Katz und Maus – eine Fabel für Datenschützer und Datenhippies
von Kusanowsky
Das Spiel hieß Katz und Maus und die Regeln galten irrtümlicherweise als relativ eindeutig: die Katzen jagten die Mäuse. Das änderte sich als die Mäuse es leid waren und sich um ihren Datenschutz bemühten. So kamen die Mäuse auf die Idee sich als Katzen zu verkleiden. Das klappte ziemlich gut, aber zuerst waren alle verwirrt: die Katzen waren verwirrt, weil auf einmal die Mäuse verschwunden waren; die Mäuse waren verwirrt, weil sie plötzlich die Katzen nicht mehr von Mäusen unterscheiden konnten. Deshalb kam das Gerücht auf, dass manche Katzen Mäuse waren. Aber woran sollte man sie erkennen? Deshalb verabredeten die Mäuse ein geheimes Zeichen, an dem man erkennen konnte, dass sie keine Katzen waren. Und die Katzen verabredeten genauso geheim ein Erkennungszeichen, das zeigte, welche Katzen Katzen waren. Damit war wieder alles klar. Nachdem aber die Mäuse das Katzenkatzenerkennungszeichen heraus gefunden hatten, verkleideten sie sich als Katzen mit Katzenerkennungszeichen, damit sie nicht mehr als Mäuse erkennbar waren, die als Katzen verkleidet waren.
Anschließend waren wieder alle vewirrt: die Katzenkatzen waren verwirrt und Mauskatzen auch, weil man sie nicht mehr unterscheiden konnte. Deshalb wurde es den Katzenkatzen zu bunt und sie verkleideten sich als Mäuse. Das hatte Vorteile und Nachteile. Der Vorteil war, dass es nun Katzenkatzenmäuse waren, die Mauskatzen jagten. Der Nachteil war, das die Mauskatzen dies alsbald herausfanden und sich verkleideten, indem sie sich als Katzen zu erkennen gaben, die als Mäuse verkleidet waren: die Mauskatzen waren jetzt Mauskatzenmäuse. Natürlich war klar, dass sich das die Katzenkatzenmäuse nicht gefallen lassen konnten, aber spätestens jetzt war allen ebenso klar, dass nicht mehr eindeutig klar war, wer Katz und wer Maus war. Das war für beide schlecht, denn die Katzen hatten Hunger und die Mäuse hatten Angst.
Mit der Zeit aber lernten manche Mäuse sich wie Katzen zu verhalten und die manche Katzen wie Mäuse. Das hatte zur Folge, dass das Katz-und-Mausspiel wie gewohnt weiter ging, nur mit dem Unterschied, dass jetzt die Regeln einigermaßen eindeutig waren: es waren nämlich Katzen, die die Mäuse jagten.
Siehe dazu auch:
Technik frisst Ersthirn
und
Wir sind die Borg
und
Paranoische Frömmigkeit aus Angst vor Freundlichkeit
Doch bis zuletzt gab es – am Grunde des Versteckspiel und der Maskerade – zwei deutlich voneinander getrennte, in ihrer Getrenntheit einander bedürfende, Species. Daran läßt die Semantik der Fabel keinen Zweifel.
‚Das Eine hütet sich vor dem anderen.‘ Es schützt ’sich‘ gegen das andere, enthält aber in sich selbst, in der Bewegung dieser eifersüchtigen Gewalt, sie auf diese Weise wahrend, die Alterität oder Differenz zu sich selbst, die es zu Einem macht. Das Eine als das Andere. Zugleich, in derselben Zeit, in einer selben aus den Fugen gegangenen Zeit, vergißt das Eine, sich an sich selbst zu erinnern, es wahrt und tilgt das Archiv dieser Ungerechtigkeit, die es ist. Dieser Gewalt, die es macht. ‚Das Eine tut sich Gewalt an.‘ Es verletzt und vergewaltigt sich. Es wird das, was es ist: die Gewalt selbst. Selbstbestimmung als Gewalt.
(Derrida, Dem Archiv verschrieben, 1995)
[…] Katzenmauskatzen vs. Mauskatzenmäuse […]
[…] dass auch die Tarnung für den Auftraggeber nicht zu erkennen ist. Das führt dann dazu, dass Jäger und Gejagte nicht mehr gut von einander zu unterscheiden sind. Und sobald das eingetreten ist, kann man damit […]