Differentia

Monat: Oktober, 2014

Selbstorganisation von Ordnung und Bewertung @sproengs @mkarbacher @zeitrafferin #twttrscrbbl

Das Twitter-Experiment #twttrscrbbl (mit Twitter Scrabble spielen) war einigermaßen interessant. Ich hatte einen Aufruf zum Mitspielen gepostet und es haben sich so viele Mitspieler gezeigt, dass tatsächlich eine Selbstorganisation des Spiels beobachtet werden konnte.

Wer ist Mitspieler? Mitspieler sind nicht solche Adressen, die als Profilbild einen Buchstaben wählen, sondern solche, die mit einem Buchstaben im Profildbild durch das Posten von Screenshots und durch das retweeten sowohl der Screenshots als auch des Hashtags #twttrscrbbl die Ordnung des Spiels reproduzieren. Mitspieler ist, wer sich dem Versuch, Ordnung zu finden, nicht widersetzt. Und dies obwohl die Widersetzung möglich ist und von niemanden sanktioniert werden kann.

Was ist Ordnung? Ordnung entsteht nicht durch Vereinbarung von Regeln. Denn jede Vereinbarung ist bereits ein Ordnungsmuster. Schon die Vereinbarung ist eine Regel, die nur durch eine Struktur entstehen kann, welche sich von selbst ergeben muss. Wie soll eine Vereinbarung zustande kommen, wenn keine Ordnung da ist, die keine Struktur liefert? Das zeigt, dass Ordnung von keinem der Mitspieler hergestellt werden kann. Vielmehr kann nur jeder Mitspieler sich einem Ordnungsfindungsversuch nicht widersetzen.  Aber: auch die Nichtwidersetzung ist keine geregelt Koordination von Verhalten. Jeder kann es Widerstand unterlassen und auf Ordnung warten. Sonst nichts. Ordnung entsteht, wenn Widerstände gegen die Ordnung entfallen.

Was ist Bewertung? Was für die Ordnungsfindung gilt, gilt auch für die Bewertung. Sie muss sich von selbst ergeben, weil durch Twitter ein organisationaler Aufwand der Spielkontrolle nicht geleistet werden kann. Es gibt keine zentrale Dokumentationsstelle, die die Punktebewertung dokumentieren könnte. Und es gibt keinen Schiedsrichter, der Zweifelsfälle entschieden könnte. Das ist der Grund, weshalb dieses #twttrscrbbl-Spiel nicht populär werden kann. Es hat kein Bewerungsverfahren. Das entspricht ungefähr dem Stand der Dinge in hinsicht auf die Entwicklung von social media allgemein. Das gegenwärtig vorherrschende Ordnungsmuster bei Twitter ist Chaos, entsprechend kann keine bessere Ordnung gefunden werden, weil ein Bewertungsverfahren auf eine enorme Reduzierung der Komplexität angewiesen ist. Und ohne ein Bewertungsverfahren wird die Beobachtung der Selbstorganisation erschwert.
Das kann man am Beispiel Fußball erklären: Wenn irgendwelche Mannschaften irgendwann, irgendwie Fußballspielen kann jede Mannschaft jederzeit behaupten, den besseren Fussball zu spielen. Zwar erkennt man, dass das nicht sein kann, aber ohne ein tabellarisches Bewertungsverfahren des Zählens der Ergebnisse, der Punkte und der Tordifferenzen entstehen nur verschiedene Meinungen darüber, welche die Mannschaft die beste ist. Hat man aber eine Bundesliga-Tabelle, dann ergibt sich, dass so viele verschiedene Meinungen darüber wer die beste Fußballmannschaft ist, nicht mehr möglich sind. Das Bewertungsverfahren kontrolliert die Beobachtung und erst das Bewertungsverfahren erzwingt die Beobachtung von Differenzen, die für die Ordnungsfindung wiederum relevant sind.

Was ist Selbstorganisation? Organisation ist die sanktionsunfähige Selbstreproduktion von Ordnungsmustern, die von keinem der Beteiligten hergestellt, garantiert und auf Dauer gestellt werden könnte.

Da nun eine sich selbstorganisierende Ordnung und Bewertung der Twitter-Kommunikation hoch unwarscheinlich ist, können keine Strukturen gefunden werden, die ordnungsbildend jede weitere Erwartungsbildung dirigieren. Deshalb kann gegenwärtig nur Widerstand gegen Ordnung als einziges Ordnungsmuster fungieren. Das bedeutet, dass es bei Twitter sehr einfach ist, nur Chaos und Irrtum zu beobachten. Aber das lässt nur schwache Formen zu, die keine Durchsetzungsfähigkeit haben. (Das erklärt auch, dass diese paranoische Fiktion der „Netzgemeinde“ dummes Zeug ist. Da ist nichts, das Macht entfalten und ausüben könnte. Es gibt keine unterscheidbaren Formen, die Anschlussfähigkeit attraktiv machen könnte.)

Trotzdem ist die vereinfachte Beobachtung der Selbstorganisation von Ordnung und Bewertung dasjenige, das mit social media geleistet werden kann. Die Voraussetzungen dafür müssen durch social media selbst hergestellt werden. Das ist die zu überwindende Hürde: die gegenwärtige Selbstblockade dieser Chaos- und Irrtumskommunikation bei Twitter.

 

TwitterEin Mitspieler hatte diesen Fund gepostet.

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Twitterexperiment „Scrabble“ Mitspieler gesucht, bitte RT #twttrscrbbl

Ich würde gern ein Twitterexperiment starten.  Dabei geht es um die Frage, ob man per Twitter eine Art von Scrabble spielen kann. Das könnte so gehen:

Jeder Mitspieler ersetzt sein Profilfoto durch einen Buchstaben aus dem Alphabet (Ich schicke später kleine jpegs herum, die jeder nutzen kann.) Das war eigentlich schon alles. Jetzt muss man nur noch irgendwas wie gewohnt, je nach Laune und Interesse twittern. Wenn nun genügend Twitter-Accounts, denen du folgst, mitmachen, könnten sich in einer Timeline zufällig senkrecht Worte bilden, wenn man die Profilbilder von oben nach unten oder andersherum liest. Natürlich kannst du dir für die Mitspieler eine eigene Liste machen, so dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich Worte zufällig bilden.

Wenn das geschieht, machst du einen Screenshot, den du wiederum twitterst. Das heißt, dass auch diese Mitteilung wiederum in der Timeline der anderen auftaucht und als Buchstabe für weitere zufällige Wortbildung genutzt werden kann. Indem Augenblick hätte man gleichsam die waagerechte Achse simuliert: wenn also viele Tweets, die einen  Screenshot über ein zufällig gefundes Wort bilden, wiederum ein Wort bilden. Und das könnte immer so weiter gehen.

Da nun bei Scrabble die Punktzahl für jeden Buchstaben festgelegt ist, kannst du dir deine Punktzahl notieren.

Gewinner gibt zunächst noch nicht, sondern nur die Spannung ob’s gelingt.

Ich würde gern wissen ob das klappt und bitte darum mitzumachen! Ersetzte dein Profilfoto durch einen Buchstaben.

Nachtrag: auf meinem Twitter-Profil @kusanowsky findet man unter Fotos/Videos alle Buchstaben als kleine jpeg-Datei.

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