Ist Systemtheorie eine Theologie?
von Kusanowsky
Aus einer schon älteren Rezension von Niels Werber:
Systemtheorie als Theologie. Niklas Luhmann sieht viel, aber nicht alles. Der Kölner Philosoph Günter Schulte hat den blinden Fleck der Soziologie gesucht – und Gott gefunden. …
Günter Schulte gelangt zu dem Ergebnis, Luhmanns Theorie sei im „Hinblick auf mögliche wissenschaftlich-empirische Evidenz (…) falsch und bedeutungslos“, habe allerdings einen „mystischen Sinn“, der Hegels Einsicht folge, „daß das Mystisch-Spekulative per se das absolut Wahre ist“. Luhmanns diabolische „Weisung: Beobachte den Beobachter“ erinnert ihn an „eine Gesellschaft der verdeckten Ermittlung“, sein „Beobachtungsstil (habe) paranoische Züge“, so pathologisch sei seine Suche nach blinden Flecken, die nur durch Beobachtung der Beobachtung sichtbar zu machen sind. Luhmanns Theologie ist ein Wahnsystem. Schulte diagnostiziert „beginnende Schizophrenie“. Leider begnügt sich Schulte hier mit reinen Analogien, während seine Analyse der theologischen Motive Luhmanns und Spencer Browns immerhin versucht, die theorieinterne Bedeutung zu belegen. Daß Luhmanns theoretischer Stil mit seiner Vorliebe für Dreiwertigkeiten und Unterscheidungen Ähnlichkeiten mit der Theologie hat, ist offensichtlich. Luhmann selbst nutzt dies oft genug zur Illustration. Ob ihn dies allerdings schon zum Theologen macht, ist wohl selbst eine Frage des Glaubens und der Religionszugehörigkeit. Schulte weiß dies als Leser Luhmanns. Auch sein Buch mache letztlich nur „Beobachtungen“, die andere anders machen. Luhmann könnte darauf verweisen, daß ihn wiederum jemand „mit Zitaten ehrt“, das wissenschaftliche Äquivalent für das Gebet. Ein Theologe könnte versucht sein, in Schultes Analyse ein Teufelswerk zu sehen, das die Schöpfung kritisiert, um damit letztendlich ihren Glanz heller erstrahlen zu lassen.
Günter Schulte: Der blinde Fleck in Luhmanns Systemtheorie. Frankfurt/M. und New York 1993
außerdem:
Wenn man Hegels Wissenschaft der Logik als eine „Systemtheorie des Göttlichen“ begreift, sind gewisse Analogien zu Denkfiguren bei Luhmann nicht zu leugnen.
In der Praxis schwächt sich dieser theologische Impetus häufig ab: bei Newton und Planck zum Beispiel als teleologisches Prinzip (Es MUSS ein systemisches Ganzes geben). So gibt es auch in der Naturwissenschaft „blinde Flecken“ – mathematisch meist in Gestalt von Eigenwerten einer Matrix, physikalisch in Form von Naturkonstanten.
Leider gibt es viel zu wenig Kommunikation zwischen Soziologen und Naturwissenschaftlern. Dabei könnten beide zur formalen Gestaltung der Systemtheorie beitragen.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Phänomenologie des Geistes
http://gutenberg.spiegel.de/buch/1656/38
Wilhelm, dieses ist die falsche Wahl:
Pissen oder zwecks Zeugung eregieren.
Weder in der Tier- noch in der Gottheit Zahl
Darfst willst triumphieren Du Dich verlieren.
Doch gleichen Intellektuelle oftmals Frauen
Und lassen der Menschheit höchstes Gut vermissen.
Auch wenn sie es wollen richtig rumzusauen,
Gelingt es ihnen nicht: das eregierende Pissen.
http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=35285
Keine Ahnung wie der Autor darauf kommt Luhmanns Systemtheorie für eine Theologie zu halten….. vielleicht haben ihn ein paar Offenbarungserlebnisse bei der Lektüre überfordert Ne, aber Spass beiseite. Als Theologie, oder sagen wir mal als religiöse Texte würde ich solche erwarten, die implizit oder explizit einen Anspruch auf Transzendenz geltend machen. Also: \”Transzendenz (von lateinisch transcendentia „das Übersteigen“) ist in der Philosophie und Theologie die Bezeichnung für die Eigenschaft, jenseits des Bereichs der sinnlichen Erfahrung und ihrer Gegenstände und von ihm unabhängig zu sein.\” (http://de.wikipedia.org/wiki/Transzendenz) Das sehe ich bei Niklas Luhmann tatsächlich nur an einer einzigen Stelle, nämlich am Anfang seiner Theoriedarbringung in \”Soziale Systeme\”. Und das ist an dieseer Stelle eher als ein letztes ontologisches Geständnis zu deuten, das den unbeobachtbaren Anfang andeutet; … als letzter Ankerpunkt nachdem die Theorie dann alles weitere aus selbstreferenziellen Beobachtern ableitet…. was sozusagen das Gegenteil von Transzendenz ist, zumindest wenn man hier sauber zwischen Phänomenologie und Transzendenzlehren unterscheidet. Sie besagte Stelle lautet wie folgt:
