ich beobachte, dass ich in Deinem Blog/Twitteraccount/Videos nur rudimentäre Reflexionen zu Bedingungen beobachten kann, die Auskunft darüber geben, unter welchen subjektiv erfahrbaren Bedingungen Kommunikation zwischen Unbekannten eine Wissenschaft ohne Bürokratie ermöglichen könnte.
Ist da ein blinder Fleck?
Jedenfalls machst Du Analysen dieser Bedingungen weniger Transparent in Form von umfangreichen Blogbeiträgen, Vorträgen bei Veranstaltungen oder Audiobeiträgen, als andere Analysen.
Ich verstehe, dass die Bedingungen, unter denen Kommunikation zwischen Unbekannten zustande kommt in gewisser Hinsicht natürlich auch das Gesamtthema Deiner Analysen sind und meine Frage in eine Subjekt/Objekt Unterscheidung verweist, um die es Dir nicht geht.
Dennoch: Während ich bei einem Wissenschaftler weiß, wie in etwa die Bedingungen dafür aussehen, dass er wissenschaftlich publizieren kann, weiß das bei Dir erstmal niemand.
An anderen Stellen scheinst Du Dich gegen diese Art von Bedingungen auch völlig indifferent zu verhalten.
Das erschien mir etwa in Bezug auf die Bedingungen von Jung und Naiv der Fall gewesen zu sein.
Tilo Jung hat etwa die Möglichkeiten, unter denen er in der Lage ist Jung und Naiv zu produzieren, nicht einfach nur geschenkt bekommen, wie Du das kürzlich beim podcasten formuliert hast.
Jedenfalls wird diese Einschätzung meinen Ansprüchen an Deine Gewissenhaftigkeit nicht gerecht.
Es ist offensichtlich, dass der Umstand, dass Tilo Jung ein attraktiver junger Mann ist, der vermutlich damit auch einen großen Massenappeal hat anderen Bedingungen unterliegt eine erfolgreiche Medienpräsenz aufzubauen, als dies bei irgendjemandem anderes der Fall wäre.
Ganz egal ob er an ein Sendekonglomerat, bzw. eine Organisation angeschlossen ist, oder nicht.
Genauso gelten bei allen anderen Fällen sehr spezifische, erklärungsbedürftige Bedingungen, in denen Kommunikation zwischen Unbekannten an Vergesellschaftung mitwirkt, oder andere Dinge als neu beobachtbar werden.
Erklärungsbedürftig werden diese Bedingungen für mich, weil auch nach meinem Dafürhalten neue Phänomene beobachtbar werden. Etwa Ansätze neuer Formen von Vergesellschaftungsmöglichkeiten, die sich von denen unterscheiden, die als „normale“ Vergesellschaftungsformen erfahrbar sind.
Trotz aller gesellschaftlicher Änderungen der letzten 40 Jahre scheint mir die Tendenz zum Normallebenslauf der Nachkriegszeit in Deutschland mit einer ausgedehnten Phase der Erwerbsarbeit (mit Unterbrechungen) Normalität zu sein. Dementsprechend seien also Arbeitgeber (bzw. die Organisationsform Unternehmen) die wesentlichen Vergesellschafter und davon abgeleitet auch Familien und der Staat.
Es ist bei Tilo Jung nicht alleine ausschlaggebend, dass hier etwas als Neues erkennbar wird, weil sich die Vergesellschaftungsform von der, der organisationalen Vergesellschaftung unterscheidet, sondern auch, auf welche Art und Weise er stattdessen anders vergesellschaftet ist.
Falls er das denn überhaupt ist.
Neben dem erwähnten kulturellen Kapital (Attraktivität) hat Tilo Jung offensichtlich Vorerfahrung mit Pressearbeit. Er hat damit also bereits Vergesellschaftung durch Organisationen erfahren.
Es ist mir nicht so ganz einsichtig, auf welche Art diese Bedingungen in anderen Fällen unter anderen Bedingungen ebenfalls zu neuen Vergesellschaftungsformen führen könnten.
