Ästhetik der Immersion
Aus: http://www.filmforen.de/index.php/topic/14140-aesthetische-immersion-und-filmtheorie/
In der jüngeren Medientheorie beschreibt Immersion Rezeptionsprozesse, bei denen der Anwender in eine virtuelle Realität „eintaucht“. Das Konzept ist jedoch wesentlich älter und vielfältiger. Bereits dieser Begriff von Immersion hat verschiedene rezeptionstheoretische und raumtheoretische Implikationen. In ihrer 2007 erschienen Dissertation Ästhetik der Immersion definiert die Amerikanistin Laura Bieger: „Die Ästhetik der Immersion ist eine Ästhetik des Eintauchens, ein kalkuliertes Spiel mit der Auflösung von Distanz. Sie ist eine Ästhetik des empathischen körperlichen Erlebens und keine der kühlen Interpretation. Und: sie ist eine Ästhetik des Raumes, da sich das Eintaucherleben in einer Verwischung der Grenze zwischen Bildraum und Realraum vollzieht.“(1)
Eine so verstandene ästhetische Immersionstheorie versucht einen zentralen Aspekt der Medienrezeption zu erklären: die „mentale Verschmelzung“ des rezipierenden Subjektes mit dem rezipierten Objekt, etwa das Eintauchen in eine Erzählung, in ein Bild, eine Theateraufführung, einen Film usw. Damit dieses Eintauchen, das als ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Aspekt des Gelingens solcher künstlerischer Produktion gilt, überhaupt stattfinden kann, haben sich seit der Antike verschiedene ästhetische Strategien in den Künsten entwickelt.
An ihrem Beginn steht vielleicht die „Skenographia“, nach der im antiken griechischen Theater perspektivisch echt wirkende Bühnen-Hintergrundbilder angefertigt wurden, die den Darstellungsraum für das Auge des Zuschauers in die Tiefe verlängerten. So soll der Dichter Aischylos um 465 vuZ. „einen Maler namens Agatharchos aus Samos“ beauftragt haben, „für eines seiner dramatischen Werke ein [solches] Bühnenbild zu schaffen“ (2). Diese damals neue Darstellungsweise wurde bald schon auf andere Bereiche der Kunst übertragen, wie der Kunsthistoriker Bernhard Geyer resümiert: „Skenographia stand seitdem nicht nur, wie ursprünglich, für die zeichnerisch-malerische Darstellung einer plastisch-räumlichen Bühnensituation, sondern umschloß auch die Wiedergabe von architektonischen Schöpfungen bis hin zum landschaftlichen Raum.“ (3)