\”Die folgenden Überlegungen gehen davon aus, daß es Systeme gibt. Sie beginnen also nicht mit einem erkenntnistheoretischen Zweifel. Sie beziehen auch nicht die Rückzugsposition einer »lediglich analytischen Relevanz« der Systemtheorie. Erst recht soll die Engseinterpretation der Systemtheorie als eine bloße Methode der Wirklichkeitsanalyse vermieden werden. Selbstverständlich darf man Aussagen nicht mit ihren eigenen Gegenständen verwechseln; man muß sich bewußt sein, daß Aussagen nur Aussagen und wissenschaftliche Aussagen nur wissenschaftliche Aussagen sind. Aber sie beziehen sich, jedenfalls im Falle der Systemtheorie, auf die wirkliche Welt. Der Systembegriff bezeichnet also etwas, was wirklich ein System ist, und läßt sich damit auf eine Verantwortung für Bewährung seiner Aussagen an der Wirklichkeit ein.\” (Luhmann, N. (1984) Soziale Systeme, S.30)
„Als Theologie, oder sagen wir mal als religiöse Texte würde ich solche erwarten, die implizit oder explizit einen Anspruch auf Transzendenz geltend machen.“
Ich weiß was du meinst. Mein Einwand wäre, dass die Unterscheidung von Transzendenz und Immanenz auf ein zurückliegendes Stadium der sozialen Evolution zutrifft, in welchem Religion als wahrheitsrelevantes Kriterium entwickelt worden ist. Das epistemische Kommunikationsmedium der Religion ist „Wahrheit“. Dieses Kommunikationsmedium ist durch eine stratifizierte Gesellschaftsform entwickelt worden und geriet in der modernen Gesellschaft unter andere Bedingungen seiner Verwendung. (Insofern, ganz nebenbei, halte ich es für eine unglückliche Wahl von Luhmann, dem Funktionssystem Wissenschaft die Leitdifferenz wahr/falsch anzudichten, besser wäre gewesen: methodisch/nicht methodsich.) Der Prozess der symbolischen Generalisierung von Wahrheit scheint mit durch den Wechsel der Differenzierungsform von Stratifizierung auf Funktionalisierung abgeschlossen zu sein, was bedeutet, dass seitdem zwar jeder die Wahrheit versteht, sie aber niemand mehr feststellen kann. Das heißt, dass zwar immer noch Wahrheitsansprüche gestellt werden können, aber nicht, dass einem Adressaten die Mittel zur Verfügung stünden, diesen Anspruch zu erfüllen. Das scheint mir der Grund dafür zu sein, weshalb eine jede Theologie theoretisch belanglos geworden ist. Sie verlangt Bekenntnis als Verständigung über Vorentscheidung des Urteils und braucht eine Kirchenbürokratie, weil trotz eines Bekenntnisses die Entscheidungsangelegenheiten kontingent sind. Aber was wäre, wir könnten eine Theologie in der Weise in Anführungszeichen setzen, indem man weder ein Bekenntnis noch eine Bürokratie bräuchte, um theologisch zu urteilen? Wollte man sagen, man es hätte es dann nicht mit Theologie zu tun, wäre ich einverstanden. Jedenfalls würde ich darauf insistieren, dass Urteilsbildung ohne Bekenntnis, ohne Wahrheit und ohne Exekutive (also auch ohne Universität als Organisation der Wissenschaftsbürokratie) dasjenige wäre, was die Luhmannsche Theorie so interessant macht. Das wäre dann auch keine Wissenschaft mehr, solange Wissenschaft als Staatsaufgabe gepflegt wird. Für die moderne Wissenschaft würde ich als Leitdifferenz Unterschied in Fragen der methodsichen Korrektheit verwenden. Wissenschaft ist das, was sich als etwas erweist, das sich gemäß Methode als anschlussfähig erweist. Für ein andere Form der Differenzierung von Wissen würde ich dann wieder das alte Metaphysikproblem auspacken und unter die Bedingung stellen, dass, anders als Max Weber behauptet hatte, nicht nur Wissenschaft keine Letztbegründung finden kann, sondern Religion auch nicht (allgemein formuliert: die soziale Welt ist nicht letztbegründet) Eine andere Form der Wissensdifferenzierung kann ich mir vorstellen als eine Lösung für das Rationalitätsproblem der modernen Wissenschaft, indem auf den auf Metaphysikverzicht verzichtet wird, aber nicht Wahrheit oder Methode, sondern Möglichkeit die Beobachtung leitet (eingeschlossen ist darin natürlich auch die Möglichkeit eines Gottes, aber auch die eines Gartenzwerges.)
Und in sofern ist dann der schöpfungstheologische Begriff der Kontingenz hoch interessant.
Das nenne ich eine Paranoik, welche vielleicht erst im Anschluss an Bruno Latour auch in der Wissenschaftsbürokratie relevant werden könnte.
Ich versuch Dir mal mehr recht zu geben als Du selbst Dir gibst 🙂 Du schreibst z.B.:
„halte ich es für eine unglückliche Wahl von Luhmann, dem Funktionssystem Wissenschaft die Leitdifferenz wahr/falsch anzudichten, besser wäre gewesen: methodisch/nicht methodsich.“
Das kann sein, aber im Grunde genommen hat er das doch getan….. wahr/falsch bezeichnet ja bei Luhmann den „Code“, der viel zu oft standalone, ohne die dazugehörige Beschreibung der „Programme“ betrachtet wird. Es mag trotzdem sein, dass es zu verzwickt ist Religion und Wissenschaft quasi mit dem gleichen Code nur mit unterschiedlichen Programmen zu beschreiben…. Für mich war es zumindest tatsächlich ein Punkt an dem ich ein Aha-Erlebnis hatte was genau dieses Zusammenspiel von Code/Programmen in den von Luhmann beschriebenen Funktionssystemen betrifft.
