Die Wirklichkeit des Zettelkastens
von Kusanowsky
Luhmanns Zettelkasten ist nun unter die Wissenschaftler gefallen.
Hier gibt es ein Interview mit Johannes Schmidt beim Deutschlandradio:
Frage: Also Sie sind auf der Suche nach dem System im
Zettelkasten des Systemtheoretikers. – Was erhoffen Sie denn eigentlich,
da zu finden?
Antwort: Was man sicher finden wird, ist eine Erkenntnis
darüber, wie Luhmann eigentlich wirklich gearbeitet und gedacht hat.“
Kaum zu glauben, aber wahr.
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Du meine Güte,
es ist in der Tat unfassbar. Hier wird nicht nur die Differenz zwischen der technischen Speicherung (Luhmann, KI aus Holz und Papier) in Form der Hypomnesis mit dem gelebten, lebenden Prozess der Anamnesis verworfen, bzw. verleugnet, sondern es wird ebenso implizit angenommen, als ließe sich der Prozess des Schreibens – eines Zettels – im Schreiben des Zettels mit aufschreiben. Derrida müsste beginnen zu weinen oder aber ein Homerisches Gelächter anstimmen – ob dieses expliziten Belegs des Niedergangs unserer Wissenschaftskultur.
LG, Nick H.
Hm. Wahrscheinlich hat er es so nicht gemeint (der Depp).
@Stefan – ja soetwas ging mir auch gerade durch den Kopf: wenn man herausfinden könnte was er mit dieser Antwort wirklich gemeint hat, dann wäre alles halb so schlimm.
@Nick_Haflinger Was ich daran bemerkenswert finde ist, wie sehr die Systemtheorie auf eine ontologisch-stabile, akademische Umwelt angewiesen ist, damit sie überhaupt diskutierbar bleibt. Sie braucht Subjekte als Träger des Wissens und als Zurechnungsinstanz von Geheimnissen, die sich aus der Beobachtung einer objektiven Wirklichkeit ergeben. Sie braucht Dokumente, Philologie und bürokratische Verfahren der Verwaltung ihres „Seins“.
haha! 😉
Oh. Hab meinen Satz im ersten Kommentar erst jetzt gerade verstanden, nachdem du ihn paraphrasiert hast… verrückt. 😉
@Stefan – der Beweis ist erbracht: man kann eben doch heraus finden, was jemand anderes wirklich gemeint hat. Die Philologie kann anfangen.
„Was ich daran bemerkenswert finde ist, wie sehr die Systemtheorie auf eine ontologisch-stabile, akademische Umwelt angewiesen ist, damit sie überhaupt diskutierbar bleibt. Sie braucht Subjekte als Träger des Wissens und als Zurechnungsinstanz von Geheimnissen, die sich aus der Beobachtung einer objektiven Wirklichkeit ergeben. Sie braucht Dokumente, Philologie und bürokratische Verfahren der Verwaltung ihres „Seins“.“
Seh ich ganz ähnlich. Warum genau muß man sich darüber nun aber aufregen oder lustig machen? Oder darauf hinweisen, dass man sowas eigentlich in Wirklichkeit gar nicht braucht? Und sich gar einreden, man selbst käme ohne jegliche „fungierende Ontologie“ aus?
Wenn ich die Argumente, warum man das muß mal verstehe, mach´ ich mit beim homerischen Gelächter, dem Weinen oder dem Zetern über den „Niedergangs unserer Wissenschaftskultur.“ Aber erst dann! 🙂
[…] Kommentar zu dem Beitrag: Die Wirklichkeit des Zettelkastens habe ich von einem Facebook-Anonymus folgenden Beitrag erhalten, den ich hier mitteilen möchte. […]