Das enigmatische Spiel der #Wissenschaft 3 #intelligenz #KI
von Kusanowsky
zurück / Fortsetzung: Als künstliche Intelligenz wird in der KI-Forschung irgendetwas Unbestimmtes bezeichnet, dass durch die Forschung zu bestimmen und durch den Prozess des Bestimmens erschaffen werden könnte. Die Forschung muss, will sie diese Möglichkeit ernsthaft erwägen, deshalb davon ausgehen, dass sie zu dem, was sie erforscht und das sie durch Forschung erst noch erschaffen will, bereits ein Verhältnis unterhält, das sich durch einen angebaren Unterschied, also durch eine explizite Unterscheidung, auszeichnet. Deshalb wird in der Forschung eine natürliche Intelligenz angenommen, eine Art der Intelligenz, die es schon gibt und die die Forschung als gebenene Voraussetzung hinnimmt. Sie setzt also eine naive Annahme voraus, welche lautet, dass es natürlich sei, von einer natürlichen Intelligenz zu sprechen.
Dass es sich dabei um einen naiven Standpunkt handelt ist der Forschung nicht unbekannt. Denn sobald die Frage gestellt wird, was denn mit natürlicher Intelligenz bezeichnet wird, kann niemand so leicht eine Antwort formulieren. Denn wird versucht, diese Frage zu beantworten, so stellt sich sofort heraus, dass es keineswegs natürlich ist von natürlicher Intelligenz zu sprechen, das heißt: es ist keineswegs selbstverständlich eine natürliche Intelligenz zu vermuten, weil man ja, sobald man diese Vermutung überprüft, sofort auf die Kontingenz dieser Sache stößt, die nicht ohne einen Voraussetzungsreichtum zustande kommen könnte. Die Beobachtung der Schwierigkeit des Sprechens darüber entspricht der Beobachtung dieser Kontingenz. Diese Beobachtung wiederum findet ihre Entsprechung in der beobachtbaren Kontingenz einer künstlichen Intelligenz, da gerade in dieser Hinsicht die Forschung die Schwierigkeiten auf der Basis ihrer technischen Mittel sofort erkennt.
So wenig es selbstverständlich ist, eine künstliche Intelligenz zu erschaffen, so wenig selbstverständlich ist es, eine natürliche Intelligenz zu definieren.
Für den erfolgreichen Forschungsprozess ist es interessanterweise nun völlig überflüssig, sich über die epistemologischen Implikationen dieses Kontingenzverhältnisses lange zu irritieren. Wenn auch gewusst wird, dass die Unterscheidung zwischen natürlicher und künstlicher Intelligenz einen naiven Standpunkt bezeichnet, so wird einfach, um die Forschung fortsetzen zu können, auf die Einhaltung dieser Naivität verwiesen. Das geschieht um die Kapazitäten für die technische Forschung reserviert zu halten, weil die beobachtungleitende Differenz der Forschung sich nicht auf Epistemologie bezieht, sondern auf Technik. Daraus ergibt sich eine hübsche enigmatische Verdrehung von Paradoxien, die durch Zusammenspiel von Heuristik und Technik entsteht. Das betrifft vor allen Dingen ein Verhältnis von Denkbarem und Machbarem.
Denkbares und Machbares werden so gegeneinander gestellt, dass einseits das Denkbare – ein offener Möglichkeitshorizont – als dasjenige genommen wird, aus dem sich Hypothesen ergeben und andererseits muss sich aufgrund empirisch eingeschränkter Möglichkeiten, die diesen „offenen Horizont“ überhaupt erst beobachtbar machen, das Denkbare dem Machbaren unterwerfen und zwar deshalb, weil das Denkbare viele Möglichkeiten, das Machbare aber immer nur sehr wenige zulässig macht. Aber wo kommt die Einsicht der begrenzten Möglichkeiten her, da man auch in dem Fall nicht so einfach behaupten kann, dass dies „natürlich“ sei? Denn auch in dem Fall ist das Sprechen darüber schwer und folglich keineswegs selbstverständlich.
