Sich selbst fremd werden, der Gesellschaft fremd werden

“Wir sprechen die gleiche Sprache, und doch verstehe ich euch nicht… Sich selbst fremd werden, seiner Sprache und seiner Nation: ist das nicht das Eigentümliche des Philosophen und der Philosophie, ihr ‘Stil’, das, was man philosophisches Kauderwelsch nennt?”

(Gilles Deleuze & Felix Guattari: Was ist Philosophie?, Suhrkamp: 2000, S. 128)

gefunden bei: Institut für Polytoxikomanologie und Perspektivismus

Auszug aus: Identitätsdienst – Beobachtung der Fremdwerdung der Gesellschaft: „… Für andere zu arbeiten, anderen zu helfen und zu dienen, sich für das Wohl anderer zu engagieren, ja schließlich sogar nicht nur Menschen, sondern dem Leben überhaupt, der Natur Rechte zuzusprechen, deren Garantie nur durch das gleiche adressenlose Engagement möglich scheint, ist der Gipfelpunkt dessen, was bei Marx noch „Entfremdung“ genannt wurde. Nur naive marxistische Humanisten würden in der Umweltverschmutzung und Vergiftung die Entfremdung des Menschen von der Natur und sich selbst erkennen. Vielmehr ist auch die nichtadressierbare Natur, die sich keinen Deut um Menschen kümmert, sofern sie als Gegenstand des Moralisierens genommen und welcher Schutzbedürftigkeit unterstellt wird, nur ein weiterer Gegenstand, an dem sich das weltfremde Engagement des verzweifelten Subjekts heftet, um sich auf diese Weise seufzend von seiner eigenen Hilflosigkeit zu distanzieren, sich so zu entfremden, dass schließlich auch noch die Entfremdung selbst als Menschenrecht, ja schließlich als Humanismus verbrämt, zur Menschenpflicht degeneriert.Welchen Aufwand müsste eine Gesellschaft erbringen, die anfängt, diese Weltfremdheit als merkwürdig und seltsam verstehbar zu machen?“

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