Guttenberg soziologisch verstehen (und dann vergessen) bei Helmut Wiesenthal

Guttenbergs Welt ist nicht unsere. Die „bürgerliche“ Gesellschaft, in der wir, die Mehrzahl der Bürger, leben, ist eine, in der profane Spielregeln gelten, in der Identitätsbewusstsein und Ehrgefühl nicht auf Abstammung und Gruppenzugehörigkeit gründen, sondern auf Leistungen und der Bereitschaft, nicht nur selbst-, sondern auch fremdgesetzte, sog. „gesellschaftliche“, Normen und Spielregeln zu respektieren; selbstverständlich auch Verträge, Ehrenworte und ähnliches.
In den letzten Wochen erfuhren wir, dass diese Gesellschaft nicht völlig inklusiv ist. Neben ihr gibt es auch noch etwas anderes. Das war uns nicht bewusst und folglich haben uns die Ereignisse um den Baron Guttenberg kalt erwischt; „überrascht“ wäre ein zu milder Ausdruck. Denn wir haben uns verhalten, als sei zu Guttenberg einer von uns. Was wir nicht wussten und nicht beachtet haben: Am Rande der modernen, funktional differenzierten Gesellschaft existieren Nischen, in denen ständische Normen und ständisches Bewusstsein überleben. Nischen, durchaus komfortabel ausgestattet, in denen die funktionale Differenzierung, wie es Luhmann im 1. Band von „Gesellschaftsstruktur und Semantik“ (S. 30) erklärt, Personen noch nicht auf die bloße Existenz eines „privaten Individuums“ reduziert, dass in alle gesellschaftlichen Funktionssysteme, also auch des Vertragsrechts, der wissenschaftlichen Ethik, der bürgerlichen Moral usw., inkludiert ist.

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