Wir kochen Hagebuttenmarmelade, Vortrag Teil I #CryptoCon15
von Kusanowsky
Hier der Vortrag „Wir kochen Hagebuttenmarmelade“ Teil I bei der CryptoCon15 in Leipzig
Das Vortragsmanuskript findet man hier Wir kochen Hagebuttenmarmelade I
Alle Vorträge der CryptoCon15 findet man hier
Teil II findet man bei #gpn15 im Juni in Karlsruhe, oder hier
Bravo Kusanowsky,
Du hast des Pudelskern aufgezeigt, wenn nicht gar entblößt. Das will natürlich niemand wahrhaben, es ist zu rückwärtsgewandt, zu Archaisch. Wir sind schon verstrickt, also versticken wir uns lieber noch mehr, das führt zur Verwirrung, aber es ist bequemer und ausserem können wir ja nicht die Zeit zurückdrehen, wird dann argumentiert. Also alles für die Katz, Deine Bemühungen die Menschen aufzuklären?
Und was machen wir mit dieser Information, wieder Wasser mit dem Eimer schöpfen? Dann haben wir everntuell das gleiche Problem, stellen wir uns mal vor ein Loch wer in dem Eimer, was dann? Dann können wir ihn natürlich immer noch umtreten..
„Ich möchte Dich heute noch sehen, Liebste. Aber vergiß nicht: dein 500km enfernt sein darf uns nicht darüber hinweg täuschen, dass es nichts gibt außer Bränden, das nicht in Schrittgeschwindigkeit erledigt werden könnte. (Also sehnen wir uns gefälligst auch nicht danach, verstanden? Sowas BRAUCHT kein Mensch!) Also warte bitte bis ich in ein paar Wochen bei Dir bin!“ Brief aus der Zeit vor Erfindung der Dampfmaschine
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_blinden_Männer_und_der_Elefant
Siehe auch konditionierte Wahrheit/ Aussagen und Standpunkte:
http://en.wikipedia.org/wiki/Anekantavada
“As human beings who are finite creatures that can think and feel, our function from this time onward is to create islands of meaning in the flood of information.”
— http://www.nybooks.com/articles/archives/2011/mar/10/how-we-know/ 😉
Vielleicht sind [in gewisser Hinsicht] also auch diese mitunter nervigen „Expertendiskurse“ [gewissermaßen] unverzichtbar für unseren (gesellschaftlichen oder individuellen) „Lernprozess“.
Und die „Arbeit“ der „Schwätzer“ besteht vielleicht auch nur darin, die Irrelevanz, Inkonsequenz, Fehlbarkeit, Unhaltbarkeit oder Bedingtheit gewisser Ansichten, Standpunkte und Meinungen deutlich herauszustellen/ klarzustellen und öffentlich zu machen.
Jeder, der sich darauf einlässt sich „informieren“ zu wollen, muss sich eben darauf gefasst machen eine (ganz persönliche) Odyssee im Ozean der Information zu er-fahren.
Und wenn wir in den Informations-Fluten auch keinen sicheren Hafen objektiver Wahrheit anlaufen können, so können wir doch wenigstens „Inseln“ finden, auf denen so etwas wie „Bedeutung“, „Sinn“ oder „Identität“ wachsen kann. Das können durchaus einsame Inseln sein… Und wenn wir uns dort verloren, gestrandet oder isoliert fühlen, dann sollten wir uns vielleicht einfach nur trauen wieder „in See zu stechen“… (d.h. von unseren Positionen abzuweichen..! )
Wenn das „Stürmen“ und „Rauschen“ der Diskurse vielleicht auch als „laut“, „störend“ oder „penetrant“ erlebt wird, so bedingen alle diese für uns unmittelbar vielleicht irrelevanten Szenarien, Dramen oder Arien im Hintergrund unserer Aufmerksamkeit doch letztlich auch alle diejenigen Veränderungen, die uns schließlich irgendwann relevant/ wesentlich und wichtig erscheinen.
Es geht letztlich vielleicht alles immer mehr darum diese „Inseln der Bedeutsamkeit“ zu finden oder zu erfinden:
Auf diesen „Inseln“ können wir uns dann nach möglichst akzeptablen und vermittelbaren Standpunkten und Perspektiven umsehen…
Unsere Suche ist eben nicht vorbei, solange wir uns auf unserem Standpunkt nicht „zuhause“ oder „angekommen“ fühlen können…
Auf unserer Odyssee durch unsere erlebte kulturelle/ politische/ soziale und ökologische Wirklichkeit werden wir uns (selbst und gegenseitig) immer wieder auf’s Neue (er)finden und verstehen lernen…
Und es geht sicherlich auch darum, in diesen Fluten an Information und Handlungsmöglichkeiten, die unser Leben umspülen, schwimmen und navigieren zu lernen…
(Dabei auf die Möglichkeiten der Netzkommunikation zu verzichten ist heute bereits sowieso schwierig vorstellbar oder kaum noch denkbar.)
Gleick’s book has an epilogue entitled “The Return of Meaning,” expressing the concerns of people who feel alienated from the prevailing scientific culture. The enormous success of information theory came from Shannon’s decision to separate information from meaning. His central dogma, “Meaning is irrelevant,” declared that information could be handled with greater freedom if it was treated as a mathematical abstraction independent of meaning. The consequence of this freedom is the flood of information in which we are drowning. The immense size of modern databases gives us a feeling of meaninglessness. Information in such quantities reminds us of Borges’s library extending infinitely in all directions. It is our task as humans to bring meaning back into this wasteland. As finite creatures who think and feel, we can create islands of meaning in the sea of information. Gleick ends his book with Borges’s image of the human condition:
We walk the corridors, searching the shelves and rearranging them, looking for lines of meaning amid leagues of cacophony and incoherence, reading the history of the past and of the future, collecting our thoughts and collecting the thoughts of others, and every so often glimpsing mirrors, in which we may recognize creatures of the information. http://www.nybooks.com/articles/archives/2011/mar/10/how-we-know/
Das Problem sind vielleicht nicht so sehr die Experten, sondern die Verfügbarkeit von Experten. Ohne Massenmedien, insbesondere ohne Internet wird man nicht so schnell so viele Expertenmeinungen nebeneinanderstellen können. In kleinen Gesellschaftszirkeln ist es einfacher, sich auf ‚DEN‘ Experten zu verlassen, weil ein Experte in der Regel tatsächlich mehr (aber natürlich nicht alles) über seinen Bereich weiß, als der fragende Laie und es eben nur einen gibt.
Die Verfügbar- und Vergleichbarkeit aller Meinungen führt dann zu der beobachteten Verwirrung. Nicht nur das, sie führt ebenfalls zur allgemeinen und beobachtbaren Paranoia, zum Beispiel dem Erstarken von Verschwörungstheorien (Pegide et al.).
Es ist richtig, dass wir uns daran gewöhnen müssen, dass es so ist. Vielleicht ist ‚Experte‘ einfach ein anachronistischer Begriff, so wie ‚Shamane‘ oder ‚Druide‘. Wir begeben uns also in den verwirrten und paranoischen Informations-Flow und versuchen einen neuen Weg zu finden, daraus schlau zu werden und neue Begriffe zu erfinden, die uns vielleicht weiterhelfen könnten.