Die Gründung der Akademie für Soziologie ist richtig
Die Gründung der Akademie für Soziologie ist richtig. Richtig heißt: Der Machtkampf um das wahre Wissen wird noch einmal aufgenommen, weil es nicht anders geht. Niemand weiß mehr, welche Diskussionen über die Objektvität der sozialen Welt vor 150, vor 100, vor 50, 30 oder 10 Jahren geführt wurden (nämlich immer die selben!), weshalb man immer noch glauben will, eine Soziologie könnte positives Wissen darüber herststellen. In den letzten 150 Jahren hat das nicht geklappt; und dass der Grund bei einem Mangel an Forscherneugier, Engagement, Kreativität, Nachdenklichkeit, theoretischen wie praktischen Fleisses zu suchen sei, ist albern. Aber egal. Erfahrung spielt nicht immer die entscheidende Rolle.
Bis heute hat keine Soziologie den Katalog des positiven Wissens um objektive soziale Sachverhalte (mit Ausnahme von nebensächlichem Allgemeinwissen) bereichert. Nichts, nicht einmal die elementarsten Begriffe wie Handlung, Meinung, Struktur, Schicht, Gruppe, Gesellschaft oder Wahrheit, sind soziologisch jemals so geordnet worden, dass sie hinreichendes Wissen, das ungeprüft bleiben kann, garantieren könnten. Stattdessen fängt jede Generation mit allem immer wieder von vorne an. Jetzt also noch einmal:
„Die soziale Realität ist grundsätzlich erkennbar und besteht von Einzelansichten und Hypothesen unabhängig. Dass gleichwohl jede soziale Realität von Subjekten konstruiert wird, widerspricht dem nicht, sondern weist auf die Bedeutung von Theorien und Paradigmen für jede Wissenschaft hin. Deshalb kann auch die soziale Realität mit wissenschaftlichen Verfahren – wie sie für alle Wissenschaften gelten – beschrieben, theoretisch erfasst und erklärt werden.“
Soziologie soll also normativ als eine Wissenschaft wie jede andere betrachtet werden. Und dass sie empirisch nichts, was man als positives Wissen deklarieren könnte, je zustande gebracht hat, sei nur einem Mangel an wissenschaftlichem Engagement geschuldet? Abgemacht. Wenn es so ist, dann muss es wohl so sein. Aus diesem Grunde ist die Gründung der Akademie für Soziologie ein richtiger, weil konsequenter Schritt. Wo nicht gelernt werden kann, weil Selbsterfahrung nicht berücksichtigt werden muss, wer keinen ausreichenden Begriff für Gesellschaft hat, organisiert Macht um wahres Wissen und setzt Interessen durch. Anders geht es nicht.
Darum: Weiter machen!