Vergiftungssymptome bei Wikipedia
von Kusanowsky
Das Kuratorium (der Wikipedia Foundation) ist der Meinung, dass die abnehmende Autoren-Aktivität gegenwärtig für die Wikipedia die wichtigste Herausforderung darstellt. Wir möchten alle Beteiligten … dazu ermutigen, über Wege nachzudenken, wie wir dieser Herausforderung entgegentreten können. Wir wissen, dass dies schon in den vergangenen Jahren für viele Freiwillige ein wichtiges Thema war, und dass sie konstant an der Freundlichkeit im Umgang und für die Erweiterung unserer Community gearbeitet haben. Wir denken darüber nach, was das Kuratorium beitragen kann, um diese Arbeit effektiver zu machen. Dazu bitten wir die Community um Hilfe, und laden alle ein, darüber zu diskutieren und Vorschläge zu unterbreiten.
Mit diesen Worten wendet sich der „Wikipedia:Kurier“ an die Gemeinschaft um dem beobachtbaren Schwund von Autoren entgegenzuwirken.
Der Selbstauskunft nach liegt der Grund für die zunehmende Entmutigung in einer sich anhaltend zeigenden Unfreundlichkeit mancher Administratoren, die mit allzu rigiden Maßnahmen notwendige Diskussionen abbügeln und Löschungen vornehmen. Wenn dies stimmen sollte, so wäre die oben aufgeführte Aufforderung, Vorschläge zur Vermeidung solchen Verhaltens zu unterbreiten, vergleichbar mit dem Versuch, den Bock zum Gärtner zu machen, denn wie man weiß zeigen sich Ziegenböcke nicht gerade zimperlich darin, die schönsten Pflanzen zu fressen.
Aber dieser Einwand ist streng genommen gar nicht berechtigt, kann man doch erstens nicht genau sagen, was eine Unfreundlichkeit ist – interessant wäre, einen neutralen Artikel zu diesem relevanten Stichwort zu verfassen (oder aber dieses Stichwort wäre nicht relevant, dann auch nicht der Sachverhalt der Unfreundlichkeit, jedenfalls gibt es noch keinen Artikel zu diesem Stichwort) – zweitens kann man nicht genau angeben, von wem diese Unfreundlichkeiten ausgehen, denn wer dies angeben wollte müsste dies auf freundliche Weise tun, was wie gesagt nicht einfach geht, und drittens – und das sei der hier focussierte Punkt – kann man ein Problem nicht lösen, solange man es noch nicht in Erfahrung geracht hat. Wenn auch angeblich klar scheint, was das Problem ist, nämlich die unerträgliche Giftigkeit einiger, so ist einfach nicht erklärbar, warum – wenn dies so ist – das Problem so schwierig zu lösen wäre. Denn man kann recht schnell bemerken wie es wohl ausgehen mag, wenn man die Entmutigten ermutigen muss, Vorschläge zur Lösung eines Problems zu liefern, das dadurch entsteht, dass sie entmutig sind. Wenn es aber schwierig ist, dann wohl deshalb, weil man es nicht so einfach bezeichnen und berurteilen kann. Das meint: das Problem ist noch nicht ausreichend in Erfahrung gebracht.
Die Wikipediaschaft zeigt sich außerstande eine Lösung auf der Basis ihrer eigenen Unterscheidungen zu finden, was kein Wunder ist, wenn man etwa darauf bestehen wollte, dass sich die Bedingungen für eine Lösung auf Konsens, Widerspruchsfreiheit und allgemeine menschliche Verständigkeit beziehen sollten. Die Wikipediaschaft vermag zwar Relevanzkritierien für alle möglichen Stichworte zu liefern, die Relevanz der eigenen Erwartungen kann sie nach Maßgabe ihrer eigenen Kriterien nicht erfassen; und die Frage lautet: warum nicht?
