Kann man den Willen des Gehirns manipulieren?

Die Trivialisierung des Beobachtungsschemas, das sich aus der Beurteilung massenmedial verbreiteter Dokumente ergibt, macht es eigentlich unmöglich, Kuriositäten merkwürdig zu finden. Man könnte doch annehmen, dass eine Form der Beschreibung sozialer Sachverhalte, die Polykontextualität in Rechnung stellt, laufend Irritationen über die Verschiedenartigkeit entsprechender Differenzen in entsprechenden Kontexten generiert. Das Gegenteil ist der Fall. In dem Augenblick, in dem man erwartet, sich über fast alles wundern zu können, findet man kaum noch etwas, das noch bemerkenswert wäre.
Das gilt ganz besonders für diesen Blogartikel einer Karriereberatung, in welchem ernsthaft darüber spekuliert wird, ob der Glaube an den „Freien Willen“ die Arbeitsproduktivität steigern könnte. Mit Verweis auf entsprechende amerikanische Studien, die so etwas untersuchten, wird mittels eines trivialskeptischen Einwands die methodische Kontrollierbarkeit solcher empirischen Untersuchungen mit dem rhetorischen Kniff der Relativierung in Frage gestellt. Man könne trefflich darüber streiten, heißt es in dem Artikel, ob man die Ergebnisse solcher Studien als seriöse philosophische Betrachtungen anerkennen wolle oder ob es sich lediglich um „geschickte Manipulation“ handelte.
Wenig unkurios sind solche Statements ja gerade hinsichtlich ihrer fremdreferenziellen Vergleichbarkeit, die alle Selbstreferenz verschleiert. Welches Problem hätte denn ein freier Wille mit Manipulationsversuchen? Vielleicht das selbe wie ein unfreier Wille? Der freie Wille bemerkt Manipulation, aber verhält sich, weil für ihn durchschaubar, notwendig indifferent. Der andere bemerkt sie nicht und verhält sich genauso indifferent, weil für ihn prinzipiell ohnehin undurchschaubar.
Ob das alles davon abhängig ist, was man glauben möchte?