Einschließung und Inhaftierung. Warum es #Stalking gibt 3
von Kusanowsky
zurück / Fortsetzung: Der Stalker ist nämlich ein Sozialarbeiter, dem es gelingt, die Einrichtungen und Versorgungsnetze zu blockieren, indem er sie – wie alle anderen auch – berechtigterweise benutzt, aber nicht etwa, um seine eigene Einschließung und Inhaftierung zu überbrücken oder zu umgehen, sondern nur, um die Notwendigkeit dieser Überbrückung und die Nutzung ihrer Wege seinem Opfer vor Augen zu führen. Der Stalker macht auf diese Weise darauf aufmerksam, was Kommunikation nicht ist und wie sie trotzdem gelingen kann: Kommunikation ist nicht schon Handlung, und sie gelingt nur im sozialen Zusammenspiel von allen Handlungen. Leugnet man beides, oder will man davon nichts wissen, dann gewinnt immer der Stalker/Sozialarbeiter, auch deshalb, weil man ihm nicht erklären kann, dass seine Handlungen Gewalttaten sind. Das geht nicht, solange keine gewalttätige Kommunikation stattfindet, solange diese Form der Kommunikation abgewehrt wird.
Man muss ganz nüchtern einsehen, dass der Stalker überhaupt keinen Grund hat, sein Handeln als gewalttätig aufzufassen. Er stellt sich auf den Bürgersteig vor deinem Fenster. Er steht an der Bushaltestelle, weil du ihn dort sehen wirst. Er steht am Parkplatz, steht am Bahnhof. Er hinterlässt in Geschäften, die du aufsucht, Mitteilungen für dich. Er schickt dir Briefe, Pakete, Blumen. Er wirft heimlich deine leere Mülltone um, bemalt mit Kreide den Bürgersteig vor deiner Haustür. Er schreibt dir e-Mails, ruft dich ständig an. Er schickt dir Handwerker ins Haus und so weiter.
All das sind im strengen Sinne keine Angriffe. Es mögen Belästigungen sein, aber die Wege der Belästigung sind frei und offen. All das kann der Stalker ganz einfach machen, durchführen oder veranlassen, ohne dass sein eigenes Leben davon übermäßig belastet würde; und er weiß, dass du kaum eine Chance hast, ihn an alldem zu hindern. Versuchst du es aber, wird das dein ganzes Leben sehr erheblich belasten. Du musst alles notieren, aufschreiben, protokollieren, dokumentieren, fotografieren. Du mussten Zeugen ansprechen, du musst dir Rat holen. Bald wird das deine Nerven so belasten, dass du zum Arzt musst. Du bekommst Schwierigkeiten mit der Familie, mit den Nachbarn, an der Arbeitsstelle und so weiter und so fort. Und wenn du dann deine Telefnummer und alle anderen Adressen wechseln willst, hast du praktisch verloren, weil dies wiederum einen Aufwand erfordert, den du vor ihm nicht geheim halten kannst, so dass jeder Adressenwechsel auch nicht dauerhaft hilft.
Ich möchte argumentieren: Wer sich so verhält macht sich zum Komplizen dieses Stalkers.