Eine Antwort unter einer komplexen Auswahl von Möglichkeiten lautet, dass bei Wikipedia Selbstreferenz nicht behandelt werden kann. Sie kann thematisiert werden, wie alles andere auch, so kann sich Wikipedia stichwortmäßig selbst thematisieren, aber die Unterscheidung von beobachtbarer und operationalisierbarer Selbstreferenz wird an die Umwelt ausgelagert, aus welcher sie die Differenzen bezieht, um sowohl Selbstreferenz als auch sich selbst thematisieren zu können. Mag die Wikipediaschaft auch alles Wissen dieser Welt versammeln, so kann sie mit all diesem Wissen in Bezug auf sich selbst einfach nichts anfangen; streng genommen heißt das, dass Wikipedia gar nichts weiß. So wundert die Ratlosigkeit, die aus dem Eingangszitat spricht, nicht.
Dieser Befund ist für diejenigen, die sich mit einer Theorie sozialer Systeme befassen, gar nicht überraschend. Soziale Systeme wissen nichts, das gilt auch für wissenproduzierende Systeme, seien sie wissenschaftlich oder nicht. Wissenstheoretisch bedeutet das nicht, dass es kein Wissen gäbe, sondern nur, dass es nichts gibt, das etwas wüsste. Wissen ist nichts Vorhandenes, Gegebenes, Besessenes, sondern aktualisiert sich im Prozess der Wissensbildung und kann mit ihm genauso wieder verschwinden.
Die moderne Gesellschaft hatte nun aber eine Erfahrungsform gefunden, mit der sich sich über diese Einsicht hinweg retten kann. Diese Form ist die Dokumentform, die es möglich macht, Illusionen über Beständigkeit, Veränderbarkeit, Ausstauschbarkeit und Abrufbarkeit von Wissen in Empirie zu überführen. Und wenn dies gelingt, so kann der selbstreferenzielle Wissensproduktionsprozess nicht noch einmal reproduziert werden, jedenfalls kann er nicht noch einmal nach Maßgabe dieser Form der Organisation und Überführung von Empirie in Empirie nachvollzogen werden. Dieser Erkenntnis findet Niederschlag in der Aussage, dass selbstreferenzielle System ihre Selbstreferenz nicht beobachten können, eine Aussage, die im Gegensatz zu ihrer Beobachtbarkeit steht. Der Grund, warum solche Aussagen als „Luhmann-Sprech“ und Soziologen-Gefasel abgetan werden, liegt an den Aussichten, die durch die Dokumentform erhärtet werden, nämlich: Konsens, Widerspruchsfreiheit, Logik, Rationaliät und Ansprüche an menschliche Verständigkeit zu garantieren, wobei das ständige Scheitern an diesen Ansprüchen den Attraktor bildet, um diese variantenreich zu respezifizieren.
Aber damit nicht genug. Das Wikipedia-Verfahren ist eigentlich unglaublich gut dazu geeignet, diese Problemsituation zu bemerken und zu verstehen, wie das Probelm entsteht, aber dazu müsste man damit aufhören, Wikipedia-Artikel als Dokumente zu behandeln, also als selbstgleiche Einheiten, die niemals etwas über sich selbst, sondern stets nur über etwas über Anderes aussagen. Aber soweit ist die Problemerfahrung noch nicht gediehen. Stattdessen wird unter Verwendung der Hyperlink-Technologie eine Problemsituation restabilisert, die mit dem Hyperlinkverfahren eigentlich überwunden werden könnte, indem man diese Dokumente als benutzerdefinierte Performate behandelt, also als Simulationen von Wissen, die Manipulationen nicht als Problem verstehen, sondern auch als Lösung nutzen könnten.
Solange aber diese Einsichten auf sich warten lassen, kann man der Ratlosigkeit nur zuschauen. Übrigens geht das schon mit amüsiertem Gleichmut, weil man bemerkt, wie wenig relevant eigentlich solchermaßen selbstreferenziell beobachtbare Problemsituationen sind.
