Weil dem „Wissen“ selbst dieser hypertrophe, selbstübersteigende Zug immanent ist. Sobald man wissen will (selbst dass man, sokratisch, (noch) nicht oder nichts wisse oder, eher frühromantisch, nie letztgültig wissen könne), will man es „besser“ wissen. Die Geschichte des Wissens besteht in der Denunzion der vermeintlichen Besserwisserei (die dadurch als Schlechterwissen gebranmarkt wird) der einen Besserwisser durch die anderen. Es gibt auch für den, der von sich behauptet, diesen Mechanismus bloß aufdecken zu wollen und dazu ermutert, ihn nicht mitspielen, keine Möglichkeit zu entrinnen, weil er, sobar er sich des Wissens bedient schon mit dessen angeführtem „Makel“ kontaminiert ist.
Und immer das Aufeinanderprallen eines Vortragenden, dem in unabweisbarer Evidenz alles klar vor Augen steht („ist doch klar, geht doch nicht.“ „Das KANN doch gar nicht gehen. Sieht man, wenn man nur komplexer drüber nachdenkt!)) und eines Publikums, das („hä?“) aufgrund von Verwunderung, Stupor, kognitivem Unvermögen dem ganzen einen Widerstand entgegensetzt. Wie ist der letztlich didaktisch zu durchbrechen?
„wer zufrieden nach Hause“ geht ist doch meistens glücklich. Allerdings: warum ist man überhaupt von zuhause losgegangen, wenn nicht augrund einer Unzufriedenheit und dem Bedürnis Überzeugungsarbeit zu leisten?
Was ich auch nicht verstehe: das andere aus einem bestimmten, endlichen Datensatz andere Schlußfolgerungen ziehen, sich ein anderes „Bild“ daraus errechnen als man selbst in seiner Selbstbeschreibung ist natürlich unbezweifelbar. Aber Deine Art damit umzugehen wäre, die „Falscheinschätzung“ einfach nicht zu krumm zu nehmen, weil das wahre Selbst ja ohnehin unerkennbar ist und hinter mein Selbstbild auch keiner kommt? Das scheint mir, sobald strafrechtliche Probleme ins Spiel kommen schlechterdings inpraktikabel: wenn der Staatsanwalt mich aufgrund bestimmter Daten in die Position der Delinquenz verweist, hilft mir der Verweis auf die Unerkennbarkeit meiner Person nicht mal als schalter Trost weiter.
Mich „selbst“ wohl als Redender zuallererst, wer immer das auch sei und was immer das auch heißt. Wen möchte man grundsätzlich überzeugen, wenn man (etwas bezeugend: „Schau mal, die Tür ist offen!“) zu reden anhebt? Der Logos (das Sprechen) und seine Logik sucht sich einen Weg, sich der eigenen Inkonsistenz zu entledigen, die er aber in diesem Zuge gezwungen ist, als Widerstände, Hindernisse und Probleme zu externalisieren, in ein Außen zu projizieren.
„Ich erzählte ihnen die ganze Geschichte, der sie, wie mir schien, mit Interesse zuhörten, zumindest am Anfang. Aber das Ende überraschte uns alle gleichermaßen: «Nach diesem Anfang», sagten sie, «kommen sie aber jetzt zur Sache!» Wie! Die Erzählung war zu Ende.“ (Blanchot, Der Wahnsinn des Tages)
Ich würde sagen, dass die Über-Zeugung als Strukturelement einer zeichenhaften Sprache (und Zeichen zeigen und be-zeugen) eine Bewegung „meta“ und „trans“ oder eben „hyper“, d.h. über das bereits Gesagte hinaus, sich selbst aus der Dynamik des Sprechens erzwingt. Es ist nie bereits genug gezeigt und bezeugt (und damit auch generativ und kreativ: ge-zeugt), immer bleibt die Sättigung und Suffizienz der Verifikation dieser Deixis aus, verlangt nach mehr, um sich letztgültig zu beglaubigen, Geltung beanspruchen zu können. Vorher wird alles Gesagte von seinem ausgeschlossenen Gegenteil heimgesucht, kann in sich keine Ruhe finden. Daher auch das tranzendental Besserwisserische allen Wissen (das man nicht als ausmerzbare Marginalität betrachten darf; es ist von seinen Operationen unabtrennbar).
„Daher auch das tranzendental Besserwisserische allen Wissen“ – allen Wissens oder lediglich dasjenige, das ein Produkt der sozialen Struktur transzendentaler Subjektivität ist?