Mein Interesse an diesem Thema würde schlagartig erlöschen, wenn sich etwa feststellen liese, dass es sich bei diesem und anderen Fällen um nichtreproduzierbare Ausnahmen hielte, die für weite Bevölkerungsteile einen Ausweg aus bestehenden Verhältnisse auf Grund von erfahrbaren Bedingungen ausschließen.
Völlig irrelevant wird für mich Jung und Naiv auch dann, wenn Jung in zwei Jahren damit aufhört sich durch Quellen zu finanzieren, denen er sich gegenüber individuell indifferent verhalten kann und stattdessen wieder bei einer Zeitung arbeitet.
Die Bedingungen neuer Vergesellschaftungsformen müssen natürlich erstmal in Erfahrung gebracht werden, um etwas über sie aussagen zu können. Klar.
Jung und Naiv interessiert micht auch nicht direkt. Dich vermutlich genauso wenig.
Viel interessanter ist, unter welchen Bedingungen eine Form von Wissenschaft ohne Bürokratie stattfinden könnte.
Ich verstehe ebenfalls, dass schon der Hinweise auf nicht offengelegte Bedingungen durch mich als Trollkommunikation durch Beobachter beobachtet werden kann, weil das Nichts einfordern können ein wesentlicher Bestandteil von Kommunikation zwischen Unbekannten ist..
Wir kennen uns zwar, jedefalls tendiere ich dazu, das in dieser Form einzuschätzen, unterliegen damit also nicht mehr uneingeschränkt der Prämisse von Kommunikation zwischen Unbekannten, aber auch das gibt mir noch nicht die Möglichkeit Anträge zu stellen, aus denen die Veröffentlichung von Analysen der Bedingungen, unter denen Du veröffentlichen kannst, wahrscheinlich wird.
Die Bedingungen dafür sind natürlich trotzdem interessant und relevant.
Publiziere bitte detailliert dazu, wie die Bedingungen dafür aussehen könnten, unter denen Komunikation zwischen Unbekannten Wissenschaft ohne Bürokratie möglich machen könnte.
Da wir uns, wie erwähnt, bereits kennen gelernt haben, weiß ich natürlich bereits etwas über Deine Bedingungen Wissenschaft ohne Bürokratie zu betreiben. Offensichtlich hast Du keine Flattr Buttons in Deinem Blog und Deine Podcastbeteiligungen und Vorträge scheinen auch keine nachhaltigen Erwerbsmöglichkeiten darzustellen. Dementsprechend ist von Dir auch noch keine ableitbare oder gar nachahmbare Anleitung zu erwarten.
Anders Formuliert: Die Kommunikation über Kommunikation zwischen Unbekannten steht noch so am Anfang, dass noch nicht viel mehr als Wandel kommuniziert werden kann.
Das ist für mich dann auch erstmal für den Moment Grund genug, um diesen sinnlosen Kommentar auch tatächlich abzuschicken, was mich zu meinem Erstaunen sehr viel Überwindung kostet.
Lieber Gruß aus Hamburg!
Michael
P.S. Wenn meine Bitte nicht erfüllt wird hoffe ich wenigstens, dass das Lesen meines Kommentares nicht gänzlich langweilig war.
Lieber Michael,
ich werde auf deinen Kommentar ausfürlich antworten. Du hast ein paar wichtige Dinge angesprochen, die bedenkenswert und wichtig sind. Ich werde darüber nachdenken und dazu einen weiteren Blog-Artikel schreiben.
Zu den Bedingungen, unter denen Kommunikation zwischen Unbekannten Wissenschaft ohne Bürokratie möglich machen könnte, kann ich nichts sagen, jedoch würde ich gern noch einen Gedanken zu „Jung und Naiv“ ergänzen.
Das zunächst mal bemerkenswerte (was ja an etlichen Stellen schon bemerkt worden ist) liegt ja in Tilos Haltung/Strategie, mit der er sowohl in die BPK als auch in Interviews geht: „Jung“, „Naiv“, „Unabhängig“, „nicht den Bedingungen alter Redaktionsstrukturen unterworfen“ usw. so dass es zunächst mal so scheint, als könne er die Interviews ungezwungener, freier gestalten als das den Journalisten des alten Schlags möglich wäre.