Weiter
Ich habe (als Newcomer) selber schon einige Male versucht, eigene Beiträge bzw. Ergänzungen zu machen, die mir sinnvoll und vernünftig erschienen. Diese sind aber stets und in vollem Umfang zurückgewiesen worden. Das hat mich so entmutigt, dass ich die Wikipedia als Aktionsfeld für mich abgeschrieben habe. Obwohl ich mir bei etwas besserer Quote durchaus vorstellen könnte, gelegentlich was beizutragen.
pz
Ich würde nicht sagen, dass das beschriebene Problem Wikipedias wenig relevant ist. Ganz im Gegenteil: Zeigt es nicht ein grundsätzliches Problem, mit dem alle Institutionen/Unternehmen/Entitäten zu kämpfen haben, wenn sie entstehen bzw. komplexer werden – das Spannungsverhältnis zwischen Autonomie (der Arbeit) und dem Anspruch an die Qualität (des Produktes)?
Wenn das stimmen sollte, was bringt dann in diesem Fall die Einsicht, dass Wikipedia-Artikel „als benuzerdefinierte Performate behandelt“ werden sollten, „also als Simulationen von Wissen“? Denn verstehen müssten das Problem doch zunächst die admins, aber dann wären wir wieder am Anfang Deines Blogposts, beim Bock-Gärtner-Problem…
@thorstena „Zeigt es nicht ein grundsätzliches Problem, mit dem alle Institutionen/Unternehmen/Entitäten zu kämpfen haben“ – ja, streng genommen ist das so, aber auch da gelten vergleichbare, ähnliche Umweltbedingungen, nämlich, dass die Systeme ihre Erwartungen aus der Umwelt beziehen und ihrerseits Erwartungen an sie richten, also immer von Selbstreferenz absehen. Aber da, wo Unternehmen etwa anfangen, selbstreferenziell zu agieren, etwa bei Facebook durch Kauf von Fans und Freuden, wird Geringschätzung signalisiert. Siehe dazu:
https://differentia.wordpress.com/2011/03/28/das-problem-der-echten-kommunikation-socialmedia-simulationsmedien/
Wenn aber Selbstrefernzialität nicht mehr als Problem verstanden wird, wird sie selbst kontingent beobachtbar und damit völlig unproblematisch. Aber das geht nur durch ein komplementäres Zusammenspiel von Systemen, die gemeinsam lernen müssten, sich darauf einzulassen. Und ich vermute, dass dieser Lernprozess im Gange ist; dieser nicht erst durch das Internet entsteht, aber sich mit dem Internet beschleunigt. Wenigstens kann man sagen, dass der Erfahrungsprozess Ansprüche an Widerspruchsfreiheit, Konsens, Rationalität und was immer nicht erfüllen muss um dennoch solches zu ermöglichen. Speziell für Wikipedia wäre als Lösung denkbar, dass jeder autor ähnlich wie bei Facebook eine Adresse hat, über diese Adresse seine Artikel veröffentlicht und jeder es einem Netzwerk überlässt, welche Adressen (following/follower) sich als besser geeignet erweisen. Das Netzwerk würde entscheiden, nicht der admin.
@Kusanowsky
> dass jeder autor ähnlich wie bei Facebook eine Adresse hat, …
mir scheint das fällst Du hinter Dich zurück. Wozu Autor? Es würde genügen wenn jedes Stichwort mehrfach vertreten wäre und es einem Netzwerk überlässt, welche Adressen (following/follower) sich als besser geeignet erweisen.
> Speziell für Wikipedia wäre als Lösung denkbar, dass jeder autor ähnlich wie
> bei Facebook eine Adresse hat, über diese Adresse seine Artikel veröffentlicht
> und jeder es einem Netzwerk überlässt, welche Adressen (following/follower)
> sich als besser geeignet erweisen. Das Netzwerk würde entscheiden, nicht der admin.
Das war doch irgendwie auch die Lösungsstrategie von Leviathan: Für jeden sein eigenes Wikipedia:
http://labs.geeksfactory.de/89-levitation-passt-die-wikipedia-in-ein-git/
http://scytale.name/blog/2009/11/announcing-levitation/
Auch sehr interessant wie vor 2 Jahren das Wikipedia betrachtet wurde:
http://www.heise.de/tr/artikel/Wikipedia-und-die-Bedeutung-der-Wahrheit-275872.html
> Nachprüfbarkeit ist in Wirklichkeit ein Nachweis der Autorität einer Information,
> nicht in Form der Autorität einer Wahrheit, sondern der Autorität einer anderen
> Publikation. Damit ist eigentlich fast jede professionelle Veröffentlichung gemeint.
