Über die Verhinderung der Verhinderung

neurosophie hatte irgendwo geschrieben:  „Ärgerlich ist doch im  Kern vor allem die (echte?) Störung des konstruktiven Diskurses, das ‚Gespräch der Willigen‘.“

Das Schöne am Internet ist, dass wir diese Probleme gar nicht gebrauchen können. Sie werden durch ihre Lösung abgeschafft. Die Lösung
– nicht das Problem – lautet: jeder hat die Möglichkeit, sich in Wort und Bild mitzuteilen. Jeder! Ich wiederhole: das ist nicht das Problem,
sondern die Lösung.
Aber wenn du wieder auf einem Problem bestehst, dann kommt das daher, weil du nach Exkludierungsregeln und entsprechenden Verfahren suchst. Aber du brauchst doch diese Regeln und Verfahren gar nicht mehr. Jeder schreibt ein Blog. Fertig. Oder man schreibt bei Facebook oder sonst wo. Und wenn mir Kommentare zu dumm werden, setz ich Kommunikation nicht mehr fort. Aber jede Ankündigung, die Kommunikation nicht fortzusetzen, setzt die Kommunikation wieder fort und führt irgendwann in die in Blödheit, wenn das nicht rechtzeitig bemerkt wird. Darum: Ich kann meta-manu doch gar nicht daran hindern, soviel und so lang zu schreiben wie er will und wo er will. Und er kann mich nicht daran hindern, seine Kommentare zu löschen oder nicht mehr freizuschalten, wenn es mir passt.
Wir können uns gegenseitig nicht mehr hindern zu publizieren und auch nicht mehr daran hindern zu ignorieren, was andere publiziert haben.
Bitte schreibe in dein Heft als Merksatz: wir können uns gegenseitig an nichts mehr hindern, wenn wir vor dem Bildschirm sitzen! (Bitte rot
unterstreichen und auswendig lernen.)

Und wenn jetzt die ganze Komplexität plötzlich auffällt, sie als störend empfunden wird, als unüberschaubar, als nicht weiterführend, dann kommt das daher, dass jetzt, mit dieser Lösung eine neue Problemsituation entsteht, eine soziale Neuerung, die wir nun aber nicht mehr mit altbekannten Maßnahmen der Exkludierung behandeln können, weil diese altbekannten Maßnhamen selbst nun exkludiert sind: Die
Verhinderungsmaßnhamen sind nun selbst verhindert. Exkludiert ist die Möglichkeit, dass nichts mehr exkludiert werden kann.

Nun beobachte ich, dass dieses Argument von mir schon ein paar Mal formuliert wurde, immer wieder, insbesondere von denen, die es gelesen haben – ignoriert wird, woran ich gewiss niemanden hindern kann. Deshalb stellt sich für mich als Beobachter dieses Geschehens die Frage: wie reagiere ich darauf?
Abseitig dagegen ist Suche nach einer exklusiven Gruppe der Willigen, weil – ganz sachlich betrachtet – jeder ohnehin etwas anderes will.
Wir sind keine Gleichgesinnten, wir haben nichts gemeinsam. Das ist der Ausgangspunkt für die Suche nach einer Lösung, und nicht das Problem: wir haben nicht Einheit als Voraussetzung, sondern: Differentia.

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