Der Nasrudin-Fehler der Interneterklärer
In der Mangement-Beratung gibt es den Running-Gag des sogenannten „Nasrudin-Fehlers“. Die Figur des Mulla Nasrudin ist in der arabischen Tradition so etwas wie der europäische Eulenspiegel. Der Nasrudin-Fehler besagt, dass man, obwohl man weiß, dass das Problem im Dunkeln liegt, dennoch lieber im Licht sucht. Man weiß zwar, dass man da die Lösung nicht finden wird, aber sucht trotzdem dort, weil es da heller ist.
Was habt Ihr verloren, Mulla Nasrudin?‘ – ‚Meinen Schlüssel‘, sagte Nasrudin. Eine Weile suchten sie beide zusammen; dann sagte der andere: ‚Wo ist er Euch denn heruntergefallen?‘ ‚Zu Hause.‘ ‚Ja um Himmels willen, warum sucht Ihr dann hier?‘ ‚Na, hier ist doch mehr Licht.
gefunden in: Shah, Idris: Die Sufis. Botschaft der Derwische, Weisheit der Magier. 11. Auflage Kreuzlingen und München 2000, S. 62.
Diesen Eindruck habe ich immer wenn ich mitbekomme wie Interneterklärer anderen Interneterklärer das Internet erklären. Sie suchen an einer Stelle für Erklärungen, die sie schon kennen. Aber tatsächlich müsste ein Interneterklärer erklären, dass die Irritationen über das Problem nicht durch etwas schon Bekanntes, sondern durch etwas sehr Unbekanntes entstehen. Aber dann gibts nicht viel zu erklären. Also macht man weiter mit dem, was man schon kennt. Man sucht da wo Licht ist, obwohl die Lösung im Dunkeln liegt.
Siehe zur Erläuterung in diesem Video ab 7 min. 10s