Logos und Ludus. Eine Meditation über Narrenfreiheit und Internetkommunikation 2
von Kusanowsky
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Verwandt ist das Wort „Gugel“ mit dem Wort „Kugel“, im Mittelhochdeutschen „gugele“ und abgeleitet aus dem Lateinischen „cucullus“ für Kapuze. Und wie kam es nur, dass ausgerechnet Berechungsprobleme der Kreisfläche und der Kugel eines der „peinlichsten Probleme“ der antiken Mathematik waren, da die Kreiszahl Pi eine sogenannte irrationale Zahl ist, also ein Zahl, die kein Verhältnis zweier ganzer Zahlen ist. Das Verhältnis von Kreisumfang und Kreisdurchmesser lässt sich also nicht als Bruch schreiben. Die Peinlichkeit entstand daraus, dass für antike Mathematiker „Unendlichkeit“ keine Variable war, mit der sie praktisch rechnen konnten, weil sie nicht so einfach hätten verstehen können, was man denn mit der Berücksichtigung von Unendlichkeit beweisen wolle, so Oswald Spengler „Vom Sinn der Zahlen“ in dem Buch „Untergang des Abendlandes“, woraus sich die interessante Frage ableitet, wie differenziert Vermeidungsstrukturen seinerzeit ausgebildet sein mussten, damit die Beschäftigung mit solchen Peinlichkeiten trotzdem gelang.
So ist die Kugel das Symbol für die Paradoxie der begrenzten Unendlichkeit. Aus diesem Grund liegt es natürlich nahe, eine Internetsuchmaschine „Google“ zu nennen, wobei sich diese Namensgebung wohl eher von einer englischen Bezeichnung für eine ziemlich große, aber doch endliche Zahl ableitet: eine Googol ist eine 1 mit 100 Nullen. Hübsch übrigens, dass es in der deutschsprachigen Wikipedia heißt, es gebe für diese Bezeichnung keinen praktischen Nutzen, da es kaum Anwendungen für diese Zahl gibt, was zeigt, zu welcher Humorlosigkeit Wikipedia-Autoren verpflichtet sind, ist doch die Suchmaschine gleichsam die prominenteste Anwendung: nicht selten erzielt eine Suche eine Menge von fast eine Googol Treffer, manchmal möchte man das glauben. Eines jedenfalls wurde mit Google trefflich bewiesen, dass man nämlich immer größere Schwierigkeiten hat, mit Komplexität fertig zu werden, denn eine Millionen Treffer nützen einfach nichts, aber zehn Treffer auch nur in seltenen Fällen. Für raffinierte Rechercheansinnen war Google darum nur schlecht geeignet. Entweder ist die Trefferzahl so groß, dass es aussichtslos ist, auch nur einen geringen Teil davon zu bewwältigen, oder sie ist so gering, dass man auch nicht weiter kommt. Insofern ist dieser Google-Algorithmus ein wahrer Segen, der noch gar nicht recht geschätzt wird, schon gar nicht in der Wissenschaft.
Googles Leistung besteht darin, Komplexität in Kontingenz zu überführen und andersherum, indem zwei Paradoxien miteinander gekreuzt werden: erstens die Paradoxie der Komplexität (Einheit der Vielheit) und zweitens die Paradoxie der Kontingenz (Eindeutigkeit der Uneindeutigkeit). Zwar konnte man auch schon vor der Internet-Zeit bemerken, dass Weniger Mehr sein kann, aber meist wurden solche Einsichten nur als ökologische Gesinnung eines sich schämenden Wohlstandsbürgerstums erkennbar, das sein Unbehagen gesinnungsmäßig kultivierte um der Einsicht in die Aussichtslosigkeit des eigenen Vermögens auszuweichen.
So erscheint unter Hand die Kugel als Google nicht zum ersten Mal als epistemologisches Problem, welches das letzte Mal für Kopernikus und seine Nachfahren als Problem erstand, das seinerzeit zunächst auf sehr unspektakuläre Weise behandelt wurde. Die Möglickheit der Erdrotation wurde als mathematische Hypothese behandelt, womit theologisch keinerlei Wahrheitsanspruch verknüpft war. Mittelalterlichen Mathematikern war dies jederzeit erlaubt, sofern mit solchen Hypothesen nur Hypothesen durchgespielt wurden. Sie genossen gleichsam eine Art intellektuelle Narrenfreiheit, welche darin bestand, durch Verzicht auf Wahrheit Kuriositäten zu behandeln. Dazu gehörte auch die Frage, ob sich die Gestirne um die Erde drehen oder andersherum. Und spätestens in der Zeit Galileis erschien dieser Wahrheitsverzicht als unzumutbar.
Fortsetzung folgt.
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„Und spätestens in der Zeit Galileis erschien dieser Wahrheitsverzicht als unzumutbar.“
Würde ich auf diese von mir zu bezweifelnde Behauptung hin fragen: WEM? bliebe dir nur der statistische Verweis auf ein vermeintliches Mehrheitsvotum, das dieser historistischen Theorie nach (oder dieser Interpretation von Geschichte, die ein bestimmtes, in meinen Augen obsoletes Geschichtsverständnis beherrscht) einen Zeitgeist eben bestimmt und dominiert.
Was ist aber mit den Unzeitgemäßen, durch die die jede Zeit mit sich selbst uneins ist?
