„Das ist der Unterschied, auf den allein es ankommt …“ (Nicolai Hartmann)

Das ist der Unterschied, auf den es allein ankommt: ob man ein erdachtes bzw. den Tradtionen [und Schulen] theologischer [und wissenschaftlicher] Populärmetaphysik entnommenes System voraus setzt, oder ob man ein noch unbekanntes System, das im Gefüge der Welt stecken mag, von den Phänomenen ausgehend aufzudecken sucht. Von einem Aufbau der „realen Welt“ wird man sinnvollerweise nur im zweiten Fall handeln können. Man wird dabei freilich das System nicht einfach auf den Tisch präparieren können. Man wird sich auch nicht einbilden dürfen, das vom Fabulieren verwöhnte metaphysische Bedürfnis befriedigen zu können. Man wird vielmehr zufrieden sein, wenn es gelingt, einige Grundzüge des gesuchten Weltenbaus zur Greifbarkeit zu bringen.

Nicolai Hartmann: Vorwort 1939. In: ders., Der Aufbau der realen Welt. Berln 1964, S. IX. (Ergänzungen in eckigen Klammern von mir)

Interessant am Ansatz von Hartmann ist, dass er keineswegs den naiven Standpunkt einnimmt, die Welt sei als real aber unbekannt gegeben, sondern dass, sowohl ihre reale Gestalt wie die Erfahrbarkeit ihrer Unbekanntheit erst auf dem Wege des Forschens und Erkennens hergestellt wird. Forschung und Erkenntnis machen die Welt real und unbekannt. Das heißt nicht über die reale Welt im metaphysischen Sinne sei nichts bekannt, sondern über die Erkenntnis ist nichts bekannt. Man könnte auch sagen: die Erkenntnis ist das „Ding an sich“, ist selbst der blinde Fleck aller Erkenntnis, ist die Latenz aller Beobachtung von Erkenntnis.

So ähnlich auch Luhmann in: Erkenntnis als Konstruktion. In: (ders.): Aufsätze und Reden, hg. von Oliver Jahraus, Stuttgart 2001, S. 218 -243.  Erkenntnis ist der blinde Fleck. Darüber kann nichts gesagt werden.

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