Dazu kommt die unkonventionelle Art der Finanzierung: Die Leute zahlen für jemanden, der wiederum nichts von den Leuten weiß, die ihn bezahlen und der sich auch keine Vorstellung davon machen kann, was denn diese Leute eigentlich sehen wollen. Und das stimmt auch bis zu einem gewissen Grad.
Jedoch würde ich hier gerne einwenden: Inhaltliche Beschränkungen bestehen trotzdem. Diese ergeben sich jedoch nicht etwa aus der Vergesellschaftung in klassische Arbeitsverhältnisse, sondern aus dem zwar als neu beschriebenen Verhältnis zwischen Crowdfunder und Gecrowdfundetem, das jedoch – so würde ich mutmaßen – auch schon wieder eine neue Abhängigkeit erzeugt.
Das würde ich gerne mit einem Blick in die Kommentarspalten bei Facebook u Youtube deutlich machen: Wie es scheint, trifft Tilo hier zu einem großen Teil den Nerv derjenigen, die sehr diffus unzufrieden sind mit der Politik der Bundesregierung, die zum Teil mit der AfD sympathisieren, gewisse Antiamerikanismen mit sich rumtragen u.ä.
Die beschrieben Gruppen sind vielleicht nicht in der Überzahl (und keineswegs würde ich es Tilo zum Vorwurf machen, dass jene sich gerade unter seinen Videos sammeln, dieselben sammeln sich ja auch auf der Seite der „Tagesschau“), aber: Was würde denn passieren, wenn Tilo Jung morgen vielleicht Lust hätte, sein Interview-Game upzusteppen bzw. aufgrund der ja nun langen Beschäftigung mit diesem und jenem Thema plötzlich differenzierte, theoretischere oder ganz einfach vorraussetzungsreichere Interviews und Videos produzieren zu wollen als bisher? Was, wenn er einfach nicht mehr ganz so jung und ganz so naiv an seine Arbeit gehen wollen würde? Das könnte den Klickzahlen zwar guttun, muss es aber nicht mehr unbedingt. Der Gestus des „Gegenentwurfs“, des „irgendwie Dagegenseins“ ist als Erklärung für den Erfolg von J&N aus meiner Sicht kaum zu vernachlässigen und in dieser Konstellation fast schon wieder eine Bedingung. (Das für mich persönlich viel interessante Projekt „Aufwachen“ hat ja nicht ohne Grund eine viel geringere Reichweite).
Man könnte nun zurecht einwenden: Naja, das ist nun mal das Format, das er gewählt hat und das funktioniert eben, warum sollte er es ändern? Völlig richtig, wenn wir jedoch darüber reden wollen, „auf welche Art diese Bedingungen in anderen Fällen unter anderen Bedingungen ebenfalls zu neuen Vergesellschaftungsformen führen könnten“, ist das – so glaube ich – ein wichtiger Punkt.
„Völlig richtig, wenn wir jedoch darüber reden wollen, “auf welche Art diese Bedingungen in anderen Fällen unter anderen Bedingungen ebenfalls zu neuen Vergesellschaftungsformen führen könnten”, ist das – so glaube ich – ein wichtiger Punkt“
Ja, das ist sehr wichtig. Auch darauf werde ich noch eingehen. Guter Kommentar!
Euren Podcast hab‘ ich mir schon vor ein paar Tagen angehört.
Ich habe auch schon ein Transkript vorbereitet, in dem ich Aussagen herausgreifen will, die mich in der Diskussion besonders angesprochen haben. Vielleicht kann das irgendwer verwenden…
Das ist ein sehr interessantes Gespräch, insgesamt, mit vielen Aspekten, die ich selbst gerne im Hinblick auf eigene sozial-theoretische Ideen und Überlegungen aufgreifen möchte…
Ich hätte allerdings einen ähnlichen Einwand eingebracht, wie Michael Karbacher, oben…
Tilo Jung ist ein herausragendes Resonanzphänomen.
Er bringt durchaus (stereo-/-typische) „Star-Qualitäten“ mit.
