Die Sau ist immer noch nicht am anderen Ende des Dorfes angekommen. Der Schundkampf wird weiter gehen. Bemerkenswert scheint vielleicht nur noch zu sein, dass die Einwände, die gegen die Einwände von Manfred Spitzer vorgetragen werden, auch nicht von intelligenterer Art sind, weil sie nämlich das Gegenteil genauso wenig beweisen können.
Vielleicht wäre mal eine andere Betrachtungsweise hilfreich, indem man den Einwänden widerspricht, ohne zu widersprechen, indem zustimmt, aber das Beobachtungsschema ändert: „Computer machen süchtig, einsam und dumm“ – ja das stimmt:
1. Computer machen süchtig. Die Suchtgefahr bezieht sich darauf, dass eine Infrastruktur vernetzter Computer eine technische Bedingung für die Möglichkeit von gesteigerter Freiheit darstellt. Das Verlangen, Freiheit zu erfahren, zu genießen; das Bedürfnis, sich weder von Pädagogen, Psyschiatern oder anderen Menschenverbessern seien dies Politiker, Ökonomen und anderen Menschenliebhabern, das Leben schwer machen zu lassen, kann nicht mehr beschränkt werden. Die Computerbenutzung bewirkt, dass sich alle hinter Bildschirmen verschanzen, auch Menschenliebhaber, auch Trolle, auch Faschisten, auch Seelsorger und bald auch alle Staatlenker dieser Welt: alle binden ihre Aufmerksamkeit durch Blick auf einen Bildschirm, durch eigenständig vorgenommenen Selbstgefangennahme, verbunden mit dem Verzicht, auf Zugriffs- und Durchgriffsgewalt. Denn jeder Zugrifff oder Durchgriff wird entweder per Mausklick zugelassen oder unterbunden. Wird dies zugelassen, affiziert dies nur die Wahrnehmung und bewirkt allenfalls einen Eingriff in die eigene Affektkontrolle. Aber dieser Eingriff ist immer selbst zugelassen, wird nie mit Gewalt durchgesetzt. Ist immer mit der Freiheit des Einverstandenseinmüssens verbunden, denn wollte man dieses Einverständnis leugnen, wen wollte man dafür haftbar machen? Es ist ja niemand mehr da, es ist niemand mehr verfügbar, den man für das eigene Versagen haftbar machen könnte. Deshalb:
2. Computer machen einsam. Das dürfte die großartigste Leistung einer nächsten Gesellschaft sein. Wie die moderne Gesellschaft es fertig brachte, die Störung durch Störung zu operationalisieren und damit zu kontrollieren, wird es jetzt möglich werden, Vergesellschaft durch Einsamkeit zu bewirken. Das ist die Voraussetzung für Freiheit: dass nämlich Freiheit nicht länger als knappes Gut behandelt wird, dass also ihre Inanspruchnahme nicht die Freiheit anderer beschränkt. Stattdessen wird man herausfinden, dass die Freiheit immer schon begonnen hat sich zu entfalten, dass ihre Vorrausetzung darin besteht, dass sich alle ihrer Freiheit bedienen, um Freiheit garantieren zu können. Freiheit entsteht für alle, wenn sich alle ihrer bedienen. Freiheit wird nicht durch Privilegien und Rechte hergestellt oder begrenzt. Freiheit ist soziale Freiheit. Freiheit wird möglich, wenn Vergesellschaftung durch Einsamkeit gelingt.
3. Computer machen dumm. Computer machen dumm, wenn man meint davor Angst haben zu müssen. Computer machen dumm, wenn ihr produktives Potenzial auf die kritische Disziplin beschränkt werden muss. Der Nutzen, der Fortschritt, die Intelligenz ist nicht ohne einen Kaufpreis zu bekommen. Die Preis ist die Hergabe der kritischen Diszplin, ohne dabei auf die Steigerung von Urteilsfähigkeit zu verzichten. Die Steigerung der Urteilsfähigkeit geschieht dann nicht mehr durch Kritik, sondern nur Fantasie, durch Imagination, durch Spekulation, durch die Kontrolle von Möglickeiten durch andere Möglichkeiten.
Wer solche Überlegungen geringschätzen und mit unhaltbaren empirischen Beweisen das Gegenteil für möglich halten will, landet in der Demenz oder ist da schon längst angekommen.
„Computer machen süchtig, einsam und dumm“- so herum könnte ein Schuh daraus werden.