Transzendentaler Vermeidungsirrtum (nach Auskunft von Max Weber)
von Kusanowsky
Der Puritaner wollte Berufsmensch sein, – wir müssen es sein. Denn indem die Askese aus den Mönchszellen heraus in das Berufsleben übertragen wurde und die innerweltliche Sittlichkeit zu beherrschen begann, half sie an ihrem Teile mit daran, jenen mächtigen Kosmos der modernen, an die technischen und ökonomischen Voraussetzungen mechanisch-maschineller Produktion gebundenen, Wirtschaftsordnung erbauen, der heute den Lebensstil aller einzelnen, die in dies Triebwerk hineingeboren werden –nicht nur der direkt ökonomisch Erwerbstätigen –, mit überwältigendem Zwange bestimmt und vielleicht bestimmen wird, bis der letzte Zentner fossilen Brennstoffs verglüht ist. … Aber aus dem Mantel ließ das Verhängnis ein stahlhartes Gehäuse werden. Indem die Askese die Welt umzubauen und in der Welt sich auszuwirken unternahm, gewannen die äußeren Güter dieser Welt zunehmende und schließlich unentrinnbare Macht über den Menschen, wie niemals zuvor in der Geschichte. Heute ist ihr Geist – ob endgültig, wer weiß es? – aus diesem Gehäuse entwichen. Der siegreiche Kapitalismus jedenfalls bedarf, seit er auf mechanischer Grundlage ruht, dieser Stütze nicht mehr. Auch die rosige Stimmung ihrer lachenden Erbin: der Aufklärung, scheint endgültig im Verbleichen und als ein Gespenst ehemals religiöser Glaubensinhalte geht der Gedanke der »Berufspflicht« in unserm Leben um. Wo die »Berufserfüllung« nicht direkt zu den höchsten geistigen Kulturwerten in Beziehung gesetzt werden kann – oder wo nicht umgekehrt sie auch subjektiv einfach als ökonomischer Zwang empfunden werden muß –, da verzichtet der einzelne heute meist auf ihre Ausdeutung überhaupt. Auf dem Gebiet seiner höchsten Entfesselung, in den Vereinigten Staaten, neigt das seines religiös-ethischen Sinnes entkleidete Erwerbsstreben heute dazu, sich mit rein agonalen Leidenschaften zu assoziieren, die ihm nicht selten geradezu den Charakter des Sports aufprägen.
Dieses Zitat ist von Max Weber und findet sich in „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus.“
Die Nutzung von Motoren habe dem Kapitalismus also seinen Geist ausgetrieben. Die Nutzung des Computers macht nun sichtbar, dass er niemals einen hatte. Oder, anders gewendet: auch Motoren haben einen „Geist“. Und wenn man beides für abwegig halten will, erkennt man, was durch die paranoische Fiktion der Geistigkeit in der Soziologie vermieden wurde. Sie hatte an das szientistische Verständnis eines Geist/Materie- Dualismus angeschlossen und auf diesem Wege hat sie ihre eigenen Probleme der Kommunikabilität von sozialer Realität auf beeindruckende Weise in Erfahrung gebracht.
Aber das hatte sie etwas gekostet: sie steckt in ihrem selbsterforschten Gehäuse fest: Soziologie ist nur ein Beruf für Professoren und sie wird nun schmerzlich lernen müssen, was Sportlichkeit bedeutet.
Hallo mein lieber Kollege Kusanowsky, Soziologie ist seit Bourdieu eh ein Kampfsport. Diese Woche war wieder sehr viel Max Weber, und jetzt also hier im Differentia Blog, doch seit der“ Roßkur“, mit gleich zwei Büchern von Radkau, der Max Weber Biografie und dem Buch über das „nervöse“ Zeitalter weiß ich mich zu mäßigen, da ich Weber Verehrer und Weber Zitierer nach den ersten 250 Seiten der Radkau`schen Analyse des größten Soziologen aller Zeiten, wie er immer noch in den Einführungen für die armen Erstsemester beschrieben wird, weiß gelassen zur Kenntnis zu nehmen. Wohlan, auch die zur protestantischen Ethik führende Forschung des Heidelberger Koloss, und alles was da an Theorie- Quadratzettelchen von Max mit Sauklaue hastig geschrieben, und von Marianne, der treuen zusammengestellt wurde, ist von seiner Befindlichkeit und seiner blühenden Neurose geprägt. Diese Theorie ist schlicht Mummpitz, Religion alleine bringt nix an Haltung vor, da muss es schon mehr an Handlung geben, und mit Empirie für diese Theorie von Kapital und Protestantismus st da auch nix, ja gar nix, nix, aber das Auswerten der Enqueten hat der Herr Professor bei seiner Landarbeiterstudie für den Verein für Sozialpolitik und Gedöns, wie auch heute noch USUS, damals dem Gesinde, heute den wissenschaftlichen Mtarbeitern überlassen. während man als Professor fern der Praxis in Alfred Weber`scher Abstraktheit weiter schwelgt. Das sind keine Gentleman, sind sie nie gewesen, diese Urgesteine der wilhelminischen Gesellschaft, die Soziologie Gründer, auf die man in unserem Fach nicht einfach so verzichten zu können, meint. Beschönigung dieser mit Fressen- Saufen- und politsche organologische Phantasien über die Nation verbreiten, sorry, das hatte schon damals nix mit Sport, eher mit einem phantasierten „Kampfbeitrag“ für den Kaiser und dessen Imperialismus unterstützend und propagierend zu tun. Nach einer weiteren Korrespondenz als bekennender Praxissoziologe mit den Institutsinsassen die ich unlängst wieder hatte, erkenne ich keinen Sports- eher ein Korpsgeist, in diesem akademischen Selbstverwaltungsmitsichselbstbeschäftigungshabitus, den Pierre Bourdieu einmal als nicht einzuordnende Professorenhaltung in den feinen Unterschieden so herausgekitzelt hat. Lecon pour le Lecon, Theorie über Theorie legen, giraffeneinsam vor sich hin schwurbelnd, da ist kein Teamgeist erkennbar.