Differentia

Monat: September, 2016

Wir lernen das Internet kennen @friiyo @TiloJung

Bei Jung & Naiv gab es am 25. September 2016 ein langes Interview mit Herfried Münkler. Empfehlen möchte ich den 6 minütigen Ausschnitt von Min 20:40 bis 26:08. In diesem Ausschnitt kann man einen Lernenden beobachten. Diesen Ausschnitt kommentiere ich am 30. September im Aufwachen-Podcast.

 

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Harald Lesch über die Parasoziologie der Kommunikation

Dieses kleine Erklärvideo zeigt ganz deutlich, wie die Wissenschaft sich aus ihren selbstgemachten Widersprüchen befreit. Der Trick ist, das durch Wissenschaft empirisch gemachte Wissen, also objektiviertes Wissen, wieder abzufragen und die objektiven Ungereimtheiten auf die Umwelt, also auf Menschen zuzurechnen.

Der Soziologe – mag der gezeigte Professor auch ein Physiker sein, darauf kommt es nicht an, es kommt allein darauf an, wie er unterscheidet, nämlich wie ein normaler Soziologe – begreift Kommunikation als Resultat von Handlung, weshalb Kommunikation auf Handlung zurück geführt wird, Handlung wird auf Motive zurück geführt; Motive werden auf Bewusstseinsfähigkeit zurück geführt, welche auf Verstandesfähigkeit zurück geführt wird und diese wiederum auf das „Wesen des Menschen“.  Die letzte Paradoxie lautet dann: der Mensch ist seiner natürlichen Natur nach ein soziales Wesen. Diese Paradoxie wird durch empirische Methoden der Objektivierung aller Elemente, aus denen dieses Wissen generiert wird, verdeckt. Sichtbar werden stattdessen bizarre Phänomene unaufgeklärter Menschen, welche auch wieder als objektive Realität erscheinen.

Der Mensch verursacht Kommunikation durch Handlung, sagt uns der Para-Soziologe. Nur, wenn man einen solchen parasoziologischen Ansatz wählt, kann man die Ergebnisse objektivieren, sie für „wahr“ halten. Diese Wahrheit wird dann gelehrt, unterrichtet, abgeprüft, also sanktioniert und damit verbreitet. Ist dieses so empirisch gemachte Wissen gesellschaftlich verbreitet, dann verbreiteten sich zugleich die parasoziologischen Begrifflichkeiten und Vorannahmen dieses Wissens, welche in der Kommunikation selbst wiederum reflexiv werden: Die Wissenschaft hält es für wahr, dass Kommunikation von Menschen verursacht wird, objektiviert es und prüft mit den selben Verfahren der Objektivierung das so objektiverte Wissen wieder ab.  Sie bekommt wieder auf den Tisch, was sie anderen auf den Tisch gelegt hat. Das führt zu Reflexionsproblemen, die wiederum mit den selben Methoden der Objektivierung umgangen werden. (Das ist wunderbar in diesem Video zu verfolgen.)

Ergebnis: die Menschen müssen offensichtlich über sich selbst im Irrtum sein, denn die objektive Realität (also die Wahrheit über die Kommunikation) wird wieder und wieder bestätigt.
Lösung des Problems: Appell an ethisches Handeln. Das scheitert vorhersehbar, aber egal: die Wissenschaft, das ist die Summe der Methoden zur Objektivierung aller Sachverhalte, ist wieder einmal bestätigt und damit gerettet.

Eine jede Theorie von Kommunikation, die Kommunikation vollständig auf Handlung zurück führt, ist immer nur eine Parasoziologie. Sie objektiviert das Nichtobjektivierbare; und bleibt damit unschuldig an ihren selbstgemachten Widersprüchen.

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