Ich vermute, dass die eingeschränkten Möglichkeiten der Machbarkeit nichts anderes sind als die kommunikativ andere Seite der Denkbarkeit. Als Denkbar wird nicht das bezeichnet, was in irgendeinem Gehirn vor sich geht, sondern das, was sich durch Differenzen des hypothetischen Redens ergibt. Das Machbare zeichnet sich dann nicht etwa durch irgendwelche Handlungsmöglichkeiten aus, sondern nur durch solche Handlungsmöglichkeiten, die ihre Differenz zum Denkbaren ermessen. So geht es also um eine kommunkative Struktur, die Denkbares mit Machbarem in ein Verhältnis setzt.
[…] Fortsetzung […]
Diese Stelle gefällt mir am besten:
„Zwar schreibt er (Gott) detailliert über die Eigenschaften der NI. Leider ist aber kein heute lebender Mensch in der Lage, die Ausführungen zu verstehen und den Nutzen der Intelligenz nachzuvollziehen.“
http://eine-zeitung.net/gesellschaft_natuerlicheintelligenz77362
Und wenn erst mal die künstliche Intelligenz genauso detailliert beschrieben wird und keiner auf Idee kommt, dass die „natürliche Intelligenz“ (NI) nicht ausreichen kann, um sie zu verstehen, dann ist alles in Ordnung, weil sich dann nur ein epistemologischer Problemfall ereignet, der ganz normal ist: keiner kapiert es, aber es funktioniert.
Schlimm wird es aber dann wenn das keiner merkt. Oder: wenn das zwar beobachtet wird, aber nur die Frage nach der Wahrheit gestellt wird. Dann ist der Weg in die Gewalt nicht zu verhindern.
Woraus man schließen kann, dass die Wahrheit wohl nicht das Problem ist und Intelligenz auch nicht, weil auch Gewalt immer schwieriger und voraussetzungreicher wird und die Bewältigung dieser Hürden dann aufgrund der traumatischen Erfahrung nicht als intelligent beobachtet wird.
Kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass ein schmerzempflindliches Lebewesen, das sich selbst intelligent beschreibt, die Traumaerfahrung durch Gewalt damit beseite schiebt, dass der andere offensichtlich intelligenter war.
Oder doch? Sollte Sportlichkeit selbst die Differenz werden, durch die Krieg legitim wird.
Wir wissen das nicht.
Institut für Künstliche Intelligenz http://ow.ly/lIMKL
Wenn man sich mal durch die Seite dieses Instituts klickt, stellt man fest, dass wenigstens in Hinsicht auf die Verwendung von Begriffen diese Forschung eine Art von „Soziologie“ betreibt:
Handlung, Interaktion, Planen, Wissen, Repräsentation, Beweisen, Kognition, Semantik, Lernen etc.
Sie benutzt diese Begriffe zwar nicht theorfrei oder theorielos, aber bestimmt theoriearm, bzw. naiv. Naiv heißt nur, dass die Irritation nicht über die Differenzierung der Begriffe funktioniert, sondern: auf dem Weg der Technikdifferenzierung werden Begriffsdifferenzierungen vorgenommen. Und auf diesem Wege bringt diese Forschung soziale Realität als Begriff überhaupt erst hervor und zwar, denn das Mensch-Maschine-Interface nicht mehr als „objektiver Gegenstand“ aufgefasst werden kann. Aber wenn das gelingt, haben sich die Bedingungen durch den technische Fortschritt so weit geändert, dass auch die Soziologen nicht mehr so genau feststellen können, womit sie es eigentlich noch zu tun haben.