Solche, die „spätestens in der Zeit Galieis“ diesen Wahrheitsverzeicht nach wie vor für zumutbar hielten. Oder solche, denen heute, das was „unserer Zeit“ zumutbar erscheint für unzumutbar erklären?
Lassen wir sie unter den Tisch fallen oder unterstellen wir ihnen krankhaften Anachronismus?
Oft wurde behauptet (so auch von D.Baecker), die funktionale Gesellschaft zeige sich gegenüber der Beschreibung, die die Systemtheorie von ihr entwickelt hat, avers.
Sie empfindet sie, bis auf eine geringe Minderheit, als unzumutbar und unzutreffend.Trotzdem beharren Systemtheoretiker darauf, dass möglicherweise gerade diese Inkongruenz Beweis dafür ist, dass ein Nerv der Zeit getroffen wurde.
Wie stehst du der Theorie von der Ungleichzeitigkeit der Zeit mit sich selbst?
@Kusanowsky – ist nicht die Zahl Pi, über ihre Irrationalität hinaus, im System der Mathemazik sogar als „transzendent“ eingestuft?
Eine Assoziologie hätte den kostenlosen Zusatznutzen, dass man verwendete Links anklicken kann, um zu gucken, ob man dort Weiteres findet, das interessant wäre, wodurch sich nebenbei Fragen beantworten könnten, die man gar nicht zu stellen braucht. Aber ich bitte dies nicht als Argument zu verstehen, weil dies ein Missverständnis wäre.
Tscha, mein lieber @Kusanowsky – wenn ich (rein technisch) wüsste, wie man beim Kommentarschreiben ein LINK-Wort, das man zu einem LINK machen möchte, in diese Rolle hineinhievt, dann täte ich’s ja. Aber dem bin ich bislang nicht gewachsen …
Guck mal, Onkel Dieter. Du hast Zeit hier alles vollzuschreiben, aber bei selfthml nach Links & Verweisen suchen kannst du nicht? Glaub ich dir irgendwie nicht.
@Karl Kern – unabhängig davon, dass Sie – der Herr mit dem schön allitterierten Avatar-Namen – sich hätten den „Onkel“ schenken können, und angesichts der Tatsache, das ich nicht beeinflussen kann, was Sie glauben können oder nicht:
Beim Anblick solcher Seiten, wie sie mir Ihr LINK soeben gezeigt hat, bricht bei mir der Schweiss aus und ich kapituliere. Man muss auch wissen und akzeptieren, was man NICHT kann, (sogar: nicht einmal können will).
Den Onkel musst du dir bei soviel html-Selbstmitleid wohl gefallen lassen. Ich schenke ihn also nicht mir, sondern dir. Ausserdem ignoriere ich Siezen im Internet. Nun, da die Formalia geklärt sein dürften, zum Inhalt. Ich ging davon aus, das du mit „wenn ich (rein technisch) wüsste, wie man beim Kommentarschreiben ein LINK-Wort, das man zu einem LINK machen möchte, in diese Rolle hineinhievt“ eine Lernabsicht kommuniziertest. Darum. Ich übersetze aber gerne für dich, damit du zukünftig kraftvoll LINK-Worte als LINK-Worte verwenden kannst:
So:
… a href=“http://www.tagesschau.de/“>Tagesschau</a …
nur du musst noch ein "“ ans Ende schreiben (direkt hinter das a). Das kann ich jetzt nicht, weil dann würde das Blog das als eben jenen Befehl interpretieren. Statt http://www.tagesschau.de/ trägst du halt deine gewünschte URL ein, und statt Tegesschau schreibst du hinten dein gewünschtes LINK-Wort. Tut gar nicht weh.
Na bitte, @Karl Kern – es wird zugegeben, eine Lernabsicht hatte ich tatsächlich offen und unverdeckt signalisiert, nur: die gewünschte Belehrung sollte selbstverständlich in einer mir möglichen Sprache er folgen. Dank Deiner fröhlichen Bestimmtheit ist dies ja nun zu meinem Nutzen und zu meiner Freude geschehen. Ich bin Dir sehr verbunden. Tschüss
Mit nur einem kleinen Gugel-Hupf sind wir dann auch bei Gogol und den Toten Seelen.
hat das nicht der #Volksmund schon gewusst: Ein Wort gibt das andere. Na also, der Sinn gleitet solange, bis er zum Unsinn wird (werden kann: muss aber nicht!). Die freie Phantasie verändert die Welt (der Beschreibungen). Kabarettisten blödeln auch, aber eben – mehr oder weniger – intelligent: contradictio est variatio possibile
@dieter Einfach mal den Senf kopieren, und ein direkt dahinter. Dann hast du ein Tagesschau-Wort geschaffen. Jetzt ausprobieren.
@dieter Kusanowskis Blog zeigt partout nicht an, was ich dir zeigen will. Einfach mal den Senf („a href=”http://www.tagesschau.de/”>Tagesschau</a" …. ohne die Anführungsteichen!) kopieren, dann noch ein < direkt davor und ein > direkt dahinter. Dann hast du ein Tagesschau-Wort geschaffen. Jetzt ausprobieren.
Dieser kleine Nachhilfeunterricht in html gefällt mir.
„Als das Kind Kind war …“ http://www.youtube.com/watch?v=J2mYtkrF3No
Angucken!
Direkt nach dem html Selbsthilfekurs mir etwas peinlich, aber ich bitte um Korrektur meines offenbar verhunzten Quotetags.