[…]
> Der Wikipedia-Standard für „Wahrheit“ ist technisch und rechtlich gesehen sinnvoll,
> wenn man bedenkt, dass jeder die Artikel editieren kann. Es gab keine Möglichkeit
> für Wikipedia als Gemeinschaft, festzustellen, dass die Person, die den Artikel über
> Jaron Lanier veränderte, Jaron Lanier oder ein Vandale war. Es ist nach Wikilogik
> deshalb sicherer, die Menschen nicht beim Wort zu nehmen und stattdessen auf die
> Autorität anderer Publikationen zu setzen – und das auch von jedem, der beiträgt, zu
> erwarten, egal ob er ein „Experte“ ist oder nicht.
@Rolf – sicher, das ginge, nur wird bei wikipedia die Autoradresse ja auch die Funktion, Diskussionsangebote zu überreichen. Eine Autoradresse wäre für mehrere Zwecke benutzbar, z.B. auch für Theoriediskussionen, die bei Wikipedia ja theoretisch verboten sind.
@infognom – ich kenne diese Seiten und habe sie in zurückliegenden Artikeln auch schon thematisiert: Wikipedia wird abgeschafft
Ich glaube nicht, dass „Autor“ eine sinnvolle Adresse für irgendetwas darstellt, ganz sicher braucht ein Dialog über Theorien keine Autoren(adressen). Genaugenommen ist Autor(und Adresse) dem Wikiprinzip entgegengestellt.
@rolf – ja, glauben kann man verschiedenes. Nur: Kommunikation muss adressierbar sein, gilt auch für Wissenskommunikation. Adressierbarkeit bedeutet ja nicht, dass einzelne Personen angesprochen werden müssen oder Idenitäten, sondern auch Gruppen. Nichtadressierbare Kommunikationversuche findet man beispielsweise bei Protestformen: man fordert irgendetwas, zum Beispiel vom Staat, da der Staat aber keine Adresse hat, kann man entweder nicht sagen, ob der Protest erfolgreich war, oder man kann es jederzeit sagen, weil ohnehin alles folgenlos bleibt. Ich hatte vor vielen Jahren mal eine Diskussionsrunde von arbeitslosen Akademikern erlebt, die emsig gegen die HartzIV-Gesetze protestieren wollten. Als ich fragte, ob sie denn wirklich glauben, dass ihr Protest etwas bringt, hieß es einhellig: der Erfolg ist schon gegeben, wenn überhaupt jemand zur Demo kommt. Es kamen schließlich 14 Leute, was dazu führte, dass die Demo als Riesenerfolg betrachtet wurde; was auch stimmte: da keine bestimmte Adresse angesprochen wurde, ist es erstaunlich, wenn sich überhaupt jemand angesprochen fühlte.
> ja, glauben kann man verschiedenes.
> Nur: Kommunikation muss adressierbar sein
@Klaus glaubst Du das? Wieso muss Kommunikation adressierbar sein? Das hab ich noch nie gehört und sehe auch keinerlei Grund dafür. Wenn ich etwas ins Internet schreibe, spreche ich niemanden an, keine Person und keine Gruppe. Wenn das Geschriebene aufgegriffen wird, egal von wem, besteht die Möglichkeit, dass das als Kommunikation gesehen wird, egal von wem, einfach dadurch, dass es wieder aufgegriffen wird. Was hat das mit Adressen zu tun?
Und was soll bitte erfolgreiche Kommunikation bedeuten? Kommunikation ist erfolgreich, wenn sie stattfindet, nicht wenn ein paar Freaks eine Demo besuchen – oder irrt die Aussage (um eine Adresse zu geben)?
Ich schwanke gerade: Einerseits finde ich den Hinweis wichtig, dass Kommunikation adressierbar sein sollte und Adressierbarkeit nicht bedeutet, „dass einzelne Personen angesprochen werden müssen oder Idenitäten, sondern auch Gruppen.“ Das kann ich mir auch für Wikipedia theoretisch gut vorstellen, da zum Beispiel deren Einträge meines Wissens in der Regel nicht nur von einem Autor in Gänze geschrieben werden.