Er wirkt sympathisch und ist nicht hässlich… und auch nicht komplett auf den Kopf oder auf den Mund gefallen… Das sind alles Eigenschaften, die ihm dabei helfen, sein (gelungenes) Produkt „Jung & Naiv“ auch jenseits einer „Loyalitätsbindung“ zu seinem Publikum/ unabhängig von Agenten, Verlagen, Sendeanstalten, Kunden oder Auftraggebern zu „vermarkten“.
Er kann darauf verzichten sein Produkt klassisch zu vermarkten, zu bewerben oder die Verbreitung seiner Produkte zu kontrollieren oder restriktiv zu regulieren…
Er hat es gewissermaßen geschafft Resonanz zu erzeugen eine gewisse Prominenz und aus dieser exponierten Sonderstellung heraus gelingt es ihm das notwendige Auskommen, das er zum Leben und zum kreativen Arbeiten benötigt.
Das ist sicherlich ein Sonderfall.
Tilo profitiert davon, dass er mit seinem Medien-Experiment (durchaus auch begünstigt durch seine Wirkung und Ausstrahlung) einen Nerv getroffen hat, wodurch das Netzwerk empfindlich aufgeschaukelt wurde.
Dazu fällt mir ein Interview mit Peter Kruse ein, das ich neulich bei Michael Wald/ @Filterraum (auf facebook) entdeckt habe:
[5:20] „… Und da bin ich inzwischen der Meinung, diese Prozesse laufen nicht zufällig ab. Sie können das nicht erzwingen, aber wenn Sie die #Resonanzen im #System einigermaßen erkennen, dann können Sie tatsächlich Wirkungen erreichen, die sind deutlich größer, als das, was Sie investieren… “ [ https://www.youtube.com/watch?v=Q3RIAO2KUHg ]
Bemerkenswert und richtig finde letztlich auch ich die Einsicht, dass die speziellen, neuen Bedingungen, unter denen Tilo das machen kann, was er macht (Internetkommunikation) grundlegend jedem offen stehen und aller Voraussicht nach auch dann fortbestehen, wenn das Phänomen „Jung & Naiv“ an Bedeutung verlieren sollte.
Wir sind ständig adressierbar füreinander… Unsere Gedankenwelten und Ideen transpirieren in’s Netz, kollidieren dort und dabei entsteht eine Menge Smalltalk und Bullshit und Belanglosigkeiten…
Aber diesen Hoffnungsschimmer, dass wir in diesem neuen Paradigma der Kommunikation/ in diesem neuem Medienparadigma gewissermaßen auch positive gesellschaftliche Umwälzungen bewirken oder provozieren können, den sehe ich ganz deutlich…
Und ich glaube, dass uns außer bitterem Zynismus nicht mehr viel übrig bleibt, wenn wir den Glauben an einen konstruktiven Kulturwandel einfach pauschal aufgeben würden.
Ich sehe, dass gewisse Prozesse der sozialen Transformation, sowieso bereits geschehen, weil die Absurdität der Welt und Wirklichkeit, die wir ererbt haben, uns quasi dazu zwingt weiterzudenken, dazuzulernen und neue Potentiale zu entwickeln/ neue Chancen zu eröffnen, Lebensformen und Kooperationsformen jenseits manipulativer Rituale der Kontrolle und Vermittlung von Marktmacht zu erschaffen…
» (15) Die Moral der nächsten Gesellschaft wird darin bestehen, auf die Unanschaulichkeit dieser Gesellschaft mit Augenmaß zu reagieren.
(16) Die Negationsform der nächsten Gesellschaft ist nicht mehr der Rausch, die Korruption oder die Kritik, sondern die Posse, die Transformation einer Unmöglichkeit in eine Möglichkeit. Sie ist so unberechenbar produktiv wie jede Negationsform; und dies nicht etwa, weil sie nicht wüsste, was sie tut, sondern weil niemand weiß, welche Reaktionen sie heraufbeschwört. «
[Dirk Baecker: 16 Thesen zur Nächsten Gesellschaft; https://catjects.wordpress.com/2013/02/09/16-thesen/ ]
Hey Klaus,
ich beobachte, dass ich in Deinem Blog/Twitteraccount/Videos nur rudimentäre Reflexionen zu Bedingungen beobachten kann, die Auskunft darüber geben, unter welchen subjektiv erfahrbaren Bedingungen Kommunikation zwischen Unbekannten eine Wissenschaft ohne Bürokratie ermöglichen könnte.