Eigentlich will ich auf die Überlegung hinaus, was mit der Luhmannschen Theorie anzufangen wäre, wenn man es nicht einfach dabei belassen kann, Wissenschaft als Staatsaufgabe zu behandeln. Wollte man es dabei belassen, so bräuchte man eine Luhmann-Scholastik, die Schulbücher schreibt, Studenten unterrichtet, und alles nach Maßgabe funtkionaler Prämissen behandelt, wozu auch die Rechtfertigung ihrer Theorietheorie gehört. Will man sich aber nicht auf eine solche Re-Ontologisierung einlassen, dann stellt sich die Frage: what’s next? Die Antwort kann auch nicht lauten, dass die Wissenschaft diese Frage stellt und stur weiter macht. Texte schreiben, Texte verbreiten, Vorträge halten und sich ansonsten von der Wissenschaftsbürokratie langweilen lassen, bzw. sich auf gewohnte Weise an Intrigenspielen beteiligen. Die Einsicht in die operative Schließung dieses Wissenschaftssystems müsste doch eigentlich eine andere Art von Neugier oder Lernbereitschaft herstellen, welche davon ausgeht, dass diese Frage nur dann berechtigt ist, wenn sie nicht so einfach beantwortet, nur dann, wenn sie nicht auf bekannte, auf gewohnte Weise beantwortet werden kann, wenn sie also auf Forschungsbedarf aufmerksam macht, der nicht einfach dadurch gedeckt wird, dass man Drittmittelanträge schreibt und auf Belohnung hofft.
Für eine Wissenschaft fände ich es jedenfalls ziemlich spannend, von Nichtwissen, von Unklarheit, von Erfahrungslosigkeit auszugehen. Das erstreckt sich besonders auf die Routinen der Wissensproduktion, welche sich durch Internet deutlich ändern werden. Aber diese Wissenschaft weiß nicht wie und will es auch gar nicht wissen, weil – wie ich vermute – niemand dafür belohnt wird, etwas Unbekanntes zu erforschen.
Wissenschaft ist natürlich keine Staatsaufgabe. Wissenschaft ist natürlich die Aufgabe von Wissenschaftlern (die solche sind weil sie bestimmte Methoden des Beobachtens verwenden, nicht weil sie in einer Uni arbeiten). Vielleicht geht es auch nicht darum z.B. Luhmann in Schulbücher zu bringen. Nichts desto trotz kann man (zumindest ich) sich natürlich vorstellen, dass Ideen, die z.B. Luhmann ins Spiel bringt, die berechtigten Zweifel daran hegen, dass die Erde eine Scheibe ist, dass solche Stellen schon in die systematische staatlich organisierte „Bildung“ einfliessen….
Und whats next? I dont know. Aber für mich sieht es so aus, dass Wissenschaft als methodengeleitete Kommunikation eventuell zuerst und am heftigsten mit dem Netz gewinnt. Nämlich dadurch, dass Ideen, Formulierungen, Methoden (ich möchte jetzt garnicht von Autoren sprechen) extensivst aufeinander reagieren können. Als Beispiel sei nur Dein Stichwort Assoziologie genannt (ich unterstelle Dir das jetzt einfach, weil meine Texte noch keine anderen gefunden haben, die etwas anderes beschreiben :). Kann das eine eigene wissenschaftliche Disziplin werden? Was unterscheidet sie z.B. von Psychologie oder Soziologie? …. Entschieden wird sowas in der Wissenschaft, nicht in Universitätsgremien (wenn man auch manchmal vielleicht den Eindruck bekommen könnte, dass das dasselbe ist). Entschieden wird von Wissenschaftlern (ausdrücklich Mehrzahl!), die ihre Obsession nicht davon abhängig machen ob sie nun an der Uni arbeiten oder als Sachbearbeiter im Patentamt. Entschieden wird ob jemand Beweise oder eine Theorie so führen kann, dass sie nachvollziehbaren methodischen Standards genügt und andere Wissenschaftler überzeugt.
Universitäten bekommen ja heute auch entsprechend das Problem, dass soviel wissenschaftliche Kommnuikation grossteils ausserhalb stattfindet – in Unternehmen, in the privacy of your home… or where ever…, dass können sie alles garnicht mehr als ausgeschlossenes wieder einschliessen. In diesem Sinne hat sich Universität als Wissenschaftsinquisition nätürlich eh schon längst überlebt. … trotzdem ist sie natürlich im Prinzip alles andere als überflüssig. Das ist ja die Misere heute. Die Selbstbeschreibung der Uni (bzw. auch der Schulen) und entsprechend deren Organisation ist für mich ein einziges Rudiment aus Zeiten der Holzmedien.
Vielleicht ist die nächste Uni auch ein reales Co-working-Bibliotheks-Cafe in dem man sich bei Laune räumlich, virtuell, schriftlich, mündlich, usw… im Sinne methodengeleiteter Argumentationen begegnen kann…. wie natürlich an ganz vielen anderen Stellen auch…. Hach, ich werde schon wieder zu romantisch glaube ich….
„Wissenschaft ist natürlich keine Staatsaufgabe. Wissenschaft ist natürlich die Aufgabe von Wissenschaftlern“ – mich würde interessieren, was aus dieser Art der Wissenschaft werden könnte, wenn der Staat die Professoren nicht mehr verbeamten würde, wenn man also eine staatsfreie Verwaltung und Finanzierung von Wissenschaft hätte. Das Wissen dieser Art von Wissenschaft scheint mir die Grenzen seiner Möglichkeiten erreicht zu haben. Man muss ja bedenken, dass die Wissenschaft ihr Zustandekommen auch der Überwindung von Blockadeleistungen verdankt. Es muss muss nicht nur gewusst werden, wie man in Laboratorien Methoden entwickelt, sondern auch, wie man die Verwaltungsprobleme löst, die die Wissenschaft sich dadurch einhandelt, dass sie Geld verteilt, das der Staat durch Enteignung einsammelt und welches dann niemandem mehr gehört. Es muss gewusst, wie man diese ganze Wissenschaftsbürokratie aus- und durchhält und gegebenfalls austrickst. Ein nicht geringer Teil des Aufwands wird geleistet, um Konflikte durchzustehen, Konflikte, die niemand beantragt, die niemand haben will oder braucht. Und trotzdem muss die Wissenschaft Wissen schaffen, um damit umzugehen. Im ganzen gesehen hat die Wissenschaft bis heute ihre Herkunft aus dem Geniekult des 18. Jahrhundert nicht abgelegt, sondern durch Vermassung trivialisiert. Sie erzieht lauter Genies, die aber eigentlich kaum noch etwas schaffen können, weil dazu erzogen werden, die Belohnung höher zu schätzen als die Erkenntnis. Diese Geniefigur des faustischen Gelehrten konnte aufsteigen mit der Devise, das Gute auch dann zu tun, wenn man dafür nicht belohnt wird. Das Trivialgenie unserer Tage kann diese Devise nur dann akzeptieren, wenn es dafür belohnt wird.