Andererseits gibt mir der Einwand Rolfs zu denken, dass „Autor (und Adresse) dem Wikiprinzip entgegengestellt“ seien. Denn was würde das zum Beispiel bedeuten, wenn es um einen Wikipedia-Eintrag über zu Guttenberg ginge, selbst wenn „Autor“ mehr als eine einzige Identität meint: Gäbe es dann einen pro- und einen contra-Eintrag oder sogar beliebig viele und man könnte sich dann heraussuchen, welcher am besten zur eigenen Meinung passt?
Zugegeben, ein Beispiel, das wahrscheinlich nur auf politisch sehr umstrittene Einträge zutrifft, die wiederum nur einen kleinen Teil aller Einträge ausmachen werden. Aber zumindest in diesen Fällen würde sich das Wikiprinzip doch atomisieren und auch der Anspruch Wikipedias, ein Lexikon zu sein, wäre wohl nicht mehr zu halten. (Oder?)
@Thorstena – deine Eiwände sind sehr interessant und natürlich berechtigt, weil sie den aktuellen Stand der Erfahrungsbildung reflektieren. Mein Vorschlag wäre, mit Entwicklung und Erfahrungsgewinn oder -zuchwachs oder allgemein mit Veränderung durch Erfahrung zu rechnen. Ich würde kurz so anfangen: Wikipedia könnte man beschreiben als den Versuch, im Internet verteilt auffindbare Informationen durch „Wikis“ zu standardisieren. Ein Wiki wäre entsprechend nur ein Formular, das auf andere solche Formulare verweist. Mit einem ausgefüllten Formular kann man wenig anfangen. Erst dann, wenn eine Verweisung von einem Formular auf ein anderes möglich wird, kann Wissen aktualisiert werden. Entsprechend wäre eine solche Verweisstruktur ein Art „kollabortativer Zettelkasten“, der aus einem anderen hervorgeht. Dieser andere wäre das Internet überhaupt, dieser ist zwar auch geeignet, Wissensmöglichkeiten zu erarbeiten, aber er ist enorm chaotisch organisiert, was man z.B. am Gebrauch einer Suchmaschine feststellen kann. Eine Suchmaschine für das ganze Internet ist eigentlich Quatsch. Entweder bekommt man so viele Trefffer, dass man keine Chance hat, das Relevante zu finden, oder so wenige, dass man den Eindruck hat, dass durch die Eingrenzung der Suche das Relevante verloren geht. Twitter (oder etwas ähnliches) ist dagegen eine „umgekehrte“ Suchmaschine: ich suche nichts, sondern ich lasse mich beliefern und beliefere andere. Also müsste man Twitter mit Wikipedia kombinieren. Der Einwand, es würde nicht jeder schreiben oder schreiben wollen stimmt noch, aber schon fast nicht mehr. Wenn man etwa daran denkt, dass Wikipedia gegenwärtig enorme Anstrengungen unternimmt, um Autoren zu vergraulen, so könnte man sich vorstellen, wie viele, auch Schüler, Studenten, die Bereitschaft hätten sich zu beteiligen und dies auch täten, wenn das als Schul-, Studien- oder wissenschaftliche Leistungen behandelt würde. Es käme nicht aufs Suchen an, sondern auf Belieferung; und auf die kreative Kombination von Lieferungen. Freilich: man müsste Adressen finden, die einen beliefern, aber eine einfache Verfahrensweise dafür findet man ja schon bei Twitter.
@Thorsten
> Gäbe es dann einen pro- und einen contra-Eintrag ..
ich kenne keine „Pedia“ die pro und contra-Einträge hat. Die Wikipedia hat eben, weil sie das Wiki nicht ernst nimmt, Diskussionsseiten wo Autoren ihre Meinungen pro und contra zum besten geben, was der Idee widerspricht.
@Klaus
Die Suchmaschine ist eine Alternative zum Hypertext. In der Wikipedia braucht es die Suchmaschine gerade nicht, weil ich über die Links zu jedem relevanten Eintrag gelange.