Ist da ein blinder Fleck?
Jedenfalls machst Du Analysen dieser Bedingungen weniger Transparent in Form von umfangreichen Blogbeiträgen, Vorträgen bei Veranstaltungen oder Audiobeiträgen, als andere Analysen.
Ich verstehe, dass die Bedingungen, unter denen Kommunikation zwischen Unbekannten zustande kommt in gewisser Hinsicht natürlich auch das Gesamtthema Deiner Analysen sind und meine Frage in eine Subjekt/Objekt Unterscheidung verweist, um die es Dir nicht geht.
Dennoch: Während ich bei einem Wissenschaftler weiß, wie in etwa die Bedingungen dafür aussehen, dass er wissenschaftlich publizieren kann, weiß das bei Dir erstmal niemand.
An anderen Stellen scheinst Du Dich gegen diese Art von Bedingungen auch völlig indifferent zu verhalten.
Das erschien mir etwa in Bezug auf die Bedingungen von Jung und Naiv der Fall gewesen zu sein.
Tilo Jung hat etwa die Möglichkeiten, unter denen er in der Lage ist Jung und Naiv zu produzieren, nicht einfach nur geschenkt bekommen, wie Du das kürzlich beim podcasten formuliert hast.
Jedenfalls wird diese Einschätzung meinen Ansprüchen an Deine Gewissenhaftigkeit nicht gerecht.
Es ist offensichtlich, dass der Umstand, dass Tilo Jung ein attraktiver junger Mann ist, der vermutlich damit auch einen großen Massenappeal hat anderen Bedingungen unterliegt eine erfolgreiche Medienpräsenz aufzubauen, als dies bei irgendjemandem anderes der Fall wäre.
Ganz egal ob er an ein Sendekonglomerat, bzw. eine Organisation angeschlossen ist, oder nicht.
Genauso gelten bei allen anderen Fällen sehr spezifische, erklärungsbedürftige Bedingungen, in denen Kommunikation zwischen Unbekannten an Vergesellschaftung mitwirkt, oder andere Dinge als neu beobachtbar werden.
Erklärungsbedürftig werden diese Bedingungen für mich, weil auch nach meinem Dafürhalten neue Phänomene beobachtbar werden. Etwa Ansätze neuer Formen von Vergesellschaftungsmöglichkeiten, die sich von denen unterscheiden, die als „normale“ Vergesellschaftungsformen erfahrbar sind.
Trotz aller gesellschaftlicher Änderungen der letzten 40 Jahre scheint mir die Tendenz zum Normallebenslauf der Nachkriegszeit in Deutschland mit einer ausgedehnten Phase der Erwerbsarbeit (mit Unterbrechungen) Normalität zu sein. Dementsprechend seien also Arbeitgeber (bzw. die Organisationsform Unternehmen) die wesentlichen Vergesellschafter und davon abgeleitet auch Familien und der Staat.
Es ist bei Tilo Jung nicht alleine ausschlaggebend, dass hier etwas als Neues erkennbar wird, weil sich die Vergesellschaftungsform von der, der organisationalen Vergesellschaftung unterscheidet, sondern auch, auf welche Art und Weise er stattdessen anders vergesellschaftet ist.
Falls er das denn überhaupt ist.
Neben dem erwähnten kulturellen Kapital (Attraktivität) hat Tilo Jung offensichtlich Vorerfahrung mit Pressearbeit. Er hat damit also bereits Vergesellschaftung durch Organisationen erfahren.
Es ist mir nicht so ganz einsichtig, auf welche Art diese Bedingungen in anderen Fällen unter anderen Bedingungen ebenfalls zu neuen Vergesellschaftungsformen führen könnten.
Mein Interesse an diesem Thema würde schlagartig erlöschen, wenn sich etwa feststellen liese, dass es sich bei diesem und anderen Fällen um nichtreproduzierbare Ausnahmen hielte, die für weite Bevölkerungsteile einen Ausweg aus bestehenden Verhältnisse auf Grund von erfahrbaren Bedingungen ausschließen.