Was Du ansprichst ist ja die Trivialisierung der Wissenschaft durch die Vorstellung, dass man durch Belohnungen, durch Verwaltung und entsprechende Routinen das Schaffen von Wissen provozieren könnte. Das ist natürlich die Hybris der Holzköppe in der Verwaltung. Vielleicht kann man die Vermitlung von Wissen durch Verschulung ein bischn so provozieren (auch das wohl eher schlecht als recht). Aber das Schaffen neuen Wissens?…. Nö, ich denke, da bleibt die Wissenschaft wie eh und je von Nerds abhängig, die ihre Belohnung in der Sache selbst sehen (siehe z.B. http://youtu.be/9jA53IkHZJg 🙂 . Ggf arbeiten gehen (sich woanders brechenbare und routinisierbare Belohnungen abholen), um sich eine wissenschaftliche Ausbildung zu genehmigen….
Meine persönliche Meinung ist im Moment. Abschaffung der Universität als Schuleinrichtung (wenn jemand eine wissenschaftlich unterfütterte, Ausbildung möchte, dann soll er auf eine Hochschule gehen) und: Organisation der Uni als optimalen Raum die Freiheit der Wissenschaft, bzw der Forschung gewährleisten. Unis sollten nicht für die „Praxis“ ausbilden, was auch immer das sein soll… Die Verschulung von Unis führt zwar dazu das die Holzköppe in der Verwaltung weiter glauben können, dass sie etwas mit wissenschaftlichem Fortschritt zu tun haben, aber mit den Kosten, dass Forschung gerade ausgebremst wird…. Machen wir uns nichts vor. Die meisten gehen doch zur Uni, um ein Zeugnis für ihren nächsten Arbeitgeber zu haben…. Was soll man mit solchen Leuten an der Uni?, ausser dass sie Bremsklötze der Forschung sind. Wer ein Zeugnis haben will soll an eine Fachhochschule gehen. Ich möchte hier bei aller Überprägnanz durchaus keine Wertung reinbringen. Forschung und Ausbildung, das sind nur zwei unterschiedliche Ebenen, die sich nicht gerade gut vertragen. Den Unterschied über die Maße zu verwischen führt vielleicht auch dazu, dass viele Wissenschaft als eine mögliche planbare Karriere ansehen… an die Uni gehen Studenten Geschichten erzählen und nebenbei in erwartetem Umfang Paper schwarz machen. Aber genauso kann man sich vornehmen ein erfolgreicher Künstler zu werden…Nicht! Wer Künstler wird, der wird das nicht in dem er sich auf vorgegebene Routinen verpflichtet für deren Erfüllung er so beamtenlike bezahlt, belohnt wird. Und Forschung ist wie alle, den Ball weiter nach vorne schiessende Tätigkeit eher Kunst als Arbeit.
Es ist vielleicht nicht zufällig so, dass viele grosse Würfe eben nicht in den Unis entwickelt wurden, sondern in Beamtenstuben, in Patentämter usw und erst nachträglich in die Uni geholt wurden. Weil es auch mein Eindruck war, dass die Uni mehr wie die Bundeswehr organisiert ist. Und im Gegensatz zur Bundeswehr führt das in viel grösserem Umfange zu internen Konflikten, weil man den niederen Hierarchiestufen so schlecht das Denken verbieten kann. Es scheint ja wie Du sagst, das Wissenschaft trotz Universitätsorganisation zustandekommt, nicht wegen. Es ist ggf. das Überwinden von Verwaltungsblockade (Routinen). Denn wie gesagt: Durch die Einhaltung von Routinen kommt Neuheit einfach nicht zustande…
„Organisation der Uni als optimalen Raum die Freiheit der Wissenschaft, bzw der Forschung gewährleisten“ powered by Staatsgewalt?
Egal. Lassen wir es.
einer noch…kurz…
Ja durchaus. Ich sehe nicht prinzipiell ein Problem darin, dass Universität über Steuergelder finanziert wird. Ich sehe sogar keine wirkliche Alternative für bestimmte Grundlagenforschung… Also durchaus: Uni powered by Steuergeld. ABER, das muss ja nicht heissen, dass man die Organisation Uni nicht neuerfinden kann. Man stelle sich nur vor statt dieser Bolognese-Polonaise, die die Unis in den letzten Jahren dramatisch verschult hat, wäre die politische Willenkraft entsprechender Umstrukturierungen in der Uniorganisation mehr in Richtung auf „Stärkung der Autonomie in den Disziplinen“, „Öffnung der Disziplinen zueinander (Studium-Generale, Interdisziplinarität)“, „Netzinfrastruktur und Collaborationsumgebungen“ usw usw gegangen. Ich will nicht auschliessen, dass man Uni auch hätte besser aufstellen können…. Aber Du hast recht… lassen wir das erstmal… Grüsse.