Und Twitter ist ein typisches Autorenwerkzeug, das eben Autoren und Gefolgschaften organisiert. Das ist der klassische Schrott, der Adressen braucht
„Also müsste man Twitter mit Wikipedia kombinieren.“ Interessant, dass Du zu diesem Schluss kommst; er erinnert mich sehr an den Vortrag Martin Lindners auf der Cebit , in dem er genau diese Weiterentwicklung bereits „auf dem Markt“ sieht.
Hier der Link: http://564.2716.m.edge-cdn.net/vsc_2716_564_1_vid_64676/E_Learning_2_0.html
(Martin spricht zunächst allgemein über Enterprise 2.0 (ab min 4:00), kommt dann auf Wissensvermittlung zu sprechen (ab 9:30) und landet schließlich bei Wikis (ab 11:30). Ab min 15:30 verweist er darauf, dass in den vergangenen Monaten unterschiedliche Wiki-Lösungen mit Microcontent-Funktionen versehen wurden, um Wissen „zu verflüssigen“ und potenzielle Anwender zum Mitmachen zu bewegen.)
@Thorstena – das ist bestimmt kein Zufall. Nur würde ich eine Art „Twiki“ verstehen als eine Zweiteilung – einmal als ein Verweisverfahren von Adressen (Autorenadressen und Links als Textadressen, inkl. tags) und ein Verweisverfahren von Formularen auf Formulare, die prinzipiell auch Endlostext enthalten könnten. Ein jedes Wiki würde dann über Twitter verteilt und wieder gefunden werden. Irgendwann wird es das auch geben. Und ich vermute, dass die Lösung wesentlich einfacher ist und zugleich komplexere Möglichkeiten zulässt als wir gegenwärtig noch denken können. Jedenfalls scheinen mir die Streitigkeiten bei Wikipedia und auch dieser Vandalismus einfach überflüssig. Aber warum kann das die Wikipediaschaft nicht abschaffen? Der Grund liegt erstens in der dort waltenden Theorie derzufolge keine Theoriediskussionen geführt werden düfren und zweitens wohl in der Annahme einer maximalen Naivität, die besagt, dass es nur eine Menschheit und deshalb auch nur ein Menscheitswissen gibts. Theoretisch liegt das weit zurück, aber das ist sicher normal, weil Systeme je eigene Systemgeschwindigkeiten ausbilden.
Nachtrag: hier eine für Systemtheoretiker sehr bekannte und banale Darstellung, für die Wikipediaschaft eine allerdings höchst ärgerliche, das sie aufgrund des Verbots von Theoriediskussionen nicht begreifen kann, woher ihre Probleme kommen
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Beziehung_zwischen_Wikipedia_und_der_Presse.svg?uselang=de
[…] nicht in theoretischen Diskussionen überführt werden dürfen, Entmutigungen schafft, die auf der Basis derselben Annahmen wiederum beseitig werden sollten, was empirisch gar nicht geht. Aber ein Dogmatismus lässt sich […]
[…] sozialen Lernprozesses relativ unbekannt sind? Denn eine triviale Form, wie sich sich bei Wikipedia zeigt, erzwingt Entmutigung und damit Urteilslosigkeit. Eine härtere Form muss Ermutigung […]
[…] sozialen Lernprozesses relativ unbekannt sind? Denn eine triviale Form, wie sich sich bei Wikipedia zeigt, erzwingt Entmutigung und damit Urteilslosigkeit, weil sie sich gegen die Zerstörung der […]
KenFM mit Markus Fiedler über die dunkle Seite der Wikipedia (Länge: 1:41:03).
Nebenbei:
Danke für deine Geduld an anderen Stellen; ich bin Tag & Nacht mit mir und den zunehmenden, für die Masse unsichtbaren Kriegsfronten überlastet (und beginne trotzdem immer wieder neue Baustellen, was vermutlich ein rücksichtsarmer Fehler ist – zum Glück bin ich mir dessen nicht sicher, weil es keine Sicherheit gibt 😉