Notizen zur Bildschirmfesselung 2

Anwesend sein heißt daher: bei etwas anderem sein, beschäftigt, befasst mit, fasziniert von etwas anderem, das man nicht schon selbst ist, auf das man als Ergänzendes in dem einfachen Sinne angewiesen ist, dass Bewusstsein immer Bewusstsein von etwas (anderem) ist. Das Andere des Eigenen, an dem jede Gegenwart (und so auch jedes Bewusstsein) hängt, ist damit die notwendige Ergänzung, die dem Einzelnen immer schon zuvorgekommen ist. Das Ich setzt sich also nicht „selbst schlechthin und alle Realität in sich“ (Schelling), es entdeckt sich zunächst als ein bewegt-bewegendes Aufmerken auf Anderes: die Gegenstände, die Welt. Mit diesem Anderen ist es zugleich konfrontiert und involviert, ihm gegenüber aber zugleich schon in es verstrickt. Das Gegenüber-Sein ist also kein schlechthinniges Bei-sich-Sein, dem das Andere des Gegenüber nur zufällig so anhängt, es ist immer zugleich „Hier“- und „Da“-Sein: dynamische „Differenz von System und Umwelt“.

Herkunft: http://neonleuchte.blogspot.de/2012/11/ko-involviertheit-uber-die-erganzung.html

Was ist denn mit dem Fasziniert-Sein von j e m a n d e n? Erving Goffman beschreibt einen sozialen Kontakt als Orientierung von Angesicht zu Angesicht (Goffman 1982, S. 106f.). Anwesenheit der Beteiligten impliziert, dass die Anwesenden sich gegenseitig wahrnehmen und sich diesem Umstand auch bewusst sind. Dass Menschen auch anderen Menschen begegnen können und diesen ihre Aufmerksamkeit schenken, scheint hier als Möglichkeit gar nicht in Betracht zu kommen. Im Kontext soziologischer Zitate erscheint das etwas seltsam. Hatte nicht gerade Luhmann gezeigt, dass man mit der Subjekt-Objekt-Unterscheidung nicht mehr weiterkommt? Dieser Blog-Post lässt erahnen warum. Die Reduktion auf Materie scheint die soziale Problemstellung zu verdecken – also die Beziehung Mensch-Mensch (Ego-Alter). Diese lässt sich nicht einfach in eine Mensch-Ding-Beziehung auflösen.

Goffman, Erving (1982): Das Individuum im öffentlichen Austausch. Mikrostudien zur öffentlichen Ordnung. Frankfurt am Main.

Herkunft: Ebd.

Notizen zur Bildschirmfesselung 1

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