Völlig irrelevant wird für mich Jung und Naiv auch dann, wenn Jung in zwei Jahren damit aufhört sich durch Quellen zu finanzieren, denen er sich gegenüber individuell indifferent verhalten kann und stattdessen wieder bei einer Zeitung arbeitet.
Die Bedingungen neuer Vergesellschaftungsformen müssen natürlich erstmal in Erfahrung gebracht werden, um etwas über sie aussagen zu können. Klar.
Jung und Naiv interessiert micht auch nicht direkt. Dich vermutlich genauso wenig.
Viel interessanter ist, unter welchen Bedingungen eine Form von Wissenschaft ohne Bürokratie stattfinden könnte.
Ich verstehe ebenfalls, dass schon der Hinweise auf nicht offengelegte Bedingungen durch mich als Trollkommunikation durch Beobachter beobachtet werden kann, weil das Nichts einfordern können ein wesentlicher Bestandteil von Kommunikation zwischen Unbekannten ist..
Wir kennen uns zwar, jedefalls tendiere ich dazu, das in dieser Form einzuschätzen, unterliegen damit also nicht mehr uneingeschränkt der Prämisse von Kommunikation zwischen Unbekannten, aber auch das gibt mir noch nicht die Möglichkeit Anträge zu stellen, aus denen die Veröffentlichung von Analysen der Bedingungen, unter denen Du veröffentlichen kannst, wahrscheinlich wird.
Die Bedingungen dafür sind natürlich trotzdem interessant und relevant.
Publiziere bitte detailliert dazu, wie die Bedingungen dafür aussehen könnten, unter denen Komunikation zwischen Unbekannten Wissenschaft ohne Bürokratie möglich machen könnte.
Da wir uns, wie erwähnt, bereits kennen gelernt haben, weiß ich natürlich bereits etwas über Deine Bedingungen Wissenschaft ohne Bürokratie zu betreiben. Offensichtlich hast Du keine Flattr Buttons in Deinem Blog und Deine Podcastbeteiligungen und Vorträge scheinen auch keine nachhaltigen Erwerbsmöglichkeiten darzustellen. Dementsprechend ist von Dir auch noch keine ableitbare oder gar nachahmbare Anleitung zu erwarten.
Anders Formuliert: Die Kommunikation über Kommunikation zwischen Unbekannten steht noch so am Anfang, dass noch nicht viel mehr als Wandel kommuniziert werden kann.
Das ist für mich dann auch erstmal für den Moment Grund genug, um diesen sinnlosen Kommentar auch tatächlich abzuschicken, was mich zu meinem Erstaunen sehr viel Überwindung kostet.
Lieber Gruß aus Hamburg!
Michael
P.S. Wenn meine Bitte nicht erfüllt wird hoffe ich wenigstens, dass das Lesen meines Kommentares nicht gänzlich langweilig war.
Lieber Michael,
ich werde auf deinen Kommentar ausfürlich antworten. Du hast ein paar wichtige Dinge angesprochen, die bedenkenswert und wichtig sind. Ich werde darüber nachdenken und dazu einen weiteren Blog-Artikel schreiben.
Zu den Bedingungen, unter denen Kommunikation zwischen Unbekannten Wissenschaft ohne Bürokratie möglich machen könnte, kann ich nichts sagen, jedoch würde ich gern noch einen Gedanken zu „Jung und Naiv“ ergänzen.
Das zunächst mal bemerkenswerte (was ja an etlichen Stellen schon bemerkt worden ist) liegt ja in Tilos Haltung/Strategie, mit der er sowohl in die BPK als auch in Interviews geht: „Jung“, „Naiv“, „Unabhängig“, „nicht den Bedingungen alter Redaktionsstrukturen unterworfen“ usw. so dass es zunächst mal so scheint, als könne er die Interviews ungezwungener, freier gestalten als das den Journalisten des alten Schlags möglich wäre.