Die Systemtheorie in einen theologischen Zusammenhang zu stellen scheint mir auch fraglich zu sein. Dass sie aber etwas mit Mystik zu tun hat, liegt auf der Hand. Bekannterweise ist das System bei Luhmann die unbeobachtbare und damit auch inkommunikable Einheit der Unterscheidung von System und Umwelt. Folglich ist ein Schweigen a la Wittgenstein die letzte Konsequenz. Die Einheit selbst ist nicht kommunikabel. In Eckharts Mystik findet sich eine Gottesdefinition, die auf einen möglichen Erklärungszusammenhang für diese Inkommunikabilität hinweisen könnte. „Gott“, schreibt Eckhart, „aber unterscheidet sich durch seine Ununterschiedenheit.“ (1) Gott wäre demnach durch Differenzlosigkeit charakterisiert, und Differenzlosigkeit lässt sich per se nicht beobachten. Sie ist dem Blick entzogen, weil Beobachten gerade in der Bildung von Differenzen besteht. (2) Niklas Luhmann und Peter Fuchs stellen vor dem Hintergrund dieser bedeutungstheoretischen Überlegungen fest: „Mystik hat es mit der Beobachtung von Selbstreferenz zu tun.“ (3)
(1) Meister Eckhart: Die lateinischen Werke, hrsg. von Josef Koch u.a. Stuttgart 1936ff., Bd. II, S. 112, 7.
(2) Niklas Luhmann und Peter Fuchs: Von der Beobachtung des Unbeobachtbaren: Ist Mystik ein Fall von Inkommunikabilität? In: dies., Reden und Schweigen. Frankfurt/M., 21992, S. 70-100, S. 99f.
(3) ebd.98.
Es lässt sich sehr wohl ein Zusammenhang zwischen Theologie und Systemtheorie herstellen. Darauf hat Johann Hafner hingewiesen. Gott ist, wie Hafner feststellt, „nicht ein zusätzlicher zufälliger Beobachter, er ist die Beobachtung. Als solche spiegelt er jedem innerweltlichen Beobachter dessen Perspektivität, Gott selbst aber nimmt keine Perspektive ein.“ (1)
(1) Hafner, Johann: De visione diaboli. Beobachtung von Beobachtung bei Niklas Luhmann und Nikolaus Cusanus. In: ders. Hrsg.: Nachdenken der Metaphysik. Augsburg 1998, S.11-35, hier S.31.
[…] Sie dazu auch Ist Systemtheorie eine Theologie? […]
Niklas Luhmann meint (in seinem Werk ‚Religion der Gesellschaft‘) „dass eine Kommunikation immer dann religiös ist, wenn sie Immanentes unter dem Gesichtspunkt der Transzendenz betrachtet. Dabei steht Immanenz für den positiven Wert, für den Wert, der Anschlussfähigkeit für psychische und kommunikative Operationen bereitstellt, und Transzendenz für den negativen Wert, von dem aus das, was geschieht, als kontingent gesehen werden kann.“ [S. 77]
Indem man „Gott“ als personifizierten Beobachter einsetzt, betont man den „Sonderstatus dieses Beobachters Gott, der mit dem Transzendenzwert des Religionscodes korreliert. Gott braucht keinen ‚blinden Fleck‘. Er kann jedes Unterscheidungsschema als Differenz und als Einheit des Unterschiedenen zugleich realisieren.“ [S. 157-159]
Niklas Luhmanns Systemtheorie weist sich selbst als „Supertheorie“ aus — als eine Theorie also, die von allem handelt: von Gott und der Welt. Beobachten besteht für Luhmann in nichts als der steten Verschiebung des blinden Flecks von einem Beobachter zum nächsten. Um dies zu behaupten, braucht es den Allschluß vom Dorn im Auge eines bestimmten Beobachters auf den Pfahl im Auge sämtlicher Beobachter. Wenn aber Luhmann den Fehler des Teufels vermeiden will, sich beim Beobachten des Ganzen selbst zu vergessen, muß er dann nicht — wie Gott — neben dem Beobachteten zugleich auch sich selbst beim Beobachten beobachten?
http://parapluie.de/archiv/stadt/luhmann/
„Wenn aber Luhmann den Fehler des Teufels vermeiden will, sich beim Beobachten des Ganzen selbst zu vergessen, muß er dann nicht — wie Gott — neben dem Beobachteten zugleich auch sich selbst beim Beobachten beobachten? “ –
Das schon, nur es hilft ihm nicht über den Berg des Beobachtens hinweg, da er beobachtend selber ja auch nur in der Beobachtung eines Beobachters – der nicht er sein darf / kann – existiert – usw. usw.
Wer das dann als „System“ mit „Theorie“ oder als „Theorie mit System“ ansieht, tappt da sicherlich nur bedingt dunkel, denn so wie uns Luhmannisch daherkommt, muß soetwas wohl „System haben“, nur was für eines….
Muß aber nichts mit „Systemtheorie“, erst recht nicht mit „der“ Systemtheorie bzw der „Allgemeinen Systemtheorie“ zu tun haben, weil eben nicht alles, was da „System hat“, auch eine Systemtheorie ist …
Besonders schwierig wird es, wenn dann Luhmann auch noch „meint (in seinem Werk ‘Religion der Gesellschaft’) “dass eine Kommunikation immer dann religiös ist, wenn sie Immanentes unter dem Gesichtspunkt der Transzendenz betrachtet.“ –
wenn also Kommunikation (selber!!??) auch noch beginnt, „Betrachtungen anzustellen“ – ?
Ja, schon, dabei ist es völlig gleich, welche, denn ich kenne KEINE Kommunikation, die „etwas betrachtet“, wer doch, sollte sich hier melden.
Denn ich kenne – um bei Luhmannsch zu bleiben – nur BEOBACHTER, die das könnten, und Beobachter hat Luhmann entgegen allen bösen Voraussagen noch nicht gleichgesetzt mit Kommunikation, weil er schon damit Probleme hatte, Beobachtung und Kommunikation auseinander zu halten – wenn man ihn gut studiert:
Alles ist Kommunikation – oder doch lieber Beobachtung?
Beides geht nicht, beides geht nicht rein ….