Das, was man bisher als Wissen verstand (und das, was man meint zu wissen, wenn man Wissen zu verstehen glaubt: hier übrigens schön der „hermeneutische Zirkel“ und die Verschränkung von Wissensglaube und Glaubenswissen, heißt man wird nur wissen können (eymologisch: gesehen haben), was man zu glauben bereit ist.) entspricht eben dieser Struktur. Was anders wäre, wird wohl kein Wissen mehr sein (selbst wenn es den Namen beibehält).
„selbst wenn es den Namen beibehält“ wessen Namen? Das scheint mir wichtig. Denken wir an die Begegnung Moses‘ mit dem brennenden Busch. Worüber wird da informiert? Über die Akezptanz des kryptisch Sprechenden, der seinen Namen nennt, oder über die proaktive Ablehnung seines Namens?
Beides: durch den Namen nennt sich (und bezeugt sich, offenbart sich) das Unnennbare.(Darum „sich einen Namen zu machen“ ging´s übrigens im Turmbau zu Babel. Den Gott verhindert und die verwirrende Sprachvielfalt, die sind nicht mehr um einen phallischen Signifikanten sammelt, verhängt, in dem er der Stadt einen Doppelnamen gibt: Babel, d.h. Stadt Gottes und Verwirrung.)
Gute Nacht sagt man, wenn man dem Alptraum entfliehen möchte, dem man sich im wachen Bewusstsein aussetzt. Wer den Schied versteht, kann den Shit entweder nicht verfluchen oder nicht begrüßen. Der Schied ist untrennbar damit verbunden, dass er auch Shit ist.
Man sieht doch eigentlich hieran nur, dass es schlechthin unmöglich ist, sich NICHT in die Reihe der Besserwisser einzureihen.
Warum ist das unmöglich?
Weil dem „Wissen“ selbst dieser hypertrophe, selbstübersteigende Zug immanent ist. Sobald man wissen will (selbst dass man, sokratisch, (noch) nicht oder nichts wisse oder, eher frühromantisch, nie letztgültig wissen könne), will man es „besser“ wissen. Die Geschichte des Wissens besteht in der Denunzion der vermeintlichen Besserwisserei (die dadurch als Schlechterwissen gebranmarkt wird) der einen Besserwisser durch die anderen. Es gibt auch für den, der von sich behauptet, diesen Mechanismus bloß aufdecken zu wollen und dazu ermutert, ihn nicht mitspielen, keine Möglichkeit zu entrinnen, weil er, sobar er sich des Wissens bedient schon mit dessen angeführtem „Makel“ kontaminiert ist.
Und immer das Aufeinanderprallen eines Vortragenden, dem in unabweisbarer Evidenz alles klar vor Augen steht („ist doch klar, geht doch nicht.“ „Das KANN doch gar nicht gehen. Sieht man, wenn man nur komplexer drüber nachdenkt!)) und eines Publikums, das („hä?“) aufgrund von Verwunderung, Stupor, kognitivem Unvermögen dem ganzen einen Widerstand entgegensetzt. Wie ist der letztlich didaktisch zu durchbrechen?
„wer zufrieden nach Hause“ geht ist doch meistens glücklich. Allerdings: warum ist man überhaupt von zuhause losgegangen, wenn nicht augrund einer Unzufriedenheit und dem Bedürnis Überzeugungsarbeit zu leisten?
Was ich auch nicht verstehe: das andere aus einem bestimmten, endlichen Datensatz andere Schlußfolgerungen ziehen, sich ein anderes „Bild“ daraus errechnen als man selbst in seiner Selbstbeschreibung ist natürlich unbezweifelbar. Aber Deine Art damit umzugehen wäre, die „Falscheinschätzung“ einfach nicht zu krumm zu nehmen, weil das wahre Selbst ja ohnehin unerkennbar ist und hinter mein Selbstbild auch keiner kommt? Das scheint mir, sobald strafrechtliche Probleme ins Spiel kommen schlechterdings inpraktikabel: wenn der Staatsanwalt mich aufgrund bestimmter Daten in die Position der Delinquenz verweist, hilft mir der Verweis auf die Unerkennbarkeit meiner Person nicht mal als schalter Trost weiter.
„hilft mir der Verweis auf die Unerkennbarkeit meiner Person nicht mal als schalter Trost weiter“
Das stimmt. Und wen möchtest du davon überzeugen?
Mich „selbst“ wohl als Redender zuallererst, wer immer das auch sei und was immer das auch heißt. Wen möchte man grundsätzlich überzeugen, wenn man (etwas bezeugend: „Schau mal, die Tür ist offen!“) zu reden anhebt? Der Logos (das Sprechen) und seine Logik sucht sich einen Weg, sich der eigenen Inkonsistenz zu entledigen, die er aber in diesem Zuge gezwungen ist, als Widerstände, Hindernisse und Probleme zu externalisieren, in ein Außen zu projizieren.
Interessant und weiter ….?
