Die Fiktion der Urheberschaft bei Netzpiloten @Erbloggtes @mkarbacher
von Kusanowsky
Bei den Netzpiloten ist ein Artikel erschienen mit dem Titel: „Die Fiktion der Urheberschaft und ihre gesellschaftliche Gebrechlichkeit“. Der Arikel befasst sich mit den Begriffen „akademische Würde“, „geistiges Eigentum“ und „Urheberschaft“ und versucht zu erklären, inwiefern es sich dabei um alt gewordene Konzepte handelt.
Es dürfte sich bei diesem Thema um einen Dauerbrenner handeln, weil es noch lange nicht verdaut ist und weil nicht so leicht verständlich gemacht werden kann, unter welchen Bedingungen diese drei Begriffe relevant werden konnten und wie und warum sie diese Relevanz wiederum einbüßen. Ich vermute, dass die mit dem Internet zwar ein Kommunikationsmedium etabliert ist, dass sie Vermeidungsstrukturen funktionaler Differenzierung der Gesellschaft unterlaufen kann, aber es leistet noch keinen Ersatz für die stabile Wirksamkeit von Vergesellschaftung.
Siehe dazu auch diesen Vorschlag für einen Vortrag, der abgelehnt wurde: Urheberschaft als sozial standardisierte Fiktion [ …]
http://www.carta.info/77524/freiheit-statt-kontrolle-deshalb-brauchen-wir-ein-recht-auf-remix/#comment-61359
Als Ergänzung zu meinem Kommentar bei Carta ist mir noch folgendes in den Sinn gekommen:
Die Forderung an die Juristrei nach einer rechtlicher Regelung der Urheberrecthsangelegenheit ist deshalb müßig, weil vom Rechtsystem nicht verlangt werden kann, etwas zu leisten, das sonst auch keiner leisten will oder leisten kann, weil niemand so einfach zu sagen wüsste, wie man damit anfangen könnte.
Die Lösung dieses Problems ist auf der operativen, also der kreativen Ebene der Kommunikation zulösen. Zu verlangen, das Recht habe sich der Kunst anzupassen, weil Juristerei nicht kreativ sei und Kunst irgendeine übergeordnete Bedeutung habe, ist grauenvoll naiv und hat keine Chance. Weder kann die Kunst ihre Vorrangstellung gegen das Recht behaupten, noch andersherum. Wer meint, das Recht müsse sich ändern, weil immer schon klar ist, was Kunst sei, weshalb sich Kunst nicht ändern müsse, lebt hinter den Bergen bei den sieben Zwergen und vertraut naiv auf eigene Gewohnheiten, Klarheiten, Ansichten, die nur darum überzeugend wirken, weil sie ständig, wenn auch variantenreich wiederholt werden.
Wenn ich meine, dass das Problem auf der operativen Ebene der Kommunikation gelöst werden müsse, dann ist damit gemeint, dass das keiner einfach kann, weil niemandem ein souveräner Durchgriff auf das Medium der Kommunikation zugänglich ist. Erst die Art und Weise, wie sich Kommunikationen operativ koppeln und in der Folge eine symbolische Ordnung auswerfen, die eine Zuverlässigkeit dieser Ordnung wieder erkennbar macht, kann garantieren, was kein Mensch, kein Unternehmen, keine Organisation und kein Staat herstellen kann: eben diese Ordnung, die ihre Akteure sichtbar macht und dann auch ihre Kunst, ihr Recht, ihre Politik, ihre Regeln, ihre Gegenstände, ihre Wahrheiten und was immer.
Die erforderliche Kreativität ereignet sich auf der operativen Ebene der Gesellschaft durch ihre Kommunikationen der diskursiven Differenzierung und durch unvorhersehbare, dämonische Erscheinungen, die insbesondere durch technische Verfahren durchgesetzt werden. Damit ist insbesondere das Internet gemeint. Das Internet liefert eine technische Basis für eine Entnaivisierung von altgeworden Konzepten. Dies gilt nicht nur für das Konzept der Urheberschaft, sondern auch für die Art und Weise, die Ansprüche geltend gemacht werden: indem man Forderungen stellt um damit auf der symbolischen Ebene der Verhandlung von Gegenständen der Beobachtung der operativen Realität aus dem Wege zu gehen.
https://twitter.com/kusanowsky/status/576369540738740224
Der Technikgebrauch aber informiert darüber, dass Kreativität überall am Werk ist, auch in der Juristerei, auch in der Politik. Gewiss entspricht das nicht der gewohnten Betrachtungsweise, aber es könnte ja sein, dass die sich ändern muss, damit man Änderung bemerken kann.