Dazu kommt die unkonventionelle Art der Finanzierung: Die Leute zahlen für jemanden, der wiederum nichts von den Leuten weiß, die ihn bezahlen und der sich auch keine Vorstellung davon machen kann, was denn diese Leute eigentlich sehen wollen. Und das stimmt auch bis zu einem gewissen Grad.
Jedoch würde ich hier gerne einwenden: Inhaltliche Beschränkungen bestehen trotzdem. Diese ergeben sich jedoch nicht etwa aus der Vergesellschaftung in klassische Arbeitsverhältnisse, sondern aus dem zwar als neu beschriebenen Verhältnis zwischen Crowdfunder und Gecrowdfundetem, das jedoch – so würde ich mutmaßen – auch schon wieder eine neue Abhängigkeit erzeugt.
Das würde ich gerne mit einem Blick in die Kommentarspalten bei Facebook u Youtube deutlich machen: Wie es scheint, trifft Tilo hier zu einem großen Teil den Nerv derjenigen, die sehr diffus unzufrieden sind mit der Politik der Bundesregierung, die zum Teil mit der AfD sympathisieren, gewisse Antiamerikanismen mit sich rumtragen u.ä.
Die beschrieben Gruppen sind vielleicht nicht in der Überzahl (und keineswegs würde ich es Tilo zum Vorwurf machen, dass jene sich gerade unter seinen Videos sammeln, dieselben sammeln sich ja auch auf der Seite der „Tagesschau“), aber: Was würde denn passieren, wenn Tilo Jung morgen vielleicht Lust hätte, sein Interview-Game upzusteppen bzw. aufgrund der ja nun langen Beschäftigung mit diesem und jenem Thema plötzlich differenzierte, theoretischere oder ganz einfach vorraussetzungsreichere Interviews und Videos produzieren zu wollen als bisher? Was, wenn er einfach nicht mehr ganz so jung und ganz so naiv an seine Arbeit gehen wollen würde? Das könnte den Klickzahlen zwar guttun, muss es aber nicht mehr unbedingt. Der Gestus des „Gegenentwurfs“, des „irgendwie Dagegenseins“ ist als Erklärung für den Erfolg von J&N aus meiner Sicht kaum zu vernachlässigen und in dieser Konstellation fast schon wieder eine Bedingung. (Das für mich persönlich viel interessante Projekt „Aufwachen“ hat ja nicht ohne Grund eine viel geringere Reichweite).
Man könnte nun zurecht einwenden: Naja, das ist nun mal das Format, das er gewählt hat und das funktioniert eben, warum sollte er es ändern? Völlig richtig, wenn wir jedoch darüber reden wollen, „auf welche Art diese Bedingungen in anderen Fällen unter anderen Bedingungen ebenfalls zu neuen Vergesellschaftungsformen führen könnten“, ist das – so glaube ich – ein wichtiger Punkt.
Viele Grüße und sorry für den Roman
„Völlig richtig, wenn wir jedoch darüber reden wollen, “auf welche Art diese Bedingungen in anderen Fällen unter anderen Bedingungen ebenfalls zu neuen Vergesellschaftungsformen führen könnten”, ist das – so glaube ich – ein wichtiger Punkt“
Ja, das ist sehr wichtig. Auch darauf werde ich noch eingehen. Guter Kommentar!
Euren Podcast hab‘ ich mir schon vor ein paar Tagen angehört.
Ich habe auch schon ein Transkript vorbereitet, in dem ich Aussagen herausgreifen will, die mich in der Diskussion besonders angesprochen haben. Vielleicht kann das irgendwer verwenden…
Das Dokument liegt als PDF auf GoogleDocs:
https://drive.google.com/open?id=0B-PppAZB0S8TSTlacXVlYTU2cjQ
Das ist ein sehr interessantes Gespräch, insgesamt, mit vielen Aspekten, die ich selbst gerne im Hinblick auf eigene sozial-theoretische Ideen und Überlegungen aufgreifen möchte…
Ich hätte allerdings einen ähnlichen Einwand eingebracht, wie Michael Karbacher, oben…
Tilo Jung ist ein herausragendes Resonanzphänomen.
Er bringt durchaus (stereo-/-typische) „Star-Qualitäten“ mit.
