Tantalosqualen – Die Paradoxie ist die Gefahr #Kernschmelze
von Kusanowsky
Auch den Tantalos sah ich, mit schweren Qualen belastet.
Mitten im Teiche stand er, den Kinn von der Welle bespület,
Lechzte hinab vor Durst, und konnte zum Trinken nicht kommen.
Denn so oft sich der Greis hinbückte, die Zunge zu kühlen;
Schwand das versiegende Wasser hinweg, und rings um die Füße
Zeigte sich schwarzer Sand, getrocknet vom feindlichen Dämon.
Fruchtbare Bäume neigten um seine Scheitel die Zweige,
Voll balsamischer Birnen, Granaten und grüner Oliven,
Oder voll süßer Feigen und rötlichgesprenkelter Äpfel.
Aber sobald sich der Greis aufreckte, der Früchte zu pflücken;
Wirbelte plötzlich der Sturm sie empor zu den schattigen Wolken.
(Aus der Odyssee (11. Gesang, 582–592), nach Johann Heinrich Voß)
Das Versprechen der Atomenergie besteht darin, kostengünstig große Mengen Strom zu produzieren und damit dem Energiebedarf einer Wachstumswirtschaft eine beinahe nie versiegende Quelle zur Verfügung zu stellen. In Japan haben wir es gerade mit der Paradoxie zu tun, dass ein GAU in einem Atomkraftwerk durch Stromausfall passiert ist. Da sitzen Techniker auf einem riesigen Energiepotenzial, dessen Nutzen darin bestehen sollte, sehr schnell, sehr viel Strom zu produzieren und sehen sich nun damit konfrontiert, dass durch einen Stromausfall und durch die Nichtbeschaffung geeigneter Ersatztechnik, der Nutzen diese Energiepotenzials sich als unglaubliche Gefährdung heraus stellt. Der schlimmste aller Fälle. In einem Stromkraftwerk, in dem man auf alle Eventualitäten vorbereitet sein muss, entsteht das größte Problem dann, wenn der Strom ausfällt. Neben allen sonstigen Vorbehalten und Einwänden, die man gegen die Atomwirtschaft vorbringen kann, zeigt sich in dieser Paradoxie das größte Gefährdungspotenzial: dass man nämlich immer Strom braucht, um ein Stromkraftwerk gefahrlos betreiben zu können heißt, dass man ihn durch andere Kraftwerke, die keine solche Gefahren bergen, erzeugen muss. Die Kontrolle der Gefahr kann nur durch eine gefahrlose Stromquelle bewerkstelligt werden. Und das Verhängnis muss seinen Lauf nehmen, wenn geglaubt werden konnte, die Radioaktivität sei die zu beherschende Gefahr. Diese Paradoxie beschreibt aber den blinden Fleck, auf welchen aufmerksam zu machen übrigens auch Atomkraftgegner versäumt haben. Und man könnte vermuten, dass solche Hinweise ohnehin als unsachlich beiseite geschoben worden wären.
Wir haben es praktisch mit der Situation des Tantalos zu tun, einer Figur aus der griechischen Mythologie. Die oben angeführten Stelle aus Homer beschreibt die Situation eines Hilfsbedürftigen, dessen Qualen darin bestehen, dass er etwas Unerreichbares in einer Notlage beständig nahe vor sich sieht.
Ja. Gerade bei Anne Will wurde von irgendeinem Atomapologeten auch wieder gesagt, dass in Deutschland keine Tsunamis auftreten und auch keine so massiven Erdbeben. Allso wieder mal die Meta-Erzählung der beherrschbaren Atomenergie, die da bemüht wurde.
Ein einfacher, guter Gedanke: Die Kausalitätsannahme zwischen Tsunami, Erdbeben und Kernschmelze ist falsch..die iegentliche Selbstreferenz der Reaktion ist das Ausbleiben von Strom, um das Stromkraftwerk zu betrieben. Genial, Klaus..
Die Gefährlichkeit der Atomkraftnutzung ergibt sich nicht aus ihren Umweltbedingungen. Weder durch Wetter, durch Tektonik oder durch Menschen, seien es kompetente Terroristen oder inkompotente Atomingenieure, ist die Atomkraft gefährlich. Danke für deinen Kommentar. Es kommt selten vor, dass sich da draußen auch mal jemand bemerkbar macht, der das versteht. Die Sicherheit der Atomstromerzeugung ist davon abhängig, dass Strom permanent und sicher hergestellt werden kann. Beides: die Permanenz wie die Sicherheit wird durch den Betrieb von Atomanlagen sabotiert.
mir ist schlicht nicht klar, was hier als Paradoxie bezeichnet wird. Ich kenne aber diese Wortverwendung etwa von H. von Foerster. Er hält die Haustürklingel für paradox, weil sich durch das Schliessen des Stromkreises sich der Stromkreis wieder öffnet und vice versa. Ich kann darin nicht die geringste Paradoxie erkennen. Es ist eine technologisch ganz schlichte Konstruktion. Und wenn ein Stromkraftwerk mit Strom betrieben wird, ist das ebenso schlicht zu verstehen.
Das Sicherheitsdispositiv des besagten AKW scheiterte (unter vielem anderem) daran, dass ein Dieselmotor zur Stromerzeugung nicht angesprungen ist.
„dass ein Dieselmotor zur Stromerzeugung nicht angesprungen ist.“ Aha, du hast also die Paradoxie sehr gut verstanden. Danke für diesen Troll-Beitrag.
Was meinst Du denn mit Troll? Was soll hier trollig sein?
ja – wenn ich es nochmals bedenke – die Herstellung von Sicherheit kann immer als Paradoxie gelesen werden. Das hat aber mit der Art der Sicherheitseinrichtung nix zu tun sondern nur mit dem Versprechen von Sicherheit.
Ich habe das im Artikel übersehen, weil ich dort von Stromherstellung lese, die durch Strom gesichert werden soll. Die Technik ist einfach und jenseits von jeder Paradoxie.
Ich habe mich durch die Argumention ablenken lassen. Zur Zeit schreiben etwas viele Soziologen über Technik statt über Sicherheitsversprechen
Einerseits gut und richtig beobachtet. Besonders bitter: Der Unfall in Tschernobyl ereignete sich bei der Simulation eines Ausfalls des äusseren Stromnetzes. Anderseits haben dann wohl Planungs- und Bedienungsfehler und letztlich die trotz vorhandenem (Not)Strom nicht funktionierende Abschaltung zur Explosion und zum Super-GAU geführt.
Was Fukushima betrifft hast Du natürlich recht.
[…] den Sozialtheoristen ist ein Artikel gepostet worden, der auf den Zusammenhang von Kreditwirtschaft und Atomenergie eingeht, aber diesen Zusammenhang nur nebenbei behandelt. Tatsächlich ist dieser Zusammenhang […]
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