#Soziologie und #Biologie, eine kleine Anmerkung zu einem Freundschaftsverhältnis
Schon seit vielen Jahren habe ich mich nicht mehr mit dem Streit zwischen Soziologen und Biologen befasst; und inzwischen bin ich einigermaßen darüber amüsiert, dass der Streit um das Problem des Determinismus immer noch nicht langweilig geworden ist. Vermutlich entsteht die Attraktivität des Streites durch seine Komplexität, die es nicht zulässt, dass alle Streitenden sich übereinander in der Weise informieren können, dass die Routine der Fortsetzung auf ein relativ einfaches Muster reduzierbar ist, aber höchst variantenreich durchgespielt wird, so dass immer genügend Informationsdefizite anfallen, die eine Ermutigung zur Fortsetzung des Streits mit der Zeit wahrscheinlich machen, was insbesondere auch durch den Nachwuchs mitbedingt wird, der nachhaltig für die Fortsetzung des Streits sorgt, weil andere Streitigkeiten für die Durchsetzung einer Karriere sehr viel riskanter sein mögen. So scheint es am besten, man streitet über alt bekannte Probleme, die auch schon in der Vergangenheit unentscheidbar ausdiskutiert wurden, weil man schon im voraus wissen kann, wie dieser Streit weiter gehen wird, nämlich so wie immer.
Ein aktuelles Beispiel findet man hier: Wider die Vorurteile gegen die Soziobiologie
Nüchtern betrachtet wird die Beobachtung dieses Streits ein Indikator sein für Veränderungen im Wissenschaftsbetrieb. Solange alle paar Jahre wechselseitig immer wieder die gleichen unhaltbaren Poisitonen ausgetauscht werden, solange wird man mit relativer Gewissheit vermuten können, dass nichts Entscheidendes hinzu gelernt wurde. Erst dann, wenn Biologen und Soziologen anfangen würden, den Streit auf einer zweiten Beobachtungsebene zu erforschen, wird man hoffen dürfen, dass etwas anderes in Aussicht kommt. Denn der Streit selbst müsste sich ja auch als Gegenstand der biologischen und soziologischen Forschung eignen. Das heisst, dass vielleicht erst dann etwas Innovatives zustande kommt, wenn das Streitverhalten selbst mit biologischen und soziologischen Methoden beobachtet wird. Voraussetzung dafür wäre ein Beobachtungsstandpunkt, der aus wissenschaftlicher Neugier eine Entscheidung über die Streitfragen unberücksichtigt lässt und stattdessen eine Biologie und Soziologie des wissenschaftlichen Streitens bevorzugt behandelt.
In diesem Fall müsste man davon ausgehen, dass weder Affen noch Menschen dafür sorgen können, dass Streitfälle in der Wissenschaft aufkommen, und dass weder Affen noch Menschen eigenmächtig diesen Streit beenden könnten. Denn alles andere würde nur wieder den Streit auf die erste Beobachtungsebene zurück führen und nach bekanntem Muster fortsetzen.
Siehe dazu auch:
Handlung und Wahlfreiheit – eine Kurzanalyse