Rappelkiste des Massenmediums – Ausbeutung oder Irreführung? #kapitalismus #kapitalismuskritik
Das Internet ist eine großartige Trivialisierungsmaschine, weil es ermöglicht, alle soziale Komplexität durch ein Dispositiv zu verarbeiten, das – anders als konventionelle Massenmedien – Alterität nur als Alterität in Erfahrung bringen kann. Bei Massenmedien dagegen geht alles durch einen rekursiv konfigurierten Filter der Quantifizierbarkeit, das am Ende eine Reflexionskette nur die Möglichkeit zulässt, dass die Dinge sind wie sie sind. Dieses Video macht das deutlich. Es ist ein Ausschnitt aus der Kindersendung „Rappelkiste“ aus den 70er und 80er Jahren, in welcher für Kinder der angebliche Ausbeutungsmechanismus des Kapitalismus erklärt wird. Die Spielszene zeigt, wie scheinbar das Ausbeutungsgeschehen dadurch möglich wird, dass bei einem Punkt Null angefangen wird: es gibt eine Nachfrage nach Kinderbildern, die arbeitsteilig hergestellt werden müssen. Schließlich kommt heraus, dass ein Kind die anderen Kindern übers Ohr Haut und es wird gezeigt, wie die Ausgebeuteten sich wehren.
Durch eine Fernsehpädagogik ist nun Versuch gescheitert, man könne, wenn man schon Kindern diese Zusammenhänge früh genug erklärt, daran etwas ändern. Das Scheitern kann zwar auch noch über Massenmedien diskutiert werden, aber eine Erklärung für das Scheitern kann nicht gefunden werden, sofern die Gründe dafür durch das Dispositiv der Massenmedien nicht filterbar sind. Diese Kindergeschichte zeigt nämlich, dass nicht Ausbeutung der Grund für das Funktionieren des Kapitalismus ist, sondern die Irreführung: Ein Kind ist über einen Markt für Kinderbilder informiert, aber verschweigt eben dies und bietet statt dessen anderen Kindern großzügig eine Verdienstmöglichkeit an. Nachdem Wissensaufdeckung wiederum durch den Markt funktioniert, bleibt bei Zurredestellung nur wechselseitige Rechtfertigung. Die Arbeiter-Kinder beschweren sich über den Trick und rechtfertigen ihre Forderung, das Kapitalisten-Kind rechtfertigt sich durch Behauptung der Verantwortungsübernahme. Beide Parteistrategien bleiben für einander unzugänglich, indem sie sich gegenseitig Legitimität bestreiten.
Die Irreführung, die hier stattfindet, ist, dass beide Parteien den Prozess des Informiertwerdens über die Ent- und Verwicklung des Marktgeschehens als „Menschentat“, an welcher Zurechnungen über Absichten und Interessen geknüpft sind, identifizieren, gleich so, als ob schon vorher feststehen würde, was später erst entdeckt werden kann, nachdem die Prozesse durchlaufen wurden. Nachdem aber entdeckt wird, wie die Ausbeutung funktioniert, kann dieser Prozess nicht als solcher identifiziert werden, weil die Aufklärung selbst wiederum nur durch das Marktgeschen möglich wird, welches scheinbar aufgeklärt ist. Deshalb bleibt nur übrig, Forderungen und Rechtfertigungen vorzutragen. Genau darin aber besteht die Irrführung eines Beobachters, der nicht wissen kann und konnte, wie ihm geschah, wie ihm geschieht.
Massenmedien können alles mögliche kommunikabel machen, ja sogar sich selbst, sofern nur ihr spezfisches Dispositiv durch sie selbst blockiert wird, sofern also das Dispositiv selbst inkommunikabel bleibt. Und solange dies so bleibt, gibt es keinen Ausweg. Das Ende dieser Kindergeschichte erzählt in der letzen Szene genau diese Ausweglosigkeit.
Siehe dazu auch: alternativlos – Eine Kurzbemerkung zum Dispositiv der Massenmedien