zu viel wird – Autor gegen Kommentator. Ja, ich hab darunter gelitten. Das mag daran liegen, dass ich vielleicht nicht so tough bin, wie ich gerne wäre. Das mag aber auch daran liegen, dass es mir in erster Linie nur darum ging, gute Geschichten auszugraben, spannende Texte zu schreiben, ein wenig Meinung kund zu tun, zu überlegen, wie die Zukunft aussehen könnte. Bloggen eben. Aber egal was, egal wie. Unter beinahe jedem Beitrag schlug mir vom ersten Tag an der blanke Hass entgegen, der sehr oft ins Persönliche ging. Mit welcher Berechtigung eigentlich? Niemand kannte mich persönlich. Ich konnte mich auch nicht daran erinnern, in meinem bisherigen Leben besonders viele Feinde angehäuft zu haben. Ich halte mich für einen halbwegs umgänglichen, nicht sonderlich arroganten Menschen. Ich hatte niemandem etwas getan. Woher kam diese Wut? (Herkunft)

Sehr beeindruckend, besonders diese Rat- und Hilflosigkeit, diese Unfähigkeit, die Bedingungen mit zu berücksichtigen, durch die diese Trollerei überhaupt auffällig wird: Für einander unbekannte Leute treten mit einander in Beziehung ohne das mindeste von einander zu wissen oder gar wissen zu wollen. Und was zeigt sich? „Niemand kannte mich persönlich.“ Sicher, woher auch? Daraus könnte man schließen, dass alles entsprechend nicht persönlich gemeint sein kann. Man kennt sich ja nicht.  Denn nicht nur ihn kennt keiner persönlich, er kennt alle anderen auch nicht persönlich. Sie kennen sich nicht, sie wissen nicht, was sie von einander zu erwarten hätten und niemand kann unwidersprechbar mitteilen, worum es eigentlich geht. Und was das ganze überhaupt soll?

Könnte das vielleicht zu der Frage führen, dass nicht nur die Personen füreinander unbekannt sind, sondern auch die Sachverhalte, Themen, Meinungen? Und vor allem scheinen die Gründe unbekannt zu sein, durch die solche Diskussionen zustande kommen. Die ganze Kommunikation, die Kommunikation von Verdruss, Verworrenheit, Rat- und Hilflosigkeit scheint darauf hinzudeuten, dass es eigentlich nur um etwas sehr Unbekanntes geht.

Siehe dazu auch: Anfeindung im Netz: Der Troll im Schafspelz