Die Wissenschaft der Kommunikation
Das Weblog von Dirk Baecker wird nicht fortgesetzt, wie es in einem neuen Artikel heisst:
This blog will be closing soon. Thank you for your interest. I will focus on books and on papers. The latter are accessible at Social Science Research Network. Further experiments with catjects are to be embedded within theoretical and empirical work, for which there is more space in books and papers. Books and papers, moreover, are linked with scientific discipline, which challenges and thus helps doing the work.
Also: He will focus on books and papers.
Ein nicht geringer Erfolg der Systemtheorie besteht darin, dass die Spekulation über die Motive von Menschen relativ wenig weiter hilft. Denn wie immer ist es ein Beobachtungssystem der Kommunikation, das Menschen und ihre Motive beobachtbar macht, und nicht andersherum. Für alle Kommunikationssysteme dürfte gelten, dass sie sich durch ihre strukturelle Selbstdeterminierung auf ein Schicksal festlegen, über das sie nichts in Erfahrung bringen können, weil die Ausgangsbedingungen für ihre Fortsetzbarkeit durch sie selbst ständig verändert werden. Die operative Schließung eines sinnprozessierenden System zieht notwendig eine unvorhersehbare Zukunft nach sich, auf welche es immer angewiesen bleibt, denn alle Anschlusssicherheit ist ein gegenwärtiger Zukunftsertrag, der nur unter der Voraussetzung genutzt werden kann, dass sich an den rekursiv ermittelten Zukunftsaussichten eines Systems nichts ändert. Wenn die Ausgangsbedingungen für die Fortsetzung einer Kommunikation auf eine Form festgelegt ist, die genau jene Disiplin erzwingt, durch die diese Form sich erfolgreich ausbreiten konnte, so muss alle Systemstabilität diese Form als ihre „zweite Natur“ (Siegfried Kracauer) behandeln, weil alles, was als Kontingenz in Erscheinung tritt, unter der Voraussetzung eines nur so und nicht anders limitierbaren Selektionshorizontes steht. Aber: Eine Form kann sich nur bewähren, solange sie nicht selbst als Medium für neue Verkoppelungsmöglichkeiten genutzt wird, solange also ihre Kontingenz aussichtsreich eingeschränkt werden kann.
Die empirisch interessante Frage ist aber, was geschieht, wenn eine Form wie die Dokumentform kaum noch einen einschränkbaren Selektionshorizont zulässt, sie also ihren Zerfallsprozess durch Trivialisierung einleitet, den sie selbst nicht mehr beobachten kann, wenn sich die Ausgangsbedingungen für die Fortsetzung der Kommunikation sich aus einem Medium ausdifferenzieren, das die Dokumentform als Substrat verwendet. Bei Dirk Baecker wird eine Indifferenz hinsichtlich dieses Zusammenhangs deutlich. Eine Wissenschaft, die sich durch die Erhärtung der Dokumentform erfolgreich ausbilden konnte, könnte zwar auch noch ihren Zerfall reflektieren, aber nur unter der Voraussetzung, dass dieser Zerfall im ablaufenden Zerfallsprozess nicht verstehbar wird. Die Entscheidung lautet: Rückzug, wenn Nichtverstehbares dämonisch auf bekannte Strukturen trifft. Denn diese Wissenschaft der Kommunikation – und keine andere – kann nur über Kommunikation kommunizieren, wenn diese Kommunikation der Wissenschaft – und keine andere – den Anforderung gerecht wird, durch die ein stabiles Verhältnis von System und Umwelt erhalten bleibt. Gerät dieses Verhältnis aus den Fugen könnten die Systeme ihre Selbstbeobachtungsmöglichkeit verlieren.
Kommunikationssysteme verbleiben daher konservativ, solange es nur irgendwie geht, weil nicht bekannt ist, wie es anders gehen könnte.
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