Nachtrag:
In den Fantasien der Entwicklung von sog. künstlicher Intelligenz taucht immer wieder die Angstvision auf, was wohl passieren könnte, wenn die Automaten nicht mehr gehorchen. Der blinde Fleck dieser Angstivision ist die Frage, was wäre, wenn Menschen auch nicht mehr gehorsam sind? Wenn diese Überlegung ernst genommen wird, kommt man zu der Überlegung, dass weder Anweisungen noch Ausführungen Kommunikationen sind, sondern ihre Differenz macht, dass Kommunikation stattfinden kann. Dann stellt man fest: Gehoram ist genauso normal wie Widerstand. Und darf geräselt werden, wer oder was noch intelligent ist, weil man feststellt, dass es darauf gar nicht ankommt.
Gute Frage: Was geht verloren, wenn die Maschinen nicht mehr gehorchen? Sollte man aber nicht nur den Angsthabern, sondern auch den Singularitätserwartern stellen – was wird eigentlich gewonnen, wenn Maschinen nicht mehr kontrolliert werden müssen? Oder, noch einfacher: Wie bekommt man es mit?
„Wie bekommt man es mit?“
Ganz genau, das ist die entscheidende Frage. Denn wann immer eine Beobachtung mitteilt, die Singularität sei eingetreten, findet durch diese Beobachtung eine Kontrolloperation statt, die Zustimmung oder Ablehnung, Ausführung einer Anweisung oder einen Widerstand dagegen möglich macht.
Und was immer geschieht, etwas geschieht immer (@elbechirurg, der bis heute vergeblich darauf wartet, dass nichts geschieht.)
Auf dem Umweg des transzendentalen Selbstbeeindruckprogramms der Intelligenzforschung bringen sie die nur die soziale Welt in Erfahrung. Aber dann ändern sich die Bedingungen unter denen von Sozialität überhaupt gesprochen werden kann. So verlieren schließen auch die Soziologen auf dem selben Wege, auf dem dem die Intelligenzforscher einen finden, ihren Begriff davon.
Man könnte sich auf den Standpunkt stellen, dass diese Singularitätreligion und ihre Anhänger völlig harmlos sind, solange sie nicht den Waffengebrauch oder das Bombensprengen rechtfertigen. Die Idee ist dieser Leute ist aber, dass das gar nicht mehr möglich werden wird. Die Macht, um die es geht, wird so groß, so umfassend, so überwältigend, so fesselnd und zugleich befreiend sein, dass jeder Versuch von Menschen, sich dagegen zu wehren, eigentlich nur zu ihrem Nachteil sein könnte.
Was mich bei aller Skepsis aber dennoch daran fasziniert ist dieser illusorische Verlass auf diese Träumerei. Das ist modern, sehr modern und wirkmächtig. Amazing, um mal ein anderes Wort zu benutzen.
Ich möchte vermuten, dass diese Illsionspropaganda geschehen muss, um für das Zustandekommen völlig unwahrscheinlicher Forschungsergebnisse Aufmerksamkeit herzustellen. Den tatsächlich können die Robitik, die KI-Forschung, die Entwicklung von Algorithmen, die Vernetzung von Rechenanlagen, die Hirnforschung, die Automatisierung usw. beeindruckende Ergebnisse vorweisen. Aber wer solle sich dafür interessieren? Es gibt tausend andere Dinge, die mindestens genauso interessant sind. Darum dieser propgandistische Eifer: Um trotz der Unwahrscheinlichkeit noch auffallen zu können.
Wie die Allgemeinheit in dieser heiklen Frage denkt, ist schwer zu sagen. Nach meinen Beobachtungen nimmt sie ganz selbstverständlich an, dass die Menschen in vieler Hinsicht von Natur aus unterschiedlich begabt sind, auch in intellektueller. Aber das politisch-pädagogisch-soziologische Milieu und mit ihm einen Großteil der Medien schaudert jeder Hinweis auf eine Implikation der Gene. Privat: Aber ja doch! Offiziell: „Biologismus!“ (wie das fällige Schimpfwort lautet).