Oder was nun?
http://www.latent.de/zzgehosted/Satan.html
„Fällt Dir evt. ein, was da der Trick bzw. logische Fehler ist?“
Elefanten haben deshalb rote Augen, damit sie sich besser in einem Kirschbaum verstecken können. Hast du schon mal einen Elefanten in einem Kirschbaum gesehen? Nicht? Siehst du, deshalb haben sie rote Augen!
Es handelt sich um den normalen Fall eines paranoischen Beobachters, der sich – wenn Wahrheit ins Spiel kommt – von einer Seite aus für diejenige Seite entscheidet, von welcher aus er die Entscheidung für die Wahl einer Seite der Beobachtung bereits getroffen hat. Er sieht sich mit den Resultaten seiner Beobachtung konfrontiert und reflektiert nicht, wie sie zustande kommen konnten.
Spielt in der alten Theologie eine wichtige Rolle, vor allem bei der Frage, wie das Böse in die Welt gekommen ist, das Theodizee-Problem.
Nach dem islamischen Schöpfungsmythos hatte Gott einem seiner Engel befohlen, den Menschen zu dienen und hatte ihm damit eine Falle gestellt. Ein Engel muss stets Gott dienen und seinen Befehlen gehorchen. Gehorcht der Engel diesem Befehel, dann dient er den Menschen und nicht mehr Gott. Widersetzt er sich dem Befehl, dann auch dem Gehorsam. Er verliert immer und Gott urteilt immer richtig. So fällt der Teufel auf die Welt und kann keinem Menschen mehr plausibel machen, dass er unschuldig ist, weil Gott beim Versuch sich selbst zu beobachten, die Unterscheidung zwischen sich und einem anderen immer, in jedem Fall dem Engel anlastet, weshalb er fallen muss.
Der paranoische Beobachter der beiden Zitate sieht sich von den Ergebnissen seines Beobachtungsvermögens umstellt, verfolgt, manipuliert und sucht nach einer Erklärung, die er sich niemals selbst anlasten kann.
„Satans geschickter Plan in der Welt besteht darin, die Menschen zu veranlassen, seine Existenz zu leugnen“ – wenn das stimmt, dann hat der Satan auch den Papst dazu veranlasst, eben dies heraus zu finden. Oder, wenn nicht, wie kann der Papst sicher gehen, dass er sich nicht irrt? Die Antwort lautet: Gott schützt die Wahrheit, weshalb sich ein Menschen diesen Irrtum immer leisten kann, weil er sich über seinen Blinden Fleck nicht mehr zu irritieren braucht – weil ihm die Wahrheit immer schon bekannt ist und dies obgleich sie nach seiner Selbstauskunft immer auch eine List des Teufels sein könnte.
Lässt man aber den Wahrheitsbezug dieses paranoischen Beobachtungsproblems beiseite und beurteilt dies ohne Wahrheit, dann ergibt sich die Sache in ihrer Kontingenz logisch und zwanglos. „Die schönste List des Teufels ist es, uns zu überzeugen, daß es ihn nicht gibt.“ Heißt dann: Entweder weiß ich, wenn ich ein Mensch bin, ob es den Teufel gibt oder nicht. Aber vielleicht kommt es gar nicht darauf an, ob ich ein Mensch bin, vielleicht bin ich der Teufel selbst. Unwahrscheinlich, aber möglich und ohne Wahrheit einfach nur eine nette Überlegung, die bestenfalls sogar intelligent sein kann.
Der Wahrheitsbezug macht die Beobachtung fraglich, nicht die Beobachtung.
Verstehe. Was von der Logik her (so wie viele Gottesbeweise) ein Zirkelschluß und damit falsch ist, wird durch die Aufdröselung in Beobachtungen als Vorgang darstellbar, wodurch das paranoide Element („beweis mir doch das Gegenteil“) und der un-gegenargumentierbare Wahrheitsbezug durch Bezug auf Gott (bzw. Teufel, aber das ist hier egal) sichtbar wird. Erst durch das beides kann einerseits der Zirkelschluß verschleiert werden und andererseits immunisiert sich jene Behauptung zweifach gegen Einwände.
Jeder weiß zumindest instinktiv, daß man mit Paranoiden und Gläubigen nicht sinnvoll diskutieren kann. Dennoch inszenieren beide Logik, rationale Schlußfolgerungen und Argumentationen anstatt zu sagen: Glaub’s einfach. Auch wenn der alte Papst ehrlich genug war zu sagen, daß Rationalität nicht zählt, mußte er rational argumentieren, um überhaupt eine Aussage machen zu können. Wirklich konsequent wäre gewesen zu sagen: „Habalapi palumpösmal itzi bitzi kolmustizä Umpf.“
@ .@annemilios @latent_de #teufel #wahrheit #logik #beobachtung
26. Februar 2014 um 20:17
“Fällt Dir evt. ein, was da der Trick bzw. logische Fehler ist?”