Er wirkt sympathisch und ist nicht hässlich… und auch nicht komplett auf den Kopf oder auf den Mund gefallen… Das sind alles Eigenschaften, die ihm dabei helfen, sein (gelungenes) Produkt „Jung & Naiv“ auch jenseits einer „Loyalitätsbindung“ zu seinem Publikum/ unabhängig von Agenten, Verlagen, Sendeanstalten, Kunden oder Auftraggebern zu „vermarkten“.
Er kann darauf verzichten sein Produkt klassisch zu vermarkten, zu bewerben oder die Verbreitung seiner Produkte zu kontrollieren oder restriktiv zu regulieren…
Er hat es gewissermaßen geschafft Resonanz zu erzeugen eine gewisse Prominenz und aus dieser exponierten Sonderstellung heraus gelingt es ihm das notwendige Auskommen, das er zum Leben und zum kreativen Arbeiten benötigt.
Das ist sicherlich ein Sonderfall.
Tilo profitiert davon, dass er mit seinem Medien-Experiment (durchaus auch begünstigt durch seine Wirkung und Ausstrahlung) einen Nerv getroffen hat, wodurch das Netzwerk empfindlich aufgeschaukelt wurde.
Dazu fällt mir ein Interview mit Peter Kruse ein, das ich neulich bei Michael Wald/ @Filterraum (auf facebook) entdeckt habe:
[5:20] „… Und da bin ich inzwischen der Meinung, diese Prozesse laufen nicht zufällig ab. Sie können das nicht erzwingen, aber wenn Sie die #Resonanzen im #System einigermaßen erkennen, dann können Sie tatsächlich Wirkungen erreichen, die sind deutlich größer, als das, was Sie investieren… “ [ https://www.youtube.com/watch?v=Q3RIAO2KUHg ]
Bemerkenswert und richtig finde letztlich auch ich die Einsicht, dass die speziellen, neuen Bedingungen, unter denen Tilo das machen kann, was er macht (Internetkommunikation) grundlegend jedem offen stehen und aller Voraussicht nach auch dann fortbestehen, wenn das Phänomen „Jung & Naiv“ an Bedeutung verlieren sollte.
Wir sind ständig adressierbar füreinander… Unsere Gedankenwelten und Ideen transpirieren in’s Netz, kollidieren dort und dabei entsteht eine Menge Smalltalk und Bullshit und Belanglosigkeiten…
Aber diesen Hoffnungsschimmer, dass wir in diesem neuen Paradigma der Kommunikation/ in diesem neuem Medienparadigma gewissermaßen auch positive gesellschaftliche Umwälzungen bewirken oder provozieren können, den sehe ich ganz deutlich…
Und ich glaube, dass uns außer bitterem Zynismus nicht mehr viel übrig bleibt, wenn wir den Glauben an einen konstruktiven Kulturwandel einfach pauschal aufgeben würden.
Ich sehe, dass gewisse Prozesse der sozialen Transformation, sowieso bereits geschehen, weil die Absurdität der Welt und Wirklichkeit, die wir ererbt haben, uns quasi dazu zwingt weiterzudenken, dazuzulernen und neue Potentiale zu entwickeln/ neue Chancen zu eröffnen, Lebensformen und Kooperationsformen jenseits manipulativer Rituale der Kontrolle und Vermittlung von Marktmacht zu erschaffen…
» (15) Die Moral der nächsten Gesellschaft wird darin bestehen, auf die Unanschaulichkeit dieser Gesellschaft mit Augenmaß zu reagieren.
(16) Die Negationsform der nächsten Gesellschaft ist nicht mehr der Rausch, die Korruption oder die Kritik, sondern die Posse, die Transformation einer Unmöglichkeit in eine Möglichkeit. Sie ist so unberechenbar produktiv wie jede Negationsform; und dies nicht etwa, weil sie nicht wüsste, was sie tut, sondern weil niemand weiß, welche Reaktionen sie heraufbeschwört. «
[Dirk Baecker: 16 Thesen zur Nächsten Gesellschaft; https://catjects.wordpress.com/2013/02/09/16-thesen/ ]