„Ich erzählte ihnen die ganze Geschichte, der sie, wie mir schien, mit Interesse zuhörten, zumindest am Anfang. Aber das Ende überraschte uns alle gleichermaßen: «Nach diesem Anfang», sagten sie, «kommen sie aber jetzt zur Sache!» Wie! Die Erzählung war zu Ende.“ (Blanchot, Der Wahnsinn des Tages)
Ich würde sagen, dass die Über-Zeugung als Strukturelement einer zeichenhaften Sprache (und Zeichen zeigen und be-zeugen) eine Bewegung „meta“ und „trans“ oder eben „hyper“, d.h. über das bereits Gesagte hinaus, sich selbst aus der Dynamik des Sprechens erzwingt. Es ist nie bereits genug gezeigt und bezeugt (und damit auch generativ und kreativ: ge-zeugt), immer bleibt die Sättigung und Suffizienz der Verifikation dieser Deixis aus, verlangt nach mehr, um sich letztgültig zu beglaubigen, Geltung beanspruchen zu können. Vorher wird alles Gesagte von seinem ausgeschlossenen Gegenteil heimgesucht, kann in sich keine Ruhe finden. Daher auch das tranzendental Besserwisserische allen Wissen (das man nicht als ausmerzbare Marginalität betrachten darf; es ist von seinen Operationen unabtrennbar).
„Daher auch das tranzendental Besserwisserische allen Wissen“ – allen Wissens oder lediglich dasjenige, das ein Produkt der sozialen Struktur transzendentaler Subjektivität ist?
Das, was man bisher als Wissen verstand (und das, was man meint zu wissen, wenn man Wissen zu verstehen glaubt: hier übrigens schön der „hermeneutische Zirkel“ und die Verschränkung von Wissensglaube und Glaubenswissen, heißt man wird nur wissen können (eymologisch: gesehen haben), was man zu glauben bereit ist.) entspricht eben dieser Struktur. Was anders wäre, wird wohl kein Wissen mehr sein (selbst wenn es den Namen beibehält).
„selbst wenn es den Namen beibehält“ wessen Namen? Das scheint mir wichtig. Denken wir an die Begegnung Moses‘ mit dem brennenden Busch. Worüber wird da informiert? Über die Akezptanz des kryptisch Sprechenden, der seinen Namen nennt, oder über die proaktive Ablehnung seines Namens?
Beides: durch den Namen nennt sich (und bezeugt sich, offenbart sich) das Unnennbare.(Darum „sich einen Namen zu machen“ ging´s übrigens im Turmbau zu Babel. Den Gott verhindert und die verwirrende Sprachvielfalt, die sind nicht mehr um einen phallischen Signifikanten sammelt, verhängt, in dem er der Stadt einen Doppelnamen gibt: Babel, d.h. Stadt Gottes und Verwirrung.)
https://books.google.de/books?id=Uk4_QJhDVs8C&pg=PA35&lpg=PA35&dq=babel+stadt+des+vaters&source=bl&ots=4E2MZKk7D4&sig=Roln-D9RBW_5UF2_X4j2qi6baVg&hl=de&sa=X&ved=0CCIQ6AEwAGoVChMIidrh45roxwIVA1oUCh376gRv#v=onepage&q=babel%20stadt%20des%20vaters&f=false
Beides? Über zwei Möglichkeiten kann nur einmal informiert werden. Ist die Information die Einheit eines jeden Unterschieds?
ja, das eine Mal (der Einschnitt, die Wunde) ist eben eine Spaltung. Einmal ist nicht nur keinmal, sondern auch immer schon zweimal.
Es offenbart sich der (Unter)Schied.
gut. und weiter?
„Da erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin:
Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht.“
Und Gott antwortet Mose auf die Frage nach seinem Namen:
“ Ich bin der ICH-BIN-DA“ (Ex3,2.14)
also nirgendwo? Utopia, aber gegenwärtig?
Ja. Gute Nacht!
Gute Nacht sagt man, wenn man dem Alptraum entfliehen möchte, dem man sich im wachen Bewusstsein aussetzt. Wer den Schied versteht, kann den Shit entweder nicht verfluchen oder nicht begrüßen. Der Schied ist untrennbar damit verbunden, dass er auch Shit ist.
Guten Nacht sagt man, wenn man Ab-Schied nimmt, scheiden muss. Der Schied ist, zunächst und zumeist: Scheide.
Die Datenspuren finden in Dresden statt am 24. und 25. Oktober 2015.
http://datenspuren.de/2015/
Dort werde ich den 5. Teil des Vortagszyklus halten.
In dem 5. Teil des Vortragszyklus werde ich einige Aspekte ansprechen, die aus diesem verlinkten Text hervor gehen.