Realität, Interesse, Manipulation – Die „Welt der schönen Bilder“ ist durchschaut?

von Kusanowsky

Die These, dass in einer funktional differenzierten Gesellschaft ein postfaustisches Trivialsubjekt durch einen Beobachter abgelöst wird, dem es gelingt, diese Trivialform zu enttrivialisieren, lässt sich mannigfach belegen und erläutern.

Hier habe ich einen Blog-Artikel gefunden, der zeigt, wie hartnäckig dieser Ablöseprozess ignoriert wird, und wie dennoch besagtes Subjekt eben solche Trivialformen des Beobachtens benutzt, durch die es seine Konstitution als angeblich souveräne, kritische und authentische Urteilsinstanz unterläuft, ohne zu bemerken, auf welches diabolische Spiel man sich damit einläßt. In diesem Artikel geht es um ein altbekanntes Schema der paranoischen Durchschauung von Interessenslagen, Realitätsgewissheiten und Manipulationsstrategien, die angeblich genauso souverän verstanden und angewendet wie durchschaut und zurück gewiesen werden können. Und dies gelingt durch Benutzung eines Verfahrens, das genau diese Differenzen erzeugt, die als Beobachtungsdefizit skandalisiert werden: Politiker, herrschende Kräfte, so könnte man den Artikel zusammenfassen, setzen ihre Interessen gegen den Willen anderer souverän durch und verbreiten mittels manipulierter Bilder eine affirmative Verschleierung ihrer wahren Absichten. Durch ein gleichsam „magisches Geschehen“ wird die Bevölkerung in einen korrupten Sumpf aus schönem Schein, aus Lug und Trug hineingezogen, indem falsche Vorbilder Lebensprobleme erzeugen und Therapiebedarf steigern; und nach dem all das ob seiner Unhaltbarkeit von den Beteiligten bemerkt wird, fängt dieser Prozess wieder von vorne an. Wörtlich heisst es: „Dann schmeißen wir viele Berichte und Bilder in den Mülleimer und bekommen neue. Wir müssen nur sehr wendig und flexibel sein im Kopf. Nicht dass uns noch ein krankhafter Schwindel erfaßt und wir zum Arzt müssen!“

Stapelweise Romanliteratur in einem Buchladen, Foto: Wikipedia

Bezug genommen wird dabei auf den Roman von Simone de Beauvoir „Welt der schönen Bilder“ aus dem Jahre 1965, in dem ein solches Geschehen erzählerisch analysiert wird. Interessant ist zu beobachten, wie hier das skandalisierte Defizit, nämlich Verlogenheit und Verlust von menschlicher Authentizität, durch Textkritik entsteht, die in Form von Dokumenten, hier Romanliteratur, Bilder, Filme, Quellen verschiedener Art wiederrum in Dokumente überführt wird, die das selbe Beobachungsdefizit durch ein re-entry reproduzieren in sozialen Verhältnissen einschreiben und abrufbar machen. Die Konstitution einer angeblich durchschaubaren imaginären Realität erzeugt in ihrem Vollzug jene Realität, deren Durchschaubarkeit auf einer zweiten Seite der Realität, als Realität der Fiktion die Fiktion so beobachtbarer Realität als Skandalon erscheinen lässt. Man findet real wieder was eine fiktive Bearbeitung die beobachtbare und skandalisierbare Realität überformt hat. Das Triviale daran ist, dass das Subjekt in Laufe seiner Simplifizierung die erfolgreiche Strategie der Herstellung von Fiktionen zur Ermittlung von Kontingenz möglicher Realitätsvergewisserung in Nichtkontingenz umändert. Alternative Verstehensweisen – dafür werden Fiktionen gebraucht – werden in alternativlose Erklärungmuster umgewandelt; und erscheinen folglich – wen könnte das wundern – als Zumtung und Fehlleistung.

Der Selbstmanipulationsprozess verbleibt für das Subjekt undurchschaubar, weil es sich lediglich fremdreferenziell, also in einem „falschen Leben“ wieder findet.