Hm, wohl eher nicht das Rote, evtl. mehr das hier:
„Der Wahrheitsbezug macht die Beobachtung fraglich, nicht die Beobachtung.“ –
oder doch noch eher das hier (wenn ich dich und deine satanische Ferse so lese):
Die Beobachtung macht den WahrheitsBezug fraglich, nicht den Bezug von Wahrheit …
»Die Systemtheorie verlängert zunächst nur die klassische Welttheorie, indem sie mit Hilfe des kybernetischen Erklärungsprinzips jedes System als Funktion seiner selbst beschreibt: S = f (S). Jedes System ist eine Funktion der
Einschränkungen, die es konstituieren. Das ist genauso tautologisch wie die klassische Welterklärung. Allerdings wird die Kausalität in einem zweiten Schritt gespalten, indem die Formel erweitert wird zu der Behauptung, daß jedes System eine Funktion seiner selbst und seiner Umwelt ist, und letzteres in der Weise, daß es sich in dieser Umwelt von dieser Umwelt unterscheiden können muß. Das System wird als der Unterschied definiert, den es macht: S = f (S, U). Das System S ist eine Funktion f seiner selbst, S, und seiner Umwelt U. In einem dritten Schritt, der innerhalb der Systemtheorie bis heute zwischen biologischen und soziologischen Theorievarianten auf der einen Seite und ingenieurwissenschaftlichen Varianten auf der anderen Seite umstritten ist und unter dem Paradigma der „Selbstorganisation“ nach wie vor für Unruhe sorgt, wird das System geschlossen und damit zur Funktion seiner Selbst erklärt: S = S (S, U). Damit handelt sich die Systemtheorie das Problem einer Oszillation zwischen Tautologie [S = S (S)] und Paradoxie [S = S (U)] ein, das im Nachhinein verständlich macht, welche theorietechnische Leistung in der Einführung des Funktionsbegriffs bestand. Das kleine f verschob die Frage
nach der Reproduktion des Systems auf ein Drittes, das sich weder in der Identität des Systems (S = S) noch in der Differenz zwischen System und Umwelt (S ≠ U) erschöpfte. Dieses Dritte ist der Joker, den niemand je zu Gesicht bekam, dem die Systemtheorie jedoch nicht aufhört nachzustellen«
Empirie oder Theorie? Systemtheoretische Forschung jenseits einer vermeintlichen Alternative von Werner Vogd. Sonderheft 2007 „Soziologische Systemtheorie und empirische Forschung“ der Zeitschrift „Soziale Welt“. S. 295-321.
Dazu auch: Baecker, Dirk: Wozu Systeme? Berlin 2002, S. 86.
Ist die Identität S = S (S, U) als instantan zu denken? Eine Oszillation setzt Zeitlichkeit voraus aus kann so als Auflösung verstanden werden, siehe Flagg Resolution, z. B. in http://homepages.math.uic.edu/~kauffman/TimeParadox.pdf
Wenn ein System durch seine konstituierenden Operationen spezifiziert ist, was soll „S“ eigentlich bezeichnen? S müsste doch eine Abbildung, ein Operator sein, der den Anschluss einer Operation an eine andere spezifiziert. Dies würde dann auch eine diskrete Zeitvariable in das System einführen und damit die Möglichkeit nicht-trivialer Lösungen.
S ist hier die andere Seite der Unterscheidung von System und Umwelt. Das System selbst ist die Einheit dieser Unterschied und darum nicht beobachtbar. So ist das System das, was sich seiner Beobachtbarkeit entzieht, sobald es mit der Unterscheidung von Beobachtung und Operation 1. sich von seiner Unmwelt und 2. sich von sich selbst unterscheidet. Es muss dabei mitberücksichtigt werden, dass dies nur unter geeigneten Umweltbedingungen funktioniert. Im Fall von Sinnsystemen bedeutet dies, dass jedes Sinnsystme als Bedingung geeignete Sinnsystme in seiner Umwelt beobachten kann. Das Trivialtätsproblem stellt sich darum erst bei ausdifferenzierten Formkomplexen her. Der Prozess der Systembildung geschieht durch basale, prozessuale und reflexive, bzw. selbstreflexive Selbstreferenz, welcher auf jeder Stufe der Systembildung eine Steigerung seiner Funktionalität erfährt.
Zeitunterschiede sind schon operative Gedächtnisleistungen, deren Steuerung durch bereits entwickelte Komplexität ermöglicht wird.
Woher käme das Problem nicht-trivialer Lösungen, wenn die Verkomplizierungen im Systembildungsprozess bereits der Ausgangspunkt sind?
Bei der Unterscheidung von Operation und Beobachtung geht es um die operationale und beobachtende Seite des Beobachtens, insofern als die Beobachtung auch eine Operation ist. Diese Operation braucht, wie jede andere, Zeit, um durchgeführt zu werden. Wollte man von der operationalen Seite der Beobachtung absehen, müsste man auch ihre Dauer vernachlässigen. Das bedeutet, dass der operationale Bestandteil der Beobachtung sich innerhalb einer Dauer entfaltet, die der beobachtende Teil der Beobachtung selbst zu der Gleichzeitigkeit der Unterscheidung von Bezeichnung und Unterscheidung zusammenzieht. Ohne diese Komprimierung der Dauer der jeder Beobachtung inhärenten operationalen Komponente könnte eine Beobachtung nicht beobachten, denn sie könnte die gleichzeitige Beiderseitigkeit von Bezeichnen und Unterscheiden im Unterscheiden selbst nicht herbeiführen. Auch diesem Grund ist nicht erkennbar, warum im Prozess der Systembildung nicht-triviale Lösungen als Problem auftauchen könnten.
Siehe dazu ausfühlicher:
Breuer, Constanze (Hg.): Differenztheorie der Metapher: ein konstruktivistischer Ansatz zur Metapherntheorie im Ausgang vom erlebten Raum. Münster 2004, S. 85.
Es ist gar nicht so einfach zu definieren, wo die „Theologie“ anfängt oder aufhört… Viel weniger, wenn man ihr den Anspruch oder Anstrich der „Wissenschaftlichkeit“ verpassen möchte…
Ich habe gestern Abend ein lustiges Bild auf facebook entdeckt, was mir zu denken gegeben hat. (Dabei hatte ich auch diesen Blogeintrag im Hinterkopf!)
Heute Nacht hab‘ ich mich dann in eine weiterführende theologische Diskussion verwickelt. Dabei geht es natürlich auch um systemische/ kybernetische Zusammenhänge, die bereits bei der Formulierung einer theologischen Fragestellung mit dem Anspruch der „Wissenschaftlichkeit“ eine gewisse Rolle spielen.
https://plus.google.com/115680572119865888041/posts/6eXRqhaXocc
„God is AN EVER-RECEDING/ A NEVER-RECEDING pocket of scientific ignorance.“ ?
