Operative Erkenntnistheorie und radikaler Konstruktivismus
von Kusanowsky
In einigen Ausführungen (1) über den Ansatz einer operativen Erkenntnistheorie hatte Niklas Luhmann bemerkt:
„Der Partner für den radikalen Konstruktivismus ist demnach nicht die Erkenntnistheorie der Tradition, sondern ihre Theologie (und zwar eine Theologie, die wegen ihrer Ansprüche an Genauigkeit über das hinaus ging, was die Theologie verkraften konnte.)“
Diese Bemerkung bezog sich auf die theologisch-philosophischen Spekulationen des Nikolaus von Kues, der im Zusammenhang mit der Frage, wie die Gott als Beobachter zu beobachten ist, die Annahme nicht unterdrücken konnte, dass Gott die Schöpfung und die Verdammung des Teufels benötigte um sich selber beobachten zu können. So meinte Nikolaus, dass unvorbereitete Geister solche Überlegungen besser nicht lesen sollten. Daran kann man sehen, welches Problem für die Entwicklung einer transzendentalen Erkenntnistheorie konstitutiv wurde. Sie konnte nichts darüber zulassen, dass auch der Teufel noch von Gott geschaffen worden sei. Sie musste dieses Problem in der Anfangszeit vermeiden und später geriet es in Vergessenheit.
(1) Siehe dazu: Luhmann, Niklas: Erkenntnis als Konstruktion. In: (ders.): Aufsätze und Reden, hg. von Oliver Jahraus, Stuttgart 2001, S. 218 -243, hier: S. 229 und 228.
Außerdem dazu:
Gibt es eine irreduzible Grundstruktur unseres Denkens? Eine derartige Struktur würde Möglichkeit und Grenzen der Beschreibung unserer Untersuchungsgegenstände bestimmen. Diese Struktur wäre die Grundlage von Theologie, Mathematik, Soziologie, Quantenphysik etc.
Vermittels einer derartigen Struktur sollten sich Isomorphien etwa zwischen Theologie und Quantenphysik identifizieren lassen.
https://neurosophie.wordpress.com/2013/01/05/ewige-zeugung-und-quantenkollaps/
Genau diese Überlegung hatte Niklas Luhmann in dem oben genannten Aufsatz differenziert ausgeführt.
Sie dazu auch Ist Systemtheorie eine Theologie?
Als Ergänzung eine Schlüsselstellle aus N. Luhmann ‚Die Religion der Gesellschaft‘ (2000), p.83:
„Als Christus ist er Sohn Gottes. Als Teil der Trinität ist er Gott, also sein eigener Vater, so wie Gottvater sein eigener Sohn ist. Das Mysterium sabotiert die Unterscheidung, auf der es beruht.“
Das ist für mich ein sehr hilfreiches Bild. Die Analogie zur Quantenphysik besteht darin, dass Roger Penrose zeigt, wie sich das Mysterium der Kopenhagener Deutung selbst sabotiert.