„Does it mean, if you don’t understand something, and the community of physicists don’t understand it, that means God did it? Is that how you want to play this game? Because if it is, here’s a list of things in the past that the physicists at the time didn’t understand [and now we do understand] […]. If that’s how you want to invoke your evidence for God, then God is an ever-receding pocket of scientific ignorance that’s getting smaller and smaller and smaller as time moves on – so just be ready for that to happen, if that’s how you want to come at the problem.“
„The Moon, the Tides and why Neil DeGrasse Tyson is Colbert’s God“. © 2007-2011 The Science Network. January 20, 2011.
Dass er (NDT) eine Theologie ablehnt, die einen „God of the Gaps“ voraussetzt, kann ich verstehen.
In diesem Kontext kann ich ihm zustimmen.
Niklas Luhmann – Die Kontrolle von Intransparenz (IV.)
https://www.suhrkamp.de/buecher/die_kontrolle_von_intransparenz-niklas_luhmann_29831.html
„… Erkenntnistheorie […] der Platz an dem von Ununterschiedenheit zu handeln wäre, durch die Theologie besetzt […]
Nikolaus von Kues […] Gott […] jenseits aller Unterscheidungen […] In ihm fällt alles, was das Unterscheiden transzendiert… zusammen […] (concidentia oppositorum) […] Ununterschiedenheit Gottes […] divinam essentiam per se incomprehensibilem esse […]
second order cybernetics […]
Der Partner für den radikalen Konstruktivismus ist demnach nicht die Erkenntnistheorie der Tradition, sondern ihre Theologie (und zwar eine Theologie, die wegen ihrer Ansprüche an Genauigkeit über das hinausging, was die Theologie verkraften konnte). Man sieht dann leicht, daß man das Unterscheiden der Unterscheidungen, mit denen die Beobachter arbeiten und die im Beobachten der Beobachter zu beobachten sind, noch zu unterscheiden hat von dem Nichtunterschiedenen, das damals Gott hieß und heute, wenn man System und Umwelt unterscheidet, Welt oder, wenn man Gegenstand und Erkenntnis unterscheidet, Realität.“
// zitierte Textstelle, siehe hier:::
https://drive.google.com/open?id=1zHr_9fEf1PcWGIU8urmLdBwlA1fIX1IW
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https://drive.google.com/open?id=1lWUf_-0BLmu9TK0WARrNMoE8xgQ-sabO
Nach so langer Zeit …
Ich bin nicht religiös, weil ich die Systemtheorie, und zwar sowohl die Allgemeine wie auch die erste überhaupt, die Tektonik von Bogdanov, verstehe.
Das führte dazu, dass auch ich die fälschlich so genannte “soziale Systemtheorie“ des Finanzfachmanns N.Luhmann zwar als Versuch einer bürotechnisierenden reinen Spy-Theorie (Beobachter beobachten Beobachter ohne dabei selber Beobachter sein zu können, da sie nur in eigenen Vorstellungen existieren- also nicht existent sind) erkenne, jedoch nicht einer Systemtheorie, da sie keine Ganzheiten behandelt, behandeln will.
Also nicht als Theorie organisch strukturierter Ganzheiten, die erst durch die gleichzeitige organische (systemische) Dauerbindung all ihrer Teile die erforderliche Emergenz erbringen und dazu werden und bleiben können.
Erst recht nicht als eine Theorie, die auch nur das Geringste mit sozialem Leben, ja mit Leben von sich selbst verstoffwechselnden Entitäten (alo lebenden, die allein Sozialität hervorbringen und praktizieren können).
Vielmehr stellt sich das, was mangels besserer Kenntnisse viele allein als Systemtheorie noch ansehen, eben diese Luhmannsche Sprachverwirrung einer angeblich Sozialen Theorie, bestenfalls als die eines Ersatzes von Religion für Gläubigbedürftige Ungläubige heraus.
Gut, jedem den Glaube, den er kennt und anerkennt-nur damit entstehen weder Religionen noch Systemtheorien.
Fazit:
Wenn echte System-, also Ganzheitstheorien (System ist nichts anderes als ORGANisierte Ganzheit) und das auch noch von Algemeinem Anspruch wie die des selbst universal gebildeten (u.a. Erfinder der Bluttransfusion) Bogdanov, von dem wohl als breit gebildete Menschen auch Bertalanffy und Wiener seit Mitte der zwanziger Jahre ausreichend Kenntnis hatten, im Spiele sind, liegt uns das Gegenteil von Religion vor:
Theorie zur Erkenntnis von Welt statt deren Vergläubigung mangels solch einer Theorie.
Lehnt diesen Fakt ein sich religiös orientierender Mensch ab, was liegt da näher, als das, was nicht in sein religiös geprägtes Weltbild passt, ebenfalls als Religion (nur Glaubens- statt Wissensermessung) allerdings ketzerischer und damit “unbrauchbarer Art“ abzuwerten und zu bashen.
Dumm nur, dass sich auch jede Religion als eine (meist geschlossene) “Ganzheit“ begreift, ja begreifen muss, um existent zu sein und zu bleiben, und dabei – man höre und staune – existeziell auf die Anwendung all der Kriterien angewiesen ist, die die Allgemeine Systemtheorie für jedes (!!!) System, jede Ganzheit gefunden und beschrieben hat.
Nur damit wird Religion nicht zum Wissen einer Sytemtheorie und diese nicht zu einer Religion – wenn wir mal von der rein konstruktivistisch motivierten des N.Luhmann absehen ….
Die Allgemeine Systemtheorie ist keine Religion, kann keine sein, da sie auch von diesen benötigt wird, um sich selbst zu eigener systemischer Identität zu verhelfen …
Nun könnte man doch meinen, Lusru redet bei der Frage nach einer Theologie von Religion …
So, kann man das ?
Oder haben Religion und deren Wissenschaft eventuell viel gemeinsam, das eine als “Prüffall“, das